1. Therapiestunde --> total durcheinander

#1
Hallo zusammen,
ich habe mich nach langer Zeit endlich dazu durchringen können mich einer Therapeutin anzuvertrauen.
Kämpfe seit ungefähr 4 Jahren mit Bulimie.. Die meiste Zeit war ich im unteren NG bzw. an der grenze zum UG, fand mich in dieser Zeit natürlich wunderschön. Zeitweise war die B. ganz weg und mir ging es blendend. Der absolute Tiefpunkt sollte jedoch erst kommen.
Während meiner letzten Beziehung (Sommer 2013- Frühjahr 2014), welche extrem belastend war und auch andere Lebensbereiche beeinträchtigte, habe ich enorm zugenommen. Mein Exfreund war extrem schwierig, dominant und extrem eifersüchtig - selbst auf meine Freundinnen, oder auf meine Familie. In dieser Zeit habe ich aufgehört Sport zu machen, mich mit Freunden zu treffen, mit meiner Familie Zeit zu verbringen. Und zack war ich wieder voll in der Essstörung, wobei sich die Bulimie eher Richtung Binge-Eating entwickelte. Im März letzten Jahres konnte ich mich endlich dazu durchringen Schluss zu machen und seitdem geht es schon um einiges besser. Jedoch bin ich jetzt, trotz unzähliger Abnehmersuche, immer noch im unteren ÜG! Da meine Fas zwar weniger geworden sind, aber mich leider doch ständig wieder aufsuchen kann ich nicht wirklich abnehmen und fühle mich nach wie vor schrecklich. Ich habe meistens 1-2 mal in der Woche einen FA-Tag!!

Nun habe ich mich vor ein paar Wochen dazu entschieden eine Therapie zu beginnen: 1. Weil ich endlich mal dauerhaft von der Bulimie loskommen möchte.
2. Weil ich möchte, dass sich mein Gewicht wieder stabilisiert.

Nun hat mich das Gespräch gestern zwar einerseits aufgebaut, andererseits etwas verunsichert.
Meine Therapeutin arbeitet vorwiegen verhaltensorientiert und machte einen sehr freundlichen und kompetenten Eindruck. Sie arbeitet bereits seit 16 Jahren mit Essstörungen und hat einige Jahre in einer sehr bekannten Therapieeinrichtung hier in der Gegend gearbeitet.
So genau konnte ich nicht herausfinden, wie sie denn nun bei mir vorgehen möchte. Sie meinte,d ass sei schwierig zu erklären. Zunächst müsste ich mich wohl nach und nach mit Esssenstagebüchern herantasten an mein Essverhalten und nach und nach würde sie mir strategien beibringen, wie ich mit dem Heißhunger anders umgehen könnte.
Zunächst riet sie mir - nachdem ich mein derzeitiges Essverhalten geschildert hatte - abends wieder Kohlehydrate zu essen, auch solle ich wieder frühstücken. Ich weiß nun überhaupt nicht wie ich damit umgehen soll. Ich habe ihr auch erklärt, dass ich immer noch - auch wenn es hinderlich ist - unbedingt abnehmen möchte. Und ich bekomme in der Früh einfach nichts runter.. NO WAY. dann ist der Tag eh gelaufen. Und wenn ich um 10 oder 11 erst frühstücke, hab ich doch mittags gar keinen Hunger??
Sie meinte, dass sich das mit dem Gewicht einpendeln würde. Ich bräuchte nur Geduld. Sie glaubt nicht, dass mein "Setpoint" bei dem Gewicht ist an dem ich jetzt stehe.

Ich bin nun gestern total verwirrt von der Therapie zurückgekommen. Sosehr ich auch gesund werden möchte, sosehr möchte ich auch abnehmen. Und leider kann ich doch nicht sämtliche Ernährungsdogmen komplett löschen. Ich werde wohl immer die Kcal-Angabe von lebensmitteln im Hinterkopf haben. Das kann ich doch nicht so einfach löschen?

Mir gehts jetzt gerade so,d ass mein kopf nur so surrt vor lauter nachdenken: jetzt wirst du nie mehr schlank sein. Dann bist du zwar gesund aber immer noch dick.. Aber dAS will ich doch gar nicht!!! Ich möchte mich auf ein gesundes, aber dennoch schlankes Ideal einpendeln! Mich gut fühlen, gut aussehen, alte Kleidung wieder anziehen. Ich möchte definitiv nicht ins UG, aber Vllt doch wieder ins untere drittel des NG????? Ist das sehr unrealistisch? Bei mir in der Familie sind eiglt alle normalgewichtig.. wenn dann nur leicht drüber oder sogar leicht drunter.
Vor lauter grübeln und stress, den ich mir natürlich in erster Linie selbst gemacht habe, habe ich natürlich gleich einen FA bekommen :(

Ich hoffe, dass ihr mir ein wenig berichten könnt wie das bei euch läuft oder bestenfalls gelaufen ist:
Wie habt ihr den Weg raus geschafft? Hat euch ein genauer Plan geholfen? Habt ihr nach hunger gegessen? Ist eine Verhaltenstherapie tatsächlich so erfolgsversprechend?? Konntet ihr ein für euch akzeptables Gewicht erreichen? Ist es ok erstmal ungefähr den Grundumsatz zu essen (Esse derzeit eher darunter).

Leider ist mein nächster Termin erst in 2 Wochen, sonst hätte ich mir meine ganzen Fragen natürlich für die Therapeutin aufgehoben. Aber da ichs fast nicht mehr erwarten kann, wende ich mich an euch.

LG, eure Carry

Re: 1. Therapiestunde --> total durcheinander

#2
achja genau da fällt mir noch ein: eigentlich hatte ich mit der Beratungsstelle besprochen, dass ich Vllt beides einhergehend mache: Therapie und Ernährungsberatung. Die Ernärhugnsberatung wird von meiner Kasse jedoch nicht übernommen. Wie seht ihr das? Macht ihr beides?
habe halt angst, dass mich die Verhaltenstherapie nur vom k* abhält die Fas aber bleiben und ich am Ende nicht abnehme, sondern eher noch mehr zunehme.

Re: 1. Therapiestunde --> total durcheinander

#3
Hallo Carry

Erstmal finde ich es super, dass du dich zu einer Therapie entschieden hast!
Vielleicht hat deine Therapeutin ja gar nicht so unrecht mit dem Frühstück und den Kohlenhydraten am Abend. Wenn du regelmässige Mahlzeiten isst, kommt auch weniger Heisshunger auf. Ebenso wenn man Abends Kohlenhydrate isst. Ich könnte z.B. Abends nie auf meine Kohlenhydrate verzichten. Schlussendlich kommt es ja auf den Gesamttagesbedarf an, ob man zu oder abnimmt. Als ich während meiner Magersucht stark abgenommen habe, hatte ich dennoch nie auf den Anteil Kohlenhydrate etc. geachtet.
Ich würde auf jeden Fall ausreichend essen und auf jeden Fall den Grundumsatz zu erreichen. Wenn du ständig darunter isst, verlierst du zwar schnell an Gewicht, aber du nimmst danach schneller wieder zu und die FA's sind vorprogrammiert. Eine Ernährungsberatung wäre bestimmt auch hilfreich dabei, ein gesundes Essverhalten zu entwickeln.
Ich bin zwar nicht aus der Bulimie raus (hatte sie 3 Monate sehr heftig), aber ich hatte nun schon längere Zeit keine FA mehr, weil ich einfach genug esse, mir so ziemlich alles erlaube und mein Körper derzeit keinen FA benötigt.

Lg Joya

Re: 1. Therapiestunde --> total durcheinander

#4
Hi Carry,
ich habe den Eindruck, dass in Dir gerade ein ziemliches Hin- und Her herrscht. Auf der einen Seite hast Du einen guten Eindruck von Deiner Therapeutin und Hoffnung auf die Therapie, auf der anderen Seite hast Du Angst, dass alles noch schlimmer werden könnte durch die Therapie.

Ich denke, dass Deine Therapeutin nicht das Ziel hat, dass Du übergewichtig bleibst. Sie hat ja auch selbst gesagt, dass sie Dein gegenwärtiges Gewicht nicht für Deinen Set-Point hält. Nur wenn Du Dich mit allem Ernst auf Abnehmen fixierst, dann wird es nur in FA's ausarten.

Ich denke, dass die Therapie so erfolgversprechend wird, wie du daran glaubst. Es ist an Dir, gesund werden zu Deinem vordersten Ziel zu setzen. Wenn Du ständig Zweifel hast an der Therapie, wird sie Dir nicht helfen können, weil Du ständig vom Weg abkommst.

Und dazu gehört auch, dass Du Dinge tust, die Deine Therapeutin Dir rät, selbst, wenn sie Dir (aus Deiner essgestörten Sicht) verkehrt erscheinen. Zum Beispiel zu frühstücken. Es gibt Studien darüber, dass Menschen, die frühstücken, schlanker sind. Wenn Du morgens nichts isst, dann schläft Dein Stoffwechsel einfach ein und wacht für den restlichen Tag nicht mehr auf. Viele Menschen sagen, dass sie morgens nichts essen können, aber ich glaube, bei den meisten ist es nur eine Frage des Gewohnheit.

Liebe Grüße

Sophie
Zuletzt geändert von Sophie11 am Mi Nov 26, 2014 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: 1. Therapiestunde --> total durcheinander

#5
Erstmal vielen Dank euch beiden für eure Antworten!
@sophie: ja du hast recht! ich bin komplett durch den wind seit gestern. hatte auch leider heute einen von FA bestimmten Tag. Aber ich schaue jetzt nach vorne. Ich weiß insgeheim, dass du recht hast, dass ich mich nicht so aufs Abnehmen konzentrieren darf. Nur fällt mir das so extrem schwer.
Und ich sehe es ein! Ich werde jetzt wieder vermehrt Kohlehydrate essen. Aber frühstücken werde ich nur wenn ich Hunger habe. Wenn ich esse ohne Hunger zu haben, endet das sofort in einem FA. Das habe ich mehrfach schon erlebt.
Ich trinke in der Früh aber gerne einen schönen Milchkaffee und esse im laufe des vormittags eine Kleinigkeit, wenn ich Hunger bekomme.
Was hältst du davon? Ich muss mich ja auch irgendwie langsam rantasten. Das meinte auch meine Thera.. ich solle es mit ganz kleinen Portionen probieren erstmal.

@joya: bei mir ist leider immer das problem, wenn ich mir z.b. was süßes erlaube, bekomme ich gleich so einen Heißhunger auf mehr.. auf alles. Ich hoffe das pendelt sich noch ein.
wie schon geschrieben, die Kohlehydrate werde ich jetzt auch wieder einbauen. Und insgesamt versuche ich auf drei Mahlzeiten am Tag zu kommen und mich nun erstmal auf meinen Grundumsatz zu steigern.
Meinen Sport werde ich jedoch beibehalten.

Was haltet ihr davon? Für den Anfang ok?
Ich hab so viel drüber nachgedacht heute und gestern... ich will wirklich da rauskommen!