morgen früh ist es soweit. Endlich geht es in die Klinik. Dreimal dürft ihr raten, was ich heute gemacht habe. Gegessen, gegessen, gegessen, das letzte Mal. Ich mach das schon jahrelang, immer sag ich, das ist heute das letzte Mal. Aber heute ist es wirklich das letzte Mal. Denn ab morgen geht es nicht mehr und ich will es nicht mehr. Ich freu mich so sehr, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Seit 15 Jahren habe ich Probleme mit dem Essen, erst zu wenig, dann Fressanfälle, dann wieder zu wenig, und die letzten 7 Jahre bestanden aus täglichem Erbrechen, mehrmals. Ich hab es höchstens mal ein paar Tage ohne ausgehalten. Ich bin trotzdem ganz gut durch Leben gekommen. Doch jetzt habe ich meinen absoluten Tiefpunkt erreicht, physisch und psychisch. Wenn das einzige, was dich glücklich macht, das Essen ist, dann ist wirklich etwas schief gelaufen. Ich hab es nie alleine geschafft, mein Wille war zu schwach. Diese fiesen Gedanken und Gefühle konnte ich einfach nicht aushalten und deshalb habe ich immer wieder nachgegeben. Es ist wie wenn man an einem Seil gefesselt wäre, man will wegrennen, kommt aber nicht vom Fleck. Wenn man sich wehrt, tut´s nur weh. Und deshalb hab ich gar nicht mehr oft gekämpft, weil ich einfach nicht mehr konnte. Aber es war furchtbar zu wissen, dass man es morgen wieder tun und brauchen wird. Einfach furchtbar ermüdend, weil man doch nie zufrieden ist. Man kann nichts mehr tun, weil man den ganzen Tag ist. Das kann sich ein gesunder Mensch gar nicht vorstellen.
Ich weiß, dass man in der Klinik kämpfen muss, das es kein Hukus Pokus gibt und mit der Einweisung bin ich gesund. Man muss mitmachen, man muss es wollen, man muss sich öffnen und man muss ehrlich sein zu sich und den anderen. Ich will nicht tricksen, das habe ich immer getan, wenn es mir zu schwer wurde, habe ich wieder getrickst, um an mein Essen zu kommen und ich wurde aggressiv, wenn mir es jemand verboten hat. Ich will nicht eine von denen sein, die sich beim Ausgang was zu essen kauft. Nein, ich will mich an die Ordnung halten und mich überhaupt nicht übergeben. Ich weiß, dass das enorm hart wird. Und ja, ich habe große Angst davor. Ich habe vor den Gedanken Angst, vor der Depression, die dann vielleicht kommt. Ich seh das an wie einen Entzug. Aber will gesund werden.
Wenn ihr wollt, dann kann ich euch immer mal wieder berichten, wie es mir so ergeht in der Klinik. Allerdings weiß ich nicht, ob ich da oft online sein werde. Aber wenn ich mal online bin, dann melde ich mich.
Drückt mir die Daumen.
Ich will nämlich in einem halben Jahr auch mal im Forum "endlich ehemalig" schreiben

Mein Ziel: Ich will glücklich sein und lachen können und zufrieden sein ohne irgendwas ständig zu "brauchen" und zu "wollen".
Ich will heiraten und Kinder haben - und dabei will ich gesund sein.
Liebe Grüße
Julysam