#262
von Anna1
Ich fühle mich so echt verpflichtet Dir zu helfen.
Kannst Du mir vielleicht auch einfach versprechen, Deinen Weg auch ohne mich (naja, du machst es ja ohnehin für Dich, und ich bin dabei nun auch wirklich nicht gerade irgendwo wichtig) zu machen?
Ich glaube an Dich, total. Und auch wenn Du immer mal wieder Hänger hast (das ist normal), bin ich davon überzeugt: Du wirst das schaffen.
Es ist sehr viel schwieriger hier zu gehen, wenn man mal so etwas wie persönliche (oder doch zumindest personlichERE) Bindungen hatte.
Du hast jedenfalls ganz Recht damit, auf Dein Herz zu hören. Und v.a.: Lass Dich nicht so und nirgends stressen, und lass dich nicht zum 'Affen' 'machen'. Wenn Du eine Pause brauchst, dann bleib einfach stehen. Und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder im Leben. Ich bleibe auch sehr oft einfach mal stehen, wenn ich merke, dass nix mehr geht, wenn ich müde bin und Ruhe brauche.
Ich bin auch im Moment dabei einfach komplett stehen zu bleiben. Ich wehre mich dagegen 100 % am laufenden Meter zu geben. Ich gebe nur noch 80, und das muß allen reichen.
80 % ist auch, dass ich nochmals hierherkomme, um Dir zu schreiben. Aber Du mußt tatsächlich alleine gehen, plus: Vielleicht können andere hier im Forum auch noch etwas von Dir in sich sehen, und dann würden sie dir auch sicher schreiben.
Bleib einfach ehrlich und offen, dann kann nichts schiefgehen.
Mir ist total schlecht gerade. S'war auch für mich alles recht viel gewesen. Und heute war das erste Mal seit langem, dass ich dachte: Oh wow, das Leben ist angenehm.
Ich dachte das, weil ich raus gegangen war, und auf einmal so ein Gefühl von Freiheit hatte. Freiheit, den Tag zu nutzen und zu erleben. Nicht ihn für irgendwas zu nutzen, sondern nur dafür ihn mehr oder minder schlicht glücklich 'anzusehen'; einfach einen Tag als Sonne, Licht, Wetter und was halt so ist, wahrzunehmen. Nur das, nicht mehr.
Innere Konflikte sind scheußlich, und man muß da durchgehen. Aber irgendwann - und so ist das jetzt bei mir - kann man alles das vergessen; man kann dann einfach nur leben.
Leute streiten sich immer über dieses und jenes im Leben. Über wirklich alles kann man sich streiten.
Aber wenn Du Deinen Weg gehst, wirst Du merken, dass sie Dich lassen.
Man muß eben nicht das Denken, Meinen usw. anderer, sondern nur sein jeweils eigenes erfüllen. Und dass man das kann, das muß man halt lernen. (Das hast du m.E. nun gerade begonnen.)
Ich könnte hier im Forum quasi allen antworten. Überall könnte ich irgendwie mein Denken dazu geben. Aber wo bliebe da mein eigenes Leben.
z.B. @ Colourfull, falls Du das hier zufällig lesen solltest (sry, Honey, benutze mal eben Deinen threat für anderes): Ich habe in etwa genauso gedacht, wie Du. Im Ende mußte ich mich fragen: Okay, und wo genau tue ich jetzt diese Stärken anwenden? Und ich hatte das Gefühl, ich könne es immer nur verheimlichen. Naja, es ist sozusagen schön und gut, das von sich zu wissen, aber: wo anwenden? Und kann man es wirklich so, wie man es können sollte (der Möglichkeit und Veranlagung nach), wenn man nicht (aktiv) daran und damit arbeitet. Wie kann man es aushalten, permanent anderes zu lernen, und tut man es nicht aus einer Art 'falschen Eitelkeit' heraus. Ist es nicht vielleicht schwierig zu sagen: Okay, Ärztin wäre ich gerne geworden, aber das sind (an der Realität des Medizinstudiums bemessen, an den Inhalten dort usw.) nicht wirklich meine Stärken.? Ist es nicht ein ewiger Kampf, das Medizin-Lernen, und wofür oder wogegen kämpft man? Wenn man nur müde und angespannt ist, ist das dann wirklich verantwortliches Leben? Vielleicht hat man Angst, seine (tatsächlichen) Stärken zu leben, weil sie a) evtl. nicht diese Sicherheit bieten, b) einem viel zu unordentlich, schlampig, nutzlos und sinnlos erscheinen, c) weil man mit der Medizin in jedem Falle etwas (anerkanntes) leistet, und bei anderem noch fragwürdig wäre, ob es je zu irgendeiner Anerkennung gelangte. Oder sagt man sich auch: das, was ich schon kann, muß ich ja nicht lernen. Lernen muß schmerzen, erst dann ist es wahres Lernen (und Leben).
Wieso einen so großen Widerstand an sich anlegen. Wieso stolz sein, auf den Kampf und das Leiden. Würdest Du die Philosophen, Soziologen, Politologen usw. für 'die schlechteren Menschen' halten? Müßten die alle nicht ihre Stärken als Bonus 'aufheben', spaaren, sich gegen die reine Umsetzung derselben wehren? Wieso können die so einfach leben.
Medizin ist glaub immer Medizin. Man kann sie nicht morgen für sich sozusagen 'umdenken'. Man kann kein anderer Arzt, als alle anderen werden; man muß mit den Grundlagen leben.
Aber ich habe da Jahre lang mit mir gestritten, und dann habe ich es - halbunbewußt - 'losgelassen'. Dann ist mir erstmal der Boden unter den Füßen versunken, und dann habe ich gelernt: Okay, du mußt jetzt alles anders machen.
Ich war aus meiner Sicht zuvor sehr arrogant gewesen, auch wenn ich helfen wollte. Ich war zu arrogant mein und das Wesen anderer zu akzeptieren. Ich konnte mir meinen Wunsch (Medizin, Aäztin) nicht als eine Illusion eingestehen, habe verdrängt, es im Grunde auch zu hassen.
Weil man Menschen liebt, muß man nicht Ärztin werden. Ich habe auch immer gedacht: Aber ich liebe sie doch alle, diese Patienten. Ich will meine Liebe geben.
Ich liebe Menschen noch immer. Aber und nicht nur die Kranken haben quasi 'ein Recht' darauf das zu bekommen. Aber es scheint halt so, als würde sich explizit in der Medizin alles um den Menschen drehen. Frage: Tut es das? Ist Medizin nicht auch ein 'Unternehmen'?
Man kann ja auch gesunde Menschen stärken. Man muß nicht bloß den kranken helfen. Letztere sind zwar sehr dankbar, wenn man hilft, aber sie werden das auch wieder vergessen. Patienten kommen und gehen, du bleibst (mit deiner Liebe) stehen. Willst, dass sie glücklich leben, selbst aber nimmst du dir nichts, von so einem dann tollen, unbeschwerten leben.
Würdest Du einem Pianisten (einem Bäcker, einem Schreiner, was auch immer) nicht 'die Hand flicken', um ihm sein Glück 'zurückzugeben'? Was also muß man Dir für dein Glück geben?
Ist das Lächeln von Patienten wirklich das Ende. Oder ist das nicht nur eine Anerkennung, um dann Kraft zu haben, anderes zu machen? Ist bei dir Medizin nicht nur 'zu etwas (dann völlig anderem) überzugehen'?
Naja, das sind alles nur MEINE Gedanken.
Was Du als Deine Interssen beschrieben hattest, deine Stärken usw. liesen sich so ziemlich genau 1 zu 1 mit den meinen decken. Ergebnis: Ich habe Spaß am komplexen Denken. Und zwar komplex in Gesellschatssystemen. Da ist die Medizin ein Teil von, aber nicht das ganze Leben. Es ist relativ schwierig, von der Medizin ausgehend 'die ganze Welt' zu 'beleuchten'. Kann man m.E. nicht schaffen. Man müßte Naturwissenschaftler werden, aber da hat man dann andere Grenzen und würde vermutlich erst später philosophieren.
Was würde es bedeuten, Dich sozusagen 'von der Medizin zu befreien'? Würde sich dann nicht mehr alles um den Menschen und deine Liebe zu ihm drehen?
Manchmal muß man gehen lassen, um anzukommen.
Ich wiederhohle es extra nochmals: Das sind NUR meine Gedanken. Ich will dir nichts aufschwätzen, ich will dich nicht irgendwohin 'schieben', nichts absprechen und gar nichts: Du kannst auch glückliche Ärztin werden; ich kann ja dein Wesen nicht 'sehen'.
Grüße!