Hallo,

vor einigen Wochen wurde ich aus der psychosomatischen Klinik entlassen. Ich hab mich in der Klinik sehr wohl gefühlt und kam auch mit meiner Therapeutin und meiner Bezugspflegekraft sehr gut klar. Allerdings hat es sehr lange gedauert, bis ich zu den relevanten Themen vorgedrungen bin. In der letzten Sitzung vor der Entlassung hab ich meiner Therapeutin in der Klinik mitgeteilt, dass ich v*rg*wa*ig* wurde. Ich hab mich vor ihr so unendlich geschämt und es ist mir heut noch unangenehm, dass das ganze Personal auf der Station davon weiß.

Zwar bin ich jetzt in ambulanter Therapie, aber mein Hausarzt und meine ambulante Therapeutin sind sich einig, dass ich doch nochmal stationär in eine Klinik soll. Von meinem Hausarzt kam dann der Vorschlag, dass ich wieder in dieselbe gehen könnte.

An sich möchte ich nicht unbedingt wieder in eine Klinik, aber ich seh ein, dass es daheim eben gar nicht klappt. Aber wieder zurück in diese Klinik, wo jeder weiß, was passiert ist? Wie soll ich denen in die Augen schauen?

Ich bin hin und her gerissen, was ich tun soll.

Liebe Grüße
Pusteblume

hey.
ich denke es wäre gut wenn du wieder in die gleiche klinik gehst.. und am besten auch wieder die therapeutin hättest.. dann zu ihr hast du schon etwas vertrauen aufgebaut.. und ihr kennt euch schon.. bei einer neuen klinik müsstest du da wieder von vorne anfangen .. und wohlmöglich würdest (oder wäre es gut) wenn du dort auch davon erzählst was dir passiert ist.... weil dich beschäftigt... weil es schlimm ist wenn man sowas erlebt hat....
und ich weis das es schwer ist davon zu reden...
deswegen denke ich das es gut wäre wenn du dahin gehst was du schon kennst... und wo du dich wohl fühltest.....
das sind jedenfalls meine gedanken dazu... das es dich wohl mehr vorran bringen würde, wenn du nicht nochmal bei einer anderen therapeutin von neuen anfang musst alles zu erzählen......

Hallo Pusteblume,

da gibt es nichts, wofür Du Dich schämen musst, wenn Du wieder in dieselbe Klinik gehst. Du bist doch jetzt nicht ein anderer Mensch für die, nur weil sie einen Teil Deiner Vergangenheit mehr kennen. Und ich fände es wichtig, dass Du diese Erfahrung machst. Dass Du immer noch genauso angenommen wirst wie vorher. Ich bin sicher, die werden sensibel mit dem Thema umgehen. Schließlich hast Du ja nicht umsonst Vertrauen gefasst zu diesem Klinikteam. Und überlege Dir mal, wie viele Patienten die im Jahr haben. Und wie viele davon von v*rg*wa*ig* erzählen. Oder anderen Sachen, die sie ur-peinlich finden. Da brauchst Du Dir echt keinen Kopf zu machen, dass Du jetzt negativ raus stichst. Wir sind alle Menschen. Wir haben alle Dinge an uns, die wir gerne verstecken würden. Deswegen kann Dich da jeder verstehen....

Lg

Sophie

Danke euch beiden für die lieben Antworten und den Zuspruch.

An sich weiß ich ja, dass ich in einer anderen Klinik auch davon erzählen muss. Noch hab ich ein wenig Zeit es mir zu überlegen. In 4 Wochen hab ich ein Nachgespräch bei meiner Kliniktherapeutin und da werd ich nachfragen, ob ich nochmal kommen kann.
Mein rationales Ich weiß im Prinzip, dass ich mich nicht schämen muss, aber in meinem Gefühl ist das anders. Ich hab Angst, dass sie jetzt anders über mich denken- vor allem schlecht über mich denken. Das wär für mich total schlimm.
Hatte auch schon überlegt, ob ich meiner Therapeutin eine Email schreiben soll und sie jetzt schon fragen, aber irgendwie trau ich mich das nicht. Ich will sie ja auch nicht nerven.

Liebe Grüße
Pusteblume

Hi Pusteblume,

schön, dass Du eigentlich weißt, dass Du Dich nicht schämen musst. Das ist Teil Deiner Krankheit. So ähnlich wie einem die Bulimie erzählt, "Du bist zu fett", erzählt einem das v*rg*wa*ig*-Trauma "Du bist Schuld".

Niemand außer Dir hält Dich für schuldig.

Und Du musst über gar nichts reden. Du selbst entscheidest, wann Du bereit bist, Dich wem gegenüber zu öffnen für welches Thema.....

LG

Sophie

Danke Sophie11 für deine Antwort.

Nachher telefonier ich mit einer Mitpatientin, die auch mehrfach in der Klinik war und rede mit ihr mal noch drüber.

Heute hatte ich wieder ein Erstgespräch (das Gott sei Dank um einiges besser verlief als das letzte). Die Therapeutin meinte doch glatt: "Und warum gleich Stationär? Sie hätten es doch auch erstmal ambulant versuchen können." Gut, sie weiß noch nicht viel über meine Vergangenheit und was da alles passiert ist, aber irgendwie hatte ich dann Hemmungen ihr zu sagen, dass ich gerade wieder mit dem Gedanken spiele in eine Klinik zu gehen.

Wahrscheinlich mach ich mir alles eh zu kompliziert.

Liebe Grüße
Pusteblume