darf ich bitten?

#1
Also, ich spaziere ja jetzt seit über zehn Jahren mit meiner ES durch`s Leben, meist BUlimie - oft MS-durchwirkt und auf jeden Fall asketisch (mit zehn habe ich aufgehört, fleisch zu essen, dann keine eier mehr, schließlich auch kein honig, irgendwann kein brot, mal keine kartoffeln und kein zucker und fett eh nicht - kenne, seit ich zehn/elf bin sämtliche lebensmittel-listen auswendig), immer mit Verboten, mit gut und böse belegt.

Vor ca zwei jahren hatte ich meinen absoluten Tiefpunkt, an dem ich geschnallt habe: okay - werden oder sterben.
Und ich hab gemerkt, der Weg zum sterben ist nicht länger als der zum werden. habe mich für`S werden entschieden.
Von aussen betrachtet sind wohl wenige schritte meinerseitws passiert, für mich viele kleine wichtige.
Gerade bekomme ich wieder den totalen gesundungs-motivations-schub, stehe kurz vor der überwindung ganz alter ängste.
ich bekommen wut und daraus mut,
habe mich gerade einer alten freundin offenbart aus hunger, verstanden zu werden!
und dieses VERSTANDEN werden ist mir wichtiger, als anerkannt zu werden. ich verliere miene angst, nicht von allen geliebt zu werden.

und: ich bin letzte nacht in einen FA hineingetappt, als Schlüssellebensmittel habe ich ein halbes Packerl Butter auf Brot geschmiert und gefuttert.

und irgendwie ist`s passiert, dass ich dann gemalt habe -und nicht gekotzt. krass, bei einem halben päckchen butter.
dieser plötzich wiedergekehrte wille hat mich so schwer beeindruckt, dass ich mir denke, ich möchte jetzt
hin und wieder schon auf die ehemligen-seite linsen dürfen!!!

also, wenn`s genehm ist, freu ich mich - izumie

#4
Brav,
Butter ist gesund :lol: . Das mit dem verstanden werden ist, glaub ich, nicht so einfach.
Doch: Dass du ihr davon erzählt hast, find ich gut. Du stehst zu deinem Verhalten, von dem du schon weißt, dass es nicht richtig ist.
Und das wichtigste: Irgendwie hast du die Kraft gefunden, es zu ändern. Bravo.
lg, Gert

#5
ah gertl,
also, dass mit dem "verstanden-werden" meine ich in DER hinsicht, dass mir-wichtige-menschen durch mein outing seltsames verhalten meinerseits besser verstehen können!
so kann meine gute alte freundin jetzt vielleicht besser verstehen, warum ich mich oft so zurückgezogen habe, nicht zu verabredungen erschienen bin usw...
es geht mir vorerst gar nicht darum, wirklich verstanden zu werden (bin schon froh, wenn ICH mich verstehe) - ich will nur, dass die leute um mich herum verstehen können,
warum manchmal mit mir eine komische wandlung passiert,
dass sie sagen können: okay, die olle mit ihrer scheiß-bulimie ist mal wieder nicht zu erreichen!
das ist mir nämlich lieber, als wenn ein mir wichtiger mensch denkt: mensch, warum zieht die sich so von mir zurück? bin ich der denn gar nicht mehr wichtig??

ähm, ja, ich glaube, so habe ich erklärt, was ich meine...

#6
Izumie,
Erklärung verstanden. Nur glaub ich nicht, dass es so funzt, wie du es dir wünscht. Du bietest ihnen eine Erklärung an, O.K. .
Ob sie die dir auch abnehmen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Ich glaub, dass die "Krankheit" manchmal auch herhalten muß, als Block gegen unangenehme/unerwünschte Sachen. Die werden trotzdem nicht weniger präsent(z.B. Verabredung, nicht erscheinen).
Gib dem inneren Schweinehund einen Spitz i.d.A.. Geh hin, wenn du "ja" gesagt hast, und wenn´s dich noch so sehr "ankotzt".
Übrigens ein Herbst bei uns, wie er die letzten sechs jahre nie mehr war. Ist´s in Graz auch so schön?
lg, Gert

#7
der herbst? ziemllich schön - weiß allerdings nicht, wie der hier in den letzten jahren aussah - grins.
jeden morgen, wenn ich von der arbeit nach hause komme, geht die sonne langsam auf und himmel teilt sich die farben von zartrosa über hellblau zu goldgelb - wahnsinnig schön! stadt bleibt ja immer stadt - die jahreszeiten zeigen sich am deutlichsten über den temperaturwechsel, aber zumindest unser hinterhof besteht fast nur aus bäumen und ist so lang und groß, dass man sich vorstellen kann, am land zu sein.
die maronibräter haben die eis-"dealer" abgelöst, die bauarbeiter haben die löcher in den straßen endlich zugemacht, es wird wieder ruhiger.

ich mag die zeit, ich könnte ewig weitersuchen! ich mag die stille, die ruhe!

ah! ja! - der schweinehund, der hat sich ja seinen eigenen trick überegt:
also,
mein problem ist nicht (mehr), dass ich verarbredungen platzen lasse - ich habe mich seit längerer zeit daran gewöhnt, gar keine mehr zu machen!!

oft sage ich nicht einfach "JA!" sondern: "oh, eigentlich gern, aber ihc muß noch ...",
ein wunder der natur, dass ich trotzdem noch gefragt werde, ob ich irgendwohin mitwill.

ist aber in arbeit! letztes wochenende bin ich mit auf ein konzert gegangen und danach hab ich mich ganz anderen leuten auf eine party angeschlossen.
und auf dieser party hat mich eine entferntere bekannte auf ihr privates einweihungsfest am sonntag eingeladen - ich hab mich riesig gefreut,
das ist für mich die beste möglichkeit, wieder leute kennenzulernen/zu halten,
mich sichtbar zu machen..
ah ja, stimmt - und mit einem anderen bekannten hab ich`s geschafft, die nummern zu tauschen, wir wollten zusammen zeichnen - naja, und dann gibt`s ja noch meine fast-nachbarin, die von meiner ES weiß und mit der ich gern und offen sprechen kann, da sie auch eine hat - und gerade erfolgreich am abnabeln!

Also! Es geht aufwärts! Es geht einfach wieder aufwärts - ich hoffe nur, dass ich den Schweinhund irgendwann gar nicht mehr überlisten muß - sondern automatisch sage "ja, klar komm ich - gern!!"

IZUMIE

#8
Liebe Izumie,

du kommst total optimistisch und positiv 'rüber in Deinem letzten Post, wenn ich das mal so sagen darf.
Ich habe den Eindruck, dass Du wieder Gefallen findest an den Schönheiten, die das Leben mit sich bringt ;) - auch wenn sie nicht immer greifbar und bemerkbar sind aber Du entdeckst sie wieder für Dich und das freut mich unheimlich!

Und genieße diesen Herbst hier ;) - es ist einer der Schönsten, die wir seit langem haben.

Alles Liebe
spera

#9
hmm. danke, wobei: noch viel besser, als positives zu schreiben (optimistisch denken kann ich eigentlich und fast immer - und ich würde das wort eigentlich gern mal aus meinem wortschatz verbannen, genau wie vielleicht) ist dieses gefühl von "neuer kraft", ich schwimme mit einer neuen welle energie und willen und machen..
ich glaube, mit dem selbstbestimmten ende meiner "großen ersten liebe" habe ich mich jetzt wieder (und vielleicht endlich einmal vollständig?) von meiner pubertät abgelöst,
die trennung schmerzt, dazu bin ich seit tagen krank und fühle mich so und so als häufchen elend - ABER: in diesem haufen elend entdecke ich wieder, potential, stärke, liebe, kraft
und das macht mich einfach nur froh!
Es macht so spaß, sich nicht mit den "was -ist-der-sinn-des-lebens-und-wozu-dzum-teufel-bin-ich-dann-hier-gedanken" verrückt zu machen - sondern zu denken: "hey, nee, es ist echt nicht so leicht, aber es bleibt spannend und was WILL ich eigentlich machen?"
ja,
ähm, blablabla halt...

ah - und kontra perfektionismus und dem problem, kritik sofort persönlich zu nehmen: hier wirkt meine derzeitige arbeit (die mit autos und technik zu tun hat und nix mit sozialem geplänkel und methaebenen) therapeutisch auf mich: ich mache ständig fehler - und habe gemerkt, das ist menschlich! das macht mich unverkrampft und - juhuu! - ich lerne "zurückzuschnauzen" - und keiner hasst mich deswegen, supi-gell?

lg, izumie

#10
ohhh, liebe Izumie....will dir einfach nur sagen, ich fühl mich so verstanden und ich find mich so wieder in dem was du schreibst, kanns gar nicht sagen wie erleichternd das ist! Sowohl das mit den sozialen Kontakten als auch das mit den Fehlern und das mit dem was WILL ich denn eigentlich und nicht was KANN ich überhaupt und welcher SINN steckt dahinter?!?!?!

Meine Therapeutin hat mir gesagt, das Leben ist einfach nur SEIN und das SEIN ist so schön! ich war davon total überfordert, denn für mich bedeutet in schlechten Phasen dieses Sein eine totale Leere, die mir schrecklich Angst macht. Aber eigentlich weiß ich, dass sie recht hat....und außerdem meinte sie, dass ich nicht immer sagen soll, das und das KANN ich nicht, sondern das und das WILL ich nicht ( zB im Beruf, bei bestimmten Aufgaben). Probier das mal aus - das ändert die Perspektiven und das Gefühl so enorm, zumindest bei mir, dass es richtig flasht....

bin ganz gerührt, dass ich nicht total alleine mit diesen Gedanken und Problemen in der Weltgeschichte herumirre.....richtig erleichternd :oops: 8) !!!!

Na ja, schönen Abend von der gerührten Djinn :lol: :wink:

#11
hi Izumi, du hast ja geschreiebn dass du kurz vor´m sterben wars!!
kannte das genauer eklären bidde
damit ich mich so vergleichen kann??
ob ich jetzt in ner lebensbedrohlichen phase befinde oder net...
grußle

#12
damit meine ich, dass ich ur-plötzlich ganz tief gerutscht bin. hatte jahrelang ab-und-zu-bulimie, dann mußte sie schon öfter ran und ganz ganz schnell und für mich trotzdem noch überraschend war kotzen der lebensinhalt für mich.

ich habe mir bei fast allen FA`s gedacht "verdammt, das ist jetzt aber das letzte mal, das ist unwürdig, ich mag nicht mehr!"
nur in der zeit, als ich richtig down war, habe ich bei penny immer gleich auf vorraut gekauft - das billigste und ergibigste zeug; es ging mir nicht mehr darum, etwas ändern zu wollen, sondern einfach nur billig zu kotzen.

das alles passierte vielleicht in einem zeitraum von drei, vier monaten, mein körper reagierte (für meine verhältnisse) heftig - aber wenn ich neben dem klo umgekippt bin, war mein gedanke nicht "oh, hilfe, ich kippe um!" sondern "shit, ich muß das doch noch alles rauskotzen"

ich weiß nicht, mich macht es traurig, an diese zeit zu denken. es war mir einfach alles egal und ich hab mir eigentlich nur noch gewünscht, komplett verblödet zu sein, um den zustand besser ertragen zu können.
zweimal ist es passiert, dass eine freundin vor meiner tür stand und im begriff war, die polizei zu rufen, weil ich nicht öffnete.
dass
zwei der wenigen personen um mich herum davon überzeugt waren, ich könnte mich umbringen, war für mich die härte.
ich bin nciht suizid-gefährdet und gebe mich auch nicht so.

ich denke, JEDER mensch hat seinen eigenen punkt, an dem es ernst wird. ich habe damals für mich gemerkt, dass ich mich entscheiden muß - deswegen bin ich jetzt noch lange nicht von meinen Essstörungen befreit; aber ich weiß, dass ich verantwortung für mich selbst tragen möchte und Kotzen als Lösungsverhalten ncith akzeptiere.

Weißt du, mit dem Vergleichen, das ist so eine Sache...

Wenn ich in der Stadt bin, ist meine Figur nicht weiter auffällig - weiter ländlich hör ständig Sprüche, ich solle mal etwas zunehmen, wär ja viel zu mager. Der eine Arzt meint: "ernähren Sie sich gut und bewegen Sie sich viel, das brauchen Sie - und vielleicht ein paar Vitamine", während der andere
dir scharf in die Augen kuckt und sagt:"Wissen Sie eigentlich, was Hungerödeme sind? Was haben Sie heute gegessen, los, aufzählen!"

Klar, du kannst dich vergleichen - aber letztendlich wird dich dieses Vergeichen wegbringen von deiner eigenen, weitaus ehrlicheren sicht über dich selbst.
Vergleiche gibt es wohl nur, um das jeweils beste/angenehmste für sich herauszufiltern. Meinst du, dass es darum bei einer ES geht?


Ich denke, ich bin dem Sterben immer noch näher, als ich es jetzt schon sein möchte - aber mein KOPF ist nicht tot, mein Wille lebt, mein Geist ist wach - und DAFÜR mußte ich mich entscheiden.

#13
Izumie,
ich habe so gerne gelesen, was du schreibst.
Super toll.
Bin auch gerade dabei gesund zu werden und freu mich über dich.
Wie geht es dir jetzt?

Flügelchen

#14
puh, wie es mir geht?

also, irgendwie gut, aber es sieht nicht danach aus - oder schon?

ich stehe an einer stelle, die mir ganz neu ist. damit meine ich, keine angst mehr zu haben vor veränderung (bulimie).
irgendwie bin ich stärker geworden, in die klinik zu gehen (als möglichkeit) ist für mich nicht mehr unvorstellbar,
irgendwann dauerhaft zufrieden zu sein auch nicht.

aber es ist auch eine seltsame zeit für mich. der traum der großen liebe ist geplatzt und ich lebe nun am falschen ort,
aber ich sehe diesen aufenthalt als möglichkeit, meine restschulden zu zahlen und mich mit meiner bulimie auseinanderzusetzen.
heute
zum beispiel. heute abend gibt`s ne selbsthilfegruppe. seufz, da will ich jetzt schon seit wochen hin - war aber immer zu feig (hab halt verschlafen oder was anderes, wichtiges gemacht).
da würde ich gerne hinschauen.

mhm. ich fühle mich einfach seltsam, nicht schlecht; aber ungewohnt. unrund, wie die ösis so gerne sagen.
ich stecke in veränderung und fühle mich allein, ich funktioniere durch die ablenkung (arbeit...), suche freunde, fühle mich neu, manches klappt, manches nicht.
mhm.
schwierig.

eines aber kann ich ohne wiederspruch meinerseits behaupten: ich freue mich so tierisch-tierisch auf mein erst-gespräch am zehnten november!! ich freue mich so darauf, über meine buli reden zu können!!

komischer beitrag ist das jetzt geworden. aber trifft wohl meinen zustand.
sollte ma langsam schlafen.
und den wecker stellen.