#16
:roll: Würde auch gerne zu diesem Thema was schreiben: Ich bin seit einem Jahr verheiratet und mein Mann hat mich mit Bulimie kennengelernt. In den ganz besonders schlimmen Phasen der K* war ich gefühlskalt...das heisst trotzdem habe ich ihn sehr geliebt...immer! Ich habe mal gelesen dass Bulimiekranke Sex machen um ihren Körper zu spüren, weil der sich oft so tot anfühlt...ich weiss nicht warum, aber für mich war und ist Sex immer noch was total schönes; aber wenn ich nur ansatzweise das Gefühl habe zuviel gegessen zu haben oder kurz vor dem Erbrechen bin, kann ich auch keine Berührungen ertragen, besonders nicht am Bauch. Meinem Mann macht das immer unheimlich traurig, hab manchmal das Gefühl wie auch viele von euch,dass er denkt, ich tue ihm weh. Das ist total schlimm für mich. Aber gleichzeitig hilft es mir auch immer mehr aus der ganzen Sache rauszukommen; ich will noch Kinder haben, und die brauchen eine gesunde Mama, genauso wie mein Mann eine gesunde Frau. Ich sag mir das immer wieder...und gestern hab ich trotz Nougatschokolade (zum Glück nur wenig aber ihr wisst ja wie das ist wenn man das Gefühl hat, dass das sofort wieder raus muss) der Kotzerei widerstanden! Es hilft mir sehr hier von auch zu lesen, obwohl ich euch nicht kenne! Also danke!
Wünsche jedem ganz viel Motivation und Mut; nicht aufgeben!!

#17
hallo ihr alle ...

ich hoffe, ich kann euch mit meinem folgenden beitag ein wenig mut und hoffnung machen ....

seit nun fast elf monaten bin ich absolut k*frei und fühle mich in meinem körper auch wirklich wohl ... hab gelernt mich so zu akzeptieren wie ich bin und kein "hungerharken" sein zu müssen um geliebt zu werden ....

als ich noch so richtig tief drinstecke in der B*, da war überhaupt nicht an sex zu denken ... da war jede kleinste berührung, jeder kuss, ja fast jedes kompliment schon zuviel für mich ... mit meinem damaligen partner hatte ich über 1,5 jahre überhaupt keinen sex ... 1 jahr davon nicht mal zärtlichkeiten (omg, wie hat er das nur ausgehalten?) ...

seitdem ich nicht mehr k* und den dreiviertel weg raus aus der B* schon geschafft habe, verspüre ich lust und verlangen ... nach zärtlichkeiten, lieben worten ... ja, und nach sex ... ich kann mich bei meinem freund vollkommen fallen lassen und es sogar in vollen zügen genießen ... ich kann mich nackt vor ihm zeigen und mag es, wenn er mir sagt wie schön ich in seinen augen bin (und ich glaube es ihm) ... ich mag es wenn er mich anfaßt, mich streichelt ... sex gehört für mich mitlerweile glücklicherweise wieder zu meinem leben dazu ... und es macht mich sehr glücklich, geliebt zu werden und zu lieben ....

diesen "erfolg" habe ich aber auch u.a. meiner sehr guten therapeutin zu verdanken, die mich vier jahre lang ambulant begleitet hat ... sie hat mir durch endlos viele, lange, harte und intensive spräche geholfen, meinen s*x**ll*n m*ßbr**ch zu verarbeiten, damit umzugehen und somit aus der B* heraus zu kommen ... (sie wird dieses zwar niemals lesen, trozdem möchte ich mich mal ganz dolle bei ihr für die wunderbare arbeit bedanken!!)

ich denke, dass wenn die B* das leben nicht mehr beherrscht und man seinen körper so akzeptiert wie er ist (zumindest nicht krankhaft daran rummeckert), dann kommt die lust und die leidenschaft von alleine zurück ... der kopf ist dann frei von kalorien zählen, bauch einziehen, gut aussehen, schlank sein, idealbildern und man kann sich wieder fallen lassen ...

ich weiß, dass das kein patentrezept ist, und ich kann ja auch nur über meine eigenen erfahrungen schreiben .... und es ist auch nicht so einfach wie es sich jetzt hier anhört .. mal eben aufhören zu k* und sich akzeptieren und gut ist ... es ist ein verdammt langer und harter weg, aber ich würde diesen weg ZURÜCK INS LEBEN jederzeit wieder gehen!!!!!

ich wünsche euch alles gute
sprosse77

#18
Liebe Sprosse,

danke, es tut sehr gut deine Geschichte zu lesen, sie gibt Mut und Hoffnung! Ich halte auch daran fest, dass ich mit dem Schwinden der ES auch mein Körpergefühl, meine Lust und die Liebe zu meinem Körper wieder finde. Allerdings ist es so hart, so demütigend, so entsetzlich, den partner immer wieder enttäuschen zu müssen, weil ich nix spüre, Berührungen nicht aushalte und so. Das tut so weh. Und ich wünsche mir beihnahe jeden Tag, dass ich Lust habe, dass ich mit ihm Sex haben kann und den auch genieße! Aber ich habe gelernt geduldig zu sein und dass ein sich zwingen oder sich bemühen bei dieser Art von Erkrankung kontraproduktiv ist. Ich hoffe nur, mein lieber Freund hat auch diese Geduld.... :cry:

Darf ich dich fragen, wie deine Therapeutin mit dir gearbeitet hat? Ich mache auch schon seit mehr als vier Jahren Therapie, ich habe auch das Gefühl das was weitergeht...aber es würde mich sehr interessieren, auf welche Weise dir geholfen wurde.

Danke nochmal und schön, dass es dir schon so gut geht!

lg
djinn

#19
off topic

hallo Djinn ...

na klar darfst du fragen, wie meine therapeutin mit mir gearbeitet hat ...

vorab sollte ich aber auch sagen, dass ich glück hatte bei einer therapeutin "zu landen", die sich auf ES ud s*x. m*ßbr**ch spezialisiert hat.

ich kenne zwar die ganzen fachausdrücke nicht so genau, aber einiges bekomme ich sicherlich noch auf die reihe ... das was ich nicht fachlich benennen kann, umschreib ich einfach :D

es war in erster linie eine tiefenpsychologische einzelgesprächstherapie und verhaltenstherapie .... sie hat aber auch hin und wieder in form von hypnose und Tiefenentspannung mit mir gearbeitet ... zudem haben wir sehr viele "übungen" im bereich der körpertherapie gemacht ... diese "übungen" waren sowohl gespräche über den körper, als auch bestimmte körperwahrnehmungsübungen:
z.b.
Körperschema
dort haben wir meinen körper auf ein riesen stück pappe gemalt ... also mit dem bleistift an meinem körper entlanggefahren als ich vor einer wand stand ... dieses bild haben wir dann gemeinsam angesehen ... es war vollkommen anders als das bild was ich im spiegel sehe ... ich konnte nicht glauben, dass ich das auf dem bild war, ich sah mich im spiegel und in fensterscheiben immer viel dicker .. dann haben wir begonnen dieses körper mit farbe zu gestalten ... es gab farben für dieses körperteil "toll finden" ..."nicht toll finden" und "hassen" ... wir haben drüber intensiv geredet wieso das so ist ect. haben meinen körper und meine gemalten gefühle dazu detailliert besprochen ....
später haben wir ein weiteres körperschema gemacht ... prinzip: gleich ... allerdings sollte ich dieses mal die körperstellen farbig gestallten, die von einem anderen angefaßt oder auch nicht angefaßt werden darf (diente der verarbeitung des s*x. m*ßbr**chs) auch darüber wurde intensiv gesprochen
sich fallen lassen
konnte ich nie ... ich mußte immer alles unter kontrolle habe und konnte nicht vertrauen .... ich habe mich auf den boden auf eine matte gelegt und habe ihr stück für stück meinen körper in ihre hände gelegt ... zuerst hat sie meinen arm gehalten .... einfach so ... bis ich ihn hab komplett fallen lassen können; sprich, mein gewicht des armes in ihre hände legen ... dann den anderen ... dann die beine und dann den kopf ... jedes körperteil einzeln ... das haben wir stück für stück aufgebaut, bis ich mich wirklich mit meinem ganzen körper in ihre hände fallen lassen konnte (war beim ersten mal ein tolles gefühl, ich war verdammt stolz)
Hängematte
auch hier ging es um das "sich fallen lassen" und auch um entspannung ... einige sitzungen habe ich liegend und schaukelnd in der hängematte verbracht (hört sich lächerlich an, war es aber nicht) sie saß auf dem boden und hat mich angeschukelt und wir haben geredet.... das schaukeln sollte, wie im mutterleib, urvertrauen wecken ... urvertrauen zu mir selbst ... und in die hängematte mußte ich mich ja auch fallen lassen .. ich hatte keinen boden unter den füßen ... hört sich nicht spektakulär an, war aber sehr wirkungsvoll ...

auch haben wir übungen zum hass- und agressionsabbau gemacht ... ich steckte voller hass vor mir selbst und vor meinem onkel... ich haßte mich teilweise selber für das was er mit angetan hat weil ich mir selbst die schuld gab ... sie hatte in einem therapieraum einen boxsack ... gegen den "mußte" ich hauen, treten, schlagen .... ich konnte es erst nicht und sie hat mich richtig "provoziert" ... später habe ich sogar dabei geflucht und den boxsack beschimpft ... solang bis ich nicht mehr konnte und in tränen ausbrach ... über das was in mir während des "boxsackvermöbeln" in mir vorging, haben wir dann gesprochen ...

ich glaube, es war keine "standart therapie", sondern sie hat sich sehr individuell auf mich eigelassen ... es gab auch anfangs kein striktes therakonzept (so wie z.B. ausschließlich gesprächthera) ... sie hat von beginn an gesagt, dass sie im laufe der zeit feststellen wird, wo meine probleme und ursachen liegen, da das ja bei jdm. unterschiedlich ist ... und dass sie die sitzungen dementsprechend gestalten wird ....

ich habe während der gesamten therapie nicht ein einziges mal ein eßtagebuch oder ähnliches führen müssen .... auch haben wir eher drittrangig über das essen gesprochen ... klar, schon darüber, in welchen situationen ich erbreche usw. aber das war nicht das hauptthema der thera .... es ist schwer das so zu beschreiben, könnte noch viele weitere beispiele nennen, aber das würde den rahmen hier wohl sprengen ... wenn du noch was wissen willst, dann kannst du mich aber gern jederzeit per pn kontaktieren ....

ich weiß auf jeden fall, dass ich ohne meine therapeutin heute nicht dort wäre, wo ich bin .... die frau war eine wirkliche wucht :D

#20
hey sprosse, :wink:
das was du da so über deine thera schreibst, klingt echt mehr als gut (erinnert mich etwas an bad oeynhausen in der klinik am korso, aber da ist ja das problem, dass das alles unterschiedliche therapeuten sind für körperthera, kunstthera, gesprächsthera etc., man muss sich soo vielen verschiedenen menschen (therapeuten) öffnen, während das bei dir ja alles die selbe frau war (oder?), fänd ich halt irgendwie echt vorteilhaft...hmm)...
hmm, also ja ähm. meine frage nun: würdest du vielleicht verraten, wo du wohnst (sonst als pm) und naja, also nee, eben zumindest, wo du diese thera gemacht hast (evtl adresse geben)?
wäre voll lieb, wenn das möglich wär :roll:
okay,
dann danke schonmal
und lieben gruß,
smartie... :wink:

#21
Liebe Sprosse,


vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!!!! Schätze ich sehr! Die meisten Dinge kenne ich vom Hörensagen oder von Seminaren, die ich gemacht habe (à la Aufstellungen und so) -> ich habe es allerdings noch nie geschafft, mich mit all dem emotionalen Müll, den ich so mit mir herumschleppe, in Verbindung zu bringen und mich "zu erleichtern". Ich denke, du verstehst, was ich meine. Ich tu mir sehr sehr schwer, vor anderen Leuten zu sein wie ich bin, das geht / ging sogar soweit, dass ich selbst nicht mehr wusste, wie es mir geht, wie ich reagieren würde, etc. weil ich mich zu sehr anpasse und mich schütze und nur darauf achte, wie mein Gegenüber ist.

Deshalb war es mir auch in der Therapie bis heute nicht möglich zu heulen, zu schreien, etc. Ein Therapeut hat es mal mit einer überfallsartigen Aktion probiert, ich bekam eine Panikattacke und musste in weiterer Folge die Therapie bei ihm beenden, weil ich solche Angst vor ihm hatte....meine jetzige Therapeutin ist aus diesem Grund sehr sehr vorsichtig, fast schon zu vorsichtig...obwohl ich es sehr schätze, dass sie so ist. Aber es geht nur sehr schleppend voran.

Jedenfalls bekomme ich so richtig Sehnsucht, wenn ich das von dir und deiner Therapie lese - denn das wären alles Dinge, die mir gut tun würden. Ich finde es toll, wie kreativ deine Therapeutin arbeitet. Meine spricht meistens nur mit mir, allerdings habe ich auch bisher eher ablehnend / schützend reagiert, wenn sie mir vorschlug, ich solle mich mal hinlegen o. ä. Ich habe aber auch das Gefühl, es bei ihr nicht tun zu können...weil ich es nie gemacht habe, so Blödsinn halt....

Aber manchmal denke ich, ich ersticke an meinen Emotionen...gerade in den letzten Tagen, irgendwie kommt jetzt so viel Betroffenheit hoch, darüber wie ich die letzten Jahre gelebt habe, was früher schief gelaufen ist, dass nie jemand gecheckt hat, wie ich drauf bin, dass ich so tief in der ES mit allem Drumherum gesteckt bin, dass ich zehn Jahre meines Lebens schon so verschissen habe und jedes Ereignis jede Erinnerung als erstes den Gedanken an Essen / Kotzen / Nichtessen mit sich bringt....ach, bin momentan etwas durch den WInd...


Danke nochmals dir! Und ganz viel Kraft weiterhin! 8)