Essen das Einzige was man hat

#1
Das habe ich mal als einen der Gründe gelesen, warum Bulimikerinnen eben Bulimikerinnen sind. Warum sie trotz vermeintlich gutem Leben und dem Gefühl, alles im Griff zu haben, trotzdem noch oft kotzen.

Es gibt Tage, da läuft fast alles super. Oder zumindest ist man so beschäftigt, das dann doch das noch das Gefühl vermittelt, alles richtig zu machen.

Und doch - ich habe das heute bei mir gemerkt. Ich bin nur am Arbeiten. Ich schaffe mein Pensum und ich muss es auch schaffen. Nur wenn ich abends nach Hause komme, dann will ich fressen, obwohl es sonst keinen Anlass gäbe.
Ich hab dann tagsüber zu wenig gegessen, zu wenig getrunken, bin ausgebrannt und schaffe es nicht, zu sagen "Ja, es gibt noch viel zu lernen, aber du bist jetzt seit neun Uhr dabei, es ist sechs Uhr abends, es reicht - schließlich hast du eh noch genug Hausarbeit".

Es ist mir heute wieder aufgefallen, wie zentral das Essen oder Nicht-Essen geworden ist. Und warum? Weil ich erschöpft war, weil ich mir selbst nichts anderes gegeben hatte. Warum? Egal. Es reicht mir für den Moment zu wissen, dass ich mich falsch behandelt habe und in alte Muster zurückfalle dabei.

Ich hab dann auch tatsächlich aufgehört zu lernen, hab die Hausarbeit so weit notwendig gemacht und hab erst mal viel getrunken und zwar viel gegessen, aber richtige Nahrungsmittel - Nudeln - und keine Schoki etc. Ich hab jetzt gerade was gemalt und werd die Füße hochlegen und ich denke, das war die richtige Entscheidung.

Es ist schon komisch. Da isst man abends zur Entspannung, zur Belohnung - und im Grunde tut man sich damit nichts gutes, sondern schliddert heimlich wieder in die Emotionalisierung des Essens.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

Re: Essen das Einzige was man hat

#2
filialunae hat geschrieben:Ich schaffe mein Pensum und ich muss es auch schaffen. .
Hallo Filialunae,

Dies ist wohl der Schlüsselsatz in Deinem Thread. Hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, was sein würde, wenn Du es nicht schaffst? Bricht dann die Welt für Dich zusammen? Wer zwingt Dich eigentlich, so ehrgeizig zu sein? Stimmen Dein Ehrgeiz und Dein Vermögen überein?
Zu diesem Thema habe ich selber einige Erfahrungen gesammelt. Oft habe ich nicht gemerkt, wie ich mich zu etwas gezwungen habe, was mir nicht guttat, weil es mir garnicht entsprach. Hier habe ich sehr viel loslassen können und lebe sehr viel befreiter seitdem. Meine Leistungen sind deshalb garnicht zurückgegangen, im Gegenteil, für Kreativität braucht das Hirn nun einmal einen gewissen Grad an Muße :-)

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#3
Ja, das sind schon Punkte über die ich mir Gedanken machen sollte. Was ich aber vollkommen sagen kann, ist, dass ich das, was ich tue, unbedingt und um jeden Preis tun will, aus mehreren Motiven.

Ich liebe mein Fach.
Ich finde, es gibt zu wenig renommierte Wissenschaftlerinnen und zu wenige Mädchen, die sich das überhaupt zutrauen, ich habe solche Frauen immer bewundert - ich will da auch hin und Vorbild sein, wichtigers Aufzeigen als Schönheitswahn und Jungs umwerben.
Ich will später mit meiner Arbeit außerdem ein Gehör für all die vergessenen Genozide schaffen und somit vll. ein bisschen dazu beitragen, dass durch die Öffentlichkeit mehr Druck auf Friedensprozesse und die LÖsung von Armutsproblemen in der Dritten Welt gelegt wird, ich hoffe, ich finde irgendwann den Mut, vor Ort etwas zu tun.

Aber ich tue oft zu viel, das stimmt, ich tue mehr als ich müsste, weil mir wohl das Vertrauen mangelt, dass ich es sonst auch könnte. Inzwischen lasse ich aber bewusst Dinge liegen, bin zur Zeit mit dem Lernen sogar in Verzug. Aber ich übe zu sagen "Jetzt ist es gut".

Ich lerne nicht mehr um jeden Preis.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

#4
Liebe Lunae!

Das Thema kommt mir irgendwie bekannt vor!
Bin aber im Augenblick zu müde, um Dir noch eine gescheite Antwort zu verfassen, denn auch ich habe bis grad eben am Rechner gehockt und "Uni gemacht".

Lieben Gruß
Lupus

#5
Hallo Filia,

Du musst Dich nicht rechtfertigen! Wie Du diese Fragen für Dich beantwortest, ist ganz allein Dein Ding. Meines Erachtens bist Du allerdings über eine Rechtfertigung dabei auch nicht hinausgekommen....

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem