Und was nun?

#1
Hallo zusammen,

mein Fazit nach 2,5 jahren Bulimie und 13 Jahren Essstörung:
In den letzten 2,5 Jahren: eine anbulante Langzeittherapie, zweite angefangen. Eine Akutklinik, eine Reha, eine Tagesklinik. Ich konnte viel mitnehmen, viel ansprechen, vielem auf den Grund gehen, nur loslassen konnte ich die Essstörung nicht.
Es ist um einiges besser. Die Häufigkeit der Essanfälle hat sich reduziert. Alles ist weniger hart, zerstörerisch und absolut. Die Gedanken ändern sich langsam.
Dennoch: Ich mag nicht mehr. Jedes Mal über der Toilette ist mir zu viel. Jeder Kampf um Essen und Nichtessen (und wenn ja, was?), nervt mich. Im Moment mache ich, therapeutisch abgesprochen, eine Pause von der Essstörungsbekämpfung, weil "auch mal gut sein muss". Das nervt micht jetzt natürlich auch, weil die ES schwups, wieder stärker da ist.
Das Problem ist: Im Alltag habe ich nicht die Zeit, Kraft und Energie, mich wirklich umfassend der Genesung von der Essstörung zu widmen. In eine Klinik mag ich nicht, weil mir zum Glück der Alltag wieder wichtiger geworden ist und ich gute Fortschritte mache...
Hat jemand eine Idee?

Liebe Grüße

Re: Und was nun?

#2
Wirklich eine idee natürlich nicht....

Ich finde den gedanken "mal gut sein lassen" sehr gut. Kannst du ihn nicht irgendwie auf dein essverhalten und k* übertragen, dass du dir sagst, du probierst jetzt einfach mal auch dein essverhalten mal gut sein zu lassen.... Probierst eben nicht nachzudenken, was essen und wieviel... Einen monat mal alles gut sein lassen... Nach FA probieren nicht zu kotzen...

Ich weiss alles ziemlich weit hergeholt und schwierig umzusetzten... Aber probier doch mal so zu denken.... Vielleicht nimmst du zu, dann redest du dir ein das du eben mal pause machst und " mal gut sein lassen"


Lg melibeli
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Und was nun?

#3
Hallo melibeli,

danke für deine Antwort.
Ein guter Gedanke. Leider habe ich seit ich 13 war, nicht mehr "normal" gegessen. Für mich ist also diätisches Essverhalten "normal". Ich weiß natürlich dank Klinikaufenthalten und Tabellen, was ein erwachsener Körper braucht, ich müsste aber bei jeder Mahlzeit überlegen, abwiegen, nachrechnen und mir selbst gut zureden, weil ich das "automatisch" nie essen würde.
Ich will hier nicht triggern, aber auch in guten Zeiten bestand men Speiseplan immer aus sehr "gutem" und sehr "schlechtem" (im essgestörten Denken) Essen, sodass die Kalorienbilanz dann in etwa gepasst hat. Aber dieses "normale Essen" im Sinne einer vollwertigen Mahlzeit kann ich von selbst nicht. D.h. es würde mit "einfach gut sein lassen" leider nicht funktionieren...

Re: Und was nun?

#4
Hey Kaladi,

was mir ein wenig im Alltag hilft, ist eine Handy-App. Ich weiß nicht, ob du ein Smartphone hast, aber wenn: sie heißt Recovery Record.

Man kann, wenn man möchte, die einzelnen Mahlzeiten und das damit verbundene Gefühl "loggen" und das dauert immer nur ganz kurz, beendet aber für mich irgendwie die Mahlzeit, weil ich mich dann kurz damit auseinander setze.

Das ist zwar nichts Großartiges, aber ich denke, jede Kleinigkeit kann ja vl ein bisschen helfen, grad, wenn eine weitere Therapie grad keine Option ist.
..::this too shall pass::..

Re: Und was nun?

#5
Solche apps sind triggernd!!!! So verarschst du dich nur selber! Man will doch wegkommen von Kalorien zählen und sich gar keine gedanken mehr darüber machen... Das geht dann genau wieder in diese richtung: gutes mädchen, hast dich gnau an die menge gehalten.
Ich war abghängig von diesem scheiss, ich rate dir von dem ab. Es ist wieder eine neue Sucht, wie das ständige wiegen... Wenn das app dann mal "zu viel" anzeigt bist du zackk in einer FA... Wir rechnen den scheiss ja schon genug im kopf zusammen!

Ich habe auch seit 18jahren Bulimie und bin seit 18jahren ( ;-) ) ( ich lache nur mich aus) auf Diät und ich weiss wie schwierig es ist. Ich habe auch bis vor einem JAhr nur "gute" Sachen gegessen. (Ca 6 lebensmittel)
jetzt ist mir irgendwie bewusst geworden, dass man halt einmal mit dem gedanken "mal gut sein lassen" beginnen muss, mit all den negativen sachen, vielleicht gewichtzunahmen, scheiss gefühle, depressionen und was es sonst noch mit sich bringt! Der weg ist verdammt lang, schwer, hart und und und... Aber ich habe die hoffnung nicht aufgegeben dass mir *kg egal sind dafür habe ich ein stolzes lächeln, vielleicht ein breiteres, keine halsschmerzen, keine offenen HÄnde, gute BLutwerte, kein Speiseröhrenkrebs, keine Hamsterbacken, keine kaputten Zähne, meine Mens ( familie), ein gefülltes portmonnaie und ZEIT! Es zählen wohl keine entschuldigen wie lange man es hat... Man kann sich nicht damit rechtfertigen! Och nee... Ich hab das schon 18jahre...


Ich kann dich sehr gut in allem verstehen und weiss wie schwierig alles ist.... Ich rate dir von apps waage und so ab!
Zuletzt geändert von melibeli am So Mär 01, 2015 18:49, insgesamt 1-mal geändert.
ich bin streng und böse- keine Angst, nur zu mir!

Re: Und was nun?

#6
Hallo ihr beiden,

ich kann beide Seiten verstehen. Die einzige Zeit in den 2,5 Jahren, in denen ich tatsächlich B*frei war, war, als ich drei Wochen lang eine Diät-App genutzt habe. Wahrscheinlich wurde mein Körper auch lange nicht so gut ernährt :roll:, abgenommen habe ich nicht viel und letztendlich habe ich das nur beendet, weil mir eingeredet wurde, das wäre noch kränker und ich müsse mehr/ normaler essen, was mich überfordert hat, woraufhin ich wieder in der B war.
Wie dem auch sei - natürlich sind die Apps keine langfristige Lösung, das ist mir klar, auch dass ich nicht sofort intuitiv essen kann, ohne Arbeit zu haben.
@melibeli: Wie hast du es denn dann vor einem Jahr geschafft? Woher hast du die Energie genommen? Ich bin einfach so müde jeden Tag so zu arbeiten da raus zu kommen.
Esse ich die benötigte kcal-Menge, drehe ich durch, obwohl ich ja bei einem FA viel mehr zu mir nehme und auch seit der B zugenommen habe. Esse ich weniger, bin ich stolz. Was auch irgendwie nicht gesund ist. Esse ich sicheres Essen sinkt die Gefahr für einen FA und/oder Erbrechen, aber es ist soweit weg von normal.
Wie hast du angefangen? Von 0 auf 100 ist leider nichts für mich - deswegen bin ich auch immer wieder in Kliniken gescheitert...

@läuferin: Ich mache eine ambulante Therapie, in der es aber nicht um konkretes Essverhalten geht (was ich auch gut finde). Was genau bringt dir diese App? Dass das Gefühl thematisiert wurde?

Liebe Grüße euch

Re: Und was nun?

#7
Hey melibeli, und kaladi:)

@melibeli: muss dir zum Teil zustimmen - Mengen anzugeben und dann vl noch die Tage zu vergleichen etc ist der GANZ falsche Weg.

@kaladi: Für mich wars und isses gut, weil ich mir über meine Gefühle nach und vor der Mahlzeit Gedanken machen kann und so manchmal erkenne, wo die eigentichen Probleme liegen und es nicht gleich auf's Essen übertrage. Zusätzlich finde ich die motivierenden Sprüche gut. Also ja - du triffsts eigentlich genau ;)

Ich will aber auf keinen Fall - gerade wenn's um "mal gut sein lassen" geht - da zu falschen Taktiken raten. Also nur, weil ich's verwende ist das bestimmt nicht die Top-Lösung und ws, wie du sagst, auch oftmal das Falsche.
..::this too shall pass::..