Hoffnungslosigkeit und der Gedanke aufzugeben

#1
Hi ihr!
Ich muss mich grad mal verbal auskotzen, weils mir momentan echt scheißig geht.
Ich rekapituliere mein Leben und meine Gefühlswelt, um mich irgendwie selbst aus meinem Gemisch aus Depressionen und Selbsthass raus zu katapultieren.
Irgendwann war ich doch mal ein kleines Mädchen, das sehr glücklich war. Doch mit dem Älterwerden kam der Frust meines Pummeldaseins in mir auf und mit meiner ersten Diät erhoffte ich mir mehr Liebe und Anerkennung zu erlangen. Die Magersucht bot sich mir geradezu an und ich dachte "Das ist Glück..." Doch das verkehrte Körperschema machte mich bald wahnsinnig und der Selbsthass war geboren.
Ich entdeckte die Bulimie für mich, die mir mehr "Freiheiten" ließ. Und ich dachte "Das ist wohl Glück..." Doch die Glücksgefühle des Hungerns und die des Kotzens sind nur Trugbilder in meinem verkorksten Gehirn. Sie verursachen ZUNÄCHST wunderbare Gefühle und ein Gefühl von Überlegenheit und Freiheit, Kraft und Stärke, Dispziplin und Macht. Die Illusion begann bald zu schwinden und ich erkannte mich kaum wieder. Nicht nur die schlechen Gefühle sind übermalt und verstecken sich hinter meinem gestörten Wesen, nein auch die guten scheinen sich mehr und mehr aus meinem Leben zu verabschieden. Die depressiven, leeren Phasen, die für mich unerträglicher sind als jegliche schlechten Gefühle, seien sie auch noch so schlecht -ob Traurigkeit, Selbsthass, Wut oder unkontrollierte Aggressionen- , scheinen mich zu ersticken. Ich sitze hier einfach nur so rum, starre in den Fernseher und schaue mir die langweiligsten Sendungen an. Ich bin machtlos, leer, erschöpft, kann mich alleine kaum beschäftigen. Ich kann nichts produktives leisten, nichts im Haus, nichts für die Uni.
Bis vor drei Wochen habe ich gekotzt. Ich dachte, wenn ich aufhöre, kommen meine guten Gefühle wieder. (Wobei ich sagen muss, dass ich eigentlich sehnsüchtig auf meine Therapie im Herbst warte und sinnvoll die Zeit überbrücken wollte, indem ich schonmal anfange an mir zu arbeiten.) Doch auch das war wohl ein Trugschluss. Die guten Gefühle kommen und gehen mit dem Sonnenschein und meinen Freunden. Sobald ich allein bin, bin ich gefangen in meinen "leeren" Gedanken und das einzige, was ich durch das Nichtkotzen erreicht zu haben scheine, sind all meine negativen Gefühle inklusive Autoaggressionen (die sich zwar "nur" durch Rumschreien und mich schlagen äußern, aber dennoch beunruhigend erscheinen), die plötzlich aus dem Nichts wieder aufgetaucht sind.

Ich würde nur einfach gerne wissen, ob das Nichtkotzen so sinnvoll ist und ob die Schwebe zwischen Wut und Leere nur eine Übergangsphase zu Freiheit, Geborgenheit und Selbstzufriedenheit ist oder ob ich einfach aufgeben sollte und mein betäubendes, schützendes Verhaltensmuster wieder aufleben lassen sollte. Wenn ich nur sicher sein könnte, dass alles sich zum Positiven wendet, wenn ich mich nur bemühe... aber das ist nun einmal nicht so, ich bin seit langen erstmals wieder so hoffnungslos und so enttäuscht, dass es mir nicht einmal ein bisschen besser geht, jetzt wo ich nicht mehr kotze und fresse.

Wozu leben, wenn es so anstrengend ist? Alles ist so mühselig und wenn ich so down bin, fällt selbst mir, die eigentlich versucht in allem etwas Positives zu entdecken, eben dieses schwer.

Vielleicht kennt hier jemand diese Gefühle und kann mir ein wenig Mut machen...?

#2
@hope 05
du bist nicht allein :wink: . so ist es, denke ich, allen ergangen, die aufgehört haben. du bist in einer entzugsphase. die mußt du überstehen, dann kommt langsam, aber stetig, farbe in dein leben. :wink:
das fernsehn kommt mir bekannt vor. es gibt selten ein gerät, das soviel leere zu erzeugen weiß, wie der fernseher. du schaltest ihn ein, damit wenigstens irgendwas die wohnung "erfüllt". die angebotene unterhaltung ist meist schrott, die leere bleibt, wird, wenn er abgeschaltet wird, noch präsenter, erdrückender. lies ein buch, statt fernzusehen.
dadurch, dass du nicht mehr kotzt, sollten nach und nach energien für andere dinge frei werden. leb sie aus, trau dich.
lg, Gert

#3
Hallo hope05,

ich kann dich gut verstehen, denn seit ich mich nicht mehr übergebe, und das ist für meine Verhältnisse schon relativ lange, fühle ich mich total leer und ausgelaugt. Eigentlich habe ich endlich zeit, etwas sinnvolles zu tun, aber ich kann mich nicht konzentrieren und bekomme nichts geregelt. Und dass, obwohl ich jetzt im letzten semester bin und noch mal meine ganze energie, mit der ich sonst alles angegangen bin, bräuchte.

Ich glaube, dass ist eine Phase, die man einfach durchmachen muss, denn es fehlt ja was, an dem man sich festhalten konnte. Versuche, die positive Seite zu sehen, immerhin hast du es geschafft, dich so lange nicht zu übergeben und wenn du durch dieses Loch und die wut durch bist, siehst du bestimmt klarer.
Stelle nicht zu hohe ansprüche an dich selbst, es hört sich zwar vernünftig an , zu sagen, du möchtest schon vor der therapie an dir arbeiten, aber vielleicht setzt du dich damit zu sehr unter druck.
Alles Gute
Mi

#4
Viele können die innere Leere, das "Nichts" nicht ertragen, und füllen deswegen ihren Körper mit Essen.....

#5
Wollte dir erstmal meine Hochachtung aussprechen, dass du es jetzt schon so lange Zeit geschafft hast!!! Super!!
Lass dich auf keinen Fall von irgendwelchen Stimmen rumkriegen, die dir einflüstern wollen, das andere, alte wäre besser, denn damit zerstörst du dir das Stück an Selbstachtung und Würde, dass du grade aufgebaut hast. Du bist auf nem guten Weg.
Ich kenne das Gefühl der Sinnlosigkeit zu gut, hab aber immerhin erkannt, dass es nicht der richtige Weg ist, seinen Körper mit irgendwelchen Dingen zu füllen, sei es nun Essen, Einkaufen, Sex, Drogen, Fernseher oder was auch immer. Davon wird die innere Leere nur noch größer, der Suchtzwang verstärkt sich, weil man Befriedigung in etwas sucht, dass einem so keine Befriedigung geben kann.
Deine körperliche und geistige Gesundheit ist die Grundlage dafür, dass du ein glückliches Leben und Beziehungen führen kannst. Ich an deiner Stelle würde mich total freuen , über das was du geschafft hast!!! :)

Bei mir ist die innere Leere erst weggegangen, als ich den Weg zu Gott gefunden hab. Jetzt fühl ich mich nicht mehr einsam und leer, zwar sind die ES noch da, aber ich kenne nun die Alternative und weiß, dass ich das nicht mehr brauch. Ich hätte früher auch alles gemacht, um an Essen zu kommen, während es mir heute nichts mehr bedeutet. Gott sagt: "Der Mensch lebt nicht nur von Brot allein, sondern vom Wort des lebendigen Gottes".
Und so ist es. Die Menschen suchen überall nach Liebe , Zuneigung, Anerkennung, Sinn, Befriedigung, die sie jedoch weder in Menschen noch in irdischen Dingen finden können.
Ich weiß, jetzt heißts gleich wieder: Oh Gott, eine Christin, die ist doch total weltfremd... aber ich habe mein ganzes Leben lang nach der Wahrheit gesucht und bin froh, dass die Suche nun endlich ein Ende hat. Im Glauben hab ich auch ein stabiles Fundament um mich von der ES zu lösen. "Die Wahrheit wird euch frei machen" :)
Schonmal drüber nachgedacht, in ne christliche Gemeinde oder ne karitative Einrichtung oder so zu gehn und dich da zu beschäftigen? Wäre mein Tip für dich...