Ich kann nicht schlafen.
Wahrscheinlich werden sich alleine schon deshalb die Dinge fast wie von selber regeln.

Ich wünsche mir für mich selber, dass ich meinen Job und meine Gesundheit hinbekomme, und auf dieser Basis dann auch endlich mal einem gescheiten Mann begegne.
Das ist MEIN Traum vom Leben. Freizeit haben und ansonsten - normal, wie alle - auch noch arbeiten. Aber mehr nicht. Nichts 'großes' und nichts übermäßiges.
Aber dieses kleine Glück, das will ich.

Ich will dieses Leben nicht mehr! - das habe ich heute beim Aufstehen gedacht.

Seit ich studiere ist alles nur Stress bei mir:
Man hat eine Essstörung, ist also gehemmt. Davon erzählt man aber nie, weil a) man schämt sich, b) helfen können einem andere eh nicht, c) man denkt selbst: hör einfach auf, sei normal!

Dann scheitert man im STudium. Okay, sagt man sich, macht nichts, auf zum Nächsten!!
Das zieht man dann in Turbospeed durch, weil man muss ja - nach dem Scheitern des anderen - beweisen, dass man was kann, und ES ist kein Argument.

Dann hat man das geschafft, und so geht es dann weiter.

Und jetzt muß ich Ausreden erfinden?
Ich habe nichts falsch gemacht. Bzw. ich war oberehrgeizig. Aber ich muss jetzt nicht in die Ecke gehen, mich schämen und verkriechen.


Es ist einfach total unmenschlich.
Ich arbeite - wie alle - jeden Tag 8 Stunden, habe dann sogar in meinem Urlaub noch Arbeitstermine, und dann nehme ich mir frei, um nebenbei mal eben noch einen Vortrag vorzubereiten.

und jetzt soll ich heulen? Nachdem ich mich für den Vortrag, wie er nunmal jetzt ist, bereits halb umgebracht habe? Soll ich da jetzt einen Rückzieher machen, bloß weil er irgendwie schlecht ist?

Es HAT mir etwas ausgemacht, im ersten Studium zu scheitern.
Es WAR furchtbar hart, dann im Turbospeed das nächste Studium zu machen.
Es bringt mich tatsächlich schier um, neben der Arbeit noch über einer Promotion zu hocken.

Weil auch ich ein Mensch bin.

Aber lasse ich mir jetzt auch noch meinen Stolz nehmen, bloß weil ich Angst habe, einen imperfekten Vortrag zu halten?

Bei meinem ersten Studium, da habe ich das so gemacht. Da habe ich abarts viel für die letzte Prüfung gelernt und dann bin ich hin, aber ich habe nichts mehr gesagt. Mein Mund war nahezu verschlossen bei der Prüfung, weil mein Kopf mir erklärt hatte: du kannst nicht so leben. (Essstörung und studium)
Es hatte nichts mit dem STudium zu tun, auch nicht mit der Prüfung, sondern nur mit der Tatsache, dass eine Essstörung kein unüberwindbares Nebenbei sein sollte. Mit der Tatsache, dass ich nicht länger 'normal' sein konnte, eben weil ich doch nicht 'normal' war!

Mein Hirn hatte nicht registriert, dass dies für mich das Ende mit diesem STudium für die nächsten 10 Jahre in Dt. sein sollte. Das konnte mein Hirn damals nicht einsehen.
Mein Hirn wollte bloß Pause.

Ich WERDE da einen Vortrag halten.

Ich gehe zum Zahnarzt - weil meine Zähne von der ES leicht im Arsch sind (sry, wegs der Sprache) - dann habe ich noch etwas Zeit zum Vorbereiten, und dann halte ich diesen Vortrag.

Weil wenn, wenn ich diese Promotion aufgebe, dann nicht so. (indem ich da heute halbwegs überstürzt wegbleibe)

Dieses Mal lasse ich es nicht zu, dass ich mich selbst wieder so sehr verletzte.
Not this time.

Naja, wie würde es auch aussehen: Die, die sonst immer da ist, fehlt ausgerechnet bei ihrem eigenen Vortrag? Na das muss aber schon ein sehr großer Zufall sein.

Ich kann ja vorher sagen, dass das alles nun nur ein Anfang ist, dass es nur eine grobe Vorstellung von allem geben soll. Und dass sich das ganze Dinge sicherlich nochmals verändern und entwickeln wird, sobald ich an die ersten Schwierigkeiten stoße.
Aber wegbleiben? Nein.

Okay, den Zahnarzttermin hab ich jetzt schonmal überstanden.

Jetzt kann ich mir ein bißchen Pause gönnen.


Aktuell ist nicht die Zeit nachzudenken.

Heute werde ich zum ersten Mal einen Vortrag ablesen. Früher habe ich die Vorträge immer frei gehalten.


Ich hatte ungemeinen Stress in den letzten Tagen.
In der Arbeit ein brutal wichtiges Gespräch, auf das ich mich einlassen musste, mein Bruder war im Krankenhaus gewesen, der Abend mit dem sehr guten Freund neulich hatte sich im Ende als brutal schwierig erwiesen.
Und jetzt - so kann man das sagen - bin ich zeimlich durch mit den Nerven. Aber das hat vielleicht auch etwas gutes.

Mein Arm war gebrochen, und er ist nie wieder so wirklich gut geworden. Das machte mir auch Sorgen, da muss ich auch nochmals zum Arzt.

Und dann soll mich so ein 'blöder' Vortrag umhauen?

Nein.

Die können da später von mir denken, was sie wollen. Aber ich jedenfalls war weder faul, dumm, noch schlampig in meiner Arbeit für diesen Vortrag gewesen.
Und ich verstecke mich jetzt nicht. Ich renne jetzt nicht weg. Weil es Minimum eine gibt, die 100 Prozent zu mir steht. Und das bin ich.

Ich kann ne Stunde Pause machen, und habe dann noch immer drei Stunden, um den Vortrag etwas niednagelfester zu machen. Und drei Stunden, pah, das ist für mich eine Welt.

Außerdem: Ich bin brutal perfektionistisch, aber schon so werden manche vielleicht in etwa nur die Hälfte von meinem Vortrag verstehen. Weil er 'kompliziert' ist.
Ich heule ja nicht herum wegen einem Einmaleins, das ich da mal eben aufsagen müsste.

Das ist vielleicht meine Krankheit, der Perfektionismus.
Aber ich kann den jetzt nicht heute und abrupt und auf einmal von meinen Schultern nehmen. Das würde einfach nicht gehen.

Man kann ja nicht einer Schnecke ihr gesamtes - und wenn es noch so mini ist - Häuschen nehmen. Sie wäre ja dann einfach nur nackt. Aktionsunfähig, gehemmt, brutal verletzbar und - hilflos.

Ich werde und kann mir das irgendwann leisten, aber nicht, auf keinen Fall heute.

Vielleicht habe ich keine Beziehung wegen des Perfektionismus.
Vielleicht kann ich mich wegen ihm so ganz wirklich niemandem öffnen.
Vielleicht ist er der Grund dafür, warum Beziehungen bei mir scheitern.

So oder so ist er aus der Not geboren.
Stärker sein, als man ist.
Mehr können als man können müsste.
Und irgendwann nur noch ein Ziel vor Augen: diese ganzen Grenzen überwinden. Diese ganze 'emotionale Scheiße' weglassen. Jemand sein, der unnahbar ist. Nicht verletzbar. Nicht abrückbar. Nicht zu beeinflussen usw. (Aber heulen, wenn man am Abend dann mal wieder ganz alleine an seinem Tisch sitzt.)

Stark sein wie ein Drahtseil. Nicht zu verbiegen, für und von rein gar niemandem.
Ein Fels sein. Eine Brandung. Erhaben über alle, alles und jeden. (Und am Abend dann heulen.)

Einsam sterben? Für das, was und wie man ist, niemals so wirklich erkannt oder gesehen zu werden?
Ein Leben im "Rausch"? Ein leben im Wettkampf? Ein Leben entgegen der Zeit und in Konkurrenz zu viel zu hoch gesetzten Idealen?

Nein.
Einen schlechten Vortrag halten und sagen: Das ist für mich absolut in Ordnung.

Nicht heulen, wegbleiben, verkriechen (bis zu jenem Zeitpunkt, da man es vielleicht irgendwann mal wieder schaffte ideal zu sein). Hinstehen und sagen: Das bin ich, und wenn es euch nicht gefällt, dann kann ja jeder auch gehen.

Aber nicht sagen: Ich hatte die Perfektion nicht erreicht. Deshalb muss ich jetzt gehen, denn zu allem anderen kann ich nicht stehen.

DAS - ich weiss, ich sage das alles gerade nur für mich... wie immer, is klar ne - ist das Leben!
Nicht Perfektion.

Und es kommt auch nicht darauf an, dass das irgendwer erfährt oder mitbekommt. Es kommt nur darauf an, dass ich damit lebe.

Ist alles gut gegangen.