ich hab da noch ein bisschen nachgedacht über dieses thema, und will noch ein paar meiner gedanken teilen...
ich glaube, wie oben schon erwähnt, dass so eine körperschemastörung eine "funktion" hat... und dass es ein kampf gegen windmühlen ist, dagegen anzugehen, solange sie ihre funktion noch wundervoll erfüllt... ich denke, dass es darum geht, herauszufinden, was man braucht, damit man die körperschemastörung NICHT MEHR BRAUCHT...
ich glaube auch, dass es viel mit dem allgemeinen selbstbild und dem selbstwert zu tun hat... die menschliche psyche ist auf angstvermeidung programmiert... wenn man den selbstwert von der figur oder vom gewicht abhängig macht, ist das in erster linie eine hilfreiche komplexitätsreduktion... etwas, woran man sich festhalten kann... und etwas, was einem vermeintlich kontrolle gibt... wenn der selbstwert vom gewicht abhängt, dann gibt mir das einen gewissen handlungsspielraum, weil ich mir einreden kann, dass ich meinen selbstwert steigern kann, indem ich abnehme... und wenn ich zunehme, dann bestätigt das mein schlechtes selbstwertgefühl - auch etwas, was einem durchaus sicherheit verleiht...
wenn man sich jetzt aber klarmacht, dass der selbstwert nichts, aber auch gar nichts, mit dem gewicht bzw. der figur zu tun hat, dann macht das in erster linie mal angst... woran soll man sich dann festklammern und orientieren!?
ich glaube, dass eine körperschemastörung langsam aber sicher ganz von alleine verschwindet, wenn man den eigenen selbstwert vom gewicht bzw. der figur entkoppelt... wenn man erkennt und verinnerlicht, dass man ein wertvoller mensch ist, ganz egal ob man untergewichtig, normalgewichtig oder übergewichtig ist!
und ich glaube, hier kann man ansetzen... an einem stabilen und vom gewicht unabhängigen selbstwert arbeiten...
sich selbst immer wieder sagen, dass man wertvoll ist. punkt.
und sich selbst wie einen wertvollen menschen behandeln.
sich auf seine ressourcen und potenziale konzentrieren, anstatt auf seine defizite.
die gewohnten, defizitären gedanken einfach zur kenntnis nehmen, aber ihnen keine wichtigkeit verleihen. ist halt für den moment (noch) so. aber man ist trotzdem ein wertvoller mensch.
schritt für schritt das eigene "mangelbewusstsein" (ich bin defizitär, nicht gut genug, habe zu wenig oder zu viel von diesem und jenem, ...) in ein "füllebewusstsein" (ich bin wertvoll) verwandeln.
ich glaube weiters, dass gefühle so gut wie immer von gedanken abhängen (jetzt mal abgesehen vo gefühlen wie physische schmerzen nach verletzungen oder so)... man kann gefühle nicht direkt verändern. aber auf seine gedanken hat man einen einfluss. man kann sich bewusst dazu entscheiden, andere gedanken zu denken. (und nein, das ist NICHT einfach! aber mit viel geduld und übung/training ist es möglich!) und durch andere gedanken entstehen auch andere gefühle.
wenn du dich "zu dick fühlst", dann hat das etwas mit deinen gedanken darüber zu tun, was es für ich bedeutet, "dick zu sein".
wenn du "dick sein" in deinen gedanken als negativ und unaushaltbar bewertest, und dieses gedankenkonstrukt auf einen schwachen/instabilen selbstwert trifft, dann entsteht in dir natürlich angst, dass du vielleicht tatsächlich zu dick sein/werden könntest.
und die körperschemastörung nimmt hier eine wichtige funktion ein! und ich glaube, dass es dabei ziemlich egal ist, ob diese körperschemastörung unbewusst vorliegt, oder ob man sich ihrer bewusst ist. man gerät in eine art "opferhaltung". man fühlt sich als "opfer" des "dickseins" (unbewusst) oder des "sich dick fühlens" (bewusst). und solange das so ist, ist man irgendwie "hilflos ausgeliefert".
und das ist wieder der punkt, an dem man als reflektierter mensch ansetzen kann: aus der opferrolle aussteigen. sich selbst sagen, dass man kein opfer einer "körperschemastörung" ist. dass diese "körperschemastörung" zwar im moment vielleicht tatsächlich vorhanden ist, aber dass man sich davon nicht einschränken/beirren/verunsichern lassen muss. und dass man die damit verbundenen gedanken mit ein entschlossenheit und geduld gezielt verändern kann. und dass sich dadurch dann auch die gefühle langsam verändern werden.
ich weiß, das klingt jetzt alles sehr "oberklug". und ja, auch ich stecke nach wie vor in dieser dynamik drin, und ich weiß, wie schwierig es ist, auszusteigen.
aber ich habe jetzt z.B. damit begonnen, mich täglich mindestens einmal bewusst vor den spiegel zu sehen. und mir dann ins gesicht und in die augen zu sehen (und nicht auf meine "problemstellen"), und mich selbst anzulächeln, und mir dann laut und klar und deutlich selbst ins gesicht zu sagen, dass ich ein wertvoller mensch bin, und dass ich liebenswert bin - genauso wie ich bin. und dass ich mich ab sofort auch so behandeln werde - wie man einen wertvollen/liebenswerten menschen eben behandelt.
und ja, das ist am anfang mit inneren widerständen verbunden. es macht angst, weil es ungewohnt ist. und es macht angst, weil es keine "passive opferhaltung" ist, sondern weil es aktiv und gestalterisch ist, und weil es bedeutet, dass man die volle verantwortung für sein selbstwertgefühl übernimmt. nichts und niemand sonst ist verantwortlich für meinen selbstwert, ausser ich selbst.
puuuuuh, ganz schön krasses gefühl!!! ganz schön viel verantwortung!!! was ist, wenn ich dieser verantwortung nicht gerecht werden kann!?!
aber es hilft. wenn man dran bleibt. wenn man sich nicht beirren lässt von den gewohnten, dysfunktionalen gedanken die zu den gewohnten unangenehmen gefühlen führen.
und man darf sich nicht von rückschlägen beirren lassen. ja, am anfang wird es immer wieder noch tage geben, an denen man sich scheisse und nicht-gut-genug fühlt. aber man kann jeden tag wieder aufs neue damit beginnen, sich selbst zu lieben. mit all seinen stärken und schwächen. niemand ist perfekt. auch ich nicht. und das ist okay so. ich muss nicht perfekt sein. ich muss mich nur selbst lieben. nein, falsch, ich DARF mich selbst lieben!!
und ich darf darauf vertrauen, dass sich die gefühle langsam aber sicher mit-verändern werden.
mangel zieht mangel an. fülle zieht fülle an. und wenn man fülle will, dann muss man dem mangel mit fülle begegnen (anstatt mit noch mehr mangel).
weltenbummlerin, was bedeutet es denn für dich, dünn zu sein? und was wäre, wenn du nicht (mehr) dünn wärst? was wäre, wenn deine beine und dein bauch nicht straff/dünn wären, sondern weich und vielleicht sogar etwas schwabbelig? was wäre das schlimmste, was dann passieren würde/könnte? und wenn dieses schlimmste wirklich passiert, ändert das dann etwas an deinem wert? und falls ja, wie kannst du dich davon unabhängig machen?