gesund?...je ne sait pas

#1
Hallo leute

ich habe von meinem 14. bis zu meinem 20. Lebensjahr Bulimie gehabt.
Zwar kotze ich nicht mehr, d.h. seit ca. 6 Jahren---eigentlich toll, aber ich fühle mich immernoch als wäre ich mal mehr mal weniger in diesen ganzen Gedanken gefangen. Essen kann ich sowieso seit dieser Zeit nicht normal, ein normales Sättigungsgefühl kenne ich nicht. Ich esse bis ich ein Völlegefühl oder Schlechtsein empfinde. Der Unterschied zu früher ist halt dass ich nicht mehr kotze. Hatte auch keinerlei Versuchung in der Hinsicht all die Jahre.
Ich bin aber so unzfrieden mit mir selbst, natürlich mache ich ständig Diäten und nehme mir vor Sport zu treiben. Das halte ich dann ganz diszipliniert einige Wochen aus, bis ich dann wieder in ein tiefes Loch falle und auf alle meine Vorsätze scheiße. Meine extreme Unzufriedenheit kriegen dann hauptsächlich mein Mann zu spüren, ich bin total Aggressiv und abweisend ihm gegenüber.
Alle paar Wochen "gönne" ich mir mal einen Ausbruch aus meinem kleinen Gefängniss und gehe einfach saufen, Party machen---saufen bis Ultimo sozusagen. Danach fühle ich mich kacke, nehme mir vor:jetzt kriegst du alles auf die Reihe--nach einigen Wocheen aber wieder der große Absturz.
Mein Leben dreht sich irgendwie nur im Kreis und das seit etlichen Jahren.
Könnte jetzt noch mehr über mich schreiben, aber mich würde mmal interessieren wie es euch so ergeht--ihr die vielleicht auch schon einige Jahre ohne das Kotzen auskommen?!

#2
HUHU!!!

Erstmal meinen größten Respekt, dass Du nicht kotzt!!! Genau das tue ich auch nicht mehr. Ok, ich bin noch nicht so ewig lang bulimisch, habe zwischendurch gekotzt, es aber gut im Griff es nun nicht mehr zu tun. Fiel mir vielleicht auch etwas leichter als so manchem hier, weil ich noch nicht jahrelang bulimisch bin.

Wenn ich Deine Zeilen so lese, denke ich, das WIRKLICHE Problem, was sich damals in der Bulimie und auch jetzt noch in Deinem gestörtem Essverhalten wiederspiegelt, besteht noch. Vielleicht hast Du es noch nicht aufarbeitet. Weißt Du denn die Ursache von damals/heute? Da Du Dich ja noch mit Diäten quälst und immer wieder Heißhungerphasen hast zeigt doch, dass Du irgendwie nicht wirklich glücklich bist und es ein Problem gibt! Magst Du Dich?

Was hälst Du von einer Therapie? Hast Du schon mal eine gemacht? Wäre vielleicht eine gute Möglichkeit um zu gucken, wo Dein wirkliches Problem liegt und daran zu arbeiten. Denn Fressen und Kotzen oder sonstige Zwänge kommen ja irgendwo her und sind meist nur ein Problembewältigungsventil des Einzelnen.

Aber ich finds echt super, dass Du das Kotzen aufgegeben hat. Das bestärkt mich immer, sowas zu lesen!

Deine Gereiztheit ist doch auch ein Zeichen dafür, dass Du nicht mit Dir zufrieden bist! Daran musst Du arbeiten!

Vielleicht mags Du ja noch ein bisschen mehr über Dich schreiben?
Würde mich freuen!!

LG Nadine

#3
Hallo,
irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Ich kotze auch nicht mehr und kann dennoch nicht "normal" essen. Meine Gedanken kreisen immer noch ständig ums essen und mein Gewicht. Auch kommt es häufig vor das ich den ganzen Tag hunger und dann abends esse bis mir schlecht ist, aber es bleibt alles drin(in letzter Zeit leider fast täglich). Dann fühle ich mich immer total schlecht... Irgendie stimmt es wohl, das "eigentliche Problem" ist noch nicht verschwunden und wird es wohl von selbst auch leider nicht :wink:
Ich ertappe mich auch immer wieder wie ich grundlos genervt bin und andere Leute wegen kleinigkeiten anmotze :oops:
Ich denke gerade auch darüber nach ob es nicht doch sinnvoll wäre eine Therapie oder so zu machen, denn mein Denken wird sich wohl nie ändern und auch mein Essverhalten ist wohl immer noch alles andere als "normal".
gaaanz liebe Grüsse

#4
ja ja...
das eigentliche Problem! wenn ich das mal wüsste!! Eine Therapie(ambulant) hatte ich angefangen, fand ich aber so blöd dass ich sie nach 1 Monat wieder abgebrochen hatte. Das war zu der zeit wo ich noch gekotzt habe, regelmäßig. Man sagte mir, es läge an der Scheidung meiner Eltern als ich 6 Jahre alt war und dass ich damals als Kind schon Depressionen hatte und sich das dann später in der Bulimie geäußert hat.

Na ja, mag ja sein. Nur was nützt mir das jetzt, dass ich das vielleicht weiß? Denn meine Probleme habe ich immernoch und die Scheidung kann ich auch nicht rückgängig machen.
Ich weiß auch nicht, ob ich heute noch depressiv bin. Ich habe halt ziemlich oft negative Gedankenstrukturen, die sich immer wieder festsetzen und die mich lähmen. Und gegen diese Gedanken anzukämpfen ist schwer und sie kommen immer wieder.Ach was weiß ich, vielleicht bin ich garnicht mehr krank sondern einfach nur lustlos und träge. Für eine neue Therapie fühle ich mich noch zu "gesund" wenn ich das mal so hochnäsig sagen darf. Ich habe eine Tochter, bin verheiratet und kotze seit 6 Jahren nicht mehr? Was soll ich mit einer Therapie? Andererseits merke ich, dass ic h mich oft "zerstörerisch" verhalte, ich zerstöre meine Ehe(durch meine ablehnende Haltung), zerstöre meine Lebensqualität. WEil ich mich den ganzen Tag mit mir selbst auseinandersetze, das ist anstrengend--aber ich kann diese Gedanken auch nicht abstellen.
Lange Rede, egal. Bis bald, freue mich über Kommentare,Tips etc.

#5
Hallo kef,

ich kenne das. Also zumindest das, wie du deinen Alltag und deine Einstellung zu dir und deinem leben beschreibst, die negative und ablehnende Haltung zu allem, die fehlende Lebensqualität durch das ständige gedankliche Kreisen um sich selbst, das einen im Endeffekt richtig lähmt. Auch das sich fragen, was denn nun das eigentliche Problem ist.

Ich glaube, dass du selbst eh weißt, dass etwas nicht in Ordnung ist, sonst wärst du nicht hier. Sonst würdest du dich nicht fragen, ob du depressiv bist. Sonst würdest du nicht dein wiederkehrendes Verhalten hinterfragen und mit diesen "Ritualen" unzufrieden und unglücklich sein. Und allein dieses Gefühl, dass es dir besser gehen sollte/könnte, dass etwas doch nicht so richtig in Ordnung ist, "berechtigt" dich durchaus, eine Therapie zu machen. Aber auch diesen Gedanken kenne ich nur zu gut: ich bin (noch) zu gesund für Hilfe. Ich habe keine schwerwiegenden Symptome (was weiß ich: jeden Abend saufen, kotzen, extremes Über- oder Untergewicht). Aber wie weit soll man denn gehen? Muss man erst am Rande des Grabes stehen, bevor man würdig ist, um Hilfe zu bitten? Warum sich ständig abwerten und nicht ernst nehmen? Warum sich ständig anderen unterordnen, indem man sich selbst als zu geringwertig für jegliche Inanspruchnahme von Unterstützung sieht? Ich denke, das ist schon ein Teil des Problems! Bei mir zumindest in jedem Fall. Und hier haben mich schon sehr viele Leute bestärkt, mich ernst zu nehmen. Mich nicht zufrieden zu geben, mit einer "eh ok, es geht so" Lebensqualiät. Auch du hast ein Recht darauf, dass es dir gut geht, und zwar so richtig. Du hast schon eine Menge geschafft! Das kotzen wieder sein zu lassen ist SUPER und eine ganz schöne Leistung! also warum zwei Meter vorm Ziel klein beigeben und aufhören zu kämpfen. Mag sein, dass noch eine Menge kommt und viel Anstrengung auf dich wartet, aber es lohnt sich. Das weißt du.

lg
djinn