Erfahrungsberichte von Forumsmitgliedern zu ihrer Therapie

#1
Hier wollen wir Erfahrungsberichte zu Essstörungs-Therapien sammeln, so dass unsichere Mitglieder Mut schöpfen können und eventuell auch schon Ideen haben, was in der Klinik oder anderen Therapien auf sie zu kommt.

Dieser Thread ist allerdings nur zum sammeln und Lesen gedacht, nicht um Kommentare abzugeben.

Wenn ihr ein bestimmtes Mitglied dazu etwas fragen wollt, richtet euch doch bitte per PrivatNachricht an die entsprechende Person. :)

Lieben Gruß
Pinar

#2
Na, dann mache ich mal den Anfang:

Also, erst einmal möchte ich etwas zur ambulanten Therapie sagen, speziell der analytischen Psychotherapie (Obwohl diese Zuordnung sehr gewagt ist, sie variiert):
Wichtig ist vor allem, dass man nicht zu hohe Erwartungen daran hat; wenn man eine Therapie beginnt, kann man nicht davon ausgehen von heute auf morgen gesund zu sein. Dazu muss man ein ganzes Stück beitragen, nein nicht nur das, man muss es alles alleine machen. Therapeuten sind dazu da, um einem beizubringen sich selbst zu heilen, nicht mehr und nicht weniger. Nun, das klingt so unangenehm und herausfordernd .. Das kann es zwar sein, ist es aber im Grunde genommen nicht. Ich möchte betonen, dass mir meine Therapie schon sehr geholfen hat. Ja, ich habe häufig Rückfälle, ja, ich gehe noch einmal stationär, aber ohne ambulante Therapie hätte ich nie den Mut dazu aufgebracht. Ich habe schon viel über mich gelernt, beginne meine Mitmenschen zu verstehen, lerne Stück für Stück, was meine ES bedingt. Man muss sich allerdings davon frei machen zu denken, jede Theapiestunde wäre wirklich intensive Therapie: Hauptsächlich mag das der Fall sein, dann arbeitet man an sich, bespricht Themen aus der Vergangenheit, aber vor allem der Gegenwart. Bei mir zumindest geht es weniger um die Symptomatik; ich gehe nicht dorthin und werde nach meinem Essverhalten oder Gewicht befragt, nein es geht um "das" dahinter. Das kann manchmal ziemlich an die Nieren gehen, dann verlässt man völlig fertig den Raum - aber als Ausgleich gibt es noch die "Laberstunden", dann wird herzlich gelacht, einfach mal entspannt, wie ihr es möchtet. Das ist ein weiterer Punkt: Ihr macht die Therapie, ihr bestimmt die Themen, wie weit euer Therapeut gehen darf, und wie ihr das Neugelernte zuhause umsetzt. Ein Therapeut ist kein Lehrer, kein Arzt, kein Erziehungsberechtigter, niemand, der euch etwas befielt, und schon gar nicht euer Gegner - er möchte euch bloß helfen .. :)

#3
So, auch wenn ich den Anfang machen wollte... 8)

Ich habe seit ich 16 bin B* und mache endlich seit September 2005 eine ambulante Verhaltenstherapie. Ich gehe einmal die Woche zu meiner (wunderbaren :wink: ) Therapeutin. Es tut so gut, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann, der einen 100% versteht und nachvollziehen kann, was in einem vorgeht.

Meist läuft es so ab, dass sie mich zu Anfang fragt, wie meine Woche war, was ich an Themen mitgebracht habe und dann starte ich los. Ich kann erzählen, was ich möchte, was mich beschäftigt. Sie betont immer meine Freiheit dabei, da sie sagt, ich sei quasi ihr "Auftraggeber". Und diese Position gefällt mir eigentlich ganz gut. Seit dem fällt es mir noch leichter offen mit meinen Problemen und Fragen rauszurücken. Und wenn ich eine konkrete Situation erzähle, die mich beschäftig (positiv oder negativ), ist sie sehr aufmerksam und fragt viele Details nach, nimmt mich ernst und wichtig. Wenn ich nicht weiter weiß, gibt sie mir sinnvolle Denkanstöße, die mich schon so einige meiner Lebensumstände haben zum Positiven verändern lassen (so z.B. kann ich mich mittlerweile mehr von anderen abgrenzen und bin mehr Herr meines eigenen Lebens geworden).
Und ich freue mich jede Woche wieder hingehen zu können. Das ist die Kraftquelle, die mich auch durch die schlimmsten Phasen aufrecht hält.

Seit ich Therapie mache, beobachte ich mich noch genauer und bin außerdem nicht mehr ganz so streng mit mir, sprich, ich mache mir z.B. keinen Druck mehr, wenn ich mal Rückfälle habe oder wenn ich etwas zunehme. Seit ich in Therapie bin, bin ich mir meines bereits bewältigten Weges viel bewusster und wahnsinnig stolz auf mich, was ich schon alles geschafft habe. Ich kann mich, meinen Körper und besonders meinen Charakter viel besser annehmen und stehe auch viel mehr zu meiner ES, meinen Einstellungen zum Leben und zur Welt und weiß endlich, dass ich es wirklich schaffen will und werde. Auch wenn ich noch ein wenig Zeit brauche und die ES nicht von heute auf morgen aufgeben kann, bin ich viel glücklicher und "freier" geworden.

Ich wünsche euch allen viel Erfolg und Mut auf eurem ganz persönlichen Weg!

#4
okay, jetzt habe ich lange überlegt, war ja schon bei einigen therapeuten, aber ich denke, ich nehme meine ERfahrungen aus der Klinik am Korso.
am 11. juli 2003 war es soweit, ich bekameinen anruf aus der klinik, "Frau Fasching, könnten sie morgen schon da sein??".
ääääähm, naja, ist scho a bissi kurzfristig, ich meine, ich bin ja dann fürmonate weg, und komme ja nicht gerade aus der nähe und so, nein, das geht sich nicht aus.
Nächste Woche? okay, da bin ich dabei!! :P
die nächste woche war natürlich der totale streß, alles waschen, alles mögliche einkaufen, verabschieden und so weiter und so weiter.
tja, und natürlich noch meine esstörungxzessiv ausleben, denn das konnte ich ja dort nichtmehr und wollte es auch nicht mehr.
am tag davor, sind wir dann in den zug gestiegen, also mein damaliger freund und ich, und durch das wackeln des zuges und dem monotonen geräusch, bin ich seltsamer weise sofort eingeschlafen.
putzmunder in Hannover um 6 uhr und noch mehr munter um kurz vor 8 uhr in Bad oeynhausen.
schnell noch ein red bull getrunken, ein cola light und dann ging es, schon etwas nervös, zur Klinik.
tja, die ersten 2 wochen hat man ja kontaktsperre, nicht gerade einfach, und die ersten tage, bin ich nur im bett gelesen, um dort anzukommen.
ich war dann auch so nervös, dass ich am tag der ersten testung, gleich einmal umgeflogen bin, den ganzen tag und die nacht im schwesternzimmer verbracht habe.
okay, die therapieangebote waren breit gefächert und ich mußte mich dort auch gleich in die gruppe einleben, was aber im großen und ganzen überhaupt kein problem war.
tja, und dann war dieses regelmäßige essen, vor allem zu mittag das warme essen, das konnte ich einfach nicht runterbringen.
in der ernährungstherapie hatten wir alle 2 wochen kochen, uiuiuiuiui, ich kann mich noch an meinen ersten kaiserschmarrn erinnern, wo war der hin gekommen, plötzlich lagen in der schüssel nur mehr so keine vertrocknete krümmel, ohne das einer von uns da was gegessen hätte!! :P :P :P (soviel zum thema selber kochen)

tja, und dann hatten wir mal so eine kochstunde, wo wir das essen einfach nur berühren sollten, wie es sich anfühlt und so, das konnte ich überhaupt nicht, und ich wurde so aggressiv, dass ich das essen an die wand geschleudert habe und rausgelaufen bin!!
das nenne ich totale konfrontation!!!!! :evil: :evil:

bei der gestalttherapie, habe ich mich voll ausgetobt, na bumm, da sind die farben nur so auf das papier geflogen und der ton, der arme ton, der hat es ganz fest abbekommen!!
:roll: :wink:

die körpertherapie war einer meiner lieblingstherapieformen, da habe ich sehr viel gelernt, nicht nur über mich, sondern auch über meine neu gewonnenen freundinnen. :P
an eine aktion kann ich mich jetzt onch sehr erinnern, es war ja damals ein besonders heißer sommer und unsere Therapeutin gab uns die aufgabe, einfach so raus zu gehen, keine schuhe anzuhaben, rein in den Kurpark, die wiese unter den füssen fühlen, die bäume zu fühlen, ....
ich fand das so toll, wenn das erste mal erlaubte ich es mir wieder zu spüren! :wink:
und dann bin ich einfach in den brunnen dort gejumpt,das war so gut, so erfrischend, ich fühlte mich so lebendig, ein wahnsinn!!
als ich dannso aus meinem "ich spüre mich wieder" Gefühl in die realität zurück kam, sah ich, dass es mir viele gleich machten und in all den brunnen der umgebung, saßen patienten der Klinik am Korso!! :P :P
abr es warnatürlich icht immer leicht , sich zu spüren, bbbbrrrrrrr......
eine freundin dort nahm sich dann immer den sandsack zur brust, na bumm, das war ein verdammt gutes mittel, seine aggressionen rauszulassen!!

die Traumatherapie war, tja, nicht so einfach, ganz und gar nicht, aber sehr gut.

meine gruppen und einzeltherapeutin, die Dr. Bühlmeier, war eine sehr taffe, erdige person, die es sehr gut konnte, dir die augen zu öffnen, aber immer das nötige feingefühl hatte, die diese situation erfordert hatte.

der zusammenhalt in der gruppe war sehr hoch und jeder war für den anderen da, egal wann und egal, ob man danach einen verweis erhielt, :roll:, äääähm, hüstel, ich doch nicht!!! :shock: :shock: :P

also in der klinik wurde aus einer agressiv gegen jedes essen reagierende sonja, ein Mensch, der versucht hat sich selbst zu spüren, sich zu öffnen, liebe geben und vor allem empfangen zu dürfen.
ein Mnesch, der noch intensiver seinen weg gehen wollte und endlich mit dem Thema Eltern "abschliessen" konnte und noch so viel mehr!!

ufff, das ist leider ein langer Beitrag geworden, seuuuuuuuuuuuufz, aber ich hoffe, dass du das gemeint hast, liebe pinar!!

ganz liebe grüße, sonja

ambulante Thera - meine Erfahrungen

#5
ich bin zwar nicht neu hier im chat, aber meistens lese ich nur die beiträge hier im chat. das thema therapie finde ich aber besonders wichtig. :!:
deshalb hier mein erfahrungsbericht zur ambulanten therapie:
ich mach seit anfang 2006 eine ambulante therapie wo ich allerdings nur aller zwei wochen jeweils einen termin habe. momentan liegen sogar drei wochen dazwischen und im sommer habe ich sogar sechs wochen pause. für mich persönlich sind diese langen zeiten dazwischen sehr anstrengend und belasten mich sehr stark. allerdings hat der therapeut keine anderen termine frei und so sage ich mir, nachdem ich schon so lange auf den therapiebeginn gewartet hatte, schaffe ich es auch diese wartezeiten zu überbrücken. eine gute hilfe ist z.Bsp. dieser chat.
bei mir ist es so, dass der therapeut mich zunächst fragt, wie es mir geht. er versucht so einen anfang und eine grundlage für die stunde zu schaffen. er gibt sich schon sehr viel mühe mit mir, aber mir fällt es trotzdem unheimlich schwer überhaupt etwas zu erzählen. ich habe immer das gefühl ich habe einen totalen black-out und ich kann einfach nichts sagen.
eines ist mir aber mittlerweile klar geworden, man muss sich schon ein bißchen auf die therastunde vorbereiten. außerdem schreibe ich mir jetzt immer auf wann ich ES habe und was ich da gegessen habe.
man darf nicht davon ausgehen, dass der therapeut das problem irgendwie in den griff bekommt, sondern die eigene mitarbeit ist stark gefragt. man muss auch zu hause weiter dran bleiben und die zeit zwischen den thera stunden nutzen. nur so ist irgendwann ein erfolg erkennbar. das der weg dahin weit und steinig ist, ist mir mittlerweile mehr als bewusst geworden. es reicht einfach nicht zu sagen: ok ich machen jetzt eine thera und irgendwann bin ich geheilt. das ist vollkommen falsch.
ich kann euch auch noch einen anderen tip geben. ich chatte und maile mir mit einer beraterin von www.checkpoint-info.at
das ist mehr als hilfreich und wir verstehen uns mittlerweile wie gute freundinnen. ich kann ihr jederzeit eine email mit meinen gedanken und gefühlen und was sonst so in mir vorgeht schreiben und es kommt sehr zeitnah eine antwort darauf und auch die chatts haben mich sehr zum nachdenken angeregt und unterstützen mich, vor allem in den zeiten zwischen den thera stunden.

#6
Den Kontakt bekam ich durch eine befreundete Psychotherapeutin meiner Mutter. Sie gab mir 2 Adressen von Kliniken, mit denen se gute Erfahrungen gemacht hatte und ich fuhr dort zum Gesprächstermin hin.

Die Klinik in Essen liegt direkt am Uniklinikum und am Grugapark. Ebenso
gibt es gute Verkehrsanbindunegn, was für mich sehr wichtig war, da dort auch Tagesklinik stattfinden sollte. Die Klinik fand ich sehr freundlich eingerichtet.
Allerdings hatte ich ziemliche Angst vor dem Vorgespräch. Ich wurde aus dem Warteraum angeholt, in dem ich mit meiner Mutter wartete und ging einer Psychologin hinterher. Ich wusste nicht, was mich erwartete, war also ziemlich verschüchtert und antwortete nur kurz, als ich von der Psychologin Sachen zu meiner Person, zu meinem Essverhalten und meinem Umfeld gefragt wurde. Dann wollte meine Mutter noch kurz mit der Psychologin sprechen. Was sie ihr sagte, weiß ich nicht. Ich sollte 14 Tage ein Essenstagebuch schreiben, wo eben Uhrzeit des Essens, Menge, gefühle beim Essen etc notiert werden sollten. Und ich sollte einen emotionalen Lebenslauf schreiben. Also sollte schreiben, welche Gefühle ich bei welchen Lebensabschnitten hatte.
Nach dem 2. Gespräch hieß es dann, dass die mich aufnehmen würden und sich kurzfristig melden würden, wenn ich ein Platz frei würde. Dann kam der Anruf... anderthalb Wochen hatte ich Zeit, meinen guten Freunden zu erzählen, was los war und dass ich in die Klinik gehen würde.
Auch gab es eine "Schupperstunde", wo man Betroffene kenen lernen konnte, die auch in die Klinik gehen würden bald. So lernte ich Angelika vorher kennen. Eine 40jährige magersüchtige nette Frau, die mir noch viel geholfen hat später.

Ich bekam Panik. Wusste nicht, was ich mitnehmen sollte, ob ich die Dickste wäre, ob man mich nicht leiden kann etc.
Einen Therapievertrag gab es auch. Ich als normalgewichtige Bulimikerin würde einen 12wöchigen Aufenthalt haben: Handyverbot, eine Mahlzeiten außer den vorgegebenen, Mindestgewicht wurde bestimmt, unter das ich nicht drunter gehen durfte...
- 1.-3. Woche: Besuch nur am Wochenende 2h zu vorgegebenen Zeiten; Ausgang nur auf Klinikgelände und im Park mit Begleitung einer Mitpatientin, 2h am Tag
- 4.-6. Woche: Besuch auch abends von 18-20Uhr möglich; Ausgang immer in der Freizeit, auch alleine möglich
- 7.-9. Woche: Wochenenden zuhause verbringen
- 10.-12. Woche: Tagesklinik... vor dem Frühstück dort hin, nach der letzten Therapie nach Hause

Vor der Ankunft war mir ziemlich mulmig. Wie würde es werden? soviel Fragen schwirrten mir in meinem Kopf herum.
Ich bekam direkt mein Zimmer gezeigt. Es war ein 2er-Zimmer, dass ich mit einem Mädel teilte, die nur noch eine Woche da sein würde, also schon Tagesklinik war... also mindestens 7 Nächte alleine. Ich wusste nicht, ob ich es gut finden würde. Mir wurde alles gezeigt und dann sollte ich mit den Betroffenen frühstücken. Wie jede Neue musterten sie mich, was mir den Appetit nahm. Ich bekam es Essenstagebuch, das ich zu füllen hatte, einen Selbstbeobachtungsbogen, auf dem stand, was man so die Woche über zu sich nehmen sollte an Mengen und was man abharken musste, wenn es erreicht wurde.

Dann bekam ich den Therapieplan. Wochenende war keine Therapie, also viel Zeit für sich neben dem gemeinsamen Essen, wo ich nicht wusste, wie ich das herumbekommen sollte. Wochentags 7Uhr für 15min Chi Gong. Außer dienstags und donnerstags. Donnerstags um die Uhrzeit war für alle Wiegen. Dienstags für die Anorektiker.
7:30-8:00 Uhr war wochentags Frühstück und Wochenende 8:15-9:00Uhr.
Es gab jede Woche neuen Frühstücksdienst, Abendbrotdienst, etc (worauf ich danach noch eingehe), welcher das Essen (unter Aufsicht) in der stationseigenen Küche als Büffet herrichten und Tische eindecken musste.
Dann wurde gefrühstückt.
Um 11.55Uhr war dann das Treffen zum Mittagessen, wo wir (die Leute der 4. Therapiestufe durften selbsständig gehen) in Begeleitung einer Krankenschwester in die Mensa des Uniklinikums essen gegangen sind. Es waren immer 2 Gerichte (+ 1 vegetarisches Gericht) zur Auswahl. Man musste immer Kohlenhydrate, Gemüse und Fleisch/Fisch (bis auf vegetarier) + einen Nachtisch (Joghurt, Quark, Apfel) nehmen. Es wurde darauf geachtet, wieviel jeder gegessen hat und es wurde auf Fortschritte geschaut, Anfangs hatte ich sehr große Probleme mit dem Essen und bekam nicht mal 1/3 der Mahlzeit runter, was sich aber änderte, so dass ich die ganze Portion am Ende schaffte.
Danach war für die Leute bis zur 7. Woche 30min ruhen im Gymnastikraum. Man konnte sich also auf Matten auf den Boden legen, konnte sich Kissen und Decken nehmen und eine halbe Stunde mit entspannender Musik das Essen verdauen, was dazu gedacht war, dass die Patientinnen nicht erbrechen können. Ich lag anfangs dort, weinte in mich hinein, weil ich den vollen Bauch nicht ertragen konnte. Es hat viele Wochen gedauert, bis ich es erträglich fand, bis dahin war es für mich die Hölle.
Abendessen wurde genau so hergerichtet wie das Frühstück. Jedoch gab es einmal die Woche frisches Brot und 2mal die Woche einen Salat oder ähnliches (auch wochenweise Wechsel von Patientinnen).

"Jobs" im Klinikalltag. Wie schon gesagt, wurden Aufgaben verteilt jede Woche. Jeden dienstag war eine Stationsbesprechung um 14Uhr, wo sich alle Patientinnen und mind. 2 Schwestern versammelten.
Es wurden Probleme auf der Station angesprochen von der Stationssprecherin, die ich auch ein paar Wochen war, was mir viel Selbstbewusstsein gab.
Die Stationssprecherin war Ansprechperson und hatte sich um die Neuen zu kümmern, bis sie in die Tagesklinik ging. Dann wurde eine neue Sprecherin gewählt. Ansonsten gab es folgende Aufgaben, die uns Verantwortungsgefühl vermitteln sollten:
- Frühstücks-/ Abendbrotdienst: Wie schon gesagt, musste das Buffet auf- und abgebaut werden. Es musste mit Essen hantiert werden und somit sollte es wieder zur Gewohnheit werden.
- Putzdienst: Einmal die Woche musste der Kühlschrank aufgeräumt und ausgewicht werden, sowie die ganze Küche gereinigt werden musste.
- Pflegedienst: Der Dienst kümmerte sich um die Pflanzen auf der Station.
- Einkaufsdienst: 2 Patientinnen mussten dienstags oder donnerstags mit einer Pflegeperson für die Station einkaufen, nachdem sie Lebensmittel überprüften, fehlende Dinge notierten etc. (War immer mein Lieblingsdienst, weil es 2 Schwestern gab, die mit uns danach (natürlich nicht in den ersten Wochen) noch immer schön einen Kaffee oder so trinken gegangen sind :lol: )
Mehr Dienste fallen mir nicht ein.

An Therapien gab es neben Einzeltherapie und Gruppentherapie,
worunter sich wahrscheinlich jeder etwas vorstellen kann, auch noch die
Gestaltungstherapie. Diese gab es einmal die Woche für 90min. Am Anfang jeder Stunde musste jeder sagen, wie es sich gerade fühlt und warum es so ist. Dann wurde von uns oder dem Therapeut ein Thema (z.B. "Freude") und Materien (z.B. "großes Plakat und Fingerfarbe") ausgewählt. Dann wurde uns eine Zeit vorgegeben, die wir Zeit hatten. Am Ende der Stunde wurden sich noch 1-2 Bilder herausgesucht, die entweder von den anderen interpretiert werden oder von der Person selbst beschrieben werden mussten. In dieser Therapie wurde viel geweint immer, da viele Gefühle und eventuell auch Erinnerungen hochkamen, die einem nicht wirklich bewusst waren.
Aus diesem Grund hat mir genau diese Therapie auch wahnsinnig viel gebracht.

Neben diesen angesprochenen Terminen gab es noch weitere Termine. 2x die Woche gab Gespräche mit der einem zugewiesenen Vertrauensschwester, in denen wir über Probleme sprechen konnten udn über schöne Dinge, was man eben sonst nicht immer tut.
Einmal die Woche gab es noch eine Visite, wo das Gewicht angesprochen wurde und mit dem Esstagebuch zusammen von 2 Schwestern und der Oberärztin analysiert wurde, um Fortschritte feststellen zu können, wovor viele von uns Angst hatten, da wir natürlich nicht das "Soll" gegessen hatten. Aber eigentlich waren die Visiten immer halb so schlimm, wie man vorher dachte.
Einmal die Woche mussten wir dann slebst kochen. Es musste einige Tage vorher ein gesundes, aber nicht zu kalorienarmes Gericht mit Nachtisch herausgesucht werden. Wenn die Schwestern es getstatteten, musste man am kommenden Mittwoch das mit einer Schwester zusammen zubereiten und dann essen, was für mich das größte Problem war. Selbst kochen ging wohl, aber das Selbstgekochte essen. Da musste ich mich erst dran gewöhnen, was ich allerdings nie ganz geschafft habe.

Später war ich froh, aus der Klinik draußen zu sein, aber ich weiß, dass ich es ohne sie nie aus der Esssstörung geschafft hätte.

#7
hi ihr

ich hab die therapie (leider) ned lange durchgezogen, trotzdem ne kuze antwort diesbezüglich von mir:

bei uns in der schweiz gibt es Therapiezentren, deren kosten der staat übernimmt. die therapeuten sind jetzt nicht spezialisiert. meiner hatte meist mit drogen, eheproblemen oder alkohol zu tun. und ein kleiner prozentsatz war esstörungen.
dazu gehörte nun also auch ich.
er fragte mich stehts, ob mir diese therapieanwendung auch gefällt. er kenne halt nur diese - naja... ich kannte gar keine.... irgendwie wollte es einfach ned funken zwischen ihm und mir und weil ihm sehr wichtig war, dass ich den therapeuten selbst - also ihn - mag, ging ich immer weniger zur sitzung und brach dann ganz ab. es ging mir ganz gut in dieser zeit. ich hatte mich im griff. doch nach ein paar monaten fing es langsam wieder an.
ich würde gerne wieder ne therapie machen, doch ich kann gar nicht, weil ich unregelmässig frei habe und die zeit dann einfach für mich nutzen möchte.. wenn ich es nicht mehr selbst schaffe, werd ich mich nach ner neuen therapiestelle umsehen, zum glück finde ich relativ schnell eine.
doch ich kenne solche leute, die monatelang warten mussten...

was ich euch also auf den weg geben möchte: auch wenn ihr 10x den therapeuten wechselt: ihr müsst euch wohlfühlen!!

#9
Huhu!

Leide seit einigen Jahren an Bulimie, mit Momentanem Stillstand dank mehrerer Therapien usw...
Auf meiner Homepage könnt ihr einige Auszüge aus meinem Kliniktagebuch lesen, wenn ihr mögt...
Liebe Grüße vom schwarzen Prinzen...
www.bulimie.online.ms

Es gibt viele Gründe alles bei´m Alten zu lassen, aber nur einen einzigen doch endlich etwas zu ändern:
DU HÄLST ES EINFACH NICHT MEHR AUS...

#10
Hi ihr!
Ich bin Gestern von der Therapie entlassen worden!
Ich war 9 Wochen dort und die habe ich echt gebraucht!
Eigentlich wäre ich erst im Januar, dann hieß es Oktober, dann hieß es September und dann durfte ich am 07.08. in die Klinik weil meine Tante so viel druck gemacht hat, weil es mir so bescheiden ging!
Ich habe dann am Donnerstag erfahren, dass ich am Dienstag in die Klinik muss!
Ich hatte in der Früh noch mal einen richtig extremen Fressanfall!
Dann haben sie mich einfach in den Zug gesessen. Ich habe die ganze Zeit nur geheult.
Um ca. 14:30 Uhr kam ich dann in der Klinik an. Ich wollte nur weg hier!
Ich habe mich dann fast gleich in der Klink verlaufen, weil sie so groß ist.
Ich musste dann auf einer Roten Coutsch platz nehmen und warten, dass sie mich abholen!
Die Leute haben mich angeschaut und dachten nur Frischfleisch!
Ich wollte nur noch weg!
Wie im Knast dachte ich!
Was für Leute da rum liefen dachte ich mir nur!
Ich habe eine extrem dünne Frau gesehen und dachte nur Wow toll, was aber jetzt absoluter Blödsinn ist!
Ich bin dann auf mein Einzelzimmer gekommen.
Station 4.
In ein Einzelzimmer mit Bad und den Balkon musste ich mir ja dann noch mit einem Teilen!
Die Schwester konnte keine Einführungsrunde machen.
Beim Doc habe ich nur geheult!
Abends bin ich dann von einer "Alten Mitpatientin" abgeholt, die dann meine Patentante war und hat mir alles gezeigt!
Mensch war das groß!
Das Erste Abendessen habe ich dann runter geschlungen und dann gleich wieder gekotzt!
Abends war ich dann in der Kekskiste!
Das ist ein lockeres zusammen sitzen mit Vorstellen ohne Therapeuten!
Ich hatte erst 5, dann 7 und dann 9 Wochen Therpie!
Ich muss aber sagen, die habe ich echt gebraucht!
Es gab da die Verbale Gruppe, 3 Mal in der Woche!
Das ist ein zusammensitzen und man redet gemeinsam!
Mann kann alles reden!
Die ersten Paar Tage wollte ich nur weg!
In der Essstörungsbewältigungsgruppe wurde man richtig hart angepackt!
Ich durfte dann mein Gewicht nicht mehr erfahren und wurde rückwärts gewogen, was sehr ungewohnt war und im Nachhinein traumhaft, weil ich die Verantwortung für das Wiegen abgeben konnte!
Als ich es dann nach 7 Wochen wieder erfahren habe, hatte ich gleich einen Rückschlag!
Ich bekam ein gerichtetes Tablett, wo ich das Essen musste, was droben war!
Es war der Horror für mich, weil ich sehr ausgespitzt bin, aber die nicht Essgestörten Mitpatienten haben mir immer wieder was zum Essen mitgenommen!
Es war ein Traum, als ich wieder selbst bestimmen durfte, was ich Essen will!
Traumhaft, aber trotzdem schwierig wegen der Verantwortung!
Ich muss mich jetzt im Nachhinein sträng daran halten, weil sonst bin ich wieder drinnen!
Ich habe einmal mega unendlichen Ärger bekommen, eil ich ja Süßigkeiten im Zimmer hatte!
Da habe ich Glück gehabt, dass ich nicht geflogen bin, aber die Schwester Maria hat mir da sehr geholfen!
Ich konnte auch einen Edv Kurs machen, wo ich eine Bestätigung bekommen habe und der ist für eine Bewerbung nicht schlecht!
Ich war sogar in der Klink mal 2 Wochen Kotzfrei, weil ich da mit der Therapeutin gestritten hatte, weil ich auswärts Essen wollte, weil mein Freund kam und da habe ich die Wut gegen Sie in meine Wut gegen die Essstörung umgewandelt!
Ich habe Jeden Tag nur gekämpft!
Das Boxen hat mir auch sehr geholfen, weil ich da meine Agressionen abbauen konnte!
Ich konnte auch nie ausschlafen, weil ich ja immer zum Frühstück musste!
Man durfte auch nicht zu Anderen aufs Zimmer!
So, wenn ihr noch mehr wissen wollt, dann könnt ihr mir ja mailen!

#11
Also ihr Leute,

ich finde die Idee von Pinar sehr gut, einen Thread mit Therapieerfahrungne zu haben, damit andere sehen, es wird einem nicht der Kopf abgerissen. Bloß finde ich, ist das Problem: weenn man nur eienn grobnen umriss von der therapie gibt, kann es keienr wirklich nachfühlen. genau will aber auch keienr was schreiben, weil es halt extrem persönlich ist. Habe mich also überwunden, weine Therapiestizung vom letzten Jahr hier rein zu stellen. Es war ambulante Verhaltenstherapie. WEnn ich lustig bin, tippe ich vielleicht später noch was von der Kliniktherapie ab.

Haben Sie Wetten dass geguckt? Da war doch der Hund. Der ist eigentlich dafür gelobt, dass er seine Angst überwunden hat. Immer wenn er die Treppe rauf war, bekam er sein Leckerchen. Anfangs wird’s auch mal nicht geklappt haben. Aber durch die Widerholung ist er immer sicherer geworden. So ähnlich funktioniert der Mensch auch. Wenn Sie es oft genug schaffen, ihre Angst zu überwinden, …
Jetzt gibt es so Formulare für die Schweigepflichtentbindung. Mir wäre es lieber, Sie unterschreiben nicht. Dann habe ich nicht so viel Arbeit. Es ist Pflicht, dem Hausarzt einmal im Quartal Bericht zu erstatten. Aber nicht, wenn Sie es ablehnen. „Ist das viel Arbeit?“ Nein. Was soll ich da groß schreiben? Ich schreibe einfach nur „Macht sehr gute, gute, oder langsame Fortschritte…“

„Malen Sie mal Ihre Essstörung.“

„In der Musiktherapie sollten wir einmal den Weg malen, auf dem wir uns befinden malen.“ Mit welchen Gefühlen kommen Sie nicht zurecht?“ „Sagt mir das jetzt der Gong?

„Aber wenn er sie kritisiert, weil er schlechte Laune hat, wie Sie sagen. Dann hat er schlechte Laune, und sie kriegen es halt ab. Wenn ich mich aufrege, dann kann ich mich über die Mücke an der Wand ärgern… Das heißt aber nicht, dass Sie als Person abgelehnt werden. Das ist nur ihr Verhalten. Sonst würde er sagen, ‚Sie sind ja das Letzte’ Und selbst wenn er DAS sagen würde, würde er sie als Arbeitskraft abwerten, nicht Sie als Person.“ „Aber das Verhalten zeichnet uns doch aus. Das macht uns doch zu dem, was wir sind.“ „Sie bestehen doch aus mehr als aus Ihrem Verhalten. Sie als Person… Sie werden gar nicht wirklich abgewertet, Sie sehen das nur so. Sie haben wie so eine Brille auf, das ist wie ein Verzerrspiegel. Einer von denen, wo man mal ganz dick, mal ganz dünn aussieht. Sie sehen vielleicht Lob auch gar nicht mehr, weil Sie ständig damit rechen, dass Sie eins auf den Deckel kriegen.“

„Woher kommt es, dass man sich einsam fühlt?“ „Davon, dass man alleine ist.“ „Nein. Man kann auch mit anderen Menschen einsam sein.“ „Das stimmt. Es gehen den ganzen Tag Leute in der Praxis ein und aus…“ „Sie wissen gar nicht den Unterschied zwischen alleine und einsam?“ „Alleine bedeutet, es ist keiner da. Einsamkeit bedeutet, dass man wie in einem Vakuum sitzt, dass keiner eine Verbindung zu einem hat. Nichts berührt einen. Dann sieht man die Klienten nur als Klienten. Man kann sich aber auch denken ‚Da kommt der, der immer so lustige Sprüche macht.’ Und wenn Sie das denken, berührt es Sie schon. Dann sind Sie nicht einsam. Es gibt Depressive, die fühlen sich wie Marionetten. Die beobachten die Welt wie durch eine Glasscheibe, aber haben keine Verbindung zu anderen. Sind abgeschnitten. Alle anderen haben Freunde. Niemand versteht mich.“ „Gefühlstaub also?“ Schaue nach oben. „Nein, nicht gegühlstaub. Das heißt ja, Sie fühlen gar nichts mehr.“ „Das hat sich eben so angehört, mit dem Vakuum.“ „Wie erkläre ich Ihnen das? Nein, in dem Moment, wo Sie sich einsam fühlen, fühlen Sie ja was.“ Ich guck mal im Wüterbuch „einsitzen, einsch… einsam: für sich allein, verlassen; ohne ...“

Hermann Hesse hat mal gesagt „Gott schuf die Einsamkeit, damit der Mensch sich selbst begegnen kann.“

„Befriedigt Sie Ihre Arbeit denn nicht?“

Die Einsamkeit. Ich hole mal den Duden. Das heißt eigentlich, dass

Wenn ein Erwachsener zu mir sagt ‚Mir fehlt Geborgenheit, dann gehen bei mir alle Alarmglocken an. Ein Erwachsener kann sich das selbst geben. Er ist autark. Er kann sich selbst streicheln. Dann ist die Nähe anderer Leute zwar schön, aber man braucht sie nicht zum Leben. Das Baby braucht seine Eltern. Sonst verhungert es. Irgendwann merkt das Kind ‚Ich kann alleine essen, ich kann mich alleine anziehen.’ Und es entdeckt seinen eigenen Willen.“ „Sehr zum Ärger der Eltern.“ „Ja, vorher war das Kind einfacher…“

Oder wenn mich jemand fragt ‚Haben Sie eine Uhr?’ dann will er nicht wissen, ‚Ich habe ein Handy und eine Armbanduhr. Dann will er wissen, wie spät es ist.“ „Sie müssen aufhören, zwischen den Zeilen zu lesen.“

„Oder wenn jemand sagt ‚Der Kater stinkt. - ‚Manche Menschen stinken noch viel schlimmer.’ Können Sie dann auch sagen.“

„Sie denken, da Sie sich nicht mögen, kann auch sonst keiner Sie mögen.“ „Das habe Sie selbst gesagt, ‚Wenn Sie sich nicht mögen, kann Sie auch kein anderer mögen.“ „Diese Leute strahlen das ja schon aus, dass sie sich selbst nicht mögen. Da hat man allenfalls noch Mitleid mit… Kenen Sie auch, oder?“ „Nein. Also in der Klinik habe ich ja auch einige Leute kennengelernt, die sich nicht mögen. Zum Beispiel auch eine ohne Essstörung, die sich aber auch nicht leiden konnte. Ich mochte sie trotzdem sehr gerne. Einfach ihre Art, ihre Stimme, wie sie geredet hat. Ich habe nicht Mitleid mit ihr gehabt. Vielleicht, weil ich das gleiche Problem habe…“ „Man mag aber nicht immer, wenn andere wie man selber sind. Manchmal ist es aber auch, wie im Spiegel.“

„Eine Artzhelferin hat mal in das Körbchen geschaut, wo mein Kater zusammengerollt drin lag. Und hat gessagt ’Zum dazulegen!’ Süß nicht?“

„Sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Mit Ihren Phantasien und Horrorszenarien. ‚Was ich alles falsch machen werde’, denken Sie nur. Sie sind nicht im Hier und Jetzt. Deshalb sind Sie abgeschnitten.

„Ich denke mir, Sie stoßen da an Ihre Grenzen.“ Die Angst hemmt. Sie können dann nicht spontan sein. Ich denke, die Kunden merken das. Wenn Sie so hinter der Anmeldung stehen, denken die entweder ‚Die hat keine Zeit’ oder sie kommen vielleicht auch darauf ‚Die ist unsicher.’“

„Gehen Sie mal mit folgendem Motto in die neue Woche: Da war eine Frau im Radio, Gisela Eberlein, die hat immer autogenes Training im Radio gemacht. Und am Anfang hat sie immer gesagt ‚Das wird ein guter Tag. Es geht mir immer besser.’ Versuchen Sie das mal. Wenn Sie immer mit dme schlimmsten rechnen, sehen Sie das dann auch.“ „Self-fullfilling prophecies?“ „Ja, genau… Also in diesem Sinne…“ „Vielen Dank.“ “Gerne!”

#12
Musiktherapie
M.: „Ich bin gedanklich irgendwie noch in der Morgenbesprechung. Ich hoffe, das ändert sich
gleich."
I wünscht sich eine Improvisation zu dem Thema „Der Weg". „Ok," sagt Frau
M „Versuchen Sie mal, zu diesem Thema zu improvisieren. Und stellen Sie sich den
Weg vor, auf dem Sie gehen. Visualisieren Sie ihn." „Können Sie ans Klavier gehen?" bittet
I. „Klar kann ich ans Klavier gehen." I geht an die Holzfrösche, die
neuen gehen an die Trommeln. „Die Conga kippt man beim Spielen nach vorne, damit der
Schall rauskommen kann - die Djamben ebenso. In der Mitte ist der Bass, der wird mit der
hohlen Handgeschlagen. Bei den kleinen DJamben ist der Basston auch in der Mitte, aber man
schlägt ihn eher so mit den Daumen." (Frau M. klopft locker aus dem Handgelenk mit beiden
Daumen abwechselnd auf die Djamben.) „Die sind zu klein, um eine hohle Hand zu bilden.
Und die Obertöne spielt man mit den Fingern (Zeige-, Mittel- und Ringfinger) am Rand. Aber
das ist alles recht frei hier. Sie können auch experimentieren." Viele von den Neuen spielen
erst mal gar nicht mit. Ich fühle mich durch ihre Anwesenheit auch gehemmt und beklemmt.
Und ärgere mich zugleich über mich selbst, weil ich doch schon mal über dieses Stadium
hinaus war. Ich habe mich doch schon mal ganz toll getraut. Ich gehe innerlich schon davon
aus, nicht mehr in die Improvisation hineinzufinden. Doch dann verändert Fr. M., die anführt,
die Melodie. Sie spielt eine Melodie, die ich von einer der ersten Improvisationen kenne.
Damals war sie auch am Klavier. Da ich das Muster/Thema kenn, kann ich jetzt einsteigen,
und „mitgehen". Ich spiele vorsichtig die Noten „g", „a" und „f' an. Manchmal habe ich das
Gefühl, das passt jetzt, andere Male nicht und mache dann wieder eine Pause, bevor ich mir
wieder einen Ton zutraue. Einmal schlage ich versehentlich nicht mit dem kleinen
weiß/grauen Schlagkopf des Schlägers auf das Xylophon, sondern mit dem schwarzen Stab
auf die Nachbarklangtaste. Das hört sich wesentlich lauter an. Frau M scheint zu
wissen, dass mir das total peinlich ist, sie hebt den Kopf am Klavier schaut mich an, und
erwidert mein nervöses Lächeln. Das gibt mir wieder Mut, weiterzuspielen. Es hat sie ja
belustigt, dann hatte es auch einen positiven Sinn. Und es gibt mir das Gefühl, auch ohne
Worte verstanden zu werden. Und es tat gut, in dem Moment Aufmerksamkeit zu kriegen.
Zum Ende hin verändert Fr. M. noch mal die Melodie. Sie schlägt ganz schnell aufrecht hohe
Tasten, aber mit wechselnder Tonhöhe. Die Trommeln gehen mit, und ich schlage im Takt auf
das „g". Für mich hört sich das erstaunlicherweise nicht stressig an, sondern wie erlösendes,
befreiendes gemeinsames Losgaloppieren!
„Wir haben doch ziemlich lange gespielt," sagt Fr. M. als die Kassette fertig gelaufen ist, und
jeder sein Bild gemalt hat.
Nachdem wir fertig sind, lässt Frau S die Kassette laufen und weist uns an, den Weg,
den wir eben gesehen hätten beim Musik spielen zu malen. „Das mache ich öfter," erklärt sie
den Neuen. Obwohl ich das noch nicht kenne, gehe ich davon aus. Sie reicht ein rotes Etui mit
Stiften rum. „Gibt es auch einen Radiergummi?" frage ich unsicher. „Nein, einen Weg kann
man nicht ausradieren." „Ok, dann kann ich ebenso gut meinen Kuli nehmen." Den Kuli
ergänze ich dann noch durch Buntstifte. Ich hatte mich auf einem Weg im Wald gesehen, mit
Kiesboden, Licht und Schatten, das mittags durch die Baumkronen fällt. Nur ob der Weg
bergaufoder bergab geht, und wohin er führt, weiß ich nicht. Es ist sehr erstaunlich, was für
unterschiedliche „Wege" herauskamen. „So jetzt reicht jeder sein Bild drei Sitzplätze weiter,
so dass keiner mehr weiß, wessen Bild er vor sich hat. Und dann beschreibt ihr mal das Bild,
was ihr kriegt." Ein Bild ist im Dunkeln, mir roten Augen als Bedrohung, ein Bild zeigt
Wellen in rot und blau, ohne definierbaren Weg. Ein Bild zeigt einen Wiesenweg, aber von
der Seite, zwei weitere serpentinenartige Wege von oben. Ein weiterer Weg besteht aus einem
unterschiedlich breiten schwarzen Strich aufweißem Grund.

#13
Also ich hatte schon viele verschiedene Therapiestunden:

- Gruppentherapie
- Einzeltherapie
- Musikterapie
- Gruppensporttherapie
- Körpererkung
- Fintesstudio
- Waldlauf
- Ergotherapie
- Meditation
- Gemeinsames Backen
- Gemeinsames Kochen
- Gemeinsames Essen
- Nach Jakospens
- Wahrnehmungstraing
- Wie erlebe ich mich selbst
- Schwimmen

#14
Selbsthilfegruppe bei "Caritas".

Ich habe keine "ambulante Therapie" gemacht, aber ich bin in einer Selbsthilfegruppe.

Man trifft sich jede zweite Woche und hockt in einem Stuhlkreis zusammen. Manche kommen regelmäßig, manche nie wieder, oder es kommen einfach neue Leute.
Uns betreut eine Familientherapeutin. Sie hat ein "Therapiekonzept" und wir machen bei jedem Treffen was anderes.

Das sind z. B. Fragestellungen oder Situationen, die wir beantworten müssen oder über die wir einfach sprechen. Einmal haben wir in 7-Jahres-Schritten unsere Ernährung und Persönlichkeit einander gesagt. Wie wir also als Säugling, oder 7-Jährige oder 14-Jährige gegessen haben.

Zusätzlich kann man zu Einzelgesprächen mit der Familientherapeutin kommen. Sie fragt zunächst, wie man sich so ernährt und wie die Essstörung bei einem so ist. Das Ziel der Einzelgespräche ist, dass man sich um eine Therapieform kümmert, sie bespricht, die Vor- und Nachteile von stat. und amb. Therapie erörtert.

Die Selbsthilfegruppe macht sehr Spaß und erleichtert. Jeder sagt nur das, was er sagen will. Man kann auch einfach nur dasitzen und schweigen.

Die Selbsthilfegruppe ist kostenlos. Um in eine solche zu gelangen, muss man sich bei "Caritas" melden, da unter "Suchtkranke und Suchtgefährdete". Diese Bezeichnungen stehen auch für Esssgestörte oder deren Angehörige :wink:

WEGEN ELTERN: Meine Eltern wissen davon NICHTS. Niemand von "Caritas" ruft sie an, egal was ich den Leuten dort sage. Ich will meinen Eltern nichts erzählen und habe Angst vor Ärzten, also kam nur "Caritas"-Selbsthilfegruppe für mich in Frage.

Ich kann es echt nur empfehlen. Für solche, die sich sonst nichts trauen oder mit niemanden sprechen können. Geht mir ja genau so :wink:
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

#15
Psychoanalyse

Meine erste therapie war verhaltenstherapie. damit bin ich auch symptomfrei geworden für 14 jahre.
Dann systemische einzelltherapie. Symptomfrei für zwei jahre.

Aktuell seit 1 2/2 jahren psychoanalyse. es war für mich unvorstllbar zwei mal pro woche einen termin zu haben. diese verbindlichkeit wr unvorstellbar. ich wollte eine traumatherapie machen, weil ich immer so erschrecke und ich bei einem vortrag erkannte, dass das eine traumafolge ist. die therapeutin bekam ich von der koordinationstelle für psychotherapie. in der ersten stunde weinte ich so viel, wie bei der anderen in einem jahr nicht. ich hatte den eindurck durch diese therapeutin bekomme ich zugang zu meinen gefühlen. sie ist psychoanalytikerin.
die verhaltenstherapie sitzt mir echt in den knochen. ich meine immer gut sein zu müssen. Ein FA ist etwas, woraus ich etwas lernen kann, nicht etwas, was nicht sein darf.
langsam, ganz langsam, wage ich zu fühlen. ich stehe immer auf kriegsfuß mit meinen gefühlen. die tragig zu fühlen ist die lösung. langsam gewinne ich vertrauen, die welt geht nicht unter, wenn ich fühle. die gefühle anderer kann ich super gut wahrnehmen, die eigenen nicht. der weg ist, zu fühlen. die eigenen gefühle, sie zu verteidigen, sie zu achten, sie zu schützen.