Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher?

#1
Hallo ihr Lieben,

ich bin schon eine Weile hier im Forum und will nun heute zum ersten Mal ein Thema eröffnen, dass mich gerade ziemlich beschäftigt. Ich würde mich freuen ein paar Meinungen/Erfahrungen von euch zu hören :)

Seit September mache ich eine ambulante Therapie, in der ich mich auch sehr gut aufgehoben fühle. Seit Therapiebeginn erbreche ich seltener, weil mir schon allein das Wissen sehr hilft, dass da etwas bzw. jemand ist, der mich auffängt, für den Fall, dass es mal wieder schlechter läuft.
Meine Angst ist nun, dass sich die Essstörung vielleicht während der Therapie bessert und danach alles wieder wird wie vorher. Schließlich ist die Therapeutin ja eine wichtige Bezugsperson, die man dann verliert und die Therapiestunden als solches sind auch ein Sicherheitsanker, der dann nicht mehr ist. Ich weiß, dass ich noch am Anfang meiner Therapie stehe und das Ziel ja ist Strategien zu lernen, um sich selbst zu helfen. Aber ich hatte das Problem schon einmal so ähnlich mit meinem ehemaligen Vertrauenslehrer zu Schulzeiten. Nachdem der Kontakt abgebrochen ist ging es mir wieder wesentlich schlechter und nun habe ich Angst, dass ich mich emotional so sehr an die Therapie klammere, dass ich dann Probleme bekomme sie loszulassen.

Kennt jemand diese Angst oder kann jemand was dazu sagen, wie es nach der Therapie weiterging? Und was mich auch interessieren würde, welchen Stellenwert hat euer Therapeut in euerem Leben?
Freue mich natürlich auch über Antworten von Nicht-Therapieerfahrenen :)

Liebe Grüße :)

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#2
Hallo HeadOverHeals,
schön das du dich traust auch mal ein Thema zu eröffnen :)
Am Anfang der Therapie ging es mir auch so, dass ich Angst hatte, was wird wenn sie nicht mehr da ist. Wenn meine Person weg ist mit der ich über alles reden kann. Aber du lernst in der Therapie normalerweise nicht nur Methoden dir selbst zu helfen, sondern findest zb andere mit denen du reden könntest oder normalerweise findet auch wieder sozusagen eine Art Abgewöhnung statt. Z.B. sehe ich meiner Thera zur Zeit alle drei Monate. Diesen Monat ist dann der vorletzte Termin. Und ich muss sagen letztendlich denke ich mir mittlerweile ich schaffe das auch alleine und weiß meistens auch nicht mehr was ich mit ihr reden soll.
Wenn du Angst davor hast, kannst du sowas auch immer bei deiner Thera ansprechen, die kann dir auch Methoden beibringen.
Ich weiß auch, wir denken immer sehr weit in die Zukunft. Aber das wichtige ist erst einmal das hier und jetzt. Jeden Tag zu leben und auf jeden Tag stolz zu sein, wo es klappt das du nicht erbrichst.
Der Stellenwert meiner Therapeutin in meinem Leben... ich fande es iwie immer schön jem zum reden zu haben, weil ich sonst nie mit jem über meine Probleme gesprochen hatte. Iwann war es einfach Routine, da einmal in der Woche hinzugehen und auch ein fester Bestandteil meines Lebens. Jetzt mit weniger Therapie habe ich Zeit für anderes und konnte mir so ein neues Hobby suchen, dass dann auch einmal die Woche ist ;)

Liebe Grüße

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#3
Ich hatte genau die selben probleme. Hab auch immer nach jeder stunde gefragt, ob ich sicher wieder kommen kann. Als es langsam besser wurde hatte ich auch immer eine fa vor der therapie, obwohl ich die ganze woche clean war, haben dann gemerkt, dass es wegen der therapie war.irgendwie angst wenn ich nicht mehr kotze, dass ich nicht mehr gehen darf.
Jetzt ist es bei mir auch so wie oben beschrieben, gehe noch ca alle 2 monaten, erzähle kurz mein essverhalten, was mich wenig getriggert hat in dieser zeit und sonst red ich über andere dinge. Man wird sicherer und vertraut sich selber. Verstehe deine angst, kann sie dir aber ein wenig nehmen.
Alles gute....
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#4
Hallo ihr Beiden, ganz lieben Dank für eure Antworten. Es beruhigt mich echt, dass es euch ähnlich ging. Gerade diesen Gedanken, dass ich vlt nicht mehr zur Therapie gehen kann, wenn ich nicht mehr erbreche, den hatte ich auch schon manchmal.
Melibeli, hattest du die Angst auch deiner Therapeutin gegenüber angesprochen?
Und wie lang ging denn bei euch die Therapie und ab wann habt ihr gemerkt, dass es euch hilft?

Liebe Grüße :-)

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#5
Hallo,
den Gedanken das ich nicht mehr zur Thera darf hatte ich auch mal. Meine Thera meinte dazu aber, dass das Erbrechen nur ein Symptom sei und nur wenn das weg ist heiß es noch lange nicht man hat die Essstörung überwunden und damit sind ja auch noch lange nicht alle Probleme/ Schwierigkeiten weg, oder? Das wissen auch andere Theras, also da brauchst du dir echt keinen Kopf zu machen :)
Ich glaube bei mir waren jetzt fast vier Jahre. Es zieht sich dann doch sehr mit längeren Abständen und bei mir war die ES nicht das einzige.
Ich habe erst mal ca. ein dreiviertel Jahr gebraucht bis ich meiner Thera generell iwie vertraut hatte, so das ich über alles reden konnte. Das scheint bei dir anders zu sein, oder? Bei mir hat es sich auch angefühlt als wäre es ca. nach eineinhalbjahren so gewesen, dass ich morgens aufgestanden bin und ich auf einmal eine deutliche Veränderung gemerkt habe, dass sich was an meiner Einstellung verändert hat. Wahrscheinlich gab es auch schon vorher eine Wirkung aber ich hatte sie selbst nicht gemerkt, aber andere.

LG

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#6
Hey,
ja, ich kann meiner Therapeutin ganz gut vertrauen, auch wenn es mir trotzdem schwer fällt manche Sachen preiszugeben, weil sie mir einfach so unangenehm sind. Und ich habe eben wie gesagt auch große Angst mich emotional zu sehr abhängig zu machen.
Beruhigend zu lesen, dass du auch erst nach einer längeren Zeit eine wirkliche Verbesserung festgestellt hast. Ich bin wie immer total ungeduldig und erwarte nach 3 Monaten die Welt.
Liebe Grüße

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#7
Hy,
ja das mit der Ungeduld kenne ich auch zu gut. Aber vll hilft dir die Betrachtungsweise wie lange es gedauert hat bis sich die ES entwickelt hat und wie lange du es schon machst. Da ist leider kein Wunder zu erwarten in kurzer Zeit. Oft ist das verhalten schon sehr verfestigt. Ich denke auch es wird wichtig, das du weißt das es auch immer wieder Rückfälle geben kann und das ganz normal ist. Ich würde bei mir so ziemlich am Ende doch sagen, dass genau die Herausforderungen das waren, woran ich wachsen konnte und mich entwickeln.
Lass dir die Zeit die du brauchst. Setz dich nicht selbst zu sehr unter Druck, sonst kann es schwierig werden. Sehe jeden Tag als Chance und schau nicht zu sehr in die Zukunft.
Ich sag mir immer, Gott hat auch sieben Tage gebraucht um die Welt zu erschaffen, also warum sollte ich dann in allem so schnell sein? :)


LG Drachenbaby

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#9
Hallo,
das glaube ich dir, dass es so schwer zu akzeptieren ist. Gab es den einen Auslöser dafür das es wieder so schlimm geworden ist?
Zu deiner Frage, ich glaube nein, ein bisschen schreibe ich da ja gerade in meinem eigenen Thema darüber. Bei mir sind die Tage vor den Tagen noch ein großes Problem und da kommt es auch noch regelmäßig dazu das ich breche. Und mein Essverhalten würde ich auch noch nicht als normal bezeichnen.
Aber es wird hoffe mit der Zeit noch :)

LG und ein schönes We

Re: Ambulante Therapie-Was wenn danach alles wird wie vorher

#10
Hey,
also mein symptomfreies Jahr war das Jahr zwischen Abi und Ausbildung. Da war ich arbeiten, hatte einen sehr geregelten Tagesablauf, keinen Stress, habe strukturiert gegessen und ich bin in eine eigene Wohnung gezogen, das hat mir auch sehr gut getan. Dann habe ich mit der Ausbildung wieder angefangen zu erbrechen, weil ich nicht wirklich glücklich war mit dem was ich mache, denn eigentlich wollte ich studieren. Außerdem bin ich nochmal umgezogen, in eine andere Stadt, und habe eine sehr wichtige Bezugsperson verloren. Zusätzlich war der Fokus in meiner Ausbildung (Physiotherapeutin) sehr körperorientiert, man musste sich dauernd ausziehen und anfassen lassen und alles zusammen war eben zu viel.
Jetzt habe ich die Ausbildung abgebrochen und studiere. Zwar nicht meine erste Wahl, aber es geht mir damit trotzdem besser denke ich.
Hast du denn eine Erklärung dafür, dass du immer vor deinen Tagen noch erbrichst? Ich habe deinen Thread dazu gelesen, das Phänomen aber selbst noch nie bei mir beobachtet, was vlt auch daran liegt, dass ich nie so richtig weiß wann ich dran bin. Aber gesteigerten Appetit haben ja viele Frauen vor ihrer Periode. Ich bin zwar eigentlich ein Gegner der Pille, weiß auch nicht ob du sie vlt sogar eh schon nimmst, aber viele bekommen dadurch ihre PMS-Symptome wie den Heißhunger gut in den Griff.

Liebe Grüße!