Fall "schlimm genug" für eine stationäre Therapie?

#1
Hallo ihr alle!

Ich habe mich bei 'Hallo ich bin neu hier' schon mal vorgestellt, soviel zu meiner Person: Ich bin seit 3 1/2 Monaten in der Bulimie - Schleife und komme von alleine nicht raus. das merke ich ganz deutlich, jeden tag versuche ich, nicht zu k* , mich nicht vollzustopfen, normal zu essen. es klappt einfach nicht. Meine Gedanken kreisen nur noch um das Eine Thema, ich will morgens gar nicht mehr aufstehen, denn dann geht es los - ich muss essen- und dann kann ich irgendwann den FA nicht mehr stoppen. spätestens Abends. Aber das Thema Essen begleitet mich auf ungesunde Weise schon seit .. circa 10 Jahren. Mit Diäten als "Kind", ständier angst vor dem Zunehmen, Fressphasen... Ich hab mit 12 das erste Mal versucht zu k*, mehrmals, zum Glück habe ich es damals nicht schon geschafft. Dennich wollt mit allen Mitteln dünner sein. Ich will dünn sein. Und mich endlich mögen können. ...
Ich mache eine Therapie, nicht wegen ES, sondern wegen anderer Dinge - die sicherlich alle miteinander zusammen hängen. Meine Therapeutin ... ist nicht so bewandert auf diesem Gebiet. Wir reden darüber, (über das Essen) versuchen, zu ergründen.. Aber helfen tut es nicht wirklich. Heute war ich da- sie fragte, wie es mir geht. "Schlecht." Sie riet mir, über einen Klinikaufenthalt nachzudenken. Ein Urlaubssemester einschieben und den Dingen mal auf den Grund gehen, mich aus dem Alltagsstrudel rauziehen und mich ein paar Wochen nur um mich kümmern und um diese ES.. BEVOR es so richtig schlimm wird.
Nur ich denke mir so - 'reicht das aus', was mich bedrückt, um in eine Klinik zu gehen? Ich hör immer nur von den schlimmen Fällen, die ganz dramatischen, die dann in eine Klinik gehen. Wenn sie schon jahrelang leiden. Andererseits- wäre es ja auch nicht falsch,direkt, wenn man es merkt, was zu tun - oder? ... Ich binn verwirrt. Sie hat mir heute 'aufgettragen' mal nach Kliniken zu schauen, einfach mal gucken und dann evtl einen Aufnahmeantrag hinschicken. Denn man würde dann sowieso auf eine Warteliste kommen und es würde mehrere Monate dauern.
Wer weiss, wo ich in ein paar Monaten stehe`? vllt habe ich das Thema bis dahin dann durch meine ambulante Therapie im Griff ? dann - so meine Therapeutin- könnte ich ja immernoch absagen, und die nächste auf der Liste bekäme den Platz. Und sollte das ganze in ein paar Monaten schlimmer sein.. dann habe ich einen Platz. ... Was sagt ihr dazu?
Bei mir schwirren die Gedanken...
Achso, Beratungsstellen für Leute mit ES gibt es bei uns leider nicht. Es gibt eine, die Jugendliche beraten und dieses Thema ua abdecken. Da habe ich am Freitag einen Termin, werde da auch mal nachfragen, was die Dame da für Möglichkeiten kennt.

Sorry für den langen Text.
Ich bin erwartungsvoll gespannt auf eure Antworten/ Eindrücke

LG Lerche

Re: Fall "schlimm genug" für eine stationäre Therapie?

#2
hey ich denke je früher desto besser... und ich denke wenn du selber meinst es wäre gut in eine klinik zu gehen oder therapie zu machen.. dann mach es !
es ist viel besser als wenn du dich ewig quaelst... je früher du hilfe suchst desto eher gehts dir besser.. und desto leichter ist es auch noch raus zu kommen. das ist viel besser als wenn du dich erst total kaputt machst.. und dann in eine klinik -kriechen- musst... ich finde es stark von dir das du so früh dran denkst...
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: Fall "schlimm genug" für eine stationäre Therapie?

#3
Hallo Lerche,

auch, wenn du "erst" seit drei Monaten kotzt, hast Du ja selbst geschrieben, dass Dein Essverhalten schon lange nicht mehr normal ist. Ebenso wie das Verhältnis zu Deinem Körper von selbsthass geprägt ist. Ich denke, Deine Therapeutin ist (auch wenn ES nicht ihre Spezialität ist), kompetent genug, dass sie erkennen kann, was Du für Deine Entwicklung brauchst. In dem FAll anscheinend eine stationäre Therapie. Ich denke auch, Du solltest es versuchen. Und nicht immer denken, Du bist nicht schlimm genug dran, und allen anderen geht es schlechter. (Alle anderen, denen es angeblich schlechter geht, denken das nämlich auch.) Wenn die Klinik meint, Dir geht'S zu gut, wirst Du das früh genug entscheiden. Das sollte Dich nicht abhalten, es mal zu probieren.....

LG

Sophie
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Fall "schlimm genug" für eine stationäre Therapie?

#4
Hallo Lerche,

ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Als ich meine stationäre Therapie angefangen habe, hatte ich auch "erst" 6 Monate Bulimie. Dass ich in eine Klinik muss stand aber schon nach 3 Monaten fest. Und es hat mir sehr geholfen. Am Anfang hatte ich auch die Bedenken und immer im Hinterkopf, dass ich noch nicht krank genug bin für eine stationäre Therapie, aber meine Therapeutin in der Klinik hat mir dabei sehr geholfen zu akzeptieren, dass es egal ist, wie lange man schon Bulimie hat und dass die Einrichtung ja genau dafür da ist. Und je früher man was dagegen tut, desto besser. Da gibt es kein "schlimm genug". Denn wo zieht man die Grenze, ab wann es schlimm genug ist?

Eine stationäre Therapie ist eine Chance, die du nutzen solltest. Ein Versuch ist's wert. Und wie lange du letztendlich dort bleibst, kannst du auch in einem gewissen Rahmen mitbestimmen (zumindest war das bei mir so).

Ich wünsch dir alles Gute.

Liebe Grüße
Pusteblume

Re: Fall "schlimm genug" für eine stationäre Therapie?

#6
@Pusteblume, in welcher Klinik warst du denn?
Ich hab auch Angst, meinen Eltern davon zu erzählen. Ich wohne in einer WG, in einem anderen Bundesland fürs Studium. Aber sie werden so .. schockiert sein, sie denken, ich bin auf einem guten Weg, vergangene, schlimme Dinge zu bewältigen und jetzt DAS. Das tut mir so leid für die beiden, sie sollen sich keine Sorgen machen. Könnt ihr das nachvollziehen? :cry:

Re: Fall "schlimm genug" für eine stationäre Therapie?

#7
Und wie ich das nachvollziehen kann!
Ich hatte so Angst meinen Eltern zu erzählen, dass ich in eine Klinik möchte. Aber sie haben super reagiert. Ich bin sicher, deine Eltern wollen auch nur das Beste für dich. Also dass du gesund wirst. Und wenn dir eine Klinik dabei hilft unterstützen sie dich hoffentlich!

Und ich denke, jeder, dem es nicht gut geht, hat ein Anrecht auf einen stationären aufenthalt. Da ist es egal, ob man seit 3 Monaten, so wie du, in der Bulimie steckt, oder über 1,5 jahre, wie ich, oder überhaupt über viele jahre hinweg, wie viele andere hier. Und ein guter Therapeut erkennt das auch und nimmt das genauso ernst.
Ich hatte shcon Angst, ob ich das anrecht auf eine ambulante Therapie hab nach 4 Monaten Bulimie. Aber meine Thera hat mich so ernst genommen, als hätte ich die Krankheit schon seit jahren.
ALso zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf wegen "krank genug"

Lg :)
Wenn du heute aufgibst,
Wirst du nie wissen,
Ob du es morgen geschafft hättest!