von den Schwierigkeiten, einen Termin zu kriegen

#1
Hallo ihr,

ich dachte, ich erstelle auch mal wieder ein Thema. Seit ein paar Wochen habe ich auf der Arbeit immer mehr Probleme: Ich mache zu viele Fehler, kriege Ärger dafür, die ganze Atmosphäre ist kaputt, ich ziehe mich innerlich zurück und beschäftige mich viel mit meinen verletzeten Gefühlen und Ängsten um meinen Arbeitplatz. Das macht die Fehlerrate natürlich auch nicht geringer.

Am anfang (vor einem halben Jahr) sah alles so gut aus, und ich dachte schon: Jetzt ist alles gut. Ich habe mein Leben genossen, ich war Gott jeden Tag dankbar für mein Leben und meinen Arbeitsplatz. Und dann ging es wieder so den Bach runter, wie es das bisher schon auf jeder Arbeitsstelle ging.

Früher habe ich das auf alles Mögliche geschoben: Auf den Stress, auf die langen Arbeitszeiten, auch auf die Bulimie. Aber eigentlich ist (außer dem Stress) schon nichts mehr davon dieses Mal vorhanden.

Die kuriose Sache ist, dass ich in der Berufsschule (die ich wieder mal besuche) die absolute Musterschülerin bin. Diejenige, die "alles" weiß, immer ihre Hausaufgaben und Sachen dabei hat, anderen hilft und gute Noten schreibt, mündlich immer gut ist....

Jedenfalls scheint langsam festzustehen, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. Irgendwann letzten Sommer ist mir aufgegangen, dass man "irgendwas" sehr gut ADS nennen könnte. Sämtlich Symptome passen perfekt zu mir. Impulsivität, Konzentrationspobleme, Probleme mit Organisation, messiemäßiges Zuhause, erhöhte Unfallgefahr, Gruppenarbeitunfähig..... auch mit meinem "verbalen Durchfall" falle ich regelmäßig negativ auf. Zudem bestehen sämtliche Probleme schon seit ich ca. drei Jahre alt bin.

Das einzige, was einen erstaunt, ist, dass bei den ganzen Therapien, in denen ich schon war, keiner auf die Diagnose kam. Vielleicht, weil ich einen Teil der Probleme immer verschwiegen habe (wie mein Chaos zu Hause) und man bei jemandem mit gutem Schulabschluss vielleicht nicht an ADS denkt.

Jedenfalls wollte ich mal zu einem Psychiater gehen, das austesten lassen. Die erste Überweisung habe ich im Dezember geholt, aber nie benutzt. Im Januar habe ich mir eine neue Überweisung geholt, und tatsächlich mal verschiedene Psychiater angerufen. Bei den komischen Telefonsprechzeiten, die samt und sonders in meiner Arbeitszeit liegen, schon nicht so einfach. Nachdem ich zwei Mal abgewiesen worden bin (nehmen keine neuen Patienten mehr), war ich mal wieder sehr desillusioniert. Scheint in D nicht so doll zu sein mit der psychiatrischen Versorgung. :roll:

Psychiatrischer Sozialdienst ist mir noch empfohlen worden, anscheinend kann man da auch kurzfristig Termine kriegen. Allerdings hatte ich mit so einer amtlichen Stelle schon mal neg Erfahrungen und konnte mich nicht überwinden, mich dort zu melden.

Ach, weiß nicht mehr, was ich tun soll. :| Fühle mich komplett unfähig.

Liebe Grüße

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: von den Schwierigkeiten, einen Termin zu kriegen

#2
Huhu!

Bleib dran!! Das ist das Einzige, was ich Dir da grad raten kann. Und auch wenn es dauert, ich denke schon, dass es wichtig ist, das mal abzuklären. Es kommt da ja nun auch nicht unbedingt darauf an, ob es noch ein wenig dauert, bis Du einen Termin bekommst. Wichtig ist, DASS Du einen bekommst und jetzt auch nicht den Kopf hängen lässt. Oder ist Deine Destruktivität diesbezüglich grad auch vielleicht ein bisschen Angst davor, dass Du überhaupt hingehst? Klingt ein bisschen so.
Unfähig bist Du beileibe nicht und im Prinzip weißt Du das auch (wenn Du grad nicht so destruktiv denkst). Du kennst Deine Schwächen und Du kennst auch deine Stärken ganz gut!

Ich rate Dir also: Bleib dran und lass Dich nicht davor unterkriegen. Weder vor Deiner eigenen Angst noch vor Terminlängen!!! Wem brächte es auch was, sich da unterkriegen zu lassen???

LG Nadine

Re: von den Schwierigkeiten, einen Termin zu kriegen

#3
ach ja, und ich hab letztens noch irgendwo in einer Doku gesehen, dass es schon sein kann, dass ADS bei Erwachsenen "übersehen" wird. Es gibt aber nicht wenige Erwachsene, die trotzdem ADSler sind. Es liegt vielleicht auch daran, dass das eher als "Kinderkrankheit" gesehen wird und die Herren Doktoren dann bei Erwachsenen eben nicht daran denken. Das heißt ja aber nicht, dass man trotzdem grds die Diagnose hat. Vielleicht solltest Du das mal konkret ansprechen?!

LG Nadine

Re: von den Schwierigkeiten, einen Termin zu kriegen

#5
Hi Nads :D ,

danke für Deine Unterstützung, das finde ich echt aufmunternd. War heute bei einer Psychotherapie Stelle, wo mir ein Bekannter erzählt hatte, dass man da relativ schnell Termine kriegt. Weil alles junge Therapeuen von der Uni, die unter Supervision "üben" sollen.

Wie auch immer, ich bin dann immerhin auf eine drei-Monate-Warteliste gekommen. 100% Verbesserung zu davor. Erst muss ich aber noch einen Fragebogen ausfüllen....
Christie hat geschrieben:Ich frage mich grade, was du davon hast, wenn du erfährst, dass du ADS hast - und was, wenn du erfährst, dass du es nicht hast?
Was ich davon habe? Ganz einfach: Wenn ich eine Diagnose kriege, kann ich eine Therapie kriegen. :idea: Zwar würde mich mit der Diagnose keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr nehmen. Aber da ich eh schon mit Bulimie diagnostiziert war, ist der Zug eh schon lange abgelaufen. 8)

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: von den Schwierigkeiten, einen Termin zu kriegen

#6
Sophie, du glaubst ja nicht, wie stolz ich auf dich bin, dass du dich getraut hast und dich wieder an eine Therapie wagen wirst! Ich drücke dir auf alle Fälle fest die Daumen, dass du dich mit der zugeteilten Person gut verträgst und sie dir gut helfen kann!

Ja, das mit den Übervollen Terminkalendern ist leider ein ziemliches Problem, in Dtld noch weit mehr als in Ö. Solltest du dennoch eine ärztliche Diagnose brauchen (ich nehme an, die wirst du in dem Zentrum nicht bekommen, also halt zumindest keine ärztliche, eine Diagnose können die dort vermutlich sogar besser stellen!), vielleicht findest du dazu ja eine Spitalsambulanz, die müssten dich dann eigtl auf alle Fälle nehmen, denke ich. Vielleicht gibt's i-wo eine Spitalsambulanz?

Bis dahin auf alle Fälle Toi-toi-toi, drück dir die Daumen!
Kibi
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: von den Schwierigkeiten, einen Termin zu kriegen

#7
kleines Ich-bin-ich hat geschrieben:Sophie, du glaubst ja nicht, wie stolz ich auf dich bin, dass du dich getraut hast und dich wieder an eine Therapie wagen wirst!
Hi Kibi,

stimmt, ich bin ja endlich da angekommen, wo Du mich immer hin haben wolltest. Mist. :lol: :P

Lg

sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)
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