was kann ich stattdessen tun ....?

#1
Hallo,

Für viele "Standardsituationen", in denen ich früher zum Essen gegriffen habe, um sie "aushalten" oder "lösen" zu können, habe ich inzwischen andere Möglichkeiten gefunden. Vielleicht habt Ihr ja auch Interesse an neuen Ideen und Lösungsmöglichkeiten für diese Trigger und dies ist der Anfang einer Liste, in der man nachschauen kann, wenn die eigenen Ideen einmal ausgehen oder einfach nicht greifen ..... :-)

- Stress zur Mittagszeit: Häufig war dies für mich der Zeitpunkt, um in die Gefahr eines FAs zu laufen. Heute nehme ich mir bewusst Zeit nach dem Essen, wenn die Kids mit ihren Hausaufgaben verschwunden sind, räume den Tisch erst später ab, setze mich erst einmal in den Garten oder lese Zeitung.
- Langeweile, weil ich nachmittags ungeplant eigentlich nichts zu tun habe: Ich suche mir Beschäftigung, die mir Freude macht. Wenn mir nichts einfällt, setze ich mich aufs Sofa, lasse mich zur Ruhe komme und warte einfach, bis ich soweit bin, etwas anzufangen.
- Frust an der Arbeit: Ich versuche, meine Prioritäten etwas anders zu setzen, meistens gibt es andere Dinge, die mir Ausgleich verschaffen können.
- Besuch der Eltern: Ich akzeptiere, dass dieser Besuch für mich anstrengend ist und nehme mir die Zeit, mich danach zu erholen. Ich weiss, dass ich meinen Eltern damit viel geben kann und das ist es mir wert.
- Ein Treffen mit Freunden ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe: Ich kann es entweder so stehen lassen oder versuche das nächste Mal, es anzusprechen oder zu ändern
- Unzufriedenheit mit meinem Körper: Ich schaue vermehrt auf die Seiten, mit denen ich zufrieden bin und weiss, dass andere auch ihre Makel haben. Wenn wir alle der Norm entsprechen, wäre die Welt doch langweilig. Ausserdem schaue ich bei anderen auch nicht nur auf ihr Aussehen, sondern hier sind mir ganz andere Dinge wichtig....
- Ich kann Dinge nicht ändern: Dann lasse ich sie so stehen und versuche das Beste daraus zu machen

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#2
Ich neige dazu, mich in Stress hineinzusteigern.
Wenn ich schon überarbeitet bin, dann mach ich oft noch ganz hektisch alles fertig und entlohne mich dann mit Essen.
Ich übe jetzt, Dinge liegen zu lassen, oder zusätzliche Sachen wie Abspülen oder Bügeln in Ruhe zu machen, vielleicht auch vorher schon mal ein paar Minuten die Füße hochzulegen.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

#3
Ja, danke Kendra für die Tips.
Ruhe ist sehr wichtig. Ich dachte, dass ich erst seit (und durch) die Sport-Bulimie so weit gekommen bin, keine Sekunde Ruhe zu geben, aber das hat alles viel früher begonnen. Nämlich mit der Überzeugung, dass mich nur Taylorismus weiterbring, und der unglaublichen Befriedigung, zu sehen, zu was man nicht alles fähig ist.

Doch das Problem ist: Es hört NIE auf. Man kann immer tun und tun und tun, bis zum Burnout, was ich dann auch erfahren durfte. Cool natürlich noch dazu, wenn man das Ganze ohne Nahrung durchzieht.

Lange Zeit war (und ist teilweise immer noch) FAs der einzige Ausweg: Endlich Zeit ganz für mich allein, stundenlanges Gefresse (die Ruhe kommt dabei ja automatisch), und dann so schrecklich fertig, dass man einpennt und sich die Seele aus dem Leib schwitzt. Die Gefühle beim Aufwachen brauch ich Euch ja nicht zu schildern.

Es baut mich nun irgenwie auf, zu lesen, dass auch Leute mit "herkömmlicher"(Kotz-)bulimie genau dieses Ruhe-Problem haben.

Wenn man es aber lange genug probiert, resp. sich dazu zwingt, dann kann man in seltenen Momenten erfahren, dass man manchmal wirklich NUR RUHE und NICHTSTUN braucht, und keine Nahrung.

Lg,
Monica Lewinskij

#5
@ Monica

Hm...ich weiß, wir haben ja schon länger unsere AD-Diskussion und ich meine das jetzt nicht böse: aber ich finde bedenklich, was du schreibst, dass es dir ab und zu so scheiße geht. Klar, jeder hat seine beschissenen Momente und ich bin auch nicht diejenige, die schon immer einen Ausweg findet, der nichts mit Essen zu tun hat und ich gestehe auch dir das zu: aber glaubst du nicht, dass du einfach durch die Hilfe der AD vernachlässigen könntest, gegen solche Momente auch nur mit deiner Psyche anzukommen?
Wenn es die Medikamente mal nicht mehr gibt, was machst du dann, wie überlebst du dann solche Momente? Sie kommen ja immer wieder und glaubst du, du wirst irgendwann lernen, sie allein in den Griff zu bekommen? Oder willst du das vielleicht gar nicht ( ich gehe gerade davon aus, wie es bei mir ist, ich will nicht immer irgendwelche Tabletten schlucken müssen und schon gar nicht wegen meiner Psyche)?


Ich hoffe, ich hijacke diesen Thread damit nicht, aber das wollte ich ansprechen.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

#6
@ filia

sorry wenn ich mich da jetzt einmische... aber ich vertrete eigentlich die einstellung von monica...
ich denke nicht, dass ein mensch antidepressiva braucht um glücklich zu sein... jeder mensch hat mal launen, jeder erlebt einen rückschlag (jetzt nicht aufs kotzen bezogen), jedem geht es mal schlecht... doch zum leben gehört es auch dazu, dass man den richtigen weg findet damit umzugehen und nicht alles über sich ergehen zu lassen...

und ich sehe nicht ein, warum man tabletten schlucken sollte, um diesen weg/kampf zu übergehen... es ist nun mal nicht alles einfach und man muss lernen - für sich selbst - wie man solche situationen am besten meistert... und zwar ohne ad...

ich sehe ein, dass menschen mit starken depressionen ad's brauchen, aber das ziele sollte meiner meinung nach trotzdem sein, ohne damit zu leben...

#7
Servus alle, liebe filia, liebe crazybitch,

Darauf kann ich - denke ich - ganz klar antworten:

1) Ja, ich promote ADs, weil - ich wiederhole mich - NUR WENN SIE WIRKEN (!!!) besteht auch ein Bedraf danach. Ein psychisch gesunden Mensch wird also nach dem Schlucken von ADs oder sontigen Psychopharmaka KEINEN UNTERSCHIED merken!!! (übrigens bei meinem besten Freund mit dessen Einverständnins selbst von mir getestet *ggg [nicht nachmachen! :twisted: ]

2) Hat jemand Harnwegs- oder Atemwegsinfekte, nimmt er Antibiotika.
Hat jemand ***, nimmt er YYY (Liste unendlich fortführbar)
---> Warum wehrt ihr Euch eigentlich so sehr dagegen, gegen neurologische Defekte (und NICHTS ANDERES IST DER GANZE SCHEISS, den wir da mit uns herumtragen) auch Medis zu nehmen?

3) Tja, also ich kapier das nicht: Wieso sollte es die ADs eines Tages nicht mehr geben? (Machen sie uns doch wieder arbeitsfähig und funktionstüchtig, davon profitiert ja nur diese sch*** kapitalistische Gesellschaft).

4) Aber ganz nebenbei ermöglichen sie es mir, eben NICHT meine ganze Energie in ABNEHMEN, KALORIENZÄHLEN, KÖRPERHASS, und PSYCHO-PROBS-WÄLZEN zu stecken, sondern eben genau gegen diese Gesellschaft gewissermassen "anzukämpfen", die ich zu einem großen Teil dafür beschuldige, dass ich die ES kriegen musste.

5) Sollte Sodom und Gomorrha über uns hereinbrechen, und das letzte SSRI-Tablettchen am Schwarzmarkt um 1000 € gehandelt werden, ist es immer noch früh genug, damit aufzuhören.
Dann kann (muss) ich halt wieder doppelt soviel leiden.
Nun leide ich nur die Hälfte, und dass dank Therapie, einem lieben Freund, guten Freunden, und NICHT ZULETZT GUTEN MEDIKAMENTEN.

Mfg,
Monica

#8
@ Spera:

Taylorismus: [...]
Zum Ausgangspunkt seiner Analyse nahm Taylor das sogenannte loafing (Leistungszurückhaltung) der Arbeiter. Die Frage war, wie man die Arbeiter (bei gleichem Lohn) zu mehr Arbeit bewegen könnte. Er kam zu dem Schluss, dass Firmenabläufe als ein Machtkampf zwischen Arbeitern und Management aufgefasst werden könnten und dass dieser Kampf von den Arbeitern gewonnen würde, so lange nur sie die Arbeit kennen und beherrschen. Um diese Machtverteilung zugunsten des Managements zu ändern und somit die Arbeiter zu mehr Leistung zu bewegen, schlug Taylor drei wesentliche Prinzpien vor.

Darüber hinaus vertrat Taylor eine mechanistische Sicht vom einzelnen Arbeiter. "Arbeiter gehorchen ähnlichen Gesetzen wie Teile einer Maschine" (Taylor). Von dieser mechanistischen Sichtweise ausgehend, versuchte er die Betriebsabläufe aufgrund rein rationaler Überlegungen neu zu strukturieren und zu "verwissenschaftlichen".
etc... etc...

Man kann darunter auch verstehen,
jeden Handgriff möglichst effizient zu machen, und quasi auf unnötige Dinge verzichten, usw...
Zb. auf Essen, schlafen, Pausen, Leben, Freunde, Spass, (unnötig halt :? )
...Das geht ja eine Zeitlang, wie viele von uns wissen.
Die Endrechnung ist jedoch grausam, und endet meist in der Irrenanstalt oder im Grab.

Monica Lewinskij

#9
nach der Definition kenne ich mich mit Taylorismus auch bestens aus und hätte mir damit fast mein Leben kaputtgemacht, denn es war ja so wunderbar, immer effizienter zu leben...
Tut es gut, einfach das Leben zu leben, auf sich zukommen zu lassen, Chancen zu nutzen, die sich einem bieten, statt
alles im Griff haben zu müssen, Chancen sich immer erarbeiten zu müssen und sich nur nach Leistung zu beurteilen!!!

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#10
Guten Abend,
wir sind wie es scheint etwas vom eigentlichen Thema abgekommen.
Ich finde es allerdings toll, dass das theamtisiert wird, was uns helfen kann einen Ersatz zu finden für die Essatacken.
Mir hilft es, wenn ich mir ganz in Ruhe erst mal einen Tee mache, mir schöne Musik anmache, mihc hinsetze und Fotos oder Kunstbücher ansehe.
Es hilft mir, wenn ich mich zum Mittag mit Freunden in der Mensa treffe.
Es hilft mir, wenn ich mich nach draußen in den GArten setze und mir bewusst mache, wie wunderbar die Natur ist. Ich nehme die Farbe des Grases besonders intensiv wahr. Ich lausche den Geräuschen und nehme die Luft in mich auf. Mich auf die Sinneswahrnehmungen zu konzentrieren erfüllt mich so sehr, dass ich das GEfühl habe- hey ich brauche kein Essen, um erfüllt zu sein. Lasst euch auf die schönen Blumen um euch herum ein. Auch Wolken sind wunderschön. Da schmeckt das Brot einfach köstlich und ich genieße es dann.
Mir hilt es auch, dass ich mir klar mache, wenn ich das GEfühl einer EA habe, dass ich es selber in der Hand habe, was in den nächsten Momenten passiert. Klappt nicht immer aber manchmal kann ich mich so gegen eine EA entscheiden.
Mir hilft auch Sport, um meinen inneren Druck und Stress abzubauen. DAs ist mit Vorsicht zu genießen, weil es schnell in Perfektion ausarten kann.
Ich tue einfach gesagt Dinge, die ich gern tue.

Schlaft gut
Wäre schön, wenn andere weiterhin ihre Erfahrung zu dem Thema mitteilen

Flügelchen

#11
hab noch was vergessen.
Wichtig ist für mich Dinge sofort zu tun bei Streit bei Aufgaben bei Ideen- sonst schwirrt alles in meinen Gedanken umher und belastet mich.
Auch sagen, was ich denke und fühle hilft mir

Flügelchen

#12
@ monica

danke für die erklärung, hat mir echt geholfen. auch das "phänomen" burnout ist für mich nun noch exakter einzugliedern - schön, dass man immer wieder was dazulernen kann :)

@ all

flügelchen hat da was, meiner Meinung nach, absolut Zutreffendes geschrieben. Die Dinge sofort erledigen. Bei uns gibt's ein Sprichwort das heißt "aufgeschoben ist nicht aufgehoben" (wahrscheinlich ist das auch außerhalb Österreichs bekannt aber naja ;) bin nicht wirklich am Laufenden, was die internationalen Sprichwörter angeht).
Ich für mich habe die Erfahrung gemacht, je mehr aufgeschoben desto besser aufgehoben. Muß ja jetzt nicht für Alle zutreffen aber irgendwie ist das doch ein gewisses Herumdrücken um die wirkliche Sache. Deswegen, RAUS damit. Je länger aufgeschoben desto länger drückt der Schuh und irgendwann ist es nicht nur aufgehoben sondern abgelegt.

Ansonsten, um auf den Grundthread zurückzukommen, versuche ich wirkllich abzuschalten, was mir auch wirklich oftmals gelingt. Da gibt es Momente, da denke ich an einfach gar nichts, da ist mein Kopf absolut frei von jedem Gedanken. Da sitze ich am Fluß, höre das Rauschen rieche die Luft und da ist sonst gar nichts. Oder auch an anderen Orten - manchmal kommt es mir wie ein kleiner Schalter vor, den man ganz einfach auf OFF stellt. - Absolut grenzgenial (Immer klappt es natürlich nicht aber ich denke mir, das ist reine Übungssache.)

Dickes Busserle an Euch

spera

Burnout

#13
Yo! Zum Thema Burnout hab ich mal so eine Auflistung der einzelnen Burnout-Stadien gefunden, und ich dachte mir, wenn ich mir nicht ganz am Schluß eingestanden hätte, dass ich ANOREXIE habe, dann könnte ich genauso gut sagen, dass ich komplettes Burnout mit einer Zwangsneurotischen und wahnhaften, sowie psychosomatischen Komponente hatte, oder einfacher gesagt, meine ganz persönliche Burnout-Hölle.

Moment, ich such diese Auflistung nochmal.
Ihr werdet Euch sicher auch in mindestens 80% wiederfinden, das wette ich!

#14
Da hammas schon, zieht Euch das rein:
Stadium 1 - Der Zwang, sich zu beweisen.
Hier wird aus individuellem Interesse, aus Tatendrang und Leistungswunsch und aus überhöhten Erwartungen an sich selbst Leistungszwang. Die Bereitschaft, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen anzuerkennen und Rückschläge hinzunehmen, sinkt. In diesem sehr häufig anzutreffenden Stadium kommt es darauf an, den Punkt zu erkennen, an dem Leistungsstreben in Leistungszwang umschlägt, das individuelle Tempo zu finden und beides aufeinander abzustimmen.

Stadium 2 - Verstärkter Einsatz.
Das Gefühl, alles selbst machen zu müssen, um sich zu beweisen, wird stärker. Delegieren wird als zu umständlich, zeitaufwändig und unangebracht erlebt, weil es die eigene Unentbehrlichkeit bedrohen könnte. In diesem Stadium sollte das Delegieren unbedingt geübt werden, auch wenn es schwer fällt. Wenn mangelndes Delegieren der Angst vor Konkurrenz entspringt, ist es natürlich empfehlenswert abzuklären, inwieweit diese Konkurrenz in der Realität tatsächlich besteht oder nur befürchtet wird.

Stadium 3 - (Subtile) Vernachlässigung eigener Bedürfnisse.
Der Wunsch nach Ruhe, Entspannung, angenehmen Sozialkontakten etc. tritt immer mehr in den Hintergrund. Das Gefühl, diese Bedürfnisse gar nicht mehr zu haben, wird deutlicher. Das bezieht sich nicht zuletzt auch auf s*x**ll* Bedürfnisse. In diesem Stadium kommt es häufig zu Alkohol-, Nikotin-, Kaffee-, aber auch Schlafmittelkonsum, da spätestens in diesem Stadium auch Schlafstörungen auftreten. Cave: Bis zu diesem Stadium fühlt man sich zumeist nicht nur wohl, sondern sogar besonders wohl! Deshalb wird eine Unterbrechung der Burnout-Entwicklung in diesem Stadium mit Unbehagen (und mit mangelnder Tüchtigkeit) assoziiert.
Spätestens jetzt ist es dringend notwendig, auf vernachlässigte Bedürfnisse zu achten und sich selbst Gutes zu tun.

Stadium 4 - Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen.
In diesem Stadium werden erstmals Missbefinden und Energiemangel manifest als Ausdruck eines Missverhältnisses zwischen inneren Bedürfnissen und äußeren Anforderungen. Um sich arbeitsfähig zu halten, beginnt man, Konflikte und Bedürfnisse zu verdrängen. Dabei kommt es typischerweise zu Fehlleistungen wie Unpünktlichkeit, Verwechslung von Terminen und dergleichen. Derartige Fehlleistungen sollten nicht nur als Überlastung verstanden werden, sondern als Hinweis auf das zugrunde liegende Problem, das sich entwickelnde Burnout.

Stadium 5 - Umdeutung von Werten.
In diesem Stadium beginnt die Wahrnehmung abzustumpfen. Prioritäten verschieben sich, soziale Kontakte werden als inadäquat und belastend erlebt, wichtige Ziele im Leben entwertet und umgewertet. In diesem Stadium findet auch das charakteristische Beziehungs-Burnout statt, das nicht nur Partnerbeziehungen, sondern auch die Betreuung von Patienten und Klienten betrifft. So ist etwa das "Intensitäts- Burnout", das mit dem Abflauen anfangs sehr heftiger Gefühle für einander einhergeht, nicht nur in Partnerbeziehungen (die oft in Form heftiger, leidenschaftlicher, aber kurzlebiger Affären ablaufen), sondern auch in therapeutischen Beziehungen ("therapeutische Flitterwochen") von Bedeutung. Als Gegenmaßnahme wären in (und ab) diesem Stadium die Grundwerte zu überprüfen und frühere Freunde und Kontakte zu reaktivieren, um eine Wertekorrektur zu erreichen.

Stadium 6 - Verstärkte Verleugnung der aufgetretenen Probleme.
Aus den bisherigen Reaktionen, dem Verdrängen eigener Bedürfnisse und auftretender Konflikte, ergeben sich zwangsläufig Probleme, die nunmehr wiederum verdrängt werden müssen. Die Verdrängung wird in diesem Stadium bereits lebenswichtig, um zu funktionieren. Es kommt zu Abkapselung von der Umwelt, die entwertet wird, weiters zu Zynismus, aggressiver Abwertung, Ungeduld und Intoleranz. Patienten werden als böse, dumm, fordernd, uneinsichtig und undiszipliniert erlebt. Erstmals treten in diesem Stadium auch deutliche Leistungseinbußen und körperliche Beschwerden auf. Der Umgang mit anderen Menschen, sofern er unvermeidlich ist, ist durch Ratlosigkeit, mangelnde Hilfsbereitschaft und fehlendes Einfühlungsvermögen charakterisiert. Ein solcher Helfer kann anderen nicht mehr helfen. Wenn in diesem Stadium keine professionelle Hilfe einsetzt, folgt der endgültige Rückzug.

Stadium 7 - Endgültiger Rückzug.
Das soziale Netz wird als feindlich und überfordernd erlebt. Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit sowie Entfremdung prägen nun das Bild. Alkohol, Medikamente, Drogen, Essen, Sexualität und anderes treten als Ersatzbefriedigung in den Vordergrund. Die Betroffenen fühlen sich eingeengt und wirken automatisiert.

Stadium 8 - Deutliche Verhaltensänderung.
Der Rückzug nimmt noch weiter zu. Jede Aufmerksamkeit und Zuwendung der Umwelt wird als Angriff verstanden. Es kann zu paranoiden Reaktionen kommen.

Stadium 9 - Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit.
Ein Gefühl, nicht mehr man selbst zu sein, sondern nur noch zu funktionieren, stellt sich ein. Wer erst in diesem Stadium professionelle Hilfe sucht bzw. erhält, wird wahrscheinlich eine Zeit lang von seinen täglichen Verpflichtungen Abstand nehmen müssen, um anschließend Alternativen der Lebensgestaltung zu suchen.

Stadium 10 - Innere Leere.
Die Betroffenen fühlen sich ausgehöhlt, ausgezehrt, mutlos und leer. Gelegentlich treten Panikattacken und phobische Zustände auf, auch Furcht vor Menschenansammlungen ist für dieses Stadium typisch. Manches Mal werden exzessive Ersatzbefriedigungen beobachtet.

Stadium 11 - Depression.
Depression und Verzweiflung herrschen vor. Erschöpfung, Herabgestimmtheit und schmerzhafte Gefühle wechseln mit einem Zustand des Abgestorbenseins. Spätestens jetzt treten auch Suizidgedanken auf. In diesem Stadium bedarf es suizidpräventiver Maßnahmen, die vor allem auf dem Aufbau einer Beziehung und dem vorurteilslosen Gespräch über Suizidgedanken und -wünsche basieren. Allerdings lässt sich aus der bisherigen Entwicklung unschwer ablesen, wie schwierig beziehungsfördernde Maßnahmen in diesem Stadium zu setzen sind.

Stadium 12 - Völlige Burnout-Erschöpfung.
Im Vordergrund steht die völlige geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung des Betroffenen mit Infektanfälligkeit und der Gefahr von Herz- Kreislauf- sowie Darmerkrankungen. Es handelt sich hier um das Vollbild der klassischen Veränderungskrise.
Rasche Kriseninterventionsmaßnahmen mit hoher Aktivität des Helfers, Methodenvielfalt, Einbeziehung der Umwelt, multiprofessioneller Zusammenarbeit und Fokus auf das aktuelle Problem stehen hier im Vordergrund.