... einen auslösenden Moment gab an den ihr euch erinnern, den ihr als Startpunkt eurer "Genesung" identifizieren würdet?
Ja und Nein. So ganz konkretisieren kann ich DEN Moment nicht - es war eher ein langer und erst extrem (!) langsamer Prozeß. Aber so richtig aufgehört hat 'es' eigentlich da, wo ich endlich endlich all die Dinge getan habe, die mir wirklich schon sehr lange auf der Seele lagen und mich extrem belastet haben:
Ich habe mich von einem Leben 'verabschiedet', was so richtig gar nicht mein eigenes war. Ich bin meine eigenen Wege gegangen - nicht die, die andere von mir erwarteten und von denen ich nur annahm, dass sie gut für mich sein könnten...
Erst als ich begonnen habe die Verantwortung für mein Leben selbst in die Hand zu nehmen (wenn du es konkret und ausführlich wissen möchtest, schreibe ich das auch gern - ist nur ne längere Geschichte

)
Und weiterhin würde mich interessieren, wie lange es ab da gedauert hat, bis ihr wirklich an dem Punkt ward, dass ihr sagen würdet - ich habs geschafft....
Als das Essen für mich nicht mehr ein zentrales Thema einnahm. Als ich anfing, mich mit den wirklich wichtigen und schwierigen Dingen, die die unangenehm, schwer zu bewältigen schienen zu befassen. Als ich anfing wieder glücklich zu werden... (also sagen wir mal glücklicher - es ist eher so eine Art Gefühl von insgesamt zufrieden zu sein - Glücklich sein ist sehr schwer zu definieren und ich glaube, dass ich lange Zeit eine falsche Vorstellung davon hatte. Nämlich die, dass ich mich permanent gut fühlen will/ soll/ muss.)
Viele RF, viele Neustarts oder ein einziges Durchstarten?
Also als das Gefühl anfing - mich wirklich mit mir selbst und den 'wahren' Problemen in meinem Leben zu beschäftigen - da hatte ich fast gar keine Rückfälle mehr. Als ich den letzten und absolut entscheidenen Schritt wagte, da hatte ich noch einmal einen Rückfall (letztes Jahr im September oder so), aber der fühlte sich völlig anders an, als all die 'Anfälle' in den vielen Jahren davor.
Und letztendlich natürlich, was ihr glaubt warum ihr es geschafft habt?
Weil es sich so anfühlt. Weil ich mich nicht mehr so vollkommen hilflos fühle - meinen Gefühlen ausgeliefert. Weil sich eine gewisse Grundzufriedenheit eingestellt hat - obwohl ich immer noch eine riesige Zukunftsangst habe, obwohl noch lange nicht alle Schwierigkeiten in meinem Leben gelöst sind, obwohl ich ganz oft keine Ahnung habe, ob das was ich mir vorgenommen habe auch wirklich 'funktioniert', obwohl ich manchmal das Gefühl habe jetzt einfach gar keine Lösung mehr zu wissen..
Weil - weil an die Stelle der Bulimie, Abnehmen, Zunehmen, Aussehen, Essen, Nicht-Essen, Sport, Gesundheit, Krankheit ( = Ablenkung) das Beschäftigen mit meinen Lebensaufgaben getreten ist.
Aus dem Grund hinterfrage ich ja auch manchmal ein bischen dieses Forum. NICHT weil ich denke, es ist nicht gut - ganz im Gegenteil. Sondern weil ich mich manchmal selber frage (reflektierend), ob es gut ist, sich zuviel mit diesem ganzen Thema auseinander zu setzen - vor allem als ich noch voll drin steckte.
Die Gedanken kreisen dabei ja stets fast nur um dieses eine Thema.
Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist an andere Dinge zu denken. Eben an die, die irgendwie...hm... ja - mit den Dingen zu tun haben, die sozusagen das direkte Leben betreffen (Job, Wohnung, Haushalt, und sowas)
Entweder man lebt, oder man ist Konsequent. (Erich Kästner)