Ab wann denkt ihr ihr seid raus?

#1
Der Titel beschreibt schon sehr gut den Inhalt meines Beitrags:

Ab wann denkt ihr seid ihr clean?

Die, welche sich als Ehemalige bezeichnen, wovon macht ihr das abhängig? So und so lang nicht gekotzt? Das tun wohl denk ich die meißten; aber dann ist die Frage was für ein Zeiitraum?

Ich frage das weil ich den Gedanken eines Ehemaligen Forums interessant finde. Weil das doch jeder anders sieht.

LG & Knutsch

Baby
Man hat die Schicksale, die man hervorruft und die zu einem passen. (Hermann Hesse)

#2
Ich denke, clean ist man erst mal, wenn man mehrere Wochen nicht mehr gekotzt hat.
Mit den FAs - das ist schwierig. Ich mein, auch jeder Gesunde will auch mal einfach eine Packung Toffifee oder so in sich reinschlingen. Aber ok, das ist vll. der Unterschied - es ist dann eine Schachtel und Gedanke zu Ende, mehr nicht, kein schlechtes Gewissen etc.
Zuletzt geändert von aymone am Do Feb 17, 2011 12:28, insgesamt 1-mal geändert.
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

#3
hi,
bei mir sind es zwei gründe, die mich glauben lassen, es mehr und mehr überwunden zu haben:
die symptomfreiheit
das annehmen meinerselbst, so, wie ich bin
das erste geht recht schnell, dazu gibt´s genügend literatur, die suchtprozesse veranschaulicht. ich wollte weg davon. ich bin weg gekommen. ohne therapeuten. mit hilfe meiner frau, die verständnis zeigte, wann´s notwendig war. und die frage"ah warst wieder speiben" stellte, wann es ihr angebracht erschien. der körperliche entzug ist vorbei. die gedankenarbeit über die seele(meine und ganz allgemein) geht weiter - und wird hoffentlich nie mehr enden. sie ist ein unerschöpfliches, interessantes gebiet...
nach und nach habe ich gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. ich laufe dem nicht mehr hinterher, wie ich sein möchte. ich bin nicht mehr so darauf angewiesen, ziele zu erreichen, um vor anderen zu glänzen. das bild, das meine umwelt von mir hat, bestimmt nicht mehr alle meine handlungen. ich glaub nicht mehr, dass ich, weil ich dünn bin, gleichzeitig sicher erfolgreich bin. mein sodbrennen von damals hat keiner gesehen, die lebensdauer meiner zähne habe ich deutlich verkürzt...der preis einer fehlentwicklung, die mir erst sehr spät bewußt wurde(mit dreißig, einunddreißig), die ich jetzt, hoffentlich endgültig, los bin.
hinterher betrachtet kommt mir das essen-brechen vor, wie eine übersprungshandlung(das huhn, das pickt; der hund, der sich kratzt; um spannung abzubauen), die in eine lustbringende endlosschleife mündete.
die körperlichen und seelischen folgen kennt ihr.
lg, Gert

#4
Hallo Babygirlschalke,
Liebe filialunae, lieber Gertl,

gleich mal @filia, schön, dass Du ja doch noch ein paar mal reinschaust :wink:

Tja, diese Frage "Wann Ehemalig" stell ich mir im Moment auch.
Ich dachte ja wirklich schon, ich wäre Ehemalig, und zwar komplett. Habe ein paar Monate nimmer gekotzt.
Aber dann, schwupsidiwupps, ein mal in der Woche, so nebenbei eben, und dann mal 3 Tage hinter einander, und.... ?!

Irgendwie weiss ich jetzt auch nichts mehr.
Ich finde, es gibt da ja auch so viele Entwicklungsstufen. Zuerst die MS, dann die Bulimie mit MS, dann nur die Bulimie, etc...

Aber ich denke, wenn man einmal den Sprung über einen längeren Zeitraum geschafft hat, dass mans eben nimmer tut, dann hat man sehr gute Chancen, es irgendwann einmal komplett aufzugeben.
Und ich frage mich halt immer noch, was denn schon dabei ist, wenn man sich einmal im Monat einen netten Binge mit anschließender Kotzerei gibt? Deswegen würde ich jedenfalls niemanden als Bulimiker bezeichen!?

Was sagt ihr dazu?

Liebe Grüße,
Monica

#5
Hallo Monica,
auch einmal im Monat Fressen+Kotzen ist Bulimie. Vielleicht kann man es schon als die nächste Entwicklungsstufe gen Genesung betrachten, aber zufrieden geben würde ich mich damit auf gar keinen Fall.
Warum "brauchst" du dieses eine Mal im Monat? Setzt du es als Belohnung ein für die Tage, an denen du es ohne konntest? Die Gefahr ist groß, dass du diesem einen Tag Monat für Monat entgegenfieberst und schnell wieder in den Strudel gerätst. Meinst du nicht?
Es scheint immernoch Gefühle zu geben, mit denen du nicht gesund umgehen kannst. Die verschiebst und staust du dann schön auf diesen einen Tag, an dem du sie "los wirst"...
Nein, Monica, das kann nicht die Lösung auf Dauer sein!
LG, Polli

#6
hi,
auch einmal im monat ist bulimie(ätsch). fühl dich nicht gehänselt, es ist einfach so. die schaltungen im hirn sind da, mit jedem mal aktivieren werden sie wieder präsenter...
es hört dann auf, wenn der gedanke daran nicht mehr da ist. bei dir kommt er bestimmt noch öfter, als einmal im monat...
das ist kein vorwurf, eher ein hinweis, dass wohl irgendwas noch nicht so stimmt, wie du es gerne hättest.
ich bin sicher noch nicht perfekt, mein bauch wächst z.z. mehr, als mir lieb ist. ...blöd auch, mit dem gipshaxen kann ich mich nicht gscheit bewegen, darf nur *kg belasten...
lg, Gert

#7
Ich glaube Hippokrates war es, der gesagt hat, dass die Krankheit dort beginnt, wo der Mensch anfängt zu leiden. Für mich würde ich sagen, dass die Bulimie aufgehört hat, als ich aufgehört habe darunter zu leiden.
Das war erst eine ganze Zeit später, nachdem die bulimischen Symptome verschwunden waren. Es hat gedauert, bis ich von den Gedanken an die Symptomatik, der Furcht vor den Rückfällen, und dem Selbstzweifeln befreit war. Und darunter habe ich auch ohne bulimische Symptomatik gelitten. Meines Erachtens nützt es wenig, nur die bulimischen Symptome zu bekämpfen. Ist man hierin zu schnell erfolgreich, so kann es sehr leicht passieren, dass man sich dann in eine andere Sucht verstrickt, alles nur verlagert. Die seelische Heilung und die körperliche Heilung müssen im Einklang stehen, es nützt wenig, wenn die Fortschritte nur auf einer Seite gemacht werden.
Heute habe ich einfach keine Angst mehr vor einem Rückfall. Sollte er kommen, so werde ich ihn überstehen. Er wird mich auf meinem Weg nicht mehr aufhalten können, denn inzwischen habe ich meinen Standpunkt, fühle mich geerdet in mir, fühle mich in mir wohl, weiss, wo meine Schwächen liegen und akzeptiere sie wohlwollend zu mir selbst. Ich brauche die Bulimie einfach nicht mehr.... :-)

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

Re: hi

#8
MiniMe hat geschrieben:ich denke für mich, dass ich nie! raussein werde....

selbst in phasen wo ich nicht breche egal wie lange sie dauern,
werde ich mich immer essgestörte bleiben,
vielleicht nicht bulimiekerin...aber halt anders essgestört...

also auch nach jahren...wenn es alles gut bleibt
werde ich mich nicht als normal ansehen
dafür hat mich das alles viel zu sehr geprägt
und ich hoffe
dass wenn ich lange nicht mehr breche,
ich nicht andere ticks und süchte entwickel....

*lg*

bingo...
geheilt!!! werde ich erst sein, wenn ich tot bin!!
Carpe Noctem S.

#9
Quatsch! Diese Art von Selbstmitleid hilft nicht weiter und ist eher destruktiv!
Es gibt genügend Gegenbeispiele von geheilten Bulimikerinnen, warum solltest Du das nicht auch schaffen? Dass diese Krankheit sehr prägend ist, kann ich nicht bestreiten. Diese Lebenserfahrung gehört zu mir, ich habe sie wohl gebraucht, um mich persönlich weiterzuentwickeln (obwohl ich natürlich gerne darauf verzichtet hätte :-)). Ich will sie auch nicht leugnen oder vergessen. Meine Lebensfreude habe ich zurückgewinnen können, und das ist mir das wichtigste!

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#10
Genau!
Alte Gedankenmuster bleiben irgendwo gespeichert. Das heißt nicht, dass man keine neuen, alternativen entwickeln kann. Ich habe. Es geht mir gut. ich hoffe von ganzem Herzen, dass es so bleibt. Meinen Beitrag dazu leiste ich. Jeden Tag. Und jeden Tag gerne - es gibt keinen schöneren Ort, als diese Welt :lol: !
lg, Gert

#11
ich denke man ist ehemalig, wenn man probleme lösen kann ohne sie mit essen zu kompensieren.
Essen, was man möchte ohne reue, ohne schlechtes gewissen.
die mengen essen, das man ohne kontrolle innerhalb eines gesunden körpergewichte bleibt. denn wer zuviel ist und stark zunimmt oder auch wer zuwenig ist und stark abnimmt ist essgestört. Wie man die störung dann nennt ist dabei egal, gestört ist gestört. gesund ist nur jemand der essen als ganz normales tagesritual sieht, wie das duschen, zähneputzen, arbeiten gehen, fernsehen, hobbys und was es sonst noch so gibt im normalen leben. essen darf nicht über bewertet werden. es ist da um zu leben und zu mehr nicht.

ich sehe essen nicht mehr als feind, ich esse dann, was ich möchte was ich will, höre auf, wenn mein magen mir sagt gut, das war das und die menge die ich wollte. seit über einen halben jahr lebe ich ohne essenskontrolle, ohne essstörung und ohne schlechtem gewissen und ich habe mein körpergewicht zu 100 % gehalten wie zur zeiten der bulimie, und das ohne stress und angst vor zunahme. Ich gehe davon aus, das ich ehemalig bin, da in meinen augen heute eine essstörung zeitverschwendung ist. es gibt sinnvollere sachen im leben, als sich den ganzen tag mit essen auseinander zusetzen.

ich wünsche alles, das sie eines tages diese einsicht bekommen, das man mit essen keine probleme lösen kann, sondern nur neue macht, wie mit allen anderen suchtmitteln auch.

LG Angie

irgendwie ists für immer

#12
hmm. ich denke: einmal bulimimikerIn, immer bulimikerIn. was sind schon ein paar symptomfreie monate? ich hab symptomfreie jahre hinter mir & dennoch: suchen sie mich plötzlich wieder heim, die Fressanfälle & die kotzereien. superunregelmässig aber eben doch. war ich nie gesund? wird man je gesund? für mich gehört es zu meiner persönlichkeit dazu, zu meinem: ich bin. so wie: ich bin braunhaarig, ich bin mutter, ich bin optimistin, ich bin bulimikerin.
sagt man nicht eh zu ehemaligen auch: satte bulimiker? finde ich sehr passend. manchmal kommt eben wieder der hunger.
naja, ich jedenfalls hab zumindest inzwischen nach meinen kotzanfällen nicht mehr das gefühl der ohnmacht & des totalen selbsthasses sondern mehr so: augeverdreh, du esel, warum war das denn schon wieder notwendig. schön blöd. jetzt koch ich mir erstmal einen schönen kaffe, setz mich auf den balkon & versöhn mich wieder mit mir selbst.
hoffentlich hält dieses gefühl dabei an.