Besser gesagt habe ich das Gefühl, ziemlich in der Luft zu hängen.
Ich war bis vor etwa 2 Jahren in Therapie, ambulant und auch stationär, was ziemlich schwierig war. Deswegen habe ich auch aufgehört, ich konnte einfach nicht mehr, es ging mir alles zu schnell.
Ich denke, zu dem Zeitpunkt war das die richtige Entscheidung, denn es ging einfach alles zu schnell, als dass ich wirklich alle Erkenntnisse verinnerlichen konnte. Habe dann die letzten zwei Jahre unheimlich stark (nachwirkend) von der Therapie profitiert und mir ist teilweise erst eineinhalb Jahre später deutlich geworden, was mir in der Therapie versucht wurde, nahezulegen. Mittlerweile ist mir erst klar, wie gut die Therapie tatsächlich war und was man alles daraus lernen kann. Damals ging mir das zu schnell, die Änderung des Essverhaltens ist ja kurzfristig recht einfach, aber die Änderung des Selbstverständnisses und des sozialen Verhaltens braucht Zeit.
Jetzt bin ich an einem Punkt an dem ich irgendwie nicht weiter komme. Ich fühle mich gut, vieel besser als je zuvor, aber habe gleichzeitig das Gefühl, immer noch krank zu sein. Eigentlich weiß ich ja, dass ich noch krank bin, mein Essverhalten bestimmt noch immer mein Leben, ist zwanghaft, ich habe Stimmungsschwankungen und verletze mich hin und wieder noch selbst (sehr schwach, das belastet mich eigentlich kaum, aber wenn ich gesund wäre, bräuchte ich dieses Ventil nicht) .Ich möchte eigentlich endlich die nächste (letzte?) Etappe anpacken, am liebsten wieder mit therapeutischer Unterstützung, aber weiß nicht wie es weiter gehen soll. Irgendwie fehlt mir die Motivation, zum Arzt zu gehen und eine Therapie zu beantragen. Ich habe Angst, alles aufzuwühlen und mich wieder so mies wie vor 2-3 Jahren zu fühlen. Schließlich komme ich gerade relativ gut mit meiner "Restgestörtheit" zurecht und habe Angst, mich wieder an die Wunden zu wagen. Ich weiß, wie viel Energie eine Therapie kostet und weiß nicht, wo ich die Energie hernehmen soll. Ich war noch nie so aktiv und möchte nichts davon aufgeben. Ich möchte nicht, dass sich etwas ändert.
Was mir noch Angst macht: Ich bin keine 17 mehr. Ich bin jetzt erwachsen, wohne allein, selbstständig. Damals war alles so einfach, ich war akut gefährdet, untergewichtig, meine Eltern haben mich quasi zum Psychologen geschleppt, habe sofort eine Stelle bekommen und brauchte nur kurz zu erwähnen, dass ich gerne in eine Klinik wollte und war sofort dort.
Jetzt müsste ich das allein machen. Habe Normalgewicht, bin gut in der Uni, bekomme mein Leben auf die Reihe. Ich persönlich weiß, dass ich Anspruch auf eine Therapie habe, aber ich weiß nicht, ob ich die Kraft und den Mut habe, diesen Anspruch vor anderen geltend zu machen, also zum Arzt zu gehen und ihm versuchen, deutlich zu machen, dass ich diese therapeutische Unterstützung benötige. Man hört doch so viel davon, dass die Krankenkassen dieses und jenes nicht zahlen und als Studentin kann ich auch keine Eigenbeteiligung tragen. Sogar Rezept- und Praxisgebühren stoßen mir manchmal auf.
Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann mich da sonstwie unterstützen?
