Hej Bianca,
ich war im vergangenen Winter acht Wochen lang (Mindestaufenthaltsdauer normalerweise sechs Wochen) wegen Bulimie in Bad Aussee und war eigentlich sehr zufrieden.
Ich bin Österreicherin und war in der normalen Klinik (für Deutsche Patienten mit Privatversicherung gibt es auch die Privatklinik) und zwar auf der Station S1, wo eigentlich auch alle anderen ES-Patienten waren.
Auf der Station gab es drei Basisgruppen:
B1: für Borderlinepatienten, die hatten ganz viel Skillstraining und DBT und so was.
B2: da waren Patienten mit Angststörungen und Depressionen und zuerst auch wir ESler, wobei aufgrund der hohen Patientenzahl dann eine Teilung stattfand und wir eine eigene Gruppe bekamen
B3: ES
Von den Therapien her war es so, dass es zwei mal pro Woche die so genannte Genesungsgruppe gab, ein bis zwei mal Tanztherapie und zwei mal Einzel. Das klingt zwar nicht nach besonders viel, kann aber trotzdem anstrengend sein, wenn man die Zeit dazwischen nutzt das in den Therapien durchgearbeitete noch mal für sich zu reflektieren. Darüber hinaus haben für mich auch die Gespräche mit den anderen Patienten eine große Rolle gespielt.
Außerdem gibt es noch die Möglichkeit sich auf der Physio auszutoben und diverse Entspannungsstunden. Besonders gut gefallen hat mir die Imagination, die von einer Schwester gemacht wird und die Meditation, die´s immer Freitag und Samstag gab.
Zum Thema Essen: Am Tag nach der Aufnahme hatte ich mein Erstgespräch mit der Diätologin, die wirklich sehr lieb war und auch recht kompetent gewirkt hat. In Abhängigkeit davon, ob du dein Gewicht halten oder zunehmen sollst werden dann mit ihr gemeinsam die Portionsgrößen vereinbart, die du dann entweder selbständig oder am Therpietisch einhalten solltest.
Beim Therapietisch wurde jeweils protokolliert ob die Portionsgrößen eingehalten wurden und man hat dann halt auch das Essen gemeinsam reflektiert. Beim Frühstück waren die Patientinnen unter sich, beim Mittag- und Abendessen ging immer jemand vom Personal mit.
Nach dem Essen mussten die Bulimiepatientinnen teilweise noch eine halbe Stunde vor dem Stationszimmer sitzen bleiben, wobei die Regeln im Verlauf des Aufenthaltes dann immer mehr gelockert werden bis man letztlich auch mit allen anderen gemeinsam isst.
Kurz zum Gewicht: Ich war im Normalgewicht, deshalb wurde das bei mir sehr locker gehandhabt. Ich musste nur zwei Mal pro Woche zum wiegen. Jene Patientinnen, die im UG oder an der Grenze dazu waren, hatten Zunahme (700g pro Woche) oder Halteverträge mit täglichem Wiegen. Bei dreimaligem (ich glaub zumindest es waren drei) Nichterreichen des Zieles, war eine vorzeitige Entlassung die Folge.
Zur Umgebung: Die Kinik liegt ein bisschen außerhalb. In den Ort runter braucht man vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten. Dort gibt´s ein paar Carfes und einige Geschäfte, vor allem ein extrem gut ausgestattetes Handarbeitsgeschäft (bei uns haben sogar viele von den männlichen Patienten entweder gestrickt oder gehäkelt

) und eine sehr nette Buchhandlung.
Wenn das Wetter schön ist kann man wunderbar spazieren und wandern gehen. Baden kann man entweder am Grundlsee oder am kleinen Sommersbergsee, den man von der Klinik aus in cirka vierzig Minuten zu Fuß erreicht.
So, mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein, aber wenn du noch was wissen willst, frag einfach nach!
LG, Flora