Was jetzt kommt, das überrascht mich selbst. Der heutige Tag war einfach der Hammer. Für mich jedenfalls. Und ich werde euch jetzt mit meiner schriftstellerischen Begabung terrorisieren, die Spannung bis ins Endlose zu steigern! Und ich werde nicht versuchen, mich kurz zu fassen. Zuerst ein paar allgemeine Informationen, das Vorwort sozusagen. Vor wenigen Tagen war ich wieder mal ganz unten. Ich hatte jeden Tag Fresanfälle bis zum geht nicht mehr, hab manchmal von morgens bis abendas nur gekifft und meistens noch gesoffen. Kurz: ich war am Ende. Bis ich soweit war, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Mein Magen und meine Speseröhre waren eine einzige, offene Wunde und meine Muskeln Wackelpudding vom Feinsten. Ich hatte jeden zweiten Tag ein paar Euro Schulden mehr, und als der Rest von meinem Gehalt gekommen ist, der noch nicht als Vorschuss in Rauch aufgegangen, verflüssigt oder im Klo gelandet ist, hab ich einen Schlussstrich gezogen: 6 Mahlzeiten am Tag und Punkt. Und eine weile keine Cola, kein Red Bull und kein Bier, wegen dem Magen. Am Freitag Abend hab ich nach eineinhalb Bier (nach ein paar Fressanfällen)gekotzt, weil ich so Sodbrennen hatte, am Samstag in der Früh hab ich meinen letzten Shit geraucht und mein letztes Bargeld verfressen. Am Sonntag war ich "sauber". Am Montag war ich wieder arbeiten. Wir haben einen Mordsstress zurzeit. Ich mache eine Lehre als Automechanikerin, und bin für die ganzen Reifen verantwortlich, solange die Zeit zum Sommer-/Winterräder-wechseln ist. Wir haben zwei Reifencontainer, wo die Kunden ihre Reifen einlagern, die nach Nummern sortiert sind (sein sollten...) und die hatte ich die letzten zwei Wochen in meinem bekifften Scheiß-drauf-Flash so richtig schön zum Saustall gemacht. Ich hab einfach nix mehr geordnet, alles einfach irgendwohin gestapelt. Naja, und am Montag hat der Michl, das ist der Meister, eine Bemerkung darüber gemacht, und ich hab es mir natürlich sofort zur Aufgabe gemacht, alles wieder zu sortieren. Nur, da ich von Natur aus ein Schussel bin, hat das irgendwie nicht ganz so einwandfrei geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Zuerst hab ich in dem einen Container vorne angefangen, was mein erster Fehler war, denn, als ich fertig war, waren vorne so viele Reifen, dass der Bauch vom Chef gar nicht mehr durchgepasst hat...

Natürlich hat er gleich angefangen, zu meckern, wie ich die Reifen sortiere, und dass ich überhaupt keinen Plan habe. Irgendwann hab ich eine Arbeit bekommen, ich musste ein paar Reifen waschen, die der Kunde gleich wieder mitnimmt, und in der zwischenzeit hat der Mo den Container schon fertig sortiert gehabt. Ich hab mich unheimlich blöd gefühlt. Ich wollte ihn doch unbedingt alleine sortieren, und ich hätte es auch geschafft, heute wäre ich fertig geworden. Dann ist zu allem Überfluss auch noch gerade in dem Moment der neue Chef (der alte Herr Simeoni wird in ein paar Monaten in Pension gehen, und Ellensohn übernimmt die Bude) dahergekommen, und ich hab ihn anfangs nicht mal bemerkt, als ich gerade blöd herumgestanden bin und auf den Dampfstrahler gewartet habe, mit dem der Mo gerade ein Auto abgedampft hat (ich musste die gewaschenen Reifen noch abdampfen). Dann war es aus. Ich hab nur noch an einen Fressanfall denken können. In Trance habe ich dem Herrn Ellensohn die Hand geschüttelt, blöd gegrinst, und als der Dampfstrahler endlich frei war, die Reifen abgedampft, zum trocknen in die Sonne gestellt, und dann bin ich aufs Klo gegangen. Ich hab mir ein Mineralwasser aus dem Kühlschrank genommen, meine Briftasche aus dem Rucksack, bin aufs Klo und hab gepinkelt. Dann hab ich mir eine Zigarette angezündet, einen Moment überlegt, und die R*s**rkl*ng* aus der Brieftasche genommen, die ich da drin habe. Seit über einem Jahr habe ich nicht mehr geritzt. Ich habe es wieder getan. Habe das Blut über den Arm laufen lassen, in die Kloschüssel. danach hab ich micr meinen Kaptzenpulli mit den langen Ärmeln darüber angezogen, und bin Autoputzen gegangen. Ich hab gezittert, und mir war kalt. Ich hab mich gefühlt, wie normalerweise nach dem Kotzen. Die nächste Stunde bin ich herumgelaufen, wie ein Zombie, hab meine Arbeit gemacht, wie ein Roboter. Ich hab mich so leer gefühlt. Irgenwann gegen halb fünf hab ich sowas wie Hunger gekriegt. Das hat mich verwirrt. Ich bin nochmal aufs Klo, eine rauchen, und hab meinen Arm begutachtet. Rote Tränen auf weißer Haut. Mir ist aufgefallen, dass ich eigentlich nur traurig bin. Einfach nur traurig. Dann hab ich mich aufgerafft, meine Wurstsemmel gegessen, während ich das Ölauffangfässchen ausgeleert habe, und mein Duplo, wärend ich mir überlegt habe, was ich als nächstes aufräume. Als der Mo vorbeigekommen ist, hab ich ihn gefragt, ob er mir beim zweiten Container hilft. "Ja, sicher!" hat er gesagt, als ob er das eh schon vorgehabt hätte. A bissi später, als der Helly, das ist mein Geselle, und der ist zum Anbeißen sweet und hat einen Knackarsch, wie ich ihn noch nie gesehen habe -und außerdem eine Freundin, nämlich unsere Sekretärin, die gleich alt ist wie ich-, gestöhnt hat, wie froh er doch ist diesen Scheißhaken endlich fertig zu haben (er musste die Kupplung bei einem RAV4 machen, und dafür den ganzen Motor ausbauen), hab ich ich ihm beiläufig erzählt, dass ich froh bin, dass der Mo mir jetzt beim zweiten Container hilft -weil er einfach den besseren Plan hat als ich. Wir haben uns verständnissvoll angegrinst. Ich und der Helly streiten uns nämlich um den Rang als Firmen-Oberschussel. Seit ich gekommen bin, trägt er den Ruf nicht mehr alleine. Ja, und nach der Arbeit, nachedem alle Autos zu und die Tester abgedreht waren, hatte ich das Gefühl, einfach einen Fressanfall zu brauchen. Aber nicht von meinen Vorräten, das habe ich mir vorgenommen, sondern extra gekauftes Zeug. Ich hatte so eine verdammte Lust auf ein paar Bier und danach Süßigkeiten bis zum Umfallen. Also bin ich ins SPAR, und als ich drein war, ist mir aufgefallen, dass mich eigentlich nur ein Bier gelustet, und kein Fressanfall. Aber Bier ist zurzeit doch verboten... andererseits ist mein Magen inzwischen wieder in Ordnung... Aber ich hatte das Gefühl, mir unbedingt etwas Besonderes gönnen zu müssen, nach so einem Tag. Dann hat es mich gepackt






