Das Ende der Therapie naht.. Und alle Symptome ebenso!

#1
Hallo ihr! Mir geht es leider gerade überhaupt nicht gut. Ich war jetzt 6 Monate lang in der bekannten schön klinik in Prien. Ich habe hier unfassbar viel erreicht, habe gelernt meinen Körper so zu akzeptieren wie er jetzt ist, nicht mehr im Untergewicht, habe mich dazu entschlossen drei mal am Tag zu essen in einer Menge die für einen Erwachsenen Menschen angemessen ist. Habe beschlossen, das kotzen zu sein lassen und aufgehört alles zu fressen was ich in die Finger bekomme. Nch 7 Jahren stärker Bulimie have ich hier Dinge erreicht, die ich niemals für möglich gehalten habe. War zwischenzeitlich richtig glücklich...

Am 6.11 ist nun meine Entlassung... Und seit einigen Tagen geht es mir total mies. Der fressdruck ist enorm hoch.. Und ich habe nachgegeben. Die Menge war nicht vergleichbar mit früheren Attacken, das Gefühl aber war das selbe. Ich habe weder geskillt noch lange nachgedacht, war einfach wieder auf autopilot.. Das macht mir Angst. Ich habe mich doch für ein Leben ohne den Teufelskreis der Bulimie / Anorexie entschieden... Und doch, so leicht wickelt sie mich um den Finger...
Dazu kommt, dass ich auch wieder vermehrt trichotillomanisches Verhalten zeige (Haare ausreißen) vor der Klinik war das so schlimm, daß ich eine Glatze hatte und eine Perücke von der KK bekommen habe... Es war ein gutes Gefühl von all dem so viel Distanz zu gewinnen. .. Aber nun kommt mir all das wieder so nahe und ich habe Angst. Und ich fühle mich, als wäre ich für alle hier in der Klinik, Betreuer und Therapeuten eine Enttäuschung weil ich so kurz vor meiner Entlassung so 'versage'....


Hat jemand vor Ende der stationären Therapie ähnlich schwierige Erfahrungen gemacht? Ich weiss, dass ich automatisch versuche, heftige Gefühle mit dem Essen weguudrücken und der Gedanke die Klinik zu verlassen ist sehr schmerzhaft. Aber ich wünschte, Ich würde jetzt anders mit mir und meinen ganzen Gefühlen umgehen..

Re: Das Ende der Therapie naht.. Und alle Symptome ebenso!

#2
Hi MaddyChan,

kann Dich gut verstehen. Als ich mit meiner stationären Therapie fertig war, habe ich meinen Koffer jahrelang nicht ausgepackt. Meine Jacke, die noch nach dem Klinikort duftete, habe ich unter meinen Kopf gelegt, als ich schlafen gegangen bin. Außerdem habe ich Briefe geschrieben an Mitpatienten, sowie zwei Leute vom Klinikpersonal, die mir besonders ans Herz gewachsen waren: Eine Stationsschwester, sowie die Musiktherapeutin.

Das lag daran, dass in der Therapie mir am meisten die Liebe geholfen hat, die mir dort begegnet ist. Die Leute, mit denen ich richtig tiefgehende Gespräche haben konnte, die die gleichen Gefühle durchmachten wie ich, mehr oder weniger. Die wirklich daran interessiert waren, wie es mir geht. Wo ich nicht einfach nur funktionieren musste.

Aber irgendwann endet die Therapie, irgendwann muss man wieder zurück in die emotional kalte Welt. Es dauerte bei mir acht Jahre, bis ich eine Gemeinde fand, die mir die Liebe Jesu nahe brachte, so dass ich endlich heute sagen kann, dass ich nicht mehr Liebe bei Menschen suchen gehen muss, sondern weiß, dass Gott sich zu mir gestellt hat. Und seine Meinung ändert er auch nicht wieder.

Herzlichen Glückwunsch übrigens zu den Schritten, die Du gegangen bist (nicht mehr Haare ausreißen, etc.) Es ist wirklich schwer, solch tief liegenden, selbstzerstörerischen Verhaltensweisen zu durchbrechen und dauerhaft umzulernen. Lass Dir den Erfolg nicht rauben, nur weil es jetzt einmal schief gegangen ist. Kopf hoch, Du machst das gut!

Ich wünsch Dir, dass Du auch die Liebe findest, nach der Du durstest und hungerst.

Liebe Grüße

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)
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