Hey ich muss demnächst nen Vortrag über klientenzentrierte Gesprächsführung halten
und so viel weiß ich :
Klientenzentrierte Gesprächsführung
auf der Grundlage der klientenzentrierten Gesprächstherapie nach Carl R. Rogers (amerikanischer Gesprächstherapeut)
Überall dort, wo diese klientenzentrierte Haltung praktiziert wird, entwickelt sich ein verstehendes Klima, das Mut macht und realistische Einschätzungen ermöglicht
Gefühle sollen frei ausgedrückt werden, auch wenn sie negativ sind
Rogers Annahmen beruhen auf seinem optimistischen Weltbild:
Der Mensch ist gut und hat eine Tendenz zur Selbstverwirklichung, zu Wachstum, Gesundheit und Anpassung
Manchmal wird der Mensch an Wachstum und Selbstverwirklichung gehindert, dann muss man die geeigneten Bedingungen wiederherstellen, damit er sich wieder selbst verwirklichen kann
Allgemein bewährt sich diese Gesprächsführung in jeder Situation, besonders sinnvoll ist der Einsatz bei:
- emotionalen Konflikten zwischen den Gesprächspartnern
- Unsicherheit
- Dem Gefühl des Gesprächspartners, ungenügend zu sein
- Menschen mit geringem Selbstwertgefühl
- Ängstlichen und gehemmten Menschen
Mitarbeitergespräche
Die Basisvariablen:
Kongruenz (=Übereinstimmung mit sich selbst) und Echtheit sind
wichtige Voraussetzungen für jeden, der diese Gesprächsform an-
wendet, das heißt:
Beide Gesprächspartner sollten ganz sie selbst sein, sich nicht verleugnen
Beispiel: Wie verhalte ich mich, wenn der Klient zum x-ten Mal sein Eheleben (das nicht zum Thema gehört) bedauert und ich mich zusehends langweile und unkonzentriert werde?
Nicht: mit dem Gefühl herausplatzen
Aber : sachlich mein Gefühl ansprechen
Das meint, daß der Therapeut sich nicht verstellt, keine "Therapeutenhaltung" aufsetzt, sondern als der da sitzt, der er wirklich ist. Das ermöglicht dem Klienten selbst, auch zu mehr Ehrlichkeit und Unverstelltheit zu kommen. Er spürt, daß er ein reales Gegenüber hat, das sich mit seinen Erfahrungen und Gefühlen einbringt.
So kommt ein Prozeß in Gang, in dem ein Mensch seine Vorstellungen von sich, wie er sein sollte oder möchte, in Übereinstimmung bringen kann mit dem, was er ist, so daß die inneren Spannungen und Konflikte sich lösen können. Der Mensch kann sich positiv erleben selbst in Seiten, die er vorher gekämpft und abgelehnt hat, kann aus tieferem Verständnis heraus bessere Lösungen finden für seine Bedürfnisse und Interessen und so schwierige und belastende Verhaltensweisen oder Denkmuster aufgeben.
Der Therapeut ist spontan in der Interaktion, er gibt freien Einblick in sein Erleben. Das Gespräch wird auf diese Weise zu einer wechselseitigen partnerschaftlichen Interaktion.
Klient faßt schneller Vertrauen
Klient wird angeregt, auch in seinem Verhalten offener und echter zu sein
Empathie = einfühlendes Verstehen
Letztlich geht es in dem, was uns bewegt, nicht um Moral, Logik, richtig oder falsch, sondern es geht um unsere Gefühle. Die können wir selbst häufig schwer erkennen und noch schwerer verstehen. Daher ist einfühlendes Verstehen des Zuhörers hilfreich, wirkliches Verständnis für das eigene Erleben zu bekommen, so daß man aufhören kann, gegen sich selbst zu kämpfen, weil man beispielsweise den inneren Normen nicht entspricht. Dies bringt weg vom Bewerten und Manipulieren hin zum Verständnis und damit zur Akzeptanz dessen, was ist.
Wertschätzung, positive Zuwendung und Akzeptanz werden vermittelt
Wertschätzung der Person ist nicht an Bedingungen geknüpft!
Einstellung des Beraters ist grundlegend positiv gegenüber dem Gesprächsteilnehmer - Emotionale Wärme sollte vermittelt werden
Das bedeutet nicht: das wir alles gut heißen oder gut finden: es bedeutet, dass der andere Mensch als eigenständiges Individuum geachtet wird und akzeptiert wird, wie er ist
Die Erfahrung zeigt, daß alles Fühlen, alles Verhalten, alle Gedanken einen realen, nachvollziehbaren Hintergrund haben. Auch wenn etwas "falsch" erscheint oder offensichtlich nicht sinnvoll ist, so hat es doch einen verstehbaren Grund.
Dahinter steht immer der Mensch, der in der ihm möglichen Weise versucht, durchs Leben zu kommen und seine Interessen zu wahren. Wenn auch manche Lebensumstände, insbesondere in der Kindheit, nur durch sehr verzerrte oder schwierige Verhaltensmuster gelöst werden konnten, so steht doch der Mensch dahinter mit seiner Empfindungsfähigkeit, seinen Bedürfnissen, seinen Notwendigkeiten. Daher ist es wichtig, dem Menschen in jeder Facette die Wertschätzung entgegenzubringen, die spürbar macht, daß er als Mensch so in Ordnung ist, wertvoll ist, von Bedeutung ist
Das hilft dem Klienten, sich selbst an schwierigen Stellen wertfrei zu erforschen, verstehen zu lernen und sich zu akzeptieren. Von da aus können Alternativen erarbeitet werden.
Der Klient erfährt anhand von Stimme, Mimik, Gestik und Körperhaltung, daß der Therapeut ihm eine nicht an Bedingungen gebundene Wertschätzung und Anteilnahme entgegenbringt.
Wir unterscheiden 3 Stufen in der Gesprächsführung
Stufe I:
Das verständnisvolle Zuhören
Stufe II:
Das Paraphrasieren
Stufe III:
Das Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte
Stufe I:
Das verständnisvolle Zuhören
Wir zeigen Bereitschaft, auf den anderen einzugehen:
Gesten wie Kopfnicken, Blickkontakt, bestätigende Laute wie Hm, ja
Wir vermitteln das Gefühl:
- Ich werde verstanden
- Ich werde nicht bewertet, sondern akzeptierend angehört
- Mein Gegenüber ist an meinen Gedanken und Gefühlen
interessiert
Stufe II:
Das Paraphrasieren
= Wiederholen der Äußerungen mit eigenen Worten
Überprüfung, ob alles richtig verstanden wurde
Der Gesprächspartner hat die Möglichkeit, Gedanken und
Gefühle noch deutlicher wahrzunehmen und auszudrücken
Stufe III:
Das Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte
Hierbei wird nicht der gesamte Inhalt des Gesagten wiederholt,
sondern hauptsächlich die Gefühle, die hinter der Aussage stecken.
Der Berater teilt mit, welches Gefühl er herausgehört hat und spiegelt
dies wider. Hilfreich ist diese Methode nur, wenn die Atmosphäre
entspannt und akzeptierend ist, ansonsten könnte sie Angstgefühle
beim Gesprächspartner auslösen! Bei zu spürender Abwehrhaltung
des Gesprächspartners: zurück zu Stufe I und
KRITISCHE REFLEXION NICHTADÄQUATER VERHALTENSWEISEN (des Beraters)
Definition
Im Rahmen der Klientenzentrierten Gesprächsführung sind folgende Verhaltensweisen inadäquat:
Fall als Beispiel: Mann beklagt sich darüber, daß er in Gesellschaft sich nie an Gesprächen beteiligen kann und schüchtern sei.
Bagatellisieren
"Das würde ich als nicht so schlimm ansehen, ..."
Gefühle des Klienten werden heruntergespielt; er fühlt sich als nicht verstanden, sein Gefühle und Ängste sind nicht wichtig genug und fast lächerlich.
Diagnostizieren
"Sie neigen zur Introversion und haben Minderwertigkeitskomplexe..."
Der Berater/in übernimmt gleich die Rolle des Fachmanns/Fachfrau, so kann keine partnerschaftliche Beziehung entstehen
Dirigieren
"Ich schlage vor, daß Sie..."
Die Beraterin bietet eine Lösung, der Klient gerät in eine Passivrolle, entweder er befolgt den Rat und bei der nächsten Situation ist er wieder auf einen "guten Rat" angewiesen, oder er befolgt die Anweisungen nicht und hat evtl. Schuldgefühle oder Versagensängste
Interpretieren
"In Wirklichkeit gefallen Sie sich in dieser Roller doch sehr gut, der Stille."
Die Gefahr besteht, daß man nicht auf den Klienten zutreffende Dinge interpretiert. Der Klient weiß mit diesen Interpretation nichts anzufangen und fühlt sich (mit Recht) mißverstanden.
Intellektualisieren
"Das liegt daran, daß Sie als Kind schon nicht gelernt haben, sich in Gruppen zu behaupten..."
Die Beraterin erklärt dem Klienten die Ursache des Problems. Oft kennt der Klient die Gründe seines Verhaltens, kann das Verhalten aber deswegen noch lange nicht ändern. Viele Probleme sind emotional bedingt, lassen sich intellektuell nicht lösen.
Selbstexploration des Klienten (wichtiges Ziel der KZG)
Durch die vorgenannten Bedingungen kommt der Klient zur Selbstexploration. D. h. daß der Klient über seine emotionalen Erlebnisse spricht, über seine gefühlsmäßigen Einstellungen, Bewertungen, Wünsche und Ziele und daß er sich über sie klarer wird.
Durch die Verbalisierung und Zuwendung zu den Gefühlen durch die Therapeutin, beschäftigt sich als Folge auch der Klient zunehmend mit seinen Gefühlen. Die empirischen Befunde sprechen eindeutig für einen Zusammenhang zwischen den Bedingungen für eine konstruktive Änderung des Klienten (I. bis IV.) und der Selbstexploration.
: