Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#1
Hallo Leute! =)

Seit ein paar Wochen geht es bei mir steil bergauf und ich bin auf einem sehr guten Weg die Esstörung zu besiegen. =) Ich habe erst seit rund einem halben Jahr Probleme mit dem Essen und deshalb denke ich, dass ich es ohne eine Therapie schaffen kann die ES zu besiegen. Außerdem konnte ich mein essgestörtes Verhalten von Anfang an eigentlich ziemlich gut einordnen und kann sehr gut darüber reflektieren.

Allerdings mache ich mir jetzt ein paar Gedanken, ob bei mir nicht vllt doch noch ein paar Dinge in meinem Unterbewusstsein vergraben sein könnten, die ich ohne Therapie nicht aufarbeiten könnte.
Bei vielen Leuten mit Essstörungen ist es ja so, dass frühere Erlebnisse in der Kindheit oder ein schwieriges Verhältnis zu den Eltern oder andere "schlimme" Ereignisse zu der Entwicklung ihrer ES geführt haben.
Ich hatte allerdings eine wunderbare Kindheit und immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Außerdem hatte ich immer viele Freunde und immer Spaß am Leben. Klar, kann man immer überall ein paar Dinge finden, die da heute vllt mit reinspielen und da habe ich auch einige Sachen rausgefunden, aber etwas wirklich schwerwiegendes ist da nie gewesen. Zumindestens fällt mir da absolut NICHTS ein.

Jetzt meine Frage an euch: Wie ist das bei euch gewesen, als ihr in Therapie wart, habt ihr da von Anfang an gewusst, dass in eurem Inneren noch etwas ist, was entdeckt werden will, aber irgendwie die ganze Zeit verdrängt wird? Oder wart ihr euch dessen gar nicht bewusst?
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht wissen, WAS euch genau belastet, denn das ist euch überlassen, wem ihr genau davon berichtet. Mich interessiert nur, ob ihr eure Probleme, egal welcher Art diese waren oder sind schon immer benennen konntet, oder zumindestens unterschwellig wusstet, dass sie da sind und bloß nicht daran denken wolltet, oder ob ihr einfach gar keine Ahnung hattet, dass ihr ein tiefergehendes Problem hattet.
Eine Freundin hier im Forum hatte mir schon geschrieben, dass es bei ihr so war, dass sie erst durch die Therapie an ihre tiefen Probleme gelangt ist und vorher nichts von ihnen wusste.
Wie war das bei euch so?
Ich mache mir nämlich Gedanken, ob trotz meiner guten Entwicklung in der letzten Zeit, da trotzdem noch etwas sein könnte, von dem ich einfach absolut keine Ahnung habe und das erst durch eine Therapie hervorgeholt werden könnte, auch wenn es sich jetzt für mich so anfühlt, als hätte ich gar kein tiefer liegendes Problem.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir da ein wenig weiterhelfen könntet! =)

Liebste Grüße!
Sei gut zu deinem Körper, damit deine Seele Lust hat darin zu wohnen!

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#2
Hey Pizza,

Das freut mich aber zu hören, dass es bei dir so aufwärts geht!! :D

Zu deiner Frage: Ich habe "keine Ahnung", wieso ich eine ES habe. Zumindest gibts bei mir nicht "den" Auslöser, oder nicht dass ich davon weiss... :) Ich frage mich wirklich, ob da nicht doch noch etwas unterbewusst schlummert? Sicher, da ist das eine oder andere, das in meinem Leben nicht perfekt gelaufen ist. Aber wer hat das nicht? :) In der Therapie reden wir auch drüber... Aber eigentlich komme ich mir "ganz normal" vor, keine grossen Traumas etc. Und trotzdem hatte/habe ich Bulimie und schlafe oft schlecht. Hm. :)

Liebe Grüsse
Lagom
Wie ich die ES überwinden konnte - In diesem Thread beschrieben: http://bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7697761

Ich bin nur noch sporadisch hier im Forum, wenn ihr eine schnelle Rückmeldung von mir haben wollt, dann schreibt mir rasch eine PN.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#3
Hallo Lagom! =)
Das freut mich aber zu hören, dass es bei dir so aufwärts geht!! :D
Danke! :D Ich freu mich auch echt total! =)

Genau so wie du es beschreibst geht es mir eben auch! Einige Sachen gibt es schon, die mich belasten, oder auch früher mal belastet haben, dass weiß ich auch, aber eben auch kein großes Trauma.

Bin mal gespannt, was andere hier noch zu schreiben werden. Vllt haben wir beide zB einfach "Glück", dass wir "nur" mit den Problemen in der Gegenwart zurechtkommen müssen.

Aber wenn da tatsächlich noch etwas in uns schlummert, was erst noch entdeckt werden muss, dann ist das fast ein bisschen "beeindruckend", aber auch sehr beängstigend, wie sehr die Seele etwas verdrängen kann..

Liebste Grüße :)
Sei gut zu deinem Körper, damit deine Seele Lust hat darin zu wohnen!

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#4
Hallo ihr zwei:)
Erstmal freuts mich auch, dass es dir besser geht! Bist du gar nicht in Therapie?

Ich habe die Es auch erst seit ca. einem Jahr und denke, dass ich auch relativ gut reflektiert bin, schon weil ich schon länger in Therapie bin und mich manchmal recht zwanghaft verstehen muss und von daher auch selbst versuche weiterzukommen...
Ich dachte die ganze Zeit, dass nur meine Eltern, besser gesagt meine Mutter, Hauptauslöser der B. ist, da sie den letzten Impuls gegeben hat, aber seit kurzem habe ich (wahrscheinlich) den wahren Auslöser gefunden und das waren Erlebnisse aus meiner Kindheit, so ca. mit 11-12 Jahren, was ich aber total verdrängt habe. Seit ich das weiß, hatte ich eine Phase, wo ich alle Gefühle und Erlebnisse wieder zugelassen habe und nur am Heulen war oder total neben mir stand und vor mich hingestarrt habe. Meine FAs waren noch schlimmer als vorher und jetzt komme ich wieder so langsam in den Zustand wie vorher, wo ich mich einfach leer fühle :|

Aber es ist schon genial wie die Psyche einen schützt, obwohl ichs manchmal echt gruselig finde...
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#5
Ich war damals in Therapie wegen Essstörung. (m*ssbr**ch von Abführmittel) Ich bin mir mittlerweile sicher das das eigentliche Problem am Diabetes liegt bzw. lag, weil es war anders, als wie bei Anderen. Ja, definitiv!
Ich denke das die Ursache in deinem Unterbewusstsein ist, in deinem Kopf, irgendwo tief drin, was nicht raus will/kann. Wie vielleicht auch bei einigen anderen.

Es muss nicht so sein....

Das war die Kurzfassung...
LG
Pablo

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#6
Ich bekam ES mit 12. Und ich denke, Schuld waren meine Eltern bzw. an meinem Vater, von dem ich Anerkennung und Stolz wollte. Sie haben sich nie für mein Leben interessiert und ich habe versucht mich selbst zu zerstören, um ihnen zu zeigen, dass ich noch da bin. Das haben sie bis heute nicht verstanden. Ich bin mit 17 ausgezogen und erst da fing mein Leben an. Ich wurde lange Zeit (3 Jahre circa) clean, momentan bin ich wieder rückfällig, weil ich starke Probleme mit meinem Beruf habe und einen Freund, der 550km weit entfernt wohnt und ich das Gefühl habe wieder die Kontrolle über mein Leben zu verlieren.

Ich habe seit fast 11 Jahren Bulimie und ich entdecke auch heute noch Ursachen für das Entstehen dieser Krankheit. Ich denke eindeutige Ursachen gibt es nicht, sondern ein Zusammenspiel aus vielen Dingen und der eigenen Einstellung dazu :roll:
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#7
Hallo Ihr!!!

Zuerst einmal freut es mich Pizza das es so bergauf geht. Sollte es mal wieder bergab gehen lass dich nich Untergriegen!!!

Genau das ist ja die Arbeit. Dein "Grund" zu finden. Ich habe es ja auch Jahre lang verträngt. Mich selber verträngt und das was alles in meinem Leben passiert.Wollte einfach immer das sein und geben was man von mir erwartet hat. Dabei glaube ich habe ich mich selber verloren. Das Gefühl kennen mehrere oder!
Ich habe einfach begonnen meine ganze Vergangenheit aufzuarbeiten. Manchmal denke ich jetzt komme ich damit zurecht. Jedoch kommen manche Punkte aus meinem Leben und meiner Vergangenheit immer wieder zur Sprache.

Für mich ist wichtig das ich mich selber akzeptiere und zu kenne. Damit ich langsam frieden in mir finde. Möchte das alte Leben ablegen und das neue Leben gleich verarbeiten können. Ich glaube das ist mein Weg zum Gesund werden!

Aber ich bin mir sicher das wir das alle schaffen werden!


L.G.
-Engel-
Zuletzt geändert von -Engel- am Do Mär 01, 2012 20:12, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#8
Hallo Pizza,

Wie gehts dir zur Zeit?

Ich wollte nur noch eine Erkenntnis aus meiner Therapie mit dir teilen. Wie schon weiter oben gesagt, habe ich auch nicht das traumatische Ereignis in meinem Leben. Meine Thera meinte aber dazu, dass gnaz viel halt auch schon in ganz frühen Jahren geschieht, und diese Erlebnisse nach unserem heutigen Denken überhaupt nicht mehr schlimm sein müssen... Sodass es schwer ist, wieder darauf zu kommen. Naja. :roll: Vielleicht ist es ja wirklich so.

Alles liebe
Lagom
Wie ich die ES überwinden konnte - In diesem Thread beschrieben: http://bulimie.at/viewtopic.php?f=4&t=7697761

Ich bin nur noch sporadisch hier im Forum, wenn ihr eine schnelle Rückmeldung von mir haben wollt, dann schreibt mir rasch eine PN.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#9
Herzlichen Glückwunsch, Pizza! Ich freue mich für dich! :)

Puh...schwere Frage.

Ich frage mich selbst noch oft wo genau die Gründe meiner ES liegen,
obwohl ich die Hauptgründe ja schon immer wusste bzw. erahnte - auch ohne Therapie.

Durch die Therapie konnte ich aber genauer verstehe was diese Gründe wirklich für mich bedeuten
und erkennen wie tiefgründig sie sind. Darüber wollte ich nämlich nie nachdenken, habe es immer verdrängt.

Jedoch frag ich mich schon noch oft was so alles noch tief in mir verborgen ist,
ich habe nämlich das Gefühl, da ist noch mehr/ weiß es ja irgendwie sogar, möchte aber nicht darüber nachdenken,
geschweige den darüber reden....Keine Ahnung...irgendwie schwer zu beschreiben, was ich damit meine.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#10
Hm wirklich interessantes Thema.

Ich hab früher immer gedacht zu wissen, woher das kommt. Doch anscheinend lag ich falsch, weil ich gerade in der Thera und wie es schlimmer wurde gemerkt habe wieviel da noch ist.

Da es bei mir eher mit SVV und Borderline angefangen hat und ich dann erst in die ES gerutscht bin, denk ich mir ich wusste damals (ich war 14) schon, dass ich die Gewalt die ich mir jetzt selbst antu als Ersatz dafür nehm, dass ich es einfach Jahrelang gewohnt war. Ich hatte ne schwierige Kindheit mit viel Gewalt und als ich ausgezogen bin mit fast 15 in ein Heim, ging es mir wirklich ein halbes Jahr total gut, weil ich wieder neuen Mut hatte und dann begann dieser extreme Selbsthass. Ich hab mir immer eingeredet es lag daran, dass ich halt immer nur hörte, dass ich nichts richtig mache und kein guter Mensch bin und ich eben gerade als Kind die Gewalt nicht verstanden habe.
Und jetzt mit dem älter werden, erkenne ich, dass ich zum einen den klassischen Vaterkomplex hab, der sich bei mir genauso auf Sex bezieht und eine sehr gestörte Selbstwahrnehmung, weil ich nie lernen musste gut mit mir klar zu kommen. Ich stell mir halt oft die Frage ob es schon zu spät is, weil es mir extrem schwer fällt mich zu akzeptieren und das nicht nur körperlich sondern auch seelisch.
Aber ich glaub es gibt da so viele Dinge, die ich jetzt nach den Jahren einfach durch die ES kompensiere, früher waren es nur "größere" Probleme, jetzt sind es halt auch die Kleinigkeiten, aber ich denk das kennt ihr ja.

eure korniweckerl
I wait for you.
Damn.
Like a dog.

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#11
Hallo Pizza,

Also ich war mir den Ursachen meiner ES schon immer bewusst, es war einfach zu offensichtlich.
In der Therapie, war es halt so, da hab ich meinem Therapeuten gleich erklärt warum ich glaube dass ich eine ES entwickelt habe, da gab es dann auch nicht mehr viel zu den Ursachen zu sagen.
Und nun ja, es ist eine interessante Frage ob da noch was ist dass die ES ausgelöst hat, schließlich sind die Menschen Meister der Verdrängung und das Unbewusste ist mächtig. Möchtest du es denn hervorholen? Also ich z.B. möchte da irgendwie auch nichts mehr wissen, denn ich kenne schon so viele Ursachen aber dass hat mir bis jetzt auch nicht wirklich weitergeholfen. Ich weiß man sagt dass man die Problemursache bekämpfen sollte um die ES zu besiegen, denn wenn man nur an dem Symptomen arbeitet und nicht an der Ursache kann eine Symptomverschiebung entstehen. Aber ich hab einfach das Gefühl dass es zu nichts führt.. Wie ist es denn bei euch, hat es euch in eurer ES weitergeholfen, die Ursachen benennen zu können?

LG September

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#12
Ich war mir zu Beginn der Therapie auch gar nicht bewusst, was zur Bulimie geführt haben könnte - Vermutungen hatte ich, ja. Aber ich habe damals noch (wohl aus Selbstschutz und Angst vor Loslösung) mein Elternhaus und meine Kindheit sehr idealisiert und habe darauf bestanden, dass meine Eltern nichts falsch gemacht haben. Nicht, dass ich heute ihnen die Schuld zuschreiben will, aber es spielt einfach alles zusammen.

Vieles hat sich aber in der Therapie in mir geregt und wollte raus, und das kam es dann auch.
Was ich aber trotzdem auch sehr schwer finde, ist in der Gegenwart etwas damit anzufangen. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, also was tun? Irgendwie führte es ja schließlich dazu, dass ich zu einer Persönlichkeit wurde die sich viele Dinge, Probleme, nicht bewusst machen kann und sich nicht so sehr um sich selbst kümmern kann, sodass es schließlich überm Klo endet, wo sich die Spannungen lösen...

Also alleine mit dem Wissen um Ursachen ist es nicht getan - leider. Es braucht noch einiges mehr an Änderungen und innerlichen Prozessen, die man ganz alleine vielleicht nicht durchmachen wird können.

Sorry wenn ich da jetzt zu sehr abgeschweift bin, aber ich denke, wenn es bei dir hier um eine Entscheidung für oder gegen eine Therapie geht, dann würde ich mich an deiner Stelle immer dafür entscheiden! Therapie ist m.M.n. viel mehr als nur die Suche nach Ursachen.
Wobei es inzwischen sehr viele Therapeuten gibt und sicher auch einige Scharlatane darunter sind (weiß nicht, aber vll hat ja jemand unter den Österreichern hier den Leitartikel im aktuellen profil gelesen - tw. echt schockierend...). Man muss sich denke ich schon wirklich wohl und sicher fühlen bei der Person, der man so viel anvertraut.
Es gibt Tage, wo man so traurig ist, dass man sich noch trauriger machen möchte. Gustave Flaubert

Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen, das ist auf Dauer kein Lebensinhalt. Thomas Mann

Re: Wart ihr euch der Ursachen eurer ES schon immer bewusst?

#13
Hallo an alle!

Ich bin, was die Ursache meiner Bulimie betrifft, sehr lange auf dem Schlauch gestanden. Habe sechs Jahre lang viel darüber gelesen und irgendwann selbst geglaubt, dass mein Stress hinter der ES steckt und dass ich halt in stressigen Situationen esse und kotze.

So ganz falsch war das nicht, aber es hat doch nicht den Kern des Ganzen getroffen. Vor ein paar Monaten war es mir auf einmal offensichtlich, ich weiß gar nicht warum. Kam weder durch eine Therapie oder hier in der Klinik, es war eben in der Zeit, in der ich krankgeschrieben war und sehr viel über mich nachgegrübelt habe. Hat aber eben sechs Jahre gedauert.

Jetzt glaube ich, dass die Bulimie ein Ventil für mich ist.
Ich bin eigentlich schon immer sehr überangepasst, harmoniebedürftig, stecke für andere viel ein, will immer das Richtige machen und verdränge meine eigenen Bedürfnisse. Ich bin generell fürchterlich kontrolliert und perfektionistisch, räume mir selbst keine Zeit, keine Freiheit ein. Bei meinen Eltern bin ich ja mit drei kleinen Geschwistern, die alle etwas problematisch waren, aufgewachsen. Meine Familie hat sehr wenig Geld und meine Eltern haben immer sehr viel gearbeitet.
Als Kind habe ich das wohl gemerkt und ziemlich schnell viel Verantwortung übernommen. Ich wollte meine Familie entlasten und es allen recht machen. Habe mir sogar nie etwas zu Weihnachten gewünscht, weil ich keine Ansprüche stellen wollte. Auch in anderen Beziehungen (Job, Partnerschaft usw.) umgehe ich Konflikte, schlucke sehr viel Wut herunter, bin immer kontrolliert und freundlich.

Da ist die Bulimie eine ziemlich logische Konsequenz. Ich liebe Essen schon immer und hatte dadurch irgendwann ja leichtes ÜG. Das ging für mich natürlich überhaupt nicht, ich wollte es ja allen recht machen, attraktiv und schlank sein. Habe dann auch noch das Essen stark kontrolliert und das war wohl zuviel Kontrolle für mich. Habe es nicht mehr ausgehalten und irgendwann gefressen und mich übergeben. Immer mehr, weil ich konnte ja fressen ohne dass es mir jemand anders ansieht, ich wurde ja nicht fett.
Das war für mich grandios! Ich konnte meine Kontrolle aufgeben, mir ganz ganz viel gutes Tun (naja, anfangs hat es sich so angefühlt) und alles essen was ich wollte. Ich konnte exzessiv sein, mir endlich etwas "gönnen", impulsiv handeln, hatte einen Ausgleich zu der ganzen Kontrolle und konnte den Alltag besser überstehen.

Dann habe ich auch wohl schnell gemerkt, dass auch andere Probleme scheinbar von der Bulimie gelöst werden konnten. Ich konnte dabei das "Gedankenkarussell" abstellen, konnte geistig entspannen, indem ich einfach mechanisch handelte. Da muss ich jetzt einen neuen Ausgleich finden...