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Schwäche

Verfasst: So Jul 10, 2005 9:56
von aymone
Ich denke immer, meine Schwächen würden all meine Stärken zu nichte machen. Dabei sind es gerade meine Stärken, die meine Schwächen vollkommen irrelevant erscheinen lassen. Weil ich keine schlimmen Schwächen habe...nur für mein Alter normale. Oder dafür, dass ich ein Mensch bin, der eben auch mal z.B. schlafen muss...

Ich glaube, ich habe auch einfach panisch Angst davor, dass ich etwas falsch mache und das erst merke, wenn mir das jemand sagt. Ich will immer alles von vornherein richtig und weitsichtig machen. Weil ich meine, dass ich sonst abgeurteilt und verstoßen werde...

Verfasst: So Jul 10, 2005 11:49
von Speranza
Liebe Filia,

das habe ich Dir einmal geschrieben, weiß nicht, ob Du Dich noch daran erinnern kannst, es ist schon etwas länger her.
....und auch danke dafür, dass du Schwäche zeigen kannst - es macht Dich zu etwas ganz Besonderem
Es ist eine Stärke, Schwächen zu zeigen - denn der Mensch, der nur aus Stärken besteht, der existiert nicht.

Man kann nicht immer alles richtig machen, und ist es auch noch so durchgeplant und bis ins kleinste Detail durchdacht, da Faktoren auftreten können, die nicht vorhersehbar waren.

Du kannst es nicht allen recht machen, und sicher kann es auch passieren, dass Du eventuell von anderen Leuten "abgeurteilt bzw. ausgeschlossen" wirst, weil Du es in "DEREN" Augen verbockt hast aber bitte versuche mir jetzt nicht zu erzählen, dass solche Menschen für Dich wichtig sind!

- Denn jeder Mensch hat erstens Mal eine zweite Chance verdient und zweitens sind es oft gerade diese Typen, die selber genug Mist bauen und mit solchen Aktionen einfach von ihrer eigenen Kacke ablenken wollen.

In diesem Sinne, frisch drauf los und spring ins Leben der Stärken & Schwächen, denn gerade diese Mischung macht uns Menschen aus ;)

Bussi
deine spera

Verfasst: Mo Jul 11, 2005 14:42
von Djinn
du nennst Schwäche und Schlafen in einem Atemzug. Sind also Essen, Atmen, Frieren, Schwitzen, Liebe, etc. auch Schwächen für dich? Die ganz banalen Bedürfnisse, Triebe, Reaktionen des Menschen?

Das würde ich mal überdenken, denn gerade diese Ansichten, die diese unsere leistungsorientierte, kapitalisitische, neoliberale, blablabla Gesellschaft vertritt, machen uns krank und nicht starkt, wenn wir versuchen sie zu verdrängen oder mit unseren ach so leistungsstarken Gehirnen zu kontrollieren!!!

und dass es dich ja eigentlich stark (weil in Einklang mit dir selbst) macht, wenn du auf deine "Schwächen" hörst und ihnen entsprichst, das hat dir Speranza ja schon geschrieben.

lg
djinn

PS: ich hoffe, ich habe dich nicht schon wieder falsch verstanden :wink:

Verfasst: Di Jul 12, 2005 18:40
von jill
hallo filia und alle anderen,

ich hab auch immer wieder angst, fehler zu machen. ich hab z.t. schlaflose nächte wegen irgendwelcher banalitäten, die es nicht einmal wert sind, groß darüber nachzudenken.

vor einiger zeit ist es mir passiert, dass ich während der arbeit an das kopiergerät gestoßen bin und dadurch ein teil abgebrochen ist. das ganze war eine läpische versicherungsgeschichte, ich hab mir aber ein ganzes wochenende den kopf darüber zerbrochen, welchen eindruck mein chef jetzt von mir ('dem ungeschickten trampel') hat und wie ich am besten hocherhobenen hauptes aus dieser geschichte herauskommen könnte.
es war die reinste zeitverschwendung sich überhaupt darüber sorgen zu machen :wink:

seitdem probiere ich es zumindest, mir über solche kleinigkeiten keine gedanken mehr zu machen.

ich halte mich selbst eigentlich auch für leistungsorientiert. ich habe zwei sehr, sehr gute freunde, mit denen ich mich seit jahren gut verstehe und mit denen ich auch viel zeit verbringe. die zwei können nicht unterschiedlicher sein. der eine ist die konsequenz in person: erfolgreich im beruf, sportlich, was er sich vornimmt, das erreicht er auch. mein anderer freund ist genau das gegenteil: ein wenig nachlässig, eher inkonsequent, dick,... er ist der, der mich immer beruhigt (allein schon seiner art wegen), wenn ich vor lauter stress nicht mehr ein und aus weiß.

beide bewundere ich auf die eine bzw. andere art und weise. den einen aufgrund der kontrolle, die er über sein leben hat und den anderen wegen seiner lockerheit, mit dem leben fertig zu werden.

und meine größte schwäche ist es, dass mir für mich sowohl die eine als auch die andere lebensart zusagen würde, ich aber beides haben möchte.
vielleicht sollte ich mir endlich einmal eine entscheidung zutrauen.

sorry filia, jetzt bin ich ziemlich von deinem thema abgekommen, aber so bewusst wie jetzt, war mir dieser gegensatz zwischen den beiden überhaupt noch nie.... und auch nicht meine zerrissenheit....

Verfasst: Mi Jul 13, 2005 17:47
von aymone
Ich würde mich bei deinem Post weniger Fragen, ob du dich endlich mal entscheiden solltest, sondern ob du dir nicht einfach nur Freunde gesucht hast, die deiner eigenen Zerissenheit entsprechen - da ja aber nicht dein Leben sein kann! Der eine bestätigt deine perfektionistischen, bulimischen Ansprüche, der andere die Seite, die vor ihnen fliegt. Deine eigentliche Seite ist da doch gar nicht bei.

Verfasst: Mi Jul 13, 2005 18:56
von jill
stimmt auch wieder...

ich hab mir gerade wieder das durchgelesen, was ich gestern geschrieben habe. heute kommt mir vor, dass ich weder das eine noch das andere zu hundert prozent will. vor allem weil ich weiß, dass ich nicht glücklich bin, wenn ich ins blaue hineinlebe, aber auch nicht, wenn alles vorgeplant ist.

mit dem einen kann ich ins museum, ins kino, in konzerte gehen. er unterstützt mich, aber er fordert mich auch. beim anderen kann ich mich immer ausheulen, ich kann mit ihm stundenlang über alles quatschen und mit ihm den größten blödsinn machen.

anstatt groß darüber nachzudenken, sollte ich mir einfach das jeweilige von beiden holen, das ich brauche...

Verfasst: Sa Jul 16, 2005 12:37
von aymone
Ich habe mich darauf verlegt, mir einfach bestimmte Lebensbereiche auszuwählen, in denen ich so oder so bin. Die meisten davon haben sich von selbst ergeben. Im Studium bin ich eher dein ehrgeiziger Freund, versuche alles mindestens 150% zu machen und bin weitesgehend diszipliniert. Bei anderen Dingen dagegen bin ich eher gemütlich...

Vermutlich geht es deinen beiden Freunden auch so, nur dass der eine überwiegend ehrgeizige Bereiche und der andere überwiegend laissez-faire hat, oder dass beide einfach diese Seiten besonders herausstellen, weil sie sich ja so ihre soziale Stellung sichern können (sie finden Freunde so - z.B. dich).

Ich denke, man muss sich davon verabschieden, dass irgendwer irgendwas ist. Ich hab zum Beispiel immer so Respekt gehabt vor den Doktoranden - und dabei bin ich selbst mit einem zusammen, und der ist wahrlich genauso ehrgeizig wie ich und was ist? Steht abends nach dem Fußbal genauso verschwitzt in Jogginghose an der Aldikasse und kuft Dosenravioli wie der Automechaniker von nebenan.

Es ist immer viel Schein - und die äußere Einschätzung stimmt seltenst...
Jeder ist irgendwas, weil er irgendwo dazugehören will - und selbst wenn er zu denen gehören will, die gegen alles sind und sich nix diktieren lassen, auch dann gehört er zu einer Gruppe und passt sich irgendwie an. Man kann nicht unangepasst sein. Man kann nur selbstbestimmt sein und selbst darüber verfügen, wo man sich eingliedert und wie, aber man kann es nicht verhindern, es sei denn, man wird Einsiedler.

Verfasst: Sa Jul 16, 2005 13:38
von jill
ich weiß auch in welchem bereich ich 100%iges geben möchte: in meinem job.

vielleicht sollte ich mir vornehmen, in meiner freizeit die hälfte von dem einzuhalten, was ich von mir erwarte, dann würde ich wahrscheinlich mehr 'weiterbringen' als jetzt.

ich hab mich die letzten tage - gedanklich - intensiv mit diesen beiden freundschaften befasst. ich hab mit beiden telefoniert, ich hab mir vorgestellt, ihrer beider leben zu leben und - nein, du hast recht, meine seite ist nicht dabei.
im moment finde ich diese meine seite eigentlich nicht so schlecht - natürlich bis auf die immerwiederkehrenden fas. gerade jetzt merke ich es ganz gut: ich bin müde, weil ich gestern auf einem konzert war und mit meinen freundinnen einen supertollen abend verlebt habe, ich habe mir zwar vorgenommen, ein wenig sport zu machen, aber ich sitze eigentlich lieber gemühtlich vor dem fernseher. es ist wirklich ok für mich, sicher kommen gedanken auf 'du könntest ja noch mal zum kühlschrank gehen...' aber ich mag gar nicht.

heute habe ich das gefühl, wirklich ICH SELBST zu sein....
:wink:

Verfasst: Sa Jul 16, 2005 13:40
von jill
:wink: vielleicht sollte ich mich mal mehr mit nlp befassen, damit ich mir dieses super gefühl auch erhalten könnte... :wink:

Verfasst: Sa Jul 16, 2005 13:44
von aymone
Was ist nlp?

Verfasst: Sa Jul 16, 2005 13:58
von jill
nlp ist die abkürzung für neurolinguistisches programmieren.

ich hab im netz z.b. folgende definition gefunden:
...NLP - Neuro-Linguistisches Programmieren - ist ein Modell menschlicher Kommunikation. Es beschreibt die Zusammenhänge von körperlichen (neuro-physiologischen) Zuständen, Sprache (Linguistik) und inneren Denk-Programmen. Die verschiedenen Arten der Wahrnehmung - Bilder, Worte, Geräusche, Empfindungen, Gefühle, Bewegungen... -, werden neurologisch gespeichert und sprachlich kodiert. Beim Gebrauch der Sprache werden bewußt oder unbewußt die gespeicherten Informationen transportiert oder weggelassen, verallgemeinert oder verzerrt. Die inneren Denkprozesse und Reaktionen sind entscheidend für das zwischenmenschliche Verhalten. Sie sind gelernt und können verändert, neu programmiert werden....
vor jahren habe ich einmal aus interesse ein nlp-wochenend-seminar besucht, mich aber dann nicht wirklich näher damit beschäftigt.
wir haben damals eine übung gemacht, bei der es darum gegangen ist, sich bestimmter gefühle - z.b. die vorfreude auf weihnachten in der kinderheit - wieder bewusst zu werden.

ich finde das zufriedenheitsgefühl, das ich im moment und zeitweise auch immer wieder habe, einfach so toll und das hat mich wieder an dieses seminar erinnert.

Verfasst: So Jul 17, 2005 1:09
von Mondwolf
;)

Eigentlich nicht zum Lachen....aber ich bin grad super glücklich!
Ich musste bei meinem Prof. antanzen, mit der festen Überzeugung einen Anschiss zu kassieren, weil ich tatsächlich Mist gebaut hatte.
Stattdessen wurde mir offenbart, dass in ´nem Projektantrag eine Stelle als wiss. Mitarbeiterin für mich kalkuliert ist. Meine Promotion ist also gesichert und ich habe alles erreicht, was ich wollte.
Ich hab geguckt wie ein Auto...ich hab noch nicht mal meinen Magister.

?????

So kann´s gehen, wenn man immer daran denkt wieviel man fasch macht, wieviele Defizite man hat und gar nicht merkt, was man alles richtig macht.

Verfasst: So Jul 17, 2005 22:44
von aymone
Was das lernen angeht, ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich keinen Feierabend kenne, ich seh nur mein vollgestopftes Tagespensum und bevor das nicht abgearbeitet ist gibt es keinen Grund aufzuhören. Auf die Idee, dass ich ein Recht auf Ruhe habe, darauf bin ich noch nie gekommen...

Und was ich nach meinen Prüfungen anfangen werde: Lernpläne sein lassen. Ich denke, ich kann auch intuitiv genug schaffen, weil ich das ja eigentlich gerne mache. Nur so, wie ich es im Moment durchziehe vergeht mir alle Passion und werde ich mechanisch und stumpf...

Verfasst: So Jul 17, 2005 22:46
von aymone
Wiederholung

Verfasst: Mo Jul 18, 2005 9:31
von jill
hallo filia,

mir ist auch ähnliches bei mir aufgefallen. wenn ich mir z.b. vornehme, mich mehr mit einem bestimmten thema (z.b. kommunikation) zu beschäftigen, dann nehme ich mir nicht einfach ein entsprechendes buch, sondern überlege mir schon vorher, welche bücher ich dann noch lesen MUSS...

ich bau mir einen berg an arbeit auf, den ich eigentlich gar nicht abarbeiten kann... bzw. ich stell mir den stress vor, den ich dabei habe und verliere dabei die ganze freude am weiterlernen

... und dann lasse ich es oft ganz oder erledige meine arbeit mit zwang...

aus dem bauch heraus zu handeln, fällt mir immer noch sehr schwer. und die bulimie ist sicher die entsprechende reaktion... mein bauch sagt mir einfach: 'hey, wenn du nicht auf mich hörst, hörst, was ich brauche, dann passiert eben wieder ein fa' :wink: