Am Tiefpunkt - und jetzt?

#1
Hallo zusammen,

ich muss das mal loswerden, denn in meinem Umfeld stoße ich bezüglich meiner Essstörung auf Unverständnis.

Ich leide seit etwa eineinhalb Jahren an Bulimie mit anorektischen Phasen, habe schon mehrere ambulante Therapien "hinter mir" und habe mich mal mehr mal weniger gut durchgeschlagen.
Bis August habe ich in verschiedenen WGs gewohnt, bei Fressattacken mussten die Vorräte meiner Mitbewohner dran glauben - selber hätte ich mir nie kalorienreiche Lebensmittel ins Haus geholt.
Ich habe das nicht mehr ausgehalten und bin wieder in mein Elternhaus gezogen.
Bis Ende letzten Jahres (vor den Weihnachtsferien) hatte ich mein Essverhalten sehr gut unter Kontrolle - hin und wieder hatte ich Fressattacken, aber die meiste Zeit habe ich sehr restriktiv gegessen.
In den Weihnachtsferien fing ich an, mehr zu essen und zuzunehmen und der Teufelskreis aus der steigenden Zahl auf der Waage, Isolation und weiterem Fressen begann wieder.
Zwischendurch habe ich immer mal wieder das Blatt gewendet, viel Sport gemacht und wieder weniger gegessen, doch seit etwa 3-4 Wochen stecke ich in einem tiefen Loch aus Fressen und Kotzen - wobei ich den ganzen Tag zu viel esse, mich regelrecht vollstopfe und so in dieser relativ kurzen Zeit *kg zugenommen habe. Das macht mich fertig und ich komme nicht aus diesem Teufelskreis heraus!
Hinzu kommt, dass ich einen mittlerweile chronisch gewordenen Blähbauch mit mir rumschleppe und mich doppelt fett fühle.
Ich möchte in eine Klinik gehen, weiß aber nicht, wie ich eine eventuelle Wartezeit überbrücken soll.
Meine Ausbildung habe ich im Oktober letzten Jahres begonnen und meine Mutter gibt mir in jedem unserer Gespräche zu bedenken, dass ich an meine Zukunft denken muss und die Ausbildung nicht einfach hinwerfen soll.
Aber so, wie es jetzt ist, kann und will ich nicht leben.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir Mut machen?

Alles Liebe :!:
And if you're leaving - why don't you leave me? - AMK

Re: Am Tiefpunkt - und jetzt?

#2
Hi pialxo

Ich würde ein Gespräch in einer Klinik organisieren, und dort mal hingehen, dadurch lässt du dir die Chance wenigstens offen, auch wenn du dich schlussendlich gegen einen stationären Aufenthalt entscheidest. Wenn du den Termin erst in ein paar Wochen bekommen solltest, würde ich fragen, was sie dir vorschlagen zur Überbrückung und gleich am Telefon schon fragen, wie lange die Wartezeiten sind. Sind sie dir zu lang, kannst du dich noch bei einer anderen Klinik für ein Gespräch anmelden.

Die Ausbildung ist bestimmt ein wichtiger Abschnitt in deinem Leben, der viel Einfluss auf deine Zukunft haben kann. So jedoch auch die ES. Es ist nicht leicht, damit zu leben, ich kenne das Gefühl der Überforderung, die Gefühle, die man hat, wenn einen die Kontrolle verlässt, usw. Obwohl ich auch eine ES habe, fühlt es sich in dir wahrscheinlich doch nicht 1:1 gleich an. Deine Mutter möchte sicher das beste für dich, denk aber auch dran, dass sie nicht dich ist, und nicht weiss (viel weniger noch als andere Betroffene einer ES), wie schwer einem eine ES das Leben machen kann.
Du kannst es auch so sehen: Dass du die Ausbildung erst letztes Semester gestartet hast, vereinfacht es, eine Pause einzulegen. Die Ausbildung wird (denk ich mal) einige Jahre dauern, und wartet auf dich.

Ich möchte dich aber auch nicht zu etwas überreden, was du brauchst, weisst du am besten. Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen! Manchmal hilft auch schon ein einmaliges Gespräch mit einem Therapeuten was. Haben denn die ambulanten Therapien geholfen? Geholfen ist ja nicht immer gleich geheilt, daher könntest du einen neuen Therapeuten suchen, vielleicht hat der schneller Zeit und würde für die Überbrückung gut sein?
"We either make ourselves miserable or we make ourselves strong. The amount of work is the same" - Carlos Castaneda