Körperschemastörung

#1
So.. nun eröffne ich auch einmal ein Thema und hoffe auf eure Hilfe ...
Ich bin eigentlich auf einem ganz gutem Weg, was die ES betrifft, ein Auf und Ab und was halt so dazugehört, aber es ist auf jeden Fall viel besser.
Im Herbst war ich 3 Monate in einer Klinik, was mir sooo wahnsinnig viel gebracht hat und seither bin ich wieder daheim, gehe zwar in eine Gruppe, wo ich aber das Gefühl habe, es bringt micr nicht wirklich was, Einzel ist momentan nicht drinnen. Zusätzlich bin ich in ärztlicher Betreuung.

Nun ist es so, dass ich - nach fast 18 Jahren Betroffenheit, einiger Therapieerfahrung, usw schon sehr reflektiert bin und wie gesat mit vielem gut zurechtkomme und aushalten kann. Aber trotzdem bleibt einfach dieses FETT FINDEN und sich selbst zu dick sehen (hatte gestern eine Übung ind er Gruppe und ich lag völlig daneben mit meiner eigenen Einschätzung), ich fühle mich einfach dick. Ich habe in der KLinik zugenommen, klar, und weiß einfach nicht mehr, wie ich mich wohlfühlen kann - ich bin auf er Suche nach Übungen, usw aber finde nichts.

Wie geht es euch damit? Was tut ihr? Es ist schwer, weiterhin nach Klinik Plan zu essen, wenn man sich selbst nur erträgt, wenn man den Spiegel meidet und weite Dinge trägt. Hört, man ist noch immer (zu?) dünn. Sich selbst sieht als wandelnder Kugelfisch...

Gibt es Therapierichtungen, die euch geholfen haben? Interventionen, Übungen,....?

Ich wäre echt über jeden Tipp oder Erfahrungsaustausch dankbar!

Alles Liebe
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: Körperschemastörung

#2
Ohje, ich versteh dich gut.
Ich hab seit Anbeginn der ES bis heute mit Körperschemastörung zu kämpfen.
In der Klinik damals hat die Therapeutin mit mir eine Spiegelübung gemacht: Ich musste mich in Unterwäsche vor den Spiegel stellen und einfach in neutralen Worten beschreiben, was ich sehe. Naja, hat mir eigentlich nicht wirklich viel gebracht.
Der Spiegel ist eh mein größtes Problem. Auf Fotos seh ich mich mehr oder weniger realistisch, denk mir "och, so übel siehst du doch gar nicht aus, passt doch!". Aber im Spiegel sind meine Oberschenkel zu breit, mein Bauch zu dick etc. pp.
Geht's dir vielleicht auch so? Vielleicht wärs dann ne Möglichkeit, mit Fotos zu arbeiten.
Was mir auch immer hilft, mich ein bisschen mit meinem Körper zu versöhnen, sind solche "Wellness-Sachen" wie ein Schaumbad nehmen, mich ausgiebig eincremen etc.

Tut mir leid, dass ich dazu nicht mehr sagen kann, aber ich bin auch noch nicht recht viel weiter und würde mich über Erfahrungen freuen =)

Edit: Achja, was ich fast vergessen hätte: Sport. Bewegung. Meinen Körper spüren, seine Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit. , aber so weit ich weiß ist Sport ja eh ein Thema für dich (bist du eigentlich noch Trainerin? Und wie geht's dir mit deinem "Sportkonsum" heute? =) )
Zuletzt geändert von Complessa am Do Apr 06, 2017 10:21, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Körperschemastörung

#3
Hi Complessa!

Oh ja... es ist ein leidiges Thema - man hat die ES eigentlich im Griff, das trau ich mich behaupten. Aber was ist es, dass man sich denkt, ja es klappt ganz gut. Es geht mir gut, ich arbeite intensiv an mir, usw. ABER ich kann mich nicht so wirklich freuen weil ich mich fett finde.
Am WE wr ich z.b. in Schönbrunn, im Zoo und es war ein traumhafter Tag. Und was geht in menem kOpf vor - oh ich finde es hier toll, aber ich hasse meinen aufgeblähten BAuch.
Die Therapeutin in der Klinik mente, das kann noch lang dauern, das man da "nachkommt" mit der Zunahme akzeptieren usw. aber es wr ja davor schon so massiv. Ich will was dagegen TUN, nicht nur WARTEn, dass die Zeit vergeht und es evt. irgendwann besser wird. Ich bin ja keine 14 mehr, dass ich Warten und warten kann und will.

Mit den Fotos - ich sehe mich teilweise auch auf Fotos dick. Aber es gibt dann auch schon Fotos wo ich dneke, ja das ist ok - allerdings sind das dann Fotos, auf denen ich echt düüüünn wr, letzten Sommer zb. Ja, da sehe ich, dass der Oberkörper ura su HAut und Knochen bestanden hat, aber denke mir - dafür waren die BEine endlich mal ok und der Bauch.

Das mit dem Eincremen usw b zw mir bewusst was Gutes tun versuche ich ab und zu.

Und eben der Sport - um mich zu spüren und sehen, dass der Körper was leisten kann. Ich mache jetzt sehr moderat Sport, wenns schöner wird jetzt wieder mehr draußen, Radfahren, laufen und Skaten aber nicht mehr so wie früher. Nicht "mal" jeden Tag. Momentan ca. 3 Mal die Woche aber erst seit ca 3Wochen. Also schon reduziert. Da geht es mir gut. Und kann dann ab und zu auch wenn ich alleine draußen bin den Bauch vergessen sondern denke mir, ich hab dicke Beine aber dafür haben sie dir Kraft, dass ich lang und gut laufen kann.

Die Übung klingt spannend, die du beschreibst.

Ich hatt in der Klinik eine , wo wir aus Schnüren unsren Umfang legen müssen und dann die Therapeutin den realen Umfang dazu gelegt hat. Ich dachte ja immer, ich seh mich sehr realistisch und war dann mega schockiert. War leider am Tag vor meiner Abreise, daher wenig Nachbearbeitung aber das hat total geflasht. Ich hätte in meinen vorgestellten Umfang geschätzte 3 Mal reingepasst. Krass. Ich sehe dann keine Verbindung zwischen dem Umriss und mir selbst. Das KANN nicht ich sein... Leider habe ich ein blödes Timing gehabt in der Körperbildtherapie, sodass ich nicht mehr Übungen gemacht habe, da genau an diesem Tag immer Feiertag usw war und die Theorie davor - wieso und woher kommt mein Körperbild -hätt ich mir gern gespart und wär gleich zu den Übungen gegangen aber ja... dumm gelaufen.

So, lange Rede... aber es bewegt mich so. Weil es mir teilweise so aussichtlos erscheint. KLar hab ich ab und zu gute Tage. Aber momentan immer weniger und dann dranzubleiben ist schwer...

LieGrü :mrgreen: :D
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: Körperschemastörung

#6
hast du dich schon damit beschäftigt, was dieses "sich dick fühlen" für eine funktion für dich erfüllt?
bzw. was "dünn sein" für dich bedeutet? war wahrscheinlich im rahmen deiner therapien schon mal irgendwann thema, oder?
ich dachte mir nur, dass das vielleicht ein ansatzpunkt sein könnte: immer wenn du diese "ich fühl mich dick" gedanken hast, zu überlegen, was für eine funktion dieser gedanke gerade hat und von welchem "eigentlichen problem" er ablenkt... und dich dann gezielt mit dem eigentlichen problem auseinandersetzt?

oder hast du es schon mal mit "bewegungsformen" versucht, bei denen zu deinen körper auch im bezug zu anderen körpern spüren "musst"? ich denk da z.B. an contact improvisation - das war für mich phasenweise sehr heilsam.... oder vielleicht auch andere formen von tanz... oder partnerakrobatik, acroyoga, etc...
oder verschiedene arten von bodywork oder massagen? (shiatsu, nuad, etc.)

ansonsten hab ich das hier grad noch gefunden:
http://www.aivilo.at/spuren-lernen/

warum ist einzeltherapie zur zeit nicht drin?
es gibt auch verschiedene möglichkeiten für kostenlose therapie... z.B. das hier: http://www.lasf.at/ast/

und diese selbsthilfegruppe hier kann ich dir auch sehr ans herz legen:
https://www.beratung-schertler.com/home ... etroffene/

Re: Körperschemastörung

#7
Hi Ihr Lieben Leidensgenossen/innen

ich habe jetzt noch keine Klinikerfahrung aber ergänzend zu dem was schon gesagt wurde hilft mir der Absatz meiner Therapeutin und zwar:

Ganz am Anfang musste ich irgendetwas an meinem Körper suchen das ich mag... ich dachte zuerst was soll das ? mir gefällt nichts an meinem Körper aber mit Ihrer Hilfe hab ich was gefunden... bei mir warens zb. die Haare ... kann auch was ganz banales wie Ohrläppchen sein...

ich hab zuerst gesagt ich finde nichts schönes an meinem Körper weil man ja immer auf jene Stellen guckt die man " nicht schön " findet.

Und so finde ich Woche für Woche immer wieder mal ein Körperteil das mir gefällt...
( einzige Regel: raustehende Knochen sind nicht erlaubt)

vielleicht ist für da was für euch dabei, oft muss man verschiedenes ausprobieren um das passende zu finden...,

PS: hab ihr schon mal geguckt ob Ihr Eure große Zehe OK findet?!?? :D :D :D

lg
Wenn du es nicht versuchst, wirst du nie erfahren ob du es geschafft hättest 8)

Re: Körperschemastörung

#8
Hallo :)

Da mich dieses Thema auch sehr beschäftigt, möchte ich auch etwas dazu schreiben.
Ich finde mich immer zu fett, egal ob im Spiegel oder auf Fotos, oft auf Fotos sogar noch mehr. Ich glaube aber eher nicht, dass es an einer verkehrten Wahrnehmung liegt.

Mein Problem ist leider, dass ich untergewichtige Menschen tatsächlich auch viel schöner finde. Natürlich kann man das nicht einfach so sagen, weil man damit ja indirekt seine Mitmenschen verletzen würde, wenn man zugibt, dass man sie eigentlich auch als "zu dick" empfindet. (Mir ist aber klar, dass dies nicht der Fall ist und an meiner offenbar gestörten Wahrnehmung liegt!)
Es ist ein ziemliches Problem, von dem ich seit Jahren nicht wegkomme und ich bin ratlos, was ich da machen kann außer wirklich bis in den stark anorektischen Gewichtsbereich versuchen abzunehmen.
Letztlich ist es der Hauptgrund, warum ich von der Essstörung nicht loskomme. Ich wünschte, ich wäre dünn! :(
Ganz am Anfang musste ich irgendetwas an meinem Körper suchen das ich mag
Finde ich auch einen guten Ansatz. Ich mag übrigens meine Füße und meine Körperbehaarung.
Gibt es Therapierichtungen, die euch geholfen haben? Interventionen, Übungen,....?
Was ich noch bei einer Körpertherapie gemacht habe, waren Massagen mit Igelbällen und den eigenen Körper z.B. abklopfen o.ä. Dadurch hat man ja noch mal einen anderen Zugang zur Körperwahrnehmung als nur den optischen bei Fotos oder Spiegeln, was deutlich anders sein kann.
Zuletzt geändert von Skinny11 am Sa Apr 08, 2017 0:22, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Körperschemastörung

#9
lange habe ich heute bei meiner walkingrunde überlegt, wann ich aufgehört habe mich ununterbrochen vor den Spiegel zu stellen und meine fetten Oberschenkel und meinen Ranzen zu betrachten. Stundenlang, böse reingekniffen, geweint und das sicher 17 Jahre lang.... wann hat es aufgehört, dass ich auf einem gruppenfoto mich gesucht habe und sofort beim Gedanken war: super du bist die fetteste und ekligste auf dem Bild... ich habe auf Bilder gar nichts anderes gesehen. Nur mich, das vermeintliche fett und eine eklige Frau.
Ja, unbedingt musste man meine Schlüsselbeine gut sehen, klar musste man die Bauchmuskel erkennen können, hui wehe man sieht die HÜftknochen nicht... sah man eigentlich alles wenn ich jetzt im Nachhinein die Fotos betrachte... (tja, leider passte der Kopf nicht mehr auf den Körper ( viel zu gross) sah ich da nicht...) aber zufrieden war ich nie...
Wann hat das aufgehört...hmm...
Natürlich habe auch ich mich zeichnen müssen in diversen therapiestunden, meine gelogenen Vorzüge vorheucheln etc. ich denke aber nicht, dass mir das viel gebracht hat.
Es hat aufgehört als es Klick gemacht hat in meinem Kopf, als es Klick gemacht hat, das ich all das nicht mehr will... dass der Aufwand in keinem Verhältnis steht etc. das ich soviel aufwenden muss für diesen Körper, das ich nicht mehr leben kann. Die Erkennung dünn sein eine einzige Eigenschaft von mir ist, ich aber nicht nur diese habe sondern noch x andere.
Es ist weg mit der Akzeptanz, Melibeli zu sein mit Bauch mit Brüsten und ja mit Oberschenkel.
Ich bekomme jedes Jahr von meiner Freundin ein Jahreskalender, wo die FOtos von unserem Freundeskreis vom letzten JAhr Monat für Monat abgebildet ist... früher habe ich nicht jeden Monat aufgestellt, weil ich ja fett war auf manchen Fotos. Jetzt sehe ich das ganze irgendwie anders, ich sehe jetzt ein Foto und denke ohhh war das eine lustige Situation, geiles Foto, oder ah habe ich glück solche Freundinnen zu haben... (fällt mir auf wenn ich darüber nachdenke) wenn ich jetzt mich anschaue, sehe ich kein Model, ich finde mich auch nicht hübsch oder so.... es ist einfach okey. Ich sehe eine nicht perfekte Frau, die ich gerne bin.
So lange Rede, kurzer Sinn... ES geht lange bis es klick gemacht hat... bei mir waren es nicht diese Übungen die geholfen haben, sondern einfach etwas das wie automatisch kommt, wenn man sich aushält.
Klar habe ich mir am Anfang auch weite Sachen angezogen, ist okey wenn es hilft... hmm... aber nach einer gewissen Zeit haben sich jetzt sicher schon alle in der Stadt an meinen neuen BAuch gewöhnt ( wie das irgend ein MEnsch interessieren würde wie schwer ich bin) also kann ich jetzt gut wieder enge schönere Kleider anziehen... probiers mal...

Yoga mach ich im übrigen auch, und finde es immerwieder erstaunlich wie gut man sich da fühlen kann und wie Freude es mir macht mich zu bewegen, anders als im Lauftraining oder schwimmtraining.
Zuletzt geändert von melibeli am Sa Apr 08, 2017 18:24, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Körperschemastörung

#10
ich hab da noch ein bisschen nachgedacht über dieses thema, und will noch ein paar meiner gedanken teilen...

ich glaube, wie oben schon erwähnt, dass so eine körperschemastörung eine "funktion" hat... und dass es ein kampf gegen windmühlen ist, dagegen anzugehen, solange sie ihre funktion noch wundervoll erfüllt... ich denke, dass es darum geht, herauszufinden, was man braucht, damit man die körperschemastörung NICHT MEHR BRAUCHT...

ich glaube auch, dass es viel mit dem allgemeinen selbstbild und dem selbstwert zu tun hat... die menschliche psyche ist auf angstvermeidung programmiert... wenn man den selbstwert von der figur oder vom gewicht abhängig macht, ist das in erster linie eine hilfreiche komplexitätsreduktion... etwas, woran man sich festhalten kann... und etwas, was einem vermeintlich kontrolle gibt... wenn der selbstwert vom gewicht abhängt, dann gibt mir das einen gewissen handlungsspielraum, weil ich mir einreden kann, dass ich meinen selbstwert steigern kann, indem ich abnehme... und wenn ich zunehme, dann bestätigt das mein schlechtes selbstwertgefühl - auch etwas, was einem durchaus sicherheit verleiht...

wenn man sich jetzt aber klarmacht, dass der selbstwert nichts, aber auch gar nichts, mit dem gewicht bzw. der figur zu tun hat, dann macht das in erster linie mal angst... woran soll man sich dann festklammern und orientieren!?

ich glaube, dass eine körperschemastörung langsam aber sicher ganz von alleine verschwindet, wenn man den eigenen selbstwert vom gewicht bzw. der figur entkoppelt... wenn man erkennt und verinnerlicht, dass man ein wertvoller mensch ist, ganz egal ob man untergewichtig, normalgewichtig oder übergewichtig ist!
und ich glaube, hier kann man ansetzen... an einem stabilen und vom gewicht unabhängigen selbstwert arbeiten...
sich selbst immer wieder sagen, dass man wertvoll ist. punkt.
und sich selbst wie einen wertvollen menschen behandeln.
sich auf seine ressourcen und potenziale konzentrieren, anstatt auf seine defizite.
die gewohnten, defizitären gedanken einfach zur kenntnis nehmen, aber ihnen keine wichtigkeit verleihen. ist halt für den moment (noch) so. aber man ist trotzdem ein wertvoller mensch.
schritt für schritt das eigene "mangelbewusstsein" (ich bin defizitär, nicht gut genug, habe zu wenig oder zu viel von diesem und jenem, ...) in ein "füllebewusstsein" (ich bin wertvoll) verwandeln.

ich glaube weiters, dass gefühle so gut wie immer von gedanken abhängen (jetzt mal abgesehen vo gefühlen wie physische schmerzen nach verletzungen oder so)... man kann gefühle nicht direkt verändern. aber auf seine gedanken hat man einen einfluss. man kann sich bewusst dazu entscheiden, andere gedanken zu denken. (und nein, das ist NICHT einfach! aber mit viel geduld und übung/training ist es möglich!) und durch andere gedanken entstehen auch andere gefühle.
wenn du dich "zu dick fühlst", dann hat das etwas mit deinen gedanken darüber zu tun, was es für ich bedeutet, "dick zu sein".
wenn du "dick sein" in deinen gedanken als negativ und unaushaltbar bewertest, und dieses gedankenkonstrukt auf einen schwachen/instabilen selbstwert trifft, dann entsteht in dir natürlich angst, dass du vielleicht tatsächlich zu dick sein/werden könntest.
und die körperschemastörung nimmt hier eine wichtige funktion ein! und ich glaube, dass es dabei ziemlich egal ist, ob diese körperschemastörung unbewusst vorliegt, oder ob man sich ihrer bewusst ist. man gerät in eine art "opferhaltung". man fühlt sich als "opfer" des "dickseins" (unbewusst) oder des "sich dick fühlens" (bewusst). und solange das so ist, ist man irgendwie "hilflos ausgeliefert".
und das ist wieder der punkt, an dem man als reflektierter mensch ansetzen kann: aus der opferrolle aussteigen. sich selbst sagen, dass man kein opfer einer "körperschemastörung" ist. dass diese "körperschemastörung" zwar im moment vielleicht tatsächlich vorhanden ist, aber dass man sich davon nicht einschränken/beirren/verunsichern lassen muss. und dass man die damit verbundenen gedanken mit ein entschlossenheit und geduld gezielt verändern kann. und dass sich dadurch dann auch die gefühle langsam verändern werden.

ich weiß, das klingt jetzt alles sehr "oberklug". und ja, auch ich stecke nach wie vor in dieser dynamik drin, und ich weiß, wie schwierig es ist, auszusteigen.
aber ich habe jetzt z.B. damit begonnen, mich täglich mindestens einmal bewusst vor den spiegel zu sehen. und mir dann ins gesicht und in die augen zu sehen (und nicht auf meine "problemstellen"), und mich selbst anzulächeln, und mir dann laut und klar und deutlich selbst ins gesicht zu sagen, dass ich ein wertvoller mensch bin, und dass ich liebenswert bin - genauso wie ich bin. und dass ich mich ab sofort auch so behandeln werde - wie man einen wertvollen/liebenswerten menschen eben behandelt.

und ja, das ist am anfang mit inneren widerständen verbunden. es macht angst, weil es ungewohnt ist. und es macht angst, weil es keine "passive opferhaltung" ist, sondern weil es aktiv und gestalterisch ist, und weil es bedeutet, dass man die volle verantwortung für sein selbstwertgefühl übernimmt. nichts und niemand sonst ist verantwortlich für meinen selbstwert, ausser ich selbst.
puuuuuh, ganz schön krasses gefühl!!! ganz schön viel verantwortung!!! was ist, wenn ich dieser verantwortung nicht gerecht werden kann!?!

aber es hilft. wenn man dran bleibt. wenn man sich nicht beirren lässt von den gewohnten, dysfunktionalen gedanken die zu den gewohnten unangenehmen gefühlen führen.
und man darf sich nicht von rückschlägen beirren lassen. ja, am anfang wird es immer wieder noch tage geben, an denen man sich scheisse und nicht-gut-genug fühlt. aber man kann jeden tag wieder aufs neue damit beginnen, sich selbst zu lieben. mit all seinen stärken und schwächen. niemand ist perfekt. auch ich nicht. und das ist okay so. ich muss nicht perfekt sein. ich muss mich nur selbst lieben. nein, falsch, ich DARF mich selbst lieben!! :)
und ich darf darauf vertrauen, dass sich die gefühle langsam aber sicher mit-verändern werden.

mangel zieht mangel an. fülle zieht fülle an. und wenn man fülle will, dann muss man dem mangel mit fülle begegnen (anstatt mit noch mehr mangel).

weltenbummlerin, was bedeutet es denn für dich, dünn zu sein? und was wäre, wenn du nicht (mehr) dünn wärst? was wäre, wenn deine beine und dein bauch nicht straff/dünn wären, sondern weich und vielleicht sogar etwas schwabbelig? was wäre das schlimmste, was dann passieren würde/könnte? und wenn dieses schlimmste wirklich passiert, ändert das dann etwas an deinem wert? und falls ja, wie kannst du dich davon unabhängig machen?
Zuletzt geändert von awan am So Apr 09, 2017 11:23, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Körperschemastörung

#12
Hey ihr Lieben!!!

DANKE für all eure Antworten! Ich bin gerade mag im Stress und will mir Zeit nehmen, um alles zu lesen, aber ich wollte nicht, dass ihr denkt, ich eröffne hier was und verzieh mich dann wieder :mrgreen: Ich mag es nur in Ruhe lesen und dann beantworten - drum danke vorab!

Den Buchtipp hab ich gleich mal gesehen, werde ich mir anschaun!

Bis später!!
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: Körperschemastörung

#13
Guten Morgen!

Danke für eure Antworten!

Also - das mit den Spiegelübungen klingt einerseits total angstmachend - mit kommen da sofort Gedanken wie " Oh dann sieht die Therapeutin, wie dick ich wirklich bin, findet mich elkig usw" aber es ist vermutlich auch etwas, was einem viel Überwindung kostet u viel bringen kann... oder? Ich scheue mich ja nicht, wenn ich wen hätte, dem ich vertraue, wirklich diese Angst zu bewältigen aber habt ihr das selbst angesprochen?
Ich hätte mir jetzt mal fest vorgenommen, es in der Gruppe anzusprechen. Ja ichweiß, es ist eine Wahrnehmungsstörung aber WIE bekomme ich das weg? Oder wenn es nicht weggeht ( davon gehe ich mal nicth aus, nicht so schnell) wie es besser werden kann.

Sport hilft mir definitiv, mich dann wohler zu fühlen im SInne von "Mein Körper bringt was zustande". Aber auch gleich der Frust, wenn ich eigetnlich null Bock hab und zu faul dazu bin.

Ich habe dieses Buch mit den Arbeitsblättern fast durchgearbeitet allein - Körperschemastörung bei AN/BN aber das ist irgendwie -. ich weiß nicht, diese ganze Theorie hat man ja eh intus, aber das TUN und UMSETZEN...

Es gibt Momente da fühl ich ich gut und denke, es ist ok, jetzt *kg zu haben und so zu sein. Aber das Problem ist, mir hat halt schon immer gefallen, dass ich ein zart gebauter Mensch bin. Und ich findedas an mir einfach passender. Ich rede nicht mehr davon, dürr zu sein. Davon grenze och mich wie gesagt total ab aber ich mag halt schlank/dünn sein. Ich merk es, wenn ich esse wie nach Klinikplan, dass ich trotzdem nicht an einen BMI komme, der mehr ist als untersters unterster NG. Und ich rede da echt von Schoko-Essen, viel essen,... Das glaubt einem dan ja auch wieder niemand :)

Ich bin einfach langsam total verzweifelt weil - wird sich das je ändern??

Achja - danke für den Buchtipp, werde mal schaun, ob ich es wo auftreiben kann!!

Immer nur abwarten,dass es sich bessert ist halt auch mühsam und ich zweifle, ob das wirklich klappt. Das hab ich halt in der Klinik oft gehört - das kommt noch. Aber wann? Und vor allem-ich bin da drinnen seit ich 13 bin, also mehr als mein halbes Leben - ich KENNE nichts andres.

Hab nächste Woche nochmal Kontrolltermin in der Klinik, vielleicht krieg ich da Tipps.

Achja - da wollt ich dich ragen AWAN - wir waren ja beide in der gleichen KLinik - hattest du deisesn tagstationären Tag schon? Wenn ja kannst du mir vielleicht ein bisschen sagen,w ie das abrennt? Mir hat meine Therapeutin (MAg. K.) nur gesagt ab 8°° dort sein. Ich nehme an, die wiegen nochmal? Blutabnahme? Nochmal mit allen Gespräch?! Wäre nett, wenn du mir evt. bisschen was erzählen könntest :)

LIEBE GRÜSSE
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH

Re: Körperschemastörung

#14
mit kommen da sofort Gedanken wie " Oh dann sieht die Therapeutin, wie dick ich wirklich bin, findet mich elkig usw"

--> was wäre dann, wenn deine therapeutin das sieht/denkt/findet?!? warum macht dir dieser gedanke soviel angst!?
Ja ichweiß, es ist eine Wahrnehmungsstörung aber WIE bekomme ich das weg? Oder wenn es nicht weggeht ( davon gehe ich mal nicth aus, nicht so schnell) wie es besser werden kann.
--> siehe mein text oben! ich glaube, dass da sehr viele gute ansatzpunkte dabei sind! du musst dich aber auch drauf einlassen und die anregungen ausprobieren bzw. in die tat umsetzen!
Ich merk es, wenn ich esse wie nach Klinikplan, dass ich trotzdem nicht an einen BMI komme, der mehr ist als untersters unterster NG. Und ich rede da echt von Schoko-Essen, viel essen,...
--> wovor hast du dann angst!? ^^
wenn du weißt, dass du beruhigt so essen kannst, wie in eggenburg, und dabei trotzdem maximal unterstes NG erreichst - wovor fürchtest du dich dann!? ^^
das sollte doch eigentlich eine schöne, beruhigende vorstellung sein, oder nicht!? ^^
(ich selbst lande/bleibe z.B. im obersten NG-bereich wenn ich "normal" esse, so wie wir es in eggenburg gelernt habe... das finde ich schon schwierig auszuhalten! aber ich lerne gerade, mich damit abzufinden. ich bin halt KEIN zart gebauter mensch, sondern eher stämmig und muskulös. liegt bei mir auch in der familie. das ist zwar nicht meine idealvorstellung, aber ein "zierlicher körper" ist es mir nicht mehr wert, dafür einen großteil meines lebens bzw. meiner energie zu vergeuden... und als zierlicher mensch wär ich auch nicht wertvoller oder liebenswerter als ich das jetzt bin... stichwort: radikale akzeptanz!)
Achja - da wollt ich dich ragen AWAN - wir waren ja beide in der gleichen KLinik - hattest du deisesn tagstationären Tag schon? Wenn ja kannst du mir vielleicht ein bisschen sagen,w ie das abrennt? Mir hat meine Therapeutin (MAg. K.) nur gesagt ab 8°° dort sein. Ich nehme an, die wiegen nochmal? Blutabnahme? Nochmal mit allen Gespräch?! Wäre nett, wenn du mir evt. bisschen was erzählen könntest
--> ja, den hatte ich schon... erwarte dir lieber nicht zu viel davon, damit du danach nicht enttäuscht bist! ich selbst, und auch einige meiner mitpatient_innen, haben diesen halben tag eher als enttäuschend empfunden... alle waren total gestresst, man wird irgendwie durchgeschleußt, und ich hatte eher das gefühl, dass es is erster linie darum ging, eine bestandsaufnahme zu machen, und zu überprüfen ob der stationäre aufenthalt was gebracht hat oder nicht...
wenn er was gebracht hat - gut so.. dann kriegt man vielleicht ein paar motiverende worte dass man so weiter machen soll...
und wenns nach dem stationären aufenthalt eher wieder bergab gegangen ist (wie das bei mir vorübergehend der fall war), dann wird das nur zur kenntnis genommen, aber das team fühlt sich nicht mehr wirklich zuständig und es ist sowieso keine zeit, um auf die anstehenden themen einzugehen.
bei mir wars so, dass ich in der früh gleich nach der ankunft wiegen und BIA messung hatte. dann frühstück. dann gespräch mit frau L. (halbe stunde), dann gestresstes gespräch mit frau Dr. T. (halbe stunde), dann gespräch mit der einzelthera (das war bei mir frau B. - die hat sich wenigstens eine ganze stunde zeit genommen für mich... bei meinen mitpatient_innen hatten die einzeltheras teilweise auch nur eine halbe stunde zeit), dann mittagessen, dann befund abholen bei frau Dr. T., und das wars... kurz nach dem mittagessen kann man wieder heimfahren... (blut wird nicht abgenommen!)

für mich war das ziemlich schwierig damals, weil es mir zu dem zeitpunkt echt nicht gut ging (hatte leider eine heftige depressive episode inkl. suizidalität etc.), und ich mir erwartet hatte, dass ich irgendeine form von unterstützung krieg - also ein paar hinweise, was ich tun könnte, oder sonst irgendwas...
aber es hat sich eher so angefühlt, als würde man nur meinen status quo abfragen, diesen zur kenntnis nehmen, und sonst nix...
und ich weiß von zumindest zwei anderen mädls, denen es genauso ergangen ist...
aber wer weiß, vielleicht hat sich das ja geändert... mittlerweile kriegt man ja nur noch einen nachbetreuungstermin (soweit ich informiert bin), und nicht mehr mehrere - vielleicht bleibt dadurch dann wenigstens bei dem einen termin mehr zeit für die einzelne person!? wäre zu hoffen...
Zuletzt geändert von awan am Di Apr 18, 2017 14:59, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Körperschemastörung

#15
Danke danke Awan für deine rasche Antwort!

Ja, du hast echt gute Ansätze, und ich habe mich auch sehr damit befasst... hab die Antworten nicht nur so hier dann ausgebreitet. Aber es ist schon wahr, klar hat das Dünnsein oder Dünnfühlen eine Funktion. Wobei dann auch immer ein Teil in mir sagt: Aber es ist halt auch einfach so, dass es mir an mir besser gefällt, wenn ich noch zart aussehe. Was ich in menen Augen eh nicht tu aber.. ja whatever. Ich merke shcon, dass ich jetzt wieder vermehrt beginne, wieder mehr auf die Waagenzahl zu achten und wieder Grenzen setze. Höhere als vor Eggenburg, klar, aber dennoch. Ich habe das z.b. gestern überschritten und dannw rs erst mal so: NA toll. ICh mag nicht mehr. Ich habe dann dennoch gegessen usw und mir halt immer wieder Sätze vorgesagt von dort. Aber das Denken ist wieder ein wenig mehr da.

Hihi es tut gut mit jemandem zu schreiben, der genau weiß, was los ist, also Stichwort radikale Akzeptanz und so, weil wir das gleiche an "Erfahrung" haben. Ich muss sagen, ich denke fast jeden Tag noch an Frau L. (ich liebe diese Frau, ich habe noch nie wen erlebt der sich sooo gut einfühlen kann und bei dem man sich trotz der ES so normal fühlt: Frau F., nach welchem System zerstückeln und zerlegen Sie ihr Essen denn, das interessiert mich einfach mal" *lol* - Naja es muss immer eine gerade Anzahl an Bissen sein. - Aha ok, verstehe :mrgreen: ).

s ist auch der Grund, wieso ich so viel Hoffnung auch habe auf den Tagstationsären Tag. Obwohl ich auch schon gehört habe, dass es eben eher enttäuschend ist. Habe allerdings nur mehr mit 2 Mädels Kontakt und die waren halt alle so" hat nichts gebracht" usw. Vor allem dass esnur eine halbe Stunde ist, stresst mich jetzt schon. Ich hab so viel Fragen eben an Frau L. z.b. Werde mir das heute mal alles zusammenschreiben und ihr dann präsentieren...
Die BIA Messung u Wiegen ist also auch bei ihr?
Ok, also dass Frau Dr. T. nur eine halbe Stunde ist macht mir gar nichts *lol* Bei einer war es sogar so, dass sie 5 min Zeit hatte, dann wr eine Besprechung und dann wäre der Termin um 17:00 gewesen, da ist meine Freundin dann aber heimgefahren weil sie von 11 bis 17^^ warten hätte müssen...
Ah, Frau B.- die hat bei uns nur die Entspannung ab u zu gemacht, ist dann 3 Wochen bevor ich gefahren bin in KArenz gegangen, bei uns hatte sie gar eine Einzelleute. Ich war bei Frau K. und
da hoff ich auch auf ein gutes Gespräch...Sie und Frau L. waren quasi die beiden, wegen denen sich der Aufenthalt schon gelohnt hat. muss sagen, ich bin halt noch immer so begeistsert on dem Aufenthalt dort, dass ich leider leider Hoffnungen habe auf ein wenig Hilfestllung. MUss aber auch zugeben, dass ich mein Entlassungsgewicht nicht halten konnte. Immer wieder Tiefs habe.

Dass sie dir dann null helfen konnten oder Tipps geben find ich auch doof. Klar ist es in erster LInie ein "wie gut haben iwr wem geholfen" aber immerhin warst du ja 3 Monate intensiv dort - da könnte man sich schon ein bisschen was erwarten an Hilfe?!

Werde mich nochmal mit deinen Themen auseinandersetzen, mir hilft das Schreiben dann immer viel, es festzuhalten. Ich bewunder dich, dass du das so gut hinbekommst!

Sooo das ist wieder lang geworden, sorry :)
Weltenbummlerin auf der Suche nach dem ICH