Re: Bericht einer Ehemaligen

#61
Hi Leute,

dies ein weiterer Beitrag der Reihe "resümierende Abschlüsse einer ehemals Kranken"... :roll:
Es beruhigt mich, zu wissen, dass alle hier, wenn sie lesen, freiwillig lesen. Somit gleichen all diese blöden Worte keinerlei Belehrungen, was sie nämlich auch nicht sein wollen. Nein, nur meine Gedanken aufgeschrieben, die ich ansonsten 'in die Luft schicken' würde - hier vermögen sie vielleicht irgendwer zur irgendwas, bestmöglich noch in positivem Sinne, zu dienen. Letzteres wäre ein wundervoller Nebeneffekt, den ich nicht intendiere, der aber sonstigem Schall und Rauch meinerseits eine Art "tieferen" Sinn verleihen würde.

So it goes (wie gesagt: normaler Weise schreibe ich solches Zeug irgendwohin, lösche es, wenn sich die Zeilen angesammelt habe; dokumentiertes Denken sozusagen, weil sich Gedanken mir ganz gerne auch mal in ganzen Sätzen 'zeigen'):

Ich glaube ein Hauptbestandteil dieser Krankheit ist 'das Moment des Süchtigen'. Jemand ist süchtig danach in irgendeiner Form irgendwer oder irgendeiner Sache in engerem oder weiterem Sinne zu (ver-)"helfen". Irgendein persönliches Gut möchte man erreichen. Irgendein Ideal von Vorgestelltem. Und ich glaube viele sind auch dazu gekommen, dass sie 'gute Menschen' schlechthin sein wollen oder dies schon immer sein wollten, und an diesen "Anmaßungen" aber scheiterten.

Ich habe nun hier eine Weile "geholfen", und es war auch eine Sucht, besser beschrieben aber eher eine Art 'innerer Zwang' nach "bildhaft moralischem" Verhalten gewesen. Auch eine Form der Perfektion; könnte man sagen.

Bringt mich zum zweiten Punkt, was die Krankheit anbelangt: Streben nach Perfektionen.

Allerdings - und Gott sei Dank - ist mein Leben inzwischen so reich an allemal ausfüllenden Arbeiten geworden, dass ich es eigentlich nicht mehr leisten kann, hier noch weiter zu "helfen". Anders formuliert: Ich kann es mir nicht leisten.

Ich denke nämlich: Helfen und "helfen" zu können sind Privilegien. Ich bin in einem Ausbildungsmoment, da ich über solche Privilegien nicht verfüge. Anders formuliert: Ich muß - und möchte, weil ich das so als 'gut' empfunden habe - x Texte und Bücher am Tag lesen: Ich kann nicht, würde Kräfte und Zeit von mir überfordern. (hier viel zu "helfen")

Mir bleibt immer nur zu sagen, dass ich immer auch an Euch und an alle denke, die irgendwo in irgendeiner Form 'leiden'. Das ist für mich größte Motivation all die Texte meiner Studienfächer zu lesen. (Die ja bei mir alle von Freundschaft, Gesellschaft, Herz, Liebe, Mut, Recht, Ordnung, Friede, Freiheit usw. handeln.)
Ich bin nicht Ärztin geworden, weil ich gemerkt habe: Ich kann das nicht leisten. Also werde ich es nun auch nicht hier 'versuchen'.

Wenn ich die Zeit und die Ruhe finde, hier etwas in den threats anderer zu schreiben, so werde ich dies auch weiterhin machen. Sprich: Ich möchte mich nun nicht hiermit von allem verabschieden. Aber ich werde diese "Muse" (so will ich es wirklich fast nennen) nicht immer, nicht ganztägig usw. aufbringen können. Wenn ich sie habe, werde ich ihr nachkommen.

LG,
Anna
Zuletzt geändert von Antja am Fr Nov 07, 2008 20:34, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#62
Das hier ist sowas wie mein "supervisions-board". Glaub' ich.

Hi.

Hüh und hot? Nein. I am trying.

Manchmal nimmt es mich glaub zu sehr mit. Oder es berührt mich zu sehr. Nicht so, dass ich heulend dasitze. Um Gottes Willen, nein, das nicht.
Aber sicher: Wer würde denn nicht gerne jemandem sofort allumfassend helfen wollen?

Früher habe ich Hilfe gebraucht, bei eben diesen Dingen, wie ich Sie hier (von Euch) auch manchmal lese. Und das war bei Gott eine schreckhafte Zeit gewesen.
Heute brauche ich auch noch Hilfe. Aber nicht mehr 'in diesem Bereich'. (um es mal so blöd zu formulieren)

Krankheit überwinden scheint mir eine Sache. Sich danach oder dann auch noch zu verwirklichen, eine andere. Ich brauche/te für beides Hilfe.

Was ich hier bei allen bewundere und schätze: Der Wille gesund zu werden.
Man unterstellt es Eßgestörten immer wieder: Sie wollten doch gar nicht gesund werden. Mag sein, dass es die auch gibt, aber als Mehrheit würde ich das niemals definieren.


Ich würde ja mehr von mir erzählen - um mein Leben außerhalb des Forums, von dem ich mehr oder minder die ganze Zeit rede, nicht so im Abstrakten zu lassen. Aber das ist mir hier irgendwie nicht gegeben, weil ich mich nicht so sehr 'in ein Forum stellen' möchte.
Und deshalb bleibt es dabei: Ich lese. Ich lese furchtbar gerne. Und für dieses Lesen brauche ich eben so an die acht Stunden täglich.

Honey, falls Du das liest: Sei mir nicht böse; ich denke trotzdem immer auch an Dich. Und ich kann nur schwer hoffen, dass Du da mal dran bleibst, mit den Therapien. Und ich bin ja auch nicht jetzt völlig hier von der Bildfläche verschwunden. (Untersteh' Dich also, dich dann doch mal wieder nicht so sehr um das ganze 'Therapie-Programm' zu bemühen.) You are an astonishing Lady. :) I mean it.

LG,
Anna

Re: Bericht einer Ehemaligen

#63
Hi Anna,

es ist echt okay, wenn du nicht mehr so aktiv sein willst! Du hast mir schon so viel geholfen, dafür danke ich dir sehr :D
Ich hoffe, du schaust trotzdem ab und zu mal vorbei :?: ... i need you :lol:

Ich lese furchtbar gerne deine Berichte, weil ich auch mal dahin kommen will, wo du jetzt bist!
Es ist echt toll zu wissen, dass man es daraus schaffen kann und dass es ein Leben danach gibt (so blöd das jetzt auch klingt ^^) ...

Ja, du hast recht, es ist bestimmt hart, wenn man von den Problemen liest, die man selber mal hatte ... aber du brauchst dich davon nicht runterziehen lassen, du hast das durch, du bist nicht mehr krank!!! Gerade von solchen, wie dir, die es hier nicht oft gibt, ist es für uns echt wichtig, Schritte gezeigt zu bekommen, um selbst weiter zu kommen. Wir wollen hier alle gesund werden, sonst wären wir in einem Pro-Forum. Wir brauchen auch manchmal eine Sichtweise, von außenstehenden :(...

Du bist echt so ne liebe und hörst mir immer zu, wenn ich nur rumheule!! Ich will dich nicht verlieren, obwohl ich dich nur aus dem Internet kenne und noch nichtmal ein Bild von dir gesehen habe :shock: ! :P

Auch wenn du dich zurückziehst, ... bitte geh nicht ganz :(

versprich mir das :idea:

Hab dich echt lieb gewonnen,

deine Honey

Re: Bericht einer Ehemaligen

#65
Hi.
Das hier ist mein "Supervisionsboard". (Ich supervisiere mich... äh, hä... :? ; und alle anderen, die auch noch Lust dazu haben (tun das gleiche, also mich supervisieren))

Ich glaube Bulimie ist auch 'eine Form seine Pubertät zu "leben"'. (naja, 'leben' kann man es ja fast nicht nennen) Eine Lebensphase, die ziemlich ausgeschlachtet wird, so konsummäßig und multimedial. Anders: Wir als Gesellschaft haben es nicht gerade drauf "unsere" Jugend einigermaßen g'scheit zu schützen.
Das ist zum kotz... - ich meine das (immer) 'übertragen'. Soll aber auch sagen: Man könnte wahrhaft wegen vieler Dinge 'kotz...'. Das würde ich persönlich nicht 'krank' nennen. Problematisch wird's nur, wenn man nicht mehr artikulieren kann, was man an sich, statt des Kotz.... eigentlich machen, tun, sagen, zu-, auslassen wollte. Falsches Sozialverhalten, würde ich's dann nennen.

Um es mal - mich und mein Leben - nicht ganz so abstrakt zu halten:
Politische Philosophie ist so das, womit ich mich gerade am meisten befasse. Da gibt es - von der Antike bis heute - verschiedene Theorien, warum wir uns eigentlich in größeren Gemeinschaften bzw. 'Staaten' (man kann nicht in jeder historischen Epoche von 'Staaten' sprechen) zusammenschließen. Diese Frage hat lange beschäftigt, weil man darin auch fundamentale Vorraussetzungen dann finden kann, um festzustellen, wie man sich 'oberster Gewalt' gegenüber verhalten sollte. Kurz gesagt: Darf man einer solchen Widerstand leisten oder nicht? Wenn ja: Warum? Wenn nein: Warum nicht? Und überhaupt: Wer 'herrscht', und warum?
Heute ist es vermutlich eine andere Frage, danach zu fragen wer (oder "was") eigentlich "herrscht". Vielleicht würde man da gar nicht mehr von 'politischer', sondern schon fast viel eher von 'Sozialphilosophie' sprechen. (Und irgendein schlauern Kopf wird das auch schon geschrieben, beschrieben, ausgeführt haben; nur ich habe vom dem halt leider noch nicht gelesen. Will sagen: Dessen Name sollte in jeder Wissender hier dann einfach für sich (oder mich) ergänzen.)

Naja. Für gewöhnlich schreibe ich nicht in Foren. Ich schreibe sogenannte 'Hausarbeiten'.

Und ansonsten in meinem Leben, bin ich auch gut und gerne Landschafts- und Naturbegeisterte.
Die Eßstörung liegt einigermaßen weit zurück, und ich denke an sie, als 'eine der Formen, in denen ich meine Jugend lebte'. Naja, steinalt bin ich jetzt auch noch nicht, aber von 'Jugend' würde ich eben nicht mehr sprechen.
Und ich weiß noch: Meine Jugend war von Einsamkeit bestimmt gewesen. Ich fand es nicht schön jugendlich zu sein. Kind sein fand ich gut, und erwachsen wollte ich werden; das 'Dazwischen' war nicht gerade etwas worauf ich mich jemals hätte stürzen wollen.
Ich fand immer das meine Emotionen 'dem Geist nachhinken'. In etwa so: Mit 12 war noch alles klar gewesen. Ich hatte mir keine großen Fragen gestellt, und ich hatte sie auch nicht an andere. Mir war irgendwo klar, wie, das und 'wohin' ich erwachsen würde. Also nicht irgendwo konkret, aber doch so, dass ich eben keinen Drang hatte mich damit irgendwie zu beschäftigen.
Spätestens mit dem Tod meiner Oma waren diese 'Klarheiten' dann 'aufgehoben'.

Was ich sagen möchte: Ich glaube alles, wovon wir hier reden - im einen oder anderen threat - sind alles 'menschliche "Kategorien"' (passt eigentlich nicht, das Wort). Dinge, die dem und im menschlichen Leben 'passieren' (oder auch schonmal: 'widerfahren'). Und es ist immer eine Herausforderung damit umzugehen. Ich glaube das wollen aber nahezu alle hier quasi 'lernen'.

Ich kenne ein gutes Lehrbuch der Psychiatrie/ Psychosomatik, das heißt: Irren ist menschlich. Und ich erwähne es nur, weil: Der Titel ist 'programmatisch'.
Und man denkt, dass das eigentlich klar sein sollte. Hört man sich jedoch mal so um, so gelegentlich, kann man "nachwievor" (weiß nicht, ob das eine Frage der Zeit bzw. von "Fortschritt" ist) Leute/ Ansichten treffen, die dafür - vielleicht aus einem "Mangel" an entsprechenden Erfahrungen - scheinbar so gar kein Verstehen aufbringen.


Ich habe hier schön öfter von Misstrauen, Angst oder Ablehnung gegenüber oder von TherapeutInnen gelesen. Muß sagen: Zunächst konnte ich das nicht verstehen. Ich hatte nie 'Angst' vor irgendwelchen Therapeuten. Ich dachte evtl.: Okay, mal schauen, ob der/ die mich versteht. Wenn ja: Na super! Wenn nein: Okay, kann ja durchaus passieren, muß ich halt mal noch andere 'befragen' - Menschen sind halt verschieden in ihrem Begreifen oder auch 'Anschauen'.
Worauf ich zu sprechen kommen wollte, war aber das Misstrauen: Damit verbaut man es sich. Ich sage nicht: Man sollte kein Misstrauen haben. Auch ich begegne immer mal wieder Menschen, denen ich evtl. latent misstraue, oder da ich das Gefühl habe, nicht zu wissen: Okay, was will der oder die mir eigentlich genau sagen? Therapeuten sollte man mit so etwas 'konfrontieren'. Allgemein nämlich ist es glaub ganz gut (evtl. gerade für Bulimikerinnen) Leute zu 'konfrontieren'. Dass man krank ist, heißt noch lange nicht, dass man sich nicht mehr normal verhalten sollte. Nur Mut!; kann ich dazu sagen. Zumal die wenigsten Therapeuten kanibalisch veranlagt wären. ^^ "Menschenfresser" - also ich hab' noch keinen dort irgendwo getroffen. ^^

Wäre ich heute nicht um 20 Uhr ins Bett gegangen... vermutlich würde ich jetzt noch schlafen...

LG,
Anna
Zuletzt geändert von Antja am So Nov 09, 2008 3:10, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#66
Guten Morgen! :-)

Ich schreibe nochmals, nachdem ich mich eben etwas mit meinen Büchern beschäftigt hatte.

Ich glaube ich bin "krank", so lange ich das Bedürfnis habe, mich irgendwie damit (Bulimie usw.) zu befassen.
Naja, weil der Punkt ist: Ich stecke da nicht mehr drin (Bulimie), und deshalb wäre ich quasi 'free to leave'.

Es scheint mir selbst nur ein wenig 'eigen' zu sein, von einer (leider notwendigen) Beschäftigung mit der Bulimie, zu einer Beschäftigung mit - in meinem Falle - Politischem zu kommen. Aber für mich ist das so. Und ich habe dabei die Bulimie (und alle, die daran leiden) aber in keinem Falle 'vergessen'. Naja, also ohne dass es mich in irgendeiner Weise schmerzen würde: Ich werde das natürlich nie vergessen. Wozu auch, war ein großer Teil von meinem Leben mal gewesen. Meine Jugend, wie ich da oben in dem anderen 'Briefchen' ja schon erwähnte. Und Jugend scheint mir doch recht wichtig für ein Leben.

Ich würde mehr Zeit hier verbringen, wenn ich Ärztin wäre oder werden würde. Das ist so aber nicht.

Ich glaube einfach: Bei einer solchen Krankheit muß man mitunter schlichtweg die gehabte Sicht auf Welt, sich selbst und Dinge verändern. Man kann nicht bleiben, was man war, ehe man krank wurde (jedenfalls nicht in manchen Bereichen oder Verhaltensweisen), weil man da sonst immer wieder 'hineinfallen' würde.
Und ich persönlich habe mich enorm verändert. Früher hätte man mich mit Geschichte (das Fach) reichlich verjagen können. Heute ist das nahezu mein halbes (arbeitendes; habe auch noch ein anderes ^^ :)) Leben.

Ich habe ein bißchen das Problem - und deshalb bin ich auch hier - das ich manchmal von dem (also von diesem Vergangenen, dass mich doch so sehr prägte in fasst allen Bereichen) reden möchte, von dem ich ansonsten fast nur schweige. Naja, es ist eben schlichtweg kein 'issue' in meinem Leben.
Ich will aber versuchen, mich da mal ein wenig an alle und alles 'heranzutasten'. Ich will mal in den Kreisen, in denen ich mich sonst so (auch arbeitstechnisch) aufhalte, sagen können: Das (Bulimie) war mal ein großer Teil von meinem Leben. Naja, halt einfach in etwa so, wie andere von Büchern erzählen, die sie mal als junge Menschen gelesen haben. Oder von Leute, die sie trafen, oder eben von alledem, was sie so prägte, bewegte, beschäftigte und womit sie sich befassten. (Und über so etwas rede man ja nuneinmal auch ganz gerne so unter Studenten usw.)

Bei mir ist an dieser Stelle bislang ein Schweigen. Weiß nicht, warum. Ich wollte es eben einfach bislang nie so 'auf den Tisch legen'.
Ich hatte die Angst, man würde mich dann für komisch halten. Ich dachte man würde mich 'abstempeln', so nach dem Motto: Einmal Probleme, immer Probleme. Oder auch Dinge wie: Ohje, die kann ja dann jetzt psychisch auch nicht ganz auf der Höhe sein. (Obwohl ich total unlabil bin. Wären alles komplett unzutreffende Aussagen.)

Naja, ich will halt die Leute um mich herum (an der Uni usw.) auch gerne kennenlernen, und ich möchte auch, dass die mich kennen (können). Weil das will man ja, gekannt werden. Wer möchte das nicht, dass andere - v.a. Leute, die er selber mag, sympatisch findet usw. - einen kennen.

Stattdessen höre ich mir Erzählungen anderer an (das mache ich ja auch gerne, so ist's nicht!), aber irgendwann packt mich ein wenig der Frust, und ich denke: Hey, vielleicht könnte ja ich auch 'Lauschenswertes' erzählen!

Durchaus habe ich FreundInnen, die da viel besser Bescheid wissen, und das ist auch schön. Mir geht es aber darum, auch neuen Leuten 'eine Chance geben' zu können, also dass die mich auch kennenlernen. Gerade auch, weil ich mich verändert habe, und auch deshalb inzwischen andere 'Kreise' als die schon bestehenden 'gefunden' habe.

Früher - als ich noch nichtmal zu meinen damiligen und heute wieder "renovierten" FreundInnen einen großen Kontakt hatte (wegen der Bulimie) - da war das die größte Sehnsucht von mir: Es möge mich doch jemand kennen.
Heute ist das nicht mehr so dringlich, denn es gibt ja manch einige viele, die mich ja auch ganz gut und quasi 'vollständig' kennen. Aber jetzt würde ich eben auch ganz gerne noch andere Freunde haben/ 'bekommen'.

LG!
Anna
Zuletzt geändert von Antja am So Nov 09, 2008 7:15, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#67
Hi.

Ich mache das jetzt so: Ich werde immer Mittwochs hier sein.
Ich muß das nämlich bei mir ein bißchen "kontrollieren", sonst sitze ich nur noch hier, weil ich mir einbilde, dass ich nicht einfach 'gehen' kann.

Vielleicht kommt da mal noch (bald) ein zweiter Tag dazu, aber im Moment will ich es so halten. V.a. auch wegen der Uni, meinem Ehrgeiz da, den vielen Büchern... und weil ich gerade auch mit der Abschlußarbeit für's Studium begonnen habe.

Ich nenne das jetzt mal 'modus vivendi'. Hat weniger mit Euch zu tun, oder dass mich das in irgendeiner Weise belasten würde (keinesfalls). Ich lasse mich nur leider immer viel zu oft von Emotionenen treiben, und vergesse dann: Uups, sollte ja mal noch was anderes arbeiten. Oder ich 'träume' herum usw. Und das will ich eben sozusagen 'vermeiden'.

LG!
Anna

Re: Bericht einer Ehemaligen

#69
Liebe Chili,

danke für den Rückhalt.

Ja, ich mache es jetzt so, dass ich mich zumindest ein bißchen weniger "reinschmeiße". Ich halte mich etwas mehr zurück, sozusagen. (Ich schaffe das eh nicht, hier nur Mittwochs zu lesen.)
Leider sind hier so viele, da man gerne 'helfen' würde. Geht halt nicht; begrenzte Kapazitäten (ich). Das ist wie mit Freunden: Fünf auf einmal sind einfach schwierig zu 'pflegen'.

Und nu muß ich auch schon wieder zur Uni.

LG!
Anna
Zuletzt geändert von Antja am Mo Nov 10, 2008 17:40, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#70
viel spaß an der uni!
klingt als wärst du echt voll eingespannt.

vielleicht liege ich ja falsch; aber ich hab irgendwie das gefühl, du siehst das forum auch teilweise als aufgabe. und da kommt schon einiges zusammen: arbeit - uni - freunde - familie - DU!
wenn ich hier bin, ist das teil von freizeit ... schließlich bekomm ich auch was zurück und gebe nicht nur.

manchmal ist es aber auch zum verzweifeln; wenn man sieht, wie tief jemand drinsteckt, und nicht helfen kann. wenn man einmal an genau dem gleichen punkt gestanden ist, und weiß, dass da jeder für sich selbst durchmuss ...

Re: Bericht einer Ehemaligen

#71
Gute Frage: Ich weiß gar nicht genau, als was ich das Forum sehe.
Mir ist aber oft, als sollte ich mehr 'nach draußen' gehen.

Ich habe eh das Problem viel zu schüchtern zu sein, und mich recht oft zu verstecken.
Das ist ein bißchen das, was ich hier schon vermitteln wollte: Ich schäme mich dafür, einmal diese Krankheit gehabt zu haben. Ich kann es nicht und nirgends offen ansprechen.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#72
Es ist ein Problem an der Uni, weil:
Um mich herum haben sie alle viel mehr Ahnung von den Fächern, die ich studiere. Also meine KomulitonInen sind viel besser als ich in vielen bereichen. Die haben irgendwie glaub ihr Leben lange Bücher gelesen, und aufgepasst, wann immer sie etwas von Kultur und Bildung hörten: Ich nicht.

Ich hatte überhaupt keine Zeit, mich um so etwas zu kümmern. Trotzdem kann ich einen Sinn in meinen Fächern (Geschichte und Philosophie) sehen.

Ich möchte da dazu gehören, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich das auch tue.
Ich denke immer: Oh Gott, wenn die wüßten, wie wenig Ahnung ich von all den Dingen habe!

Ich kann gut denken und analysieren... (klar kann ich analysieren...), aber ich kann nicht so aus irgendeinem Nähkästchen plaudern. Bei mir gibt es da kein Wissen.

Und dann ziehe ich mich also eher zurück, obwohl ich die Leut alle total nett finde.

Jetzt habe ich aber die 'Flucht nach vorne' angetreten, und werde da vor diesen netten Leuten mal (recht vorzeitig) meine Abschlußarbeit vorstellen (damit ich auch mal etwas rede).

Re: Bericht einer Ehemaligen

#73
Wir haben da immer so ein 'Kolloquium' (so nennt sich das). Da stellt man eben so seine Arbeiten und Prüfungsthemen vor. Ich bin da jetzt schon ziemlich lange drin, und trotzdem kam ich irgendwie nie dazu, so richtig mit den Leuten da zu reden. Das geht nur ganz schleppend.

Heute waren wir mal wieder danach etwas trinken (DozentInnen, AssistentInnen, Studierende), das machen wir an sich fast immer, und dann wurde ich auch mal gefragt, was ich denn so mache, und was ich davor gemacht habe. Fand ich ganz toll, konnte ich mal berichten!
Aber ich konnte eben nicht sagen: Ja, und dann hatte ich noch 10 Jahre Bulimie.

Und jeder, der Bulimie hat oder mal hatte, weiß ja, wieviel das bedeuten kann (die Bulimie).

Re: Bericht einer Ehemaligen

#74
Ich weiß nur: Ich muß da REDEN.

Und gerade weil ich so Komplexe habe, werde ich da jetzt dann auch meine Arbeit vorstellen.

Ich muß dazu sagen:
Ich habe vier Jahre lang Medizin studiert, ohne einen Abschluß davon zu haben. Davor hatte ich v.a. gemalt (mich auch erfolgreich an der Kunstakademie beworben usw.), und jetzt bin ich also in diesen neuen Fächern, und da habe ich nun in etwa Halbzeit (also doppelt so schnell, wie die meisten anderen) studiert, habe auch ganz passable Noten, und stell nun also auch meine Arbeit ca. 6 Monate früher vor, als andere das machen.
Das weiß da niemand. Also bzw. heute habe ich es mal gesagt (eben dass ich quasi so schnell studiere), und das hat sie schon ein bißchen "staunen" lassen.
Trotzdem habe ich natürlich ein bißchen Angst, meinen Vortrag da (im Februar ist das) zu vermasseln. Ein bißchen Angst habe ich. Aber auch wirklich nur ein bißchen. Der Wille ist größer.

Re: Bericht einer Ehemaligen

#75
Nur kurz, liebe Anna1,
Es ist ein Problem an der Uni, weil:
Um mich herum haben sie alle viel mehr Ahnung von den Fächern, die ich studiere.
Das anzunehmen, davor warne ich doch sehr stark! Das ist totaler Unfug. Das ist Teil bulimischer Denkweise. Nämlich sich selbst schlecht(er) zu machen,gerade im Vergleich zu anderen.
Zumindest ist es Teil der "kranken" Denkweise, sein Können nicht zu erkennen, zu wertschätzen, anzuerkennen, nicht an sein Können zu glauben.
Und du kannst mit Sicherheit einiges. Und noch mehr.

Grüße, Frau W.,
... die da doch dem obigen anna1schen Satz vehement widersprechen muß.
Jeder Mensch ist ein Abgrund. Es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.

Georg Büchner