Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#16
Hey Veilchen,

wie gehts dir jetzt?
Ich genieße das ehrlich gesagt total, ab und zu mal hier mit dir zu schreiben, wie es nun danach läuft. So wollte ich mal ein paar Tage verstreichen lassen, und den nächsten "Statusbericht" abgeben ;-).
Ich freu mich über deine letzte Nachricht, und wie sicher du dir bist. Wie läuft es denn?

Bei mir geht es tatsächlich mit jedem Tag besser. Ich merke richtig, dass jetzt die Heilung da ist. Es ist nicht mehr das Gefühl "Ab morgen wird alles super" oder "guter Tag oder schlechter Tag". Es ist "heute war es ein winziges bisschen leichter als gestern". Das Gefühl der Kontrolle ist für mich noch überwältigend. Obwohl ich es selber nicht wahrgenommen hatte, und während des Lesens von dem Buch sogar dachte "mach ich ja nicht", merke ich jetzt erst, wie sehr ich die Krankheit als Entschuldigung genommen habe! Das ist richtig stark bei mir, jetzt wo meine Familienprobleme, Sozialprobleme, was-auch-immer-Probleme nicht mehr als Grund in meinem Kopf eintreten merke ich, wie ich plötzlich kein Überessen mehr entschuldigen kann. Wenn mein Bauch weh tut, ja Pech, dann hab ich wohl mehr gehabt als ich sollte! Wenn ich beim Einschlafen Hunger verspüre - ja dumm, da muss ich wohl noch mal eben was kleines essen, hätte man auch vorher machen können. Kein "ich armes Ding, wenn andere meine Eltern hätten...:" mehr. Und wie es auch bei der Autorin war - meine anderen Probleme verringern sich keineswegs. Aber sie sind eben nicht der Grund, warum ich zum Kühlschrank laufe.
Noch etwas ist passiert. Ich hatte letztens Riesen Appetit. Und da habe ich es mal versucht, nicht krampfhaft nichts zu essen, sondern mir einfach zu denken "ah alles klar, da hätten wir dann die Gewohnheits-Instinkte, Hallo, und ich konzentriere mich dann mal wieder auf was anderes. Hoffentlich seid ihr nicht so lange da, ihr seid unangenehm." Klingt vereinfacht, aber so hab ich mir das tatsächlich gedacht. Und wirklich - es war kein Kampf. Es war total unangenehm, klar, aber es ging dann eben vorbei.

Ich bin schon lange Vegetarier und überlege, vegan zu essen. Eine Weile habe ich mich ewig damit beschäftigt - was kochen, wo essen, wie hinkriegen, dass es nicht nervig wird wenn man mit Freunden essen geht, etc. Und jetzt merke ich, dass das nur eine andere Form der Aufmerksamkeit ans Essen war. Klar ich bin überzeugter Vegetarier und ich probiere gerne Rezepte aus - aber welche Sachen wo drin sind muss nicht die Gedanken des ganzen Tages einnehmen. Auch da lasse ich die Aufmerksamkeit jetzt immer mehr nach. Draußen vegetarisch, zuhause vegan, meine Rezepte App durchprobieren, fertig. Nimmt nur noch die Zeit des Kochens an sich ein.

Keines meiner anderen Probleme ist irgendwie geringer geworden - ich hab keine Ahnung was ich nach dem Studium machen soll (hab nur noch ein Semester), meine Beziehung ist nach 2 Jahren auf der Kippe, ich bin superfaul und müsste eigentlich viel mehr lernen um meine Noten zu halten, ich halte es kaum aus Kontakt zu meiner Familie zu haben und nach langem Im-Ausland-leben vermisse ich das Gefühl zuhause zu sein schon sehr. Und weißt du was? Die Probleme brauchen sicherlich noch Zeit um gelöst zu werden! Aber sie sind nicht relevant, wenn es darum geht was ich esse. Klar, wenn ich traurig bin esse ich gerne ein Stück Schokolade, wie die meisten Menschen. Aber das muss kein FA sein.

Ich hab zwar beim Lesen schon gedacht, dass könnte gut klappen, gerade weil der nächste FA wie geschrieben auch eigentlich nicht mehr als FA bezeichnet werden kann, aber inzwischen bin ich überzeugt. Meine Willenskraft geht nicht mehr in Zähne zusammen beißen und kämpfen kämpfen kämpfen, an mir selber arbeiten, Ernährung unter Kontrolle bringen. Meine komplette Willenskraft geht in Gewohnheiten ändern.
Und interessanterweise wiege ich soviel, wie zu dem Zeitpunkt als alles anfing. Scheint mein gesundes Gewicht zu sein, ein paar Schlemmerausnahmen hier und da die mein Kopf wohl mehr braucht als mein Körper inklusive.

Erzähl mal wie es dir geht, aber auch wie du das andere Buch findest? Ich bestelle es mir erstmal noch nicht, da ich momentan mit dem neuen Halbwissen schon ziemlich befriedigt bin. Ich kann mir vorstellen, dass ich neugieriger werde, wenn die Heißhungeranfälle tatsächlich nicht mehr ausgehalten werden, sondern sich verringern. Kommt mir noch total krass vor, dass die aus meinem Leben verschwinden könnten in den nächsten Monaten oder wie lang auch immer.

Das war jetzt ganz schön lang, aber irgendwie verändert sich gerade auch soviel in meinem Kopf!
Allerliebste Grüße an dich

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#17
Hallo itsMallie!

Freut mich auch immer irrsinnig von dir zu hören und mit dir zu schreiben.

Also, mir gehts prima- was das Essen betrifft. Es ist so schön. Eine große Last weniger. Ich fühl mich voll stark!:) Und du hast Recht, die anderen Probleme werden deshalb nicht weniger. Aber das muss man dann eben auch angehn. Ich bin so froh, dass das 'Vermischen' endlich vorbei ist. Ich fühl mich sooo unendlich befreit!
Das Buch von Trimpey muss man nicht lesen, ich finds interessant. Aber les auch nur immer ein wenig, wenn ich grad sonst nichts zu tun hab. Es ist auch ganz interessant, aber ich hab den Dreh schon draußen und daher nicht mehr so unbedingt notwendig!

Eins möcht ich aber noch klarstellen: Also, ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber ich hör die "Stimme" in meinen Kopf, die mich davon überzeugen will zu fressen, schon noch täglich. Aber ich schenke ihr keine Beachtung und dann hört es ganz einfach auf.
Außerdem schau ich drauf, dass ich genug esse und ja nicht hungere. Das wäre extrem kontraproduktiv. Ich esse wirklich genug und weiß daher auch, dass die Gefühle jetzt tausend Sachen essen zu müssen, nicht von 'mir' kommen! Ich fühl mich super!

Ich hab ja jetzt auch aufgehört Kaugummi zu kauen. Das war immer meine Ablenkung vom Essen. Und letztens sitz ich in der Ubahn und da kam mir, dass ich schon fast vergessen hab, daran zu denken, dass ich einen Kaugummi will. hach ist das schön:) und mit dem Essgelüsten wirds genauso sein!!!

Ich bin mir sicher, dass ich NIE wieder fressen und kotzen werde! ja, jetzt werden sich einige denke, wie kann sie das nur sagen. das kann man ja nicht sagen... Doch, ich kann es!!!:) Ich weiß es:)

Ich hoffe, dir gehts genauso!!! Ich will nicht mehr und ich habe die Kontrolle zurück, da ich weiß, dass es so funktionieren kann!!

Lass von dir hören!

Lg,
Veilchen
Zuletzt geändert von Veilchen am Mo Apr 20, 2015 8:40, insgesamt 1-mal geändert.
It´s finally over!
Ich bin FREIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :D :D :D :D :D

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#18
Hey Veilchen,

wie süß von dir! Es tut echt so gut, sich auszutauschen und das nicht ganz alleine durchzuziehen finde ich.

Zwei Dinge zu dem was du angesprochen hast -
"die Stimme" zum Fressen - oh ja, ich höre sie auch und wie. Ich muss auch noch ganz schön üben, dem nicht nachzugeben. Bei mir funktioniert es eher nachdem ich ein bisschen von FA Sachen gegessen habe aufzuhören, ich finde es irgendwie nicht schwer die Kontrolle zurück zu gewinnen wenn ich mir all die Neurologischen Dinge ins Gedächtnis rufe, aber gar nicht erst anzufangen und direkt zu unterscheiden was ich will, und was ich eigentlich gerade gar nicht will fällt mir schwer. Wobei es schon immer leichter wird, von daher bin ich recht optimistisch. Ich halte mich total an dem Gewohnheitsding fest - je weniger ich es tue, desto stiller wird die Stimme. Die einzige Methode um sie wirklich zum Schweigen zu bringen ist also, nicht nachzugeben. Die Vorstellung von dem schreiendem Kind im Supermarkt hilft mir dabei total, vor allem weil ich Eltern die nachgeben dabei überhaupt nicht ausstehen kann (denkt sich wahrscheinlich leichter ohne Kinder).
Das mit dem nicht Hungern merke ich wird auch bei mir ein sehr wichtiger Punkt. Ich merke, dass ich mich momentan nur in zwei Situationen überesse - Langeweile und nach langem Hunger. Wenn ich vor der Uni zum Beispiel zu wenig gegessen habe und dann eben erst abends wieder die Gelegenheit habe - dann überesse ich mich abends sehr schnell.

Dein Kaugummi kauen klingt so cool! So wird es wohl mit all den Sachen sein - wir werden sie irgendwann vergessen!

Allgemein habe ich nicht das Gefühl dass es irgendwie leichter geworden ist und meine Willenskraft spielt immer noch, oder mehr sogar, die größte Rolle. Was sich aber komplett verändert hat ist, dass ich das Gefühl habe eine Richtung und ein Ziel zu haben statt ewig hin und her zu laufen und es führt doch zu nichts. Jetzt ist jedes Nachgeben ein klarer Schritt rückwärts und jedes nicht Nachgeben ein klarer Schritt vorwärts. Fertig.

Ich sehe auch extrem an meinem Vater wie sehr ich von der Theorie aus Brain over Binge überzeugt bin. Er ist Alkoholiker, also für die diese Methode ja sogar zuerst beschrieben wurde. Und für ihn ist aufhören völlig aus der Frage - denn er ist ja krank. Er KANN ja nicht aufhören, es ist eben einfach eine Krankheit und der ist er ausgeliefert. Die einzige Einsicht ist, dass er früher oder später behandelt werden muss. Er ist sich dem nicht bewusst, aber für mich ist es völlig offensichtlich, wie sehr er das als Entschuldigung nimmt. Jetzt würde ich mich selbst belügen, würde ich meinen inneren Entschuldigungen folgen. Wenn ich mich überesse ist das in meinen Gedanken jetzt komplett mir zuzuschreiben, aber ich mach mich nicht fertig deswegen. Mein Gehirn ist darauf gepolt, und ich muss offensichtlich noch mehr üben, aber das ist ja auch ok, völlig rational und nicht mit emotionalem Stress verbunden. Vorher habe ich mich immer total runtergezogen und als Versager empfunden. Dann die nächsten Tage weniger gegessen, ... man kennt die Geschichte ja.

Hui, das war jetzt ein ganz schöner Bericht!
Ich hoffe es geht dir gut und du genießt den Sommeranfang trotz noch-Stimme im Hinterkopf!

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#19
hallo itsMallie:)

Na, wie gehts dir?? Mir gehts EXTREM gut:) Es ist so ein neues schönes Lebensgefühl zu wissen, dass man es selbst in der Hand hat:) Ich fühl mich seit langem wieder 'ich selbst'. Das hatte ich das letzte Mal.. vor ca 10 Jahren... also vor der Bulimie... Ich bin dir so dankbar, dass du das mit dem Buch gepostet hast!!!! Ich wär nie da, wo ich jetzt gerade bin. Wow, ich kanns noch immer kaum glauben. Und auch nicht, warum es sooooooo lange gedauert hat, bis ich es endlich kapiere!!

Ich war im Inneren immer davon überzeugt, dass ich es in der Hand habe, wurde aber immer wieder verunsichert- vorallem auch in der Therapie. Als mich meine Therapeutin damals fragte, warum ich glaube, dass sich meine Fressanfälle momentan so häufen. Ich hab ihr geantwortet. dass ich mich einfach wieder 'zusammenreißen' muss. Sie hat dann nur gemeint- sie glaubt das nicht. Und ich kann ja nichts dafür bzw dagegen machen. Na super... SO EIN BULLSHIT!!!
Die Therapie hat mir sicherlich viel geholfen- aber nicht die Bulimie zu überwinden. Da war sie kontraproduktiv.
Meine Schwester ist Therapeutin und ich habe ihr das Buch gegeben, da ich denke, dass das viele interessieren könnte. Sie hat sich recht herzlich bei mir bedankt und findest es genial. Vorallem ist das ganze nicht 'so' neu und unbekannt- sondern für die Art und Weise diese Sucht zu überwinden, gibt es sogar einen Namen in der Psychotherapie. Nur ist diese eben nicht so wirklich gängig und geht daher neben den traditionellen Methoden unter. Sie wird sich jetzt mehr darauf spezialisieren!

Ich bin noch immer mitten im Buch von Trimpey. Ich finds auch sehr interessant- auch wenns für Alkohliker geschrieben wurde. Man kann das gut umlegen auf Bulimie. Ich finde es so unendlich traurig, wenn auch dein Vater so irregeführt wurde. Bitte, falls er Englisch kann und auch gewillt ist, etwas an seinem Zustand zu ändern, dann würde ich ihm ganz einfach das Buch einmal in die Hand drücken.
Du bist natürlich nicht dafür verantwortlich, was er damit macht- aber hey- im Endeffekt liegts so oder so an ihm selbst!!

Das mit dem schreienden Kind im Supermarkt ist toll:)

Weißt du, jetzt nachdem ich nicht mehr die ganze Zeit mit Essen und den Gedanken daran beschäftigt bin, hab ich soo viel Zeit so viele andere Dinge zu erledigen. Das ist so toll- ein wahnsinn wieviel die bulimie mir an energie abverlangt hat. phu. wow. :)

Ich hoffe, dir gehts auch nachwievor gut! Bei mir wirds jeden Tab besser mit den 'Stimmen' und ich mach dann einfach mit dem Weiter was ich sowieso grad tun wollte. Ich such nicht krampfhaft nach Ablenkung. Das hat vorher auch nie funktioniert. Ich mach einfach. Und dann ist eine Ruh:)

Ich esse genug und schau drauf, dass ich auch regelmäßig esse. Möchte nicht unnötig 'Wirbel im Kopf' erzeugen.
Ich kaufe auch Essen ein wie ein 'normaler' Mensch- dh nicht Unmengen von einer bestimmten Sache und ja keine Schokolade. Nein, ich esse sogar süsses und das ganz normal in maßen. wie jeder andere normale mensch. so wie früher. ich fürchte mich auch nicht mehr, wenn süssigkeiten daheim herumliegen...

ich werde NIE wieder- NIE NIE wieder in meinem ganzen Leben Fressen und Kotzen. Da bin ich mir 100% sicher!:) Ich bin frei- das wars:)

Freu mich schon wieder von dir zu lesen!! Ich hoffe, dass du dich nicht rumkriegen hast lassen;) Aber ich denke, du weißt genauso wie ich, was zu tun ist!!

Liebste Grüße!!
It´s finally over!
Ich bin FREIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :D :D :D :D :D

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#20
Hallo Zusammen!
Hab das Buch letzte Woche gelesen und mich danach im Internet nach einem Forumsthema diesbezüglich umgesehen. Ich war dann extrem positiv überrascht dass ich so einen aktuellen Beitrag gefunden hab. Und dann noch einen aus Österreich. Ich kannte dieses Forum vorher nicht und hab prinzipiell auch noch nie aktiv an einer Foums-Diskussion teil genommen. (Mich nicht mal irgendwo registriert). Bis heute. Denn ich möchte mit euch meine Erfahrungen zu dem Buch teilen.
Bin nur gerade in der Arbeit und kann deshalb noch nicht näher darauf eingehen bzw. von mir erzählen. Denn wenn ich mal beginne zu schreiben hör ich glaub ich so schnell nicht mehr auf :-)...
Nur schon mal ganz kurz. Ich bin sehr, sehr glücklich dass mir durch Zufall dieses Buch in die Hände gefallen ist und ich bin ganz zuversichtlich und gespannt wie es mir in den nächsten Tagen und Wochen gehen wird. (Vor allem wenn die erste "Euphorie" etwas abgeklungen ist.) und ich hoffe wir können hier das ein oder andere miteinander Teilen! Es ist ja immer schön wenn jemand etwas nicht nur nachvollziehen kann sondern es wirklich, also "mit Herz und Hirn" nachfühlen kann.
Also bald VIEL mehr von mir :-)
Lieben Gruß!

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#21
Hey,

ach, ich kann es kaum glauben :).

Veilchen, wie toll dass es dir so gut geht! Dieses "ich selbst" Gefühl habe ich auch wieder!!! Schritt für Schritt, bzw. eine richtige Entscheidung nach der anderen gewinne ich die Kontrolle über mein Leben zurück, hätte das selbst mit der ersten Euphorie gar nicht so gedacht.
Und total ähnlich mit der Therapie - sie hat mir auch SO viel geholfen. Aber um die Bulimie zu überwinden? Gereicht hat es dazu nicht und ich muss auch zugeben, dass ich nicht glaube dass das funktioniert hätte. Jetzt merke ich einfach so stark wie ich Probleme als Entschuldigung genommen habe. In meinen Augen waren meine Probleme auch immer viel größer als die von allen anderen um mich herum und ich ja viel stärker allein weil ich durchhalte. Oh man, es wurde Zeit dass mir ja der Sand aus den Augen genommen wurde! Kein Wunder, dass ich mich immer isoliert gesehen habe -.- .
Was deine Schwester meinte klingt ja super spannend und dass sie sich sogar drauf spezialisiert! Wie heißt denn diese Art der Therapie? Und hat sie was erzählt warum es unter geht? Denn so wie die Heilungsraten bei Essstörungen ja nun mal sind könnte man doch mal was Neues ausprobieren...komplettes Unwissen über Psychologie hier übrigens.

Vielleicht lese ich das Buch von Trimpey doch mal. Habe das Gefühl, diese "Gedankenart" (ich weiß nicht wie ich es nennen soll) hilft mir nicht nur die Bulimie zu überwinden, sondern generell gewöhne ich mir gerade einige gute Dinge an, und einige negative ab. Klar, klingt das gerade sehr vereinfacht, aber selbst die ersten Schritte fühlen sich schon richtig gut an. Es lässt auch vieles nicht mehr so Unerreichbar erscheinen finde ich - nicht mehr dieses "ab morgen wird alles perfekt" artige Denken. Ich werde einen Marathon laufen können (eins meiner Ziele) zum Beispiel. Wenn ich mir eben angewöhne, eine bestimmte Anzahl die Woche zu trainieren über einen gewissen Zeitraum, fertig. Mein Papa spricht Englisch leider mittelmäßig und ich überlege schon ein bisschen, dass in den Ferien und Wochenenden mal Schritt für Schritt zu übersetzen, und überlege ob das schon zu sehr helfen ist oder nicht. Mal gucken, sonst bekommt er es auf Englisch!

Tut sehr gut zu hören wie es bei dir mit den "Stimmen" läuft und dass es besser wird!!!
Ich habe gestern Abend nochmals zu viel gegessen und konnte dann aber aufhören bevor es viel zu viel wurde (und mit einem Heißhungeranfall kann man das nun wirklich nicht mehr vergleichen). Was ich noch vor einem Monat als zuviel bezeichnet habe und jetzt als zuviel bezeichnet habe ist Welten voneinander entfernt und gerade die Tatsache dass ich die Kontrolle einigermaßen rechtzeitig zurück bekomme ist der Hammer. Das freut mich gerade so, ich möchte es nochmal aufschreiben: Das Gefühl des Kontrollverlusts ist komplett weg seitdem Buch. Unendlich viele Steine vom Herzen gepurzelt.

Und Mensch, wie ähnlich doch einige Dinge sind. Achte wie du jetzt auch drauf regelmäßig zu essen und auch wenn ich gerne gesund esse ist es nicht mehr schwarz weiß, mein Gott gab es halt letztens Geburtstagsschokokuchen für eine Freundin. Vor nicht allzu langer Zeit wäre das eine echt große Debatte in meinem Kopf gewesen. Jetzt war es nur noch ein leckerer Geburtstagskuchen.

VerenaBach - wie schön, dass du das Thema gefunden hast! Freu mich sehr darauf von dir zu hören und hier mit Veilchen geht es mir komplett so - es ist so so so schön sich darüber auszutauschen. :)))

Gute Nacht!

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#22
hey verenabach und itsmallie:))

Finds super, dass ich immer mehr begeisterte finden:)

@itsMallie: Das Buch von Trimpey ist super, da man mehr lernt, wie man auf die inneren Stimmen reagiert und auch, dass man sie etwas herausfordert und dann merkt, wie primitiv das eigentlich ist. Also hat mir auch nochmal sehr geholfen. Aber bin noch nicht durch. Ich les immer mal wieder, wenn ich Zeit habe.
Ich war diese WE bei meinen Eltern und das ist für normal immer die super Katastrophe- vorallem weil es da NUR ungesundes Zeugs gibt. Fett und Zucker. Aber, hey, es war alles 'normal'. Kein großes Drama. Als ich dann wieder nach Hause fuhr, hatte ich zwar mega Lust auf Joghurt und Obst und Müsli. Hab dann wohl auch ein wenig zu viel gegessen. Aber wie du sagst, was jetzt für mich 'zu viel' ist- haha... kein vergleich.
Was mir auch einfällt: Mein freund kocht ja fast immer für mich und gibt mir dann auch immer etwas raus. Ich war immer sehr gierig und dachte mir- 'ich will mehr- das ist ja viel zu wenig'. Und jetzt merke ich, dass es sogar VIEL zu viel ist und ich gar nicht so viel mag. Voll cool. Ich will ja nicht platzen nachher. Es freut mich so sehr! :)

Bzgl deines Vaters: Ich denke, das ist schwierig. Weil er sich eben nur selbst helfen kann. Genauso wie wir uns eben auch nur selbst helfen können.

Bzgl Therapieform: ich muss sie nochmal genauer fragen- berichte aber dann:)

@verenabach & @itsmallie:
bzgl timpley gibts auch eine nette homepage zum druchklicken: https://rational.org/index.php?id=155 (ich hoffe der Link funktioniert). Ich find ihn super, falls mal wieder die kleine Stimme im Kopf überhand bekommen möchte:)
Man muss eben geeignet das wort alkohl etc 'ersetzen'. Aber das ist glaub ich nicht so schwierig.

Und VerenaBach- halt uns bitte auch am Laufenden- es ist so toll von dir/euch erfahrungsberichte zu lesen:)

Alles Liebe,
Veilchen
It´s finally over!
Ich bin FREIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :D :D :D :D :D

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#23
Hey Veilchen

richtig richtig schön wie das bei deinen Eltern gelaufen ist. Kann dich total verstehen - gerade das war früher bei mir auch der Horror und klare Rückfallgeschichte. (Oh man wie gedankenverloren ich schon "früher" schreibe! So weit weg kommt es mir schon vor). Und auch bei deinem Freund - wie erleichternd es sein muss sich aufs gemeinsame Essen statt auf die Essensmenge zu konzentrieren für dich :)).
Was du von dem Trimpey Buch schreibst bestelle ich es mir glaube ich auch mal, denn auch wenn es nicht mehr akut zu sein scheint hört es sich doch sehr interessant an, und freue mich auch die Homepage durch zu gucken!

Am Freitag war hier eine total typische Rückfallsituation, Stimmen inklusive. Und was habe ich gemacht? NICHTS! Über den Tag bestimmt mehr gegessen als normalerweise der Fall gewesen wäre und etwas zerstreuter war ich bestimmt auch. Aber das war's, ich hab die Oberhand behalten. Es war soviel einfacher sich alles in den Kopf zu rufen und bewusst die Entscheidung dagegen zu treffen als die früheren inneren Kämpfe zwischen "Ja/Nein" im Sekundenwechsel. Und jetzt ist es ein kleines Stück weniger Gewohnheit in meinem Kopf und darüber freue ich mich so sehr, das ist schon wieder genug Motivation für die nächsten Jahre.
Zum ersten Mal bin ich komplett überzeugt, dass ich die Bulimie hinter mir gelassen habe. Mein Ziel war eigentlich komplett k*frei ab 2016, falls noch Rückfälle oder so dieses Jahr kommen. Werden sie aber nicht, nur noch Überzeugungsversuche meines Gehirns, ab und an mal ein bisschen zu viel hier, ein bisschen zu wenig da. Und das ganze lässt mich fast schon ein bisschen emotionslos, das hätte ich nie gedacht. Natürlich freue ich mich auf der einen Seite wirklich sehr, aber es ist nicht mehr der Problemlöser - es bedeutet nicht dass meine Probleme kleiner wurden, ich besser mit meinen Eltern oder so zurecht komme. Ich dachte halt immer, wenn das alles gelöst ist geht die Bulimie weg.

Liebste Grüße!

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#24
hey itsMallie!!

Freu mich so, dass dir auch ähnlich gut geht wie mir:) Das ist ja kaum zu glauben, dass ein kleiner Gedankenanstoß so viel ändern kann...
Also, ich KANN gar nicht mehr zu viel essen. Es funktioniert nicht. Gestern zB war ich nach dem Abendessen noch nicht richtig satt, also hab ich mir noch etwas geholt und dann geschah etwas ganz eigenartiges (für mich). Mitten unterm Essen WOLLTE ich nicht mehr. Es war richtig schwer aufzuessen. So etwas ist mir noch nie passiert, auch wenn ich schon übervoll war...:)

Also, es ist vorbei. Die Bulimie ist zu Ende. Wow. Ich dachte gar nicht, dass ich das jemals schreiben und behaupten könnte.
Und es war erstaunlich einfach. Kaum zu glauben, dass ich 10 Jahre damit gekämpft habe und jetzt ist es vorbei. Es ist wirklich vorbei. Ich kann es so 100% sagen, und zwar so, dass sich meine Fressuchtstimme richtig fürchtet:)hihi (aber viel kommt da nicht mehr). Es ist so schön!

Ich habe sämtliche Selbsthilfebücher weggeschmissen. Das war ein gutes Gefühl.
Es ist auch so toll, wie mein Freund noch immer irgendwie glaubt er müsse mir gewisse Esssachen vorenthalten, da er meine, ich könnte davon rückfällig werden oder auch, wenn er mich fragt, ob das jetzt eh kein Problem für mich ist, wenn wir XY essen etc. Tja, er hat ja lange miterlebt wie sehr ich damit gekämpft habe. Kanns wohl auch noch nicht ganz realisieren, dass es ein Ende hat.

Bei den ganzen Büchern (ich hab 2 gelesen) von Trimpey ist immer wieder die Rede von Selbsthilfegruppen. Seine Homepage sieht sehr veraltert aus und ich fand auch den Hinweis, dass es seit 1990 keine Selbsthilfegruppen mehr gibt, da es sich als wenig hilfreich sogar hinderlich erwies. Die Leute sahen dann die Zeit zwischen den Treffen als Grund wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen und wurden 'abhängig' von der Gruppe. Er meinte, dass das Beenden einer Sucht eben EIGENE Sache ist und daher eine Gruppensitzung nichts bringt bzw in die falsche Richtung geht.
Und ehrlich, ich versteh das.

Ich will mich auch gar nicht mehr mit dem ganzen Bulimiezeugs auseinandersetzen. Es ist vorbei. Warum noch stundenlang darüber krübeln.

Ich muss mein Leben leben und ich hab eine ganze Menge an Problemen aufzuarbeiten und auch Dinge, die längst überfällig waren, muss ich jetzt angehen. Ich bin sehr zuversichtlich. Weiß aber auch, dass mir mit Sicherheit nicht alles gelingen wird. Dass ich schlechte Laune haben werde, wütend werde und all die Dinge, womit Menschen eben zu kämpfen haben. Das Gute: ich muss nicht auch noch ständig mit Gedanken ans Essen und dem Essen selbst kämpfen.
Meine depressive Verstimmung ist nun auch fast verschwunden. Ich seh das Leben insgesamt viel positiver! Ich hoffe, dir gehts auch so!

Jetzt wo ich weiß, was man selbst alles schaffen kann- ein ungeheuer gutes Gefühl!

Alles Liebe,
Veilchen
It´s finally over!
Ich bin FREIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :D :D :D :D :D

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#25
Hallo!

Endlich finde ich auch Zeit mich wie angekündigt nochmal zu melden!
Ein bisschen was zu mir und meiner Geschichte; ich bin Anfang 30, in einer glücklichen Beziehung und wir haben einen kleinen Sohn.
Ich war immer ein zierliches, schlankes Kind. Das Thema Essen und die Probleme damit begannen bei mir in der Pubertät. Mein Körper hat sich verändert, ich bekam mehr Appetit und habe langsam zugenommen. Daran ist aus heutiger Sicht natürlich nichts Ungewöhnliches aber wenn man mitten drin steckt, denkt und fühlt man da natürlich anders. Ab ca. 12 Jahren begann ich mich mit anderen, hübscheren Mädchen zu vergleichen und mit etwa 16 wurde ich richtig unglücklich mit mir. Die ersten 0-Diäten haben begonnen und da ich diese natürlich nicht lange durchgehalten habe folgten meist noch am Abend desselben Tages Heißhungerattacken. Am nächsten Tag ging alles wieder von vorne los. Um die ganze Sache abzukürzen; was sich zu Beginn nur als zu dick anfühlte wurde bald Realität und ich nahm bis ich 19 war ca. **kg zu. Es waren nicht die glücklichsten Jahre denn ich war sehr unzufrieden mit mir, war bei den Jungs nicht beliebt und deshalb noch mehr frustriert und aß umso mehr. (ja genau, da beißt sich der Hund in den Schwanz)

Mit etwa 19 Jahren gab es in meinem Leben dann einige Veränderungen. Ich bin ausgezogen und habe begonnen zu arbeiten. Ich habe wohl irgendwie aufgehört abnehmen zu wollen und habe trotzdem oder viel mehr deshalb innerhalb etwa eines Jahres die **kg quasi nebenbei wieder abgenommen. (Ich hatte seit dem zwar immer mal wieder Gewichtsschwankungen aber nie wieder Übergewicht). Ich fühlte mich danach so richtig wohl. Ich war generell glücklich, hatte eine tolle Zeit in der Essen oder Gewicht kaum eine Rolle gespielt haben. Ich war zwar immer tendenziell etwas unzufrieden und hätte wohl immer lieber **kg weniger gehabt aber das ist wohl einfach Teil von mir und daran ist/war auch nichts Gestörtes oder Krankes.

Ich war demnach aber auch darauf bedacht während der Schwangerschaft nicht zu viel zuzunehmen was aber keine allzu große Herausforderung war da sich meine Gelüste in Grenzen hielten und ich weiterhin regelmäßig Sport machte. Mir blieben etwa **kg welchen ich nach dem Abstillen endlich ohne schlechtem Gewissen den Kampf ansagen wollte. Ich begann also wieder mit "Diäten". Viel vernünftiger als damals in den Teenagerjahren, dachte ich es würde leicht zu machen sein wenn ich etwas mehr Salat und Geflügel und etwas weniger Kohlehydrate und erstmal keine Süßigkeiten zu mir nahm. Doch die Kilos waren hartnäckig und so wurden meine Bemühungen abzunehmen intensiver. Irgendwann hab ich dann aufgegeben und weiter normal oder sogar mehr gegessen da ich den Verzicht wohl irgendwie kompensieren musste. Bis ich wieder den nächsten Anlauf startete. Daraus ist eine Gewohnheit geworden und aus dieser Gewohnheit innerhalb weniger Monate eine Essstörung. Recht bald nach den ersten wirklichen Essattacken habe ich mir Hilfe gesucht und eine Therapie begonnen weil ich mich so über mein Verhalten erschreckt habe und mir gedacht hab dass ich die Kontrolle verloren habe und vielleicht keinen Weg finde da alleine wieder raus zu kommen. Es wurden leichte Depressionen und BED diagnostiziert. Seit dem sind jetzt fast 2 Jahre vergangen.

In der Therapie (erst Einzel, dann Gruppe) habe ich versucht allen möglichen Gründen auf die Spur zu gehen, vieles aufzuarbeiten und mich besser kennen zu lernen. Ich habe die ganze Zeit lang (bis heute) richtig intensiv an und mit mir gearbeitet. Nach einiger Zeit ging es mir auch erstmal wieder besser, bestimmt auch weil ich wieder begonnen hatte zu arbeiten was mir wieder Rhythmus und Auftrieb gab. Doch schon nach einigen Monaten ging es wieder bergab. Ich will nicht sagen dass ich die Therapie bereue aber an meinem Essproblem hat sie (wie bei euch) nichts geändert. ich würde sogar so weit gehen zu sagen dass die das Ganze verschlimmert hat weil ich dachte dass ich die Essstörung brauche, dass sie mir etwas sagen will, dass ich erst alles auf die Reihe bekommen müsse bevor das alles besser wird. Bis dorthin würde es wohl noch dauern und es würde auch nichts bringen mich wegen meiner Essattacken noch zusätzlich fertig zu machen. Schließlich wollt ich auch lernen freundlicher zu mir zu sein. (..ihr kennt das ja alles von euch selbst bzw. aus dem Buch).

Ich war NIE ein Fan von Lebenshilfe-Lektüre weil ich das entweder als medizinisches BlaBla oder als die Geschichte von jemanden der seinen eigenen Weg beschreibt empfunden habe. Beides vielleicht ganz interessant aber nicht im Geringsten hilfreich für mich selbst. Aber gerade als ich es so satt hatte mich krank und mich dieser Krankheit ausgeliefert zu fühlen kam mir durch Zufall Brain over Binge unter und irgendetwas hat mich daran so gereizt dass ich es bestellt habe. Wohl auch deshalb weil ich gerade in dieser Woche zu mir gesagt habe dass es doch möglich sein muss meine Esssucht (denn als Sucht habe ich es empfunden) in den Griff zu bekommen indem ich quasi einen "Entzug" mache. Ich habe mir gedacht dass das sicher extrem hart wird aber ich hatte so etwas in der Richtung im Kopf. Ein paar Tage darauf fiel mir genau dafür eine Art "Anleitung" in die Hände. Ich habe das Buch innerhalb eines Wochenendes gelesen und mich (obwohl ich nur unter BED und nicht Bulimie litt) ständig wiedergefunden und es hat sich alles SO stimmig und richtig angefühlt!

Das Ganze ist noch nicht mal 2 Wochen her und es fühlt sich wie bei euch an als wären MONATE vergangen. Das Gefühl hatte ich sogar schon nach Tagen! Vielleicht weil in der kurzen Zeit so viel in mir passiert ist wie sonst nur in Monaten! Ich habe auch gleich begonnen eine Art eigenes Buch (allerdings nur für mich selbst) zu schreiben in dem ich meine ganze Geschichte aufschreibe und auch mein persönliche Zusammenfassung von Brain over Binge. Schreiben hat mir immer schon geholfen meine Gedanken zu sortieren und den Kopf frei zu bekommen und ich habe trotz Job und Familie schon 30 Seiten. Es sprudelt nur alles so aus mir heraus. Plötzlich macht alles Sinn. Ich darf ENDLICH wieder Kontrolle übernehmen, mein "Hirn einschalten", rationale Entscheidungen treffen und nicht immer nur auf meine Emotionen hören und darauf "was ich gerade brauche". Ich habe vor allem in den letzten Monaten immer zwischen „Essen wie ich will“ (lieber mehr denn schließlich ist ja grad eine Phase wo ich „darf“) und richtig gut essen/sporteln gewechselt) damit es mir gut geht. Es ist wie ihr schon beschrieben habt einfach toll (ja, auch noch nach der ersten Euphorie – ich habe sie auch mit gemischten Gefühlen verbunden schließlich hab ich schön öfter gute Phasen gehabt wo es sich plötzlich richtig gut anfühlte). Aber diesmal war es nochmal anders „anders“….
Ich kann gar nicht glauben dass ich mit voller Überzeugung sagen kann. Ich bin gesund! Nicht dass ich schon alles hinter mir habe aber ich kenne meinen Weg und das ist erstmal ein tolles Gefühl.

Ich muss allerdings auch gestehen dass ich ab und an auch Zweifel habe weil ich mir oft nicht sicher bin was Drang ist und was nicht. Ich hatte nie oder fast nie so richtig extreme Essattacken wie im Buch beschrieben und auch nie erbrochen oder extrem gesportelt. Es waren zwar eindeutig FA weil ich bestimmt keinen Hunger hatte und das Essen auch nicht genossen habe. Weil ich sehr schnell gegessen habe und es nebensächlich war was ich gegessen habe, aber eben nicht zwingend mehrere tausend kcal.
Wenn ich eine Hauptspeise und dann fast immer auch eine Nachspeise will, ist es dann aus Drang weil ich sie eigentlich gar nicht bräuchte? Ist es Drang weil ich das Gefühl habe ich MUSS sie essen? Habe ich einem Drang nachgegeben wenn ich sie gegessen habe obwohl ich danach zufrieden bin und nicht mehr davon will? Ist es krank wenn ich Abendessen will weil ich noch keines hatte obwohl ich gar nicht hungrig bin? Ist es normal dass ich noch so viel über all das nachdenke und das es nach wie vor an vielen Tagen so ein Thema ist? (Ist das nicht neben den FA´s ein Teil der Krankheit)

Natürlich war es im ersten Moment sehr erleichternd zu spüren dass ich "nur" meine Essstörung bekämpfen muss und nicht den ganzen Berg an sonstigen Problemen in Bezug auf Gewicht/Ernährung und ganz allgemein (so wie sie ja jeder hat). Das machte die Heilung ja so möglich, so "schaffbar".
Aber jetzt muss ich an dem Punkt auch ganz schon nagen. Ich wusste immer dass ich mit der Essstörung nicht leben kann oder will. Das war für mich NIE eine Option. Aber jetzt wo ich wieder Energie habe, muss ich mich mit Vielem auseinander setzten und mich fragen womit ich bereit bin zu leben. Dadurch dass ich immer alles in einen Topf geworfen habe dachte ich, wenn erst die Essstörung weg ist, ist alles gut (zumindest auf Essverhalten und Körpergefühl bezogen) und ich habe dann eben ein völlig normales bzw. gutes Verhältnis zu meinem Körper, meinem Gewicht und meiner Ernährung. Doch so ist es ja nun nicht...
Es fällt mir schwer nicht in alte Muster zu fallen. (Erstmal noch **kg abnehmen bevor ich anfange normal zu essen weil es mir dann sicher leichter fällt oder einen Fasttag einlegen wenn ich mich mal unwohl fühle weil ich etwas zu viel gegessen habe oder mich aufgrund von Wassereinlagerungen aufgedunsen fühle. - das sind so meine „Stimmen“. Hier sind sie momentan viel lauter als beim Essen) Was davon wird bleiben, was davon vielleicht doch noch gehen weil es nicht Teil von mir sondern der Essstörung ist?

Ich denke es fällt mir momentan schwer die Grenzen zu ziehen weil sie nicht so klar sind. Ich bin trotzdem unendlich froh und dankbar über die Entwicklungen der letzten Wochen. Ich werde wohl geduldiger sein müssen und meinen Weg einfach weiter gehen.

Ich genieße es sehr ohne große Planung essen zu können (Essen gehen, Lebensmittel ohne Nährwertangaben einkaufen, Süßes essen,…) und zu wissen dass das auch so bleibt. Ich bemühe mich regelmäßig zu essen und bei den Entscheidungen was/wann/wieviel ich esse auf meinen Hunger und Appetit aber auch auf meinen Verstand zu hören. Gestern habe ich außerdem meine Waage verbannt. Hat sich zwar irgendwie unbehaglich aber absolut richtig angefühlt.

Ich glaub ich hab euch fürs erste genug zu getextet und mache Schluss für heute!
Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und gratuliere euch von ganzem Herzen zu diesem neuen Lebensgefühl!
Zuletzt geändert von Caruso am Mi Mai 06, 2015 11:21, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#26
Hey ihr beiden,

wie schön von euch zu lesen!

Veilchen, dein Bericht ist echt nochmal so eine Motivation für mich. Es zeigt nochmal mehr (neben der eigenen Erfahrung & rationalem Wissen) dass diese Stimmen, bzw. dieser Drang schwächer werden, wenn nicht genährt (buchstäblich).
Es ist wahnsinnig schön zu lesen wie wohl du dich fühlst und das nach 10 Jahren - so beeindruckend, wirklich!!! Ich finds schon schwer kleine Gewohnheiten manchmal abzulegen und sowas, was sich so lange festgesetzt hat im Kopf “zu überschreiben” (auch wenn die Motivation, sprich Leidensdruck eben extrem ist) ist echt so super - bewundernswert & gut für dich!

Und wie du auch schreibst - man will sich gar nicht mehr so viel mit Bulimie beschäftigen (also gedanklich). Mein Interesse ist auch einfach extrem gesunken. Ich freue mich sehr mit dir zu schreiben (bzw. euch jetzt :) ) und habe immer noch Interesse an Essen - allerdings weil ich einfach super gerne koche & Sachen ausprobiere. Aber vorher habe ich auch SO VIEL darüber gelesen, aufgeschrieben, … wie mit deinen Selbsthilfebüchern. Man braucht es jetzt einfach nicht mehr.

Und JA das mit der depressiven Verstimmung - kann ich komplett unterschreiben. Man hat soviel mehr Energie, Zeit (oh man jetzt habe ich SOVIEL Zeit!), und Freiheit. Letzteres kommt total überraschend für mich, aber es ist eine neue Entscheidungsfreiheit, die ich so nicht kannte. Ich kann mich dafür entscheiden dies zu machen, jenes zu tun, es ist nicht nur so dass es keine Entschuldigungen mehr gibt, es gibt damit auch nicht mehr soviel was mich zurückhält. Und das verändert die Sicht hier auch sehr ins Positive. :)))

Hier geht es auch immer noch bergauf. Ich merke schon, dass da Geduld mitspielt, weil ich dem Drang noch nicht immer widerstehe. An sich ist das kein Problem da ich mich nicht mehr über esse, aber man füttert eben doch noch buchstäblich ein paar unnötige Gewohnheiten. Ich habe z.B. immer eine bestimmte Serie geguckt als ich soviel aß und wenn ich die jetzt gucke weil ich sie einfach mag ist es schon richtig schwer daneben nichts zu essen. Aber das ist das Heftigste - das ist nichts im Vergleich zu ner Bulimie, sondern für mich tatsächlich ein Geduldsspiel vor allem da es wirklich mit jedem mal weniger wird.
Und es ist auch neu für mich, dass Emotionen überhaupt keinen FA mehr auslösen in mir, also wirklich gar nicht. Ich sehe meine Probleme nicht mehr als etwas besonderes an, was andere Leute in meinem Alter nicht haben, weswegen mein Leben besonders schwer ist und besonders kompensiert werden muss. Klar belastet mich einiges - aber das gibt mir nicht die Entschuldigung meinen Körper auch noch kaputt zu machen, mich von anderen zu isolieren, als “anders” und in dem Sinne auch als “besonders” wahrzunehmen. Jetzt würde ich gar nicht auf die Idee kommen Gefühle mit Essen zu kompensieren - es ist etwas rein biologisches für mich geworden. YAY ! :)))


VerenaBach - danke für deinen Text! Auch wenn es anonym ist ist es doch toll wie offen du bist und ich kann soviel in deiner Geschichte nachvollziehen! Schlank aufgewachsen, Pubertät, Appetit, Zunahme, oh-oh, 16 - superscheiße,…. mal kurz ausgedrückt.
Und wie du von der Therapie schreibst - gleiche Erfahrung. Die Therapie hat mich so viel weitergebracht - aber genau wie du schreibst, die Essproblematik wurde nicht verbessert und eher verschlimmert. Und immer dieser Gedanke freundlicher zu sich zu sein, sich nicht noch zusätzlich fertig zu machen…. kenne ich genauso. Dumm nur, dass freundlich zu sich sein auch bedeutet, Magen nicht als Massenaufnahmestelle zu behandeln ;-)

Oben hab ich ja schon ein bisschen von Geduld geschrieben - das fällt mir auch ein wenn ich deine Zeilen darüber lese, wie du manchmal eben zweifelst und nicht einschätzen kannst was Drang ist und was natürlich ist. Geht mir auch noch oft so, allerdings zunehmend weniger, ich kann dir also ein bisschen Mut zusprechen hoffentlich. Man lernt seinen Körper eben nochmal neu kennen, bzw. verändert ja auch wirklich einige Bereiche im Gehirn, also Gewohnheiten. Klar ist dann einiges erstmal ungewohnt und man kann es nicht so gut einschätzen. Aber ich finde immerhin im Nachhinein merkt man es schon sehr und muss Fehler wirklich nicht wiederholen.
Mir hilft es auch immer ein bisschen Sport zu machen - nicht für die Kalorien, sondern weil dein Körper ja dann erstmal die Muskeln versorgt und unser Verdauungssystem sozusagen pausiert. Wenn man dann noch Heißhunger hat weiß man, es kommt vom Kopf. Ist natürlich leider keine besonders handliche Methode erstmal ne halbe Stunde joggen zu gehen um zu testen ob es der Bauch oder der Kopf ist, weiß nicht ob das jetzt so hilfreich war :/.

So und damit wird dieser kleine Roman dann auch beendet - eins vorher aber noch.
Verändert sich euer Körperbild eigentlich? Meines nämlich echt immer noch sehr. Ich finde mich zum ersten Mal seit Pubertät wirklich hübsch und mag auch meinen Körper gerne, obwohl der nicht auf meinem Wunschgewicht ist. Hätte ich mir früher nie vorstellen können. Und ich vergleiche mich auch nicht mehr, ich finde mich nicht schönER als andere, überhaupt nicht. Einfach eben auch nicht mehr besonders makelhaft.

Gute Nacht (:

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#27
Hallo!
Ja, du hast absolut Recht. Geduld ist bei mir auch gerade das Thema. Letztlich weiß ich bei all den Unsicherheiten und manchmal sogar Zweifel ja genau dass sich etwas (sogar enorm viel!) verändert hat und auch wenn es mir schwer fällt das genau einzuordnen und zu benennen; es fühlt sich letztlich doch einfach RICHTIG an. Bestimmt kann ich das alles besser sehen wenn noch einige Zeit verstrichen ist. Das heißt falls ich dann überhaupt noch das Bedürfnis habe!

Es ist schön zu hören wie du dich plötzlich wohl und schön in deiner Haupt fühlst! Das ist doch worauf wir unter anderem so lange hin gearbeitet haben! Eines der großen "Therapieziele". Endlich Frieden zu schließen mit unseren nicht perfekten und doch schönen Körpern.
Bei mir ist das (noch) von Tag zu Tag etwas anders. Generell fühle ich mich gut und ich bin zufrieden! Auf jeden Fall viel besser als an oder nach Tagen an denen ich mich überessen hatte. Doch an den Tagen an denen ich "brav" war, also gut und eher wenig gegessen habe und Sport gemacht habe, habe ich mich besser gefühlt als momentan. Mir ist aber auch klar dass das nicht gesund, nicht normal war und vor allem nie von Dauer. Deshalb fühlt es sich jetzt insgesamt dennoch um Welten besser an. Ich bin auch nach wie vor froh meine Waage verbannt zu haben. Ich habe jetzt keine bestimmte Zahl mehr vor mir die ich erreichen will. Mein persönliches Wohlfühlgewicht wird sich in den nächsten Wochen ganz von alleine ergeben. Viel fehlt bei mir nicht und vielleicht muss ich auch damit leben dass ich immer ein klein bisschen Unzufrieden sein werde. So war das auch vor meiner Essstörung. Das bin vielleicht einfach ich. Mal sehen... Auch hier heißt es bei mir wieder geduldig zu sein und darauf zu vertrauen dass sich alles ergibt wenn ich weiter tue was sich zwar nicht immer enorm gut aber dennoch richtig anfühlt.

Wie ist es denn mit eurer Stimmung so? Ich finde es enorm spannend dass es bei mir genauso wie in dem Buch beschrieben ist; Es hat sich nach außen hin eigentlich nicht wirklich viel verändert. Ich habe immer noch schlechte Laune oder bin gestresst. Trotzdem ist das permanente Grundgefühl einfach SO VIEL besser. Ich spüre mich (trotz der üblichen guten oder auch schlechten Launen) einfach viel mehr und intensiver. Ich höre wieder gerne Musik und sie berührt mich wieder. Eine lange Zeit war sie für mich oft nur anstrengendes Hintergrund-Kulisse die mich irgendwie unruhig gemacht hat. Ich bin auch sozial wieder viel unbeschwerter. Es ist nicht alles rosarot aber doch um einiges LEICHTER als noch vor ein paar Wochen. Ich habe einfach wieder mehr Lust aufs Leben und alles was dazu gehört.

Bis bald!

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#28
hey ihr zwei!:))

Wie geht es euch??? Eure Beiträge sind sehr motivierend:))

Mir gehts nachwievor super bzgl Essen, bin aber leider krank seit ein paar Tagen und habe mega Arbeitsstress. Naja, wie ihr sagt, keine überaus weltbewegenden Probleme, die mich so 'besonders' machen würden und daher alles rechtfertigen. Der ganz normale Alltagswahnsinn eben.

Ich kenn das Gefühl nicht zu wissen, was jetzt Drang und was wirklich Hunger ist, sehr gut. Das mit dem Sport stimmt allerdings. Find ich auch nicht schlimm, wenn man dann eben Joggen geht um ein Gefühl dafür zu bekommen. Und irgendwann kann man dann auch zwischen Drang und echtem Hunger unterscheiden.
Ich merks zB, wenn ich aufeinmal beginne meine Umgebung nicht mehr wirklich wahr zu nehmen und so das taube Gefühl einsetzt und ich mich irgendwie wie ferngesteuert und benebelt fühle. Dann ist es höchste Zeit, mir in Erinnerung zu rufen, woher das kommt und das man SELBST die Kontrolle hat. Mir hilft es ruhig zu sitzen und auf meine Finger zu schauen und sie dabei zu bewegen um zu sehen und mir bewusst zu machen, dass ich das alles willentlich mache und mich NICHTS dazu zwingen kann und ich SEHR WOHL entscheiden kann! Das ist meine Notbremse! Aber ich habe bemerkt, wenn ich mich ausreichend ernähre und nicht hungere, dann passiert das auch nicht. Wenn ich sehr großen Hunger habe, da ich vorher keine Zeit zu essen hatte und dann etwas extra leckeres esse, kann das passieren, dass ich so ein Gefühl bekomme. Aber erstmal erkannt, ist es schnell wieder weg:))

Ich finde es auch wichtig, dass man sich nicht auf einen 'inneren Dialog' mit seiner inneren Stimme einlässt. Denn sobald man argumentiert, erwägt man es, der Stimme nachzugeben. Also einfach nur anerkennen: "ah, da ist sie wieder, aber sie kann sagen was sie will, ich bin doch nicht blöd und lass mich auf so einen stupiden Blödsinn ein, der mich nichts als ärger bringt. Ich will nicht, dass es mir wieder schlecht geht. So, wo war ich? Was wollte ich gerade machen?" Tja und dann mach ich eben damit weiter, was ich vorhin vor hatte. Und der Spuk hat sein Ende.

Manchmal bin ich auch wütend auf meinem Freund. Er meint noch immer, dass ich Probleme mit dem Essen habe. Das merke ich, weil er immer so komisch reagiert, wenn ich zB mal ein Stück Schokolade esse oder ich von Freunden Süssigkeiten geschenkt bekomme. Letztens meinte er:"Da haben sie der Falschen Schokolade geschenkt". Boahh... Und ich: Ich freu mich drüber. Finde es eine liebe Aufmerksamkeit und weiß, dass ich es nicht sinnlos in einem FA vertilgen werde, sondern dann, wenns für mich passt. Aber ja, irgendwie versteh ich ihn ja. Nachdem er das so lange mitangesehen hat. Da muss ich wohl auch erstmal etwas Geduld mit ihm haben:)
Wie gehts euch in dieser Hinsicht? Oder habt ihr weniger 'Eingeweihte'?



Und ja, ich find mich auch (wieder) schön und kann mich jetzt viel besser annehmen. Mein Körper ist mein Körper und wenn nicht nahtlos perfekt, er gehört zu mir und er passt so wie er ist. Ende.
Es war für mich nur während meiner FA schwer ihn zu akzeptieren. Kein Wunder- nachdem ich ihn ja regelrecht 'm*ssb**ch*' hab..

Lasst bitte weiterhin von Euch hören:)

Alles Liebe,
Veilchen
It´s finally over!
Ich bin FREIIIIIII!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! :D :D :D :D :D

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#29
Hallo!

Das ist Schade dass dich dein Freund nicht immer so unterstützt wie du es zweifelsfrei verdient hättest. Wahrscheinlich ist es für ihn genauso schwer zu verstehen was jetzt mit dir passiert als es ihm vielleicht damals schon schwer gefallen ist als es dir noch weniger gut ging.
Doch er hat wohl trotzdem irgendwie "akzeptiert" dass du mit Schokolade (z. Bsp.) nicht umgehen kannst und jetzt wird er vielleicht einfach auch wieder Zeit brauchen zu akzeptieren das du es eben schon kannst. Diese schlichte Akzeptanz ohne(!) zu verstehen kann man ihm vielleicht auch ein klein bisschen zu Gute halten.

(ich erinnere mich zum Beispiel daran dass ich früher, als ich selbst noch keine Berührungen mit Depressionen hatte eine Freundin "verurteilt" hatte welche an Depressionen litt. Klar tat sie mir leid und ich wusste dass sie krank war und versuchte sie zu unterstützen aber verstanden habe ich ihre Lage nicht und ihr deshalb vorgeworfen dass sie sich schon ein bisschen mehr bemühen könnte. "Wenn ich morgens nicht aufstehen würde und mir zumindest mal die Zähne putzen und duschen gehen würde und nie außer Haus ginge dann würde es mir auch nicht gut gehen". Heute schäme ich mich natürlich dafür denn ich habe am eigenen Körper erfahren dass genau DAS die Schwierigkeit ist; sich zu den einfachsten Dingen aufzuraffen: ich habe es einfach nicht verstanden und es eben nicht fertig gebracht trotzdem zu akzeptieren...)

Das soll natürlich NICHT heißen dass du nicht das recht hast auch sauer zu sein wenn er dir mit solchen Kommentaren etwas den Wind aus den Segeln nimmt.

Ich bin was das betrifft in eine sehr glücklichen Lage. Mein Freund und die paar "Eingeweihten" freuen sich mit mir und unterstützten mich in vielerlei Hinsicht.

Ich war trotzdem manchmal etwas unzufrieden dass mein Freund nicht hin und wieder mal von sich aus nachgefragt hat wie es mir geht , wie die Therapie läuft oder versucht hat mir irgendwie zu helfen wenn ich wieder am Boden war. Aber im Endeffekt bin ich jetzt froh dass er nie aktiv irgendwas gemacht hat "außer" mich in meiner jeweiligen Phase zu unterstützen, Verständnis zu zeigen und immer wertfrei zu bleiben. Ich bin froh dass er sich da in nichts hineinziehen hat lassen. Er hätte mir ohnehin nicht helfen könne. Den Weg musste ich schon alleine gehen.

Ansonsten habe ich nach wie vor meine guten und schlechten Tage! Ich habe gerade wieder eine Liste gemacht mit Dingen die ich schon geschafft habe seit dem ich das Buch gelesen habe und jenen die ich mir noch wünsche. Das hat mir wirklich gut getan denn ich muss mir tatsächlich immer wieder (offensichtlich am effektivsten schwarz auf weiß :)) vor Augen führen WIE VIEL das schon ist und dass es schlicht Wahnsinn ist zum jetzigen Zeitpunkt mehr zu erwarten.

Ich wünsche euch weiterhin alles Gute!
Bis bald,
VerenaBach

Re: Alternative Methode - Brain over Binge (vorsicht Trigger

#30
Hallo ihr Lieben

nun melde ich mich auch mal zurück :-). Es ist schön zu lesen, wie es euch geht, und ich finde es wirklich immer so krass einfach wie sehr wir uns verändern aufgrund einer neuen Denkweise! Hätte ich so echt nicht für möglich gehalten, ich weiß ich wiederhole mich aber kann mir vorstellen dass eure Überraschung ähnlich aussieht.

VerenaBach - sozial wieder unbeschwerter? Oh man, das hätte ich schreiben können! JAHRELANG hatte ich solche sozialen Probleme. Alles echt nur in meinem Kopf. Und auch genau wie du schreibst, Stimmungen nach außen sind gar nicht groß anders (entspannter bei mir generell, das war's), aber das Grundgefühl ist ein ganz anderes. Es tut auch so gut von dir zu lesen übrigens. Alltagswahnsinn, hier Stress, da Probleme, wie du dir mehr von deinem Freund vorher gewünscht hast & jetzt froh bist, dass er so war wie er war - solche Gedanken kommen mir gerade sehr bekannt vor & ich freue mich so für dich, dass du das jetzt "lebst" und das alles nicht mehr nur ein neben der Bulimie passiert. Gute Tage & schlechte Tage wird es sicher geben, und ich hoffe die Guten häufen sich schnell bei dir :-).

ach und Veilchen, das mit deinem Freund stell ich mir auch ein bisschen frustrierend vor. Und ich kann ihn aber auch gut verstehen, wenn man das gefühlsmäßig selbst nicht mitbekommt kann ich mir gut vorstellen wie man noch lieber vorsichtig ist und sich nicht komplett drauf einlässt und lieber abwartet. Ist natürlich total doof für dich! Aber es kann vielleicht auch schön werden, und zwar wenn dein Freund anfängt nicht mehr so zu reagieren, dass du direkt von außen nochmal die Bestätigung hast wie viel sich bei dir verändert hat. Auch wenn es natürlich sehr schade ist, dass ihr euch somit etwas zeitlich versetzt über die Änderung freuen könnt.

A propos Änderung - ändert sich bei euch eigentlich auch generell was?
Bei mir steht nämlich alles gerade auf dem Kopf, und zwar auf die bestmögliche Art.

Ich habe mich von meinem Freund getrennt (habe damit seit Februar gehadert) und dachte, es würde total schlimm werden. Es ist einfach ein unglaublich toller Mensch, aber unsere Lebensweise passte schon länger nicht mehr zusammen (er ist sehr ambitioniert & bodenständig und mir hat so ein bisschen Spontanität und Kreativität sehr gefehlt). Obwohl es die ersten Tage richtig weh tat (wir waren zwei Jahre zusammen und hatten auch zusammen gewohnt, es war schon komisch) geht es mir gerade überraschend SO gut. Es ist wie eine Befreiung, der ganze Druck ich müsse Karriere machen um mitzuhalten (er ist unglaublich erfolgreich), super gesund leben (er war ebenfalls total diszipliniert), und irgendwann nach Irland ziehen (er arbeitet für Irland und es ist gar nicht so mein Ding) ist abgefallen und ich fühle mich einfach entspannt.
Und es geht noch weiter - ich werde den Sommer bei einem Freund in Mexiko verbringen um mein Spanisch aufzupeppen, dann habe ich noch ein Semester und dann möchte ich nochmals neu studieren. Mit dem letzten Gedanken habe ich auch schon seit langer langer Zeit gespielt und seit einigen Tagen bin ich überzeugt davon, dass es die richtige Entscheidung ist. Mein Studium war ganz nett, aber nicht besonders spannend fand ich (BWL). Und ich würde so gerne Neurowissenschaften & Psychologie studieren und hab immer gezweifelt ob das vielleicht nur so ist, weil ich mich ja eh schon so viel damit beschäftigt habe. Aber der Wunsch hält jetzt schon so lange, und die Freude seitdem ich denke ja ich mache es ist einfach riesengroß.
UND - mein Interesse an Bulimie ist echt weg. Also aus persönlicher Sicht, ich brauche keine ewig vielen Bücher und Artikel mehr zu lesen, selbst hier im Forum lese ich eigentlich nur noch unser Thema.
Dann noch, hoffentlich ist das auch Motivation hier, gibt es ENDLICH Tage ohne Drang. Die Stimme existiert noch, aber viel seltener und oft einfach auch gar nicht mehr. Ich habe gestern mal wieder ein total blödes Gespräch mit meiner Mama gehabt und heute Morgen ist mir aufgefallen, dass ich danach überhaupt nicht an Essen gedacht habe. Normalerweise war ein Skype mit meiner Mutter immer ein ziemlich sicherer Start in den inneren Kampf aber überhaupt nicht. Ich hab mich ein bisschen über sie aufgeregt, tu ich auch immer noch, und das war's. Hat nichts mehr mit Essen zu tun! Das ist so so so so toll.

Eine Sache noch, die ist ein bisschen delikat aber ich möchte mal vorsichtig anfragen weil sich in dem Punkt bei mir auch sehr viel verändert - meine Sexualität kommt zurück wenn man das so sagen kann. Seitdem ich Bulimie hatte, also seitdem ich 17 war war es immer nur so ein "muss" und ich fand es hin und wieder mal ganz schön. In meiner Beziehung dann war es natürlich ein super Problem, weil ich einfach fast kein Interesse hatte. Und jegliche s*x**ll* Fantasien die mich interessierten waren wirklich ziemlich extrem im Sinne von Gewalt. Ich hoffe ich geh jetzt nicht zu weit mit der Frage aber es hat sich hier halt vollkommen geändert. Realität sowie Fantasie, ich habe einfach wieder Interesse dran (und wie) & mein Kopfkino ist endlich nichts mehr bei dem ich Panik habe dass das mal jemand herausfindet. Also bitte fühlt euch nicht gedrängt dazu zu antworten aber vielleicht geht es ja ähnlich :-)

& damit wünsch ich euch eine wunderbare Woche!