#16
Hhmm, als ich angefangen hab kams auch eher vom Überessen, ging dann ins "dünner werden wollen" über und ist jetzt mehr zu einer weiteren äußerst bewussten Methode der Selbstzerstörung geworden. Das hat sich immer aus den jeweiligen Umständen entwickelt.

#17
ich kann definitiv von mir sagen, dass es absoluter vorsatz war. ich fühlte mich unwohl, nahm in einer tour zu, versuchte nur mehr mich unter kleidern zu verstecken und hab dann irgendwann mal beschlossen, "die sache mit der kotzerei" auszuprobieren.
blöderweise musste ich feststellen dass das wirkte und zack - war ich mittendrin.
zwischendrin war dann mal eine phase, wo ich mich disziplinieren konnte u. nix gegessen hab, irgendwann sah ich dann auch richtig schlecht aus - rückblickend weiss ich aber, dass mir grade dieses mitleid- u. beschützerinstinkt bei anderen hervorrufen extrem getaugt hat. durch drängen der familie, dass ich was essen sollte, kam ich dann wieder in die bulimie, diesmal für jahre - aber jetzt isses ja vorbei...

#18
Mondwolf hat geschrieben: Zu der Bulimie gehört mehr als nur das Kotzen und die Ursachen der Bulimie habe ich ganz sicher nicht bewußt herbeigeführt!!
Ich glaube, dass ist genau der Punkt. Bulimie ist eine Persönlichkeitsstörung. Ohne diese kann man sich mit Diäten, Körpergewicht usw. ruhig beschäftigen, bulimisch wird man damit noch lange nicht. Sind aber entsprechende Persönlichkeitsvoraussetzungen vorhanden, dann ist die Beschäftigung mit solchen Themen natürlich der ideale Trigger (leider!).

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#19
Darf ich mich hier nochmal ausheulen?

Mir geht es überhaupt nicht gut. Ich habe mich auf ein Karussel begeben mit meinem verbohrten Ehrgeiz nach Leistung und Lohrbeeren, Perfektionismus, mit der verzweifelten Suche nach Freiheit und Unbegrenztheit b.z.w. der Suche nach meinen Grenzen - und weiß es nicht mehr anzuhalten. Der Verlust guter Leistungen und Anerkennung derselben flöst mir mehr Angst ein, als mein Gewichtsverlust, der in absehbarer Zeit meine Leistungsfähigkeit zwangsläufig herabsetzen wird.
Ich war immer eher bulimisch - was jetzt hier vor sich geht ist neu. Der Ehrgeiz, mit dem ich das Gewicht reduziere und umgekehrt proportional meine Uni-Leistungen steigern will behagt mir nicht.
Mein Kartenhaus fällt abends, sobald das Karussel anhält immer in sich zusammen und ich bin immer total verwirrt und elend. Ich habe das Gefühl, dass ich trotz aller Motivation bald am Ende meiner Kräfte bin.
Ich begreife meine mangelnde Einsicht nicht! Ich will nicht und das ärgert mich weil es mir unbegreiflich ist, wie man nicht wollen kann!!!

Ich überlege ernsthaft, ob ich bewußt die Gewichtsuntergrenze, die mein Therapeut festlegen wird unterschreite und mich einweisen lassen. Bewußt stationär, damit ich Distanz zu diesem Alltag hier bekomme. Ich möchte mich ausruhen und zur Besinnung kommen. Ich laufe sehenden Auges ins Verderben und verstehe es nicht! Ich bin toll vor Euphorie, wenn die Waage einen neuen Tiefststand anzeigt und verstehe es nicht, warum ich so bescheuert bin, mich darüber zu freuen.

Aber es macht mich unglaublich wütend, dass ich aufgrund der Erkrankung und meiner psychischen Konstitution eigentlich ständig auf meine Belastungsgrenze achten müsste, eigentlich immer 1-2 Gänge weniger fahren müsste als andere aber gleichzeitig mehr Leistung bringen will als andere; es kotzt mich an, dass ich eigentlich gezwungen bin beständig unter meinen Möglichkeiten bleiben zu müssen, damit soetwas, wie jetzt vor sich geht nicht passiert; und es kotzt mich an, mich immer und immer wieder genau damit bechäftigen zu müssen! Ich habe es SATT!
Ich möchte tun können, was meinen Fähigkeiten entspricht ohne mich bremsen zu müssen, weil mir die ein oder andere Tasse im Schrank fehlt.
ES KOTZT MICH AN! Und es macht mich UNGLAUBLICH AGRESSIV.
Und dann denke ich: jetzt erst recht Du blöde Sau, hastes nicht anders verdient, wenn Du mir mutwillig so im Wege stehst, meine Fähigkeiten missachtest und meine Träume zerstörst! Verdammtes Mistviehch!!
:cry:

#20
Hallo Mondwolf,

Diese innere Zerissenheit kenne ich nur zu gut. So fühle ich mich, wenn ich nicht im Gleichgewicht bin, nicht stimmig mit mir selbst bin, mich selbst erkenne, aber mich so nicht akzeptieren will. Ich laufe leicht in die Gefahr, mehr zu wollen, als ich von meiner Natur aus her kann. Ein Grund liegt in der Suche nach Anerkennung von aussen, weil ich mir selbst diese Anerkennung so schwer geben kann. Das Ergebnis ist dann oft, dass das Bild, das ich nach aussen aufbaue, nicht mit dem übereinstimmt, wie ich tatsächlich aussehe. Immer wenn ich dann die Diskrepanz bemerke, geht es mir besonders schlecht.
Ich habe in der letzten Zeit daran gearbeitet, mit mir stimmig zu werden, die beiden Bilder in Einklang zu bringen und dabei fühle ich mich wohl, mit mir selbst im Einklang, geerdet. Ich bin dann nicht mehr so abhängig von Anerkennung von aussen, sondern kann das Selbstbewusstsein aus mir selbst herausziehen. Meine Position ist dann eher eine, in der ich die Dinge auf mich zu kommen lassen kann, anstatt alles unter Kontrolle haben zu müssen, alles lenken zu müssen. Damit ist auch die ständige Überforderung verschwunden. Stattdessen gewinne ich die spontane Freude, wenn mir etwas gelingt ohne vorher Druck aufgebaut zu haben, ohne mich vielleicht auch immer besonders anstrengen zu müssen. Es ist wichtig, die Zielsetzung an seine Möglichkeiten anzupassen, wobei die Möglichkeiten ganzheitlich in der Person zu sehen sind. Ich fahre im Leben entspannter und ausdauernder, wenn ich mich im 90% Auslastungsbereich bewege. Ständig über 100% übersteigt auf Dauer meine Kräfte und tut mir nicht gut.
Es geht dabei letztendlich darum, den eigenen Rahmen zu erkennen und abzustecken, der meine Möglichkeiten eingrenzt und diesen zu akzeptieren. Das war und ist nicht einfach, aber ich merke, dass meine Lebensqualität enorm zugenommen hat. Aufpassen muss ich, wenn ich mich mit anderen vergleiche, dass ich nicht wieder in alte Unzufriedenheiten zurückfalle und der Teufelskreis von vorne beginnt.

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#21
Liebe Kendra!

Dank Dir für Deinen klugen Beitrag!!
Ich weiß nicht so recht, was ich antworten soll.
Nun steh ich hier, ich armer Tor
und bin so klug als wie zuvor...oder so ähnlich...
Ich weiß nicht, wie ich dahin kommen soll, die Disprepanzen zu beseitigen, die Distanzen zwischen Wolf und Mensch zu verringern - Dein Zauberwort: ausgeglichen.
Ich bin froh, wenn morgen nach zweiwöchiger Pause mein Therapeut für die andere Seite wieder Partei ergreifen kann.
Lieben Gruß
Lupus

#22
Liebe Mondwolf,

Ich weiß selbst noch nicht einmal genau, wie ich zu meiner inneren Stimmigkeit gekommen bin (an der ich noch weiterhin zu arbeiten habe :-)). Das ganze ist sicher ein Lernprozess und geht nicht von heute auf morgen. Wichtig ist einfach das Sammeln von Erfahrungen und daraus für sich zu lernen, und das tut der Mensch bekanntlich am besten aus Fehlern. Anstatt durch gemachte Fehler sich einschüchtern zu lassen, bringt es mehr, sie sich zu erlauben und die Richtung entsprechend zu ändern. Zwei Weisheiten, die das genau ausdrücken:
- Der Weg ist das Ziel
- Der Mensch wird das, was er denkt
Mir hat es geholfen, das Leben als Spiel zu sehen, dessen Karten nach jedem Spiel neu gemischt und verteilt werden und ich eine neue Chance bekomme, das nächste Mal zu gewinnen.

Als praktische Übung kann ich Dir Yoga und Meditation empfehlen :-)

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem

#23
Danke Kendra!! Ich sauge Deine Zuwendung auf wie ein Schwamm ;)

Gestern war wieder Thera - ich bin unglaublich froh, dass mein Klapsenonkel wieder da ist (war zwei Wochen Pause). Er hat mir angeboten, zwei Termine die Woche zu vereinbaren, um mein momentanes Tief aufzufangen. Finde ich gut, mal sehen, wo ich einen zweiten Termin unterbringen kann.
Das Tief hat ein Gutes: ich bin nun endlich Willens, mich auf die Vereinbarungen einzulassen und bin froh, dass ich mich dazu durchgerungen habe.
Ich war gestern nach der Thera so unglaublich müde, dass ich den restlichen Tag geschlafen habe. Ich hoffe, ich gewöhne mich daran und verschlafe die Tage nicht immer!

Lieben Gruß
Lupus

#24
->lilu

ja, die frage habe ich mir auch immer gestellt und stelle sie teils immernoch:

warum mach ich den scheiss eigentl wenn ich dadurch nur mehr und mehr zunehme. ich denke, ich habe die letzten 6 jahre *kg zugenommen, ohne zu wachsen.

meine antwort war:

ich bin suechtig nach diesem essen! ich habe keine andere loesung fuer meine probleme, es ist das einfachste dass mich fuer einen moment ruhig macht. es geht garnicht mehr ums abnehmen sondern um den drang zu essen.

gott sei dank gehts mir im moment besser!

#25
hi, ihr lieben!

bin neu hier und es tut so gut, zu lesen, dass ich mit meinen teilweise abstrusen gedanken nicht alleine bin!!!

Zu den ehemaligen kann ich mich jetzt leider seit ca. 3 wochen nicht mehr zählen :cry: , und das obwohl ich eigentlich ein jahr nicht gek* hab!!
Zu der frage, inwieweit man sich vorher der folgen bewusst ist, kann ich trotzdem etwas beitragen.
Ich weiß, dass ich eine art negatives schlüsselerlebnis hatte. Ich hatte mit 14/15 leichtes übergewicht, hab das dann allerdings radikal runtergehungert. Mit 18/19 (bin jetzt "schon"26..) las ich dann ein buch über ein bulimiekrankes mädchen. Dieses buch sollte eigentlich als negativbeispiel zur abschreckung für junge frauen dienen!! Bei mir aber reifte der gedanke, dass diese art der gewichtsregulierung prinzipiell recht praktikabel sei. Ich war felsenfest der überzeugung, dass man lediglich große disziplin bräuchte, um nicht die kontrolle zu verlieren.
Lange zeit lebte ich in meiner selbstkreierten illlusion und weigerte mich, mir einzugestehen, dass ich mich geirrt hatte...
Mittlerweile hab ich das dann auch mal kapiert.. :wink:

Aber seltsam, wenn man bedenkt, dass man sich eigentlich als eigenverantwortlichen, intelligenten menschen versteht...und sich trotzdem den offensichtlichen tatsachen dermaßen verschließt, dass man regelrecht einen völligen realitätsvelust erleidet :roll:

viele liebe grüße
avelliana