Hey,

ich bin momentan hin- und hergerissen und weiss absolut nicht, was ich machen soll. Ich hoffe so sehr, dass ihr mir euren Rat geben könnt:

in meiner Therapie (seit 8 Monaten wegen Umzugs abgeschlossen) habe ich meinem Therapeuten erzählt, dass ich von meinem Nachbarn und von meinem Bruder angefasst und benutzt worden bin, wie es nicht von mir gewollt war. Ich weiss nicht genau, wie und was es war, weil ich darüber nicht nachdenken möchte und kann. Das liegt jetzt etwa 13 Jahre zurück. Meine Familie fragt sich immer wieder, warum mein Bruder und ich nie miteinander reden und für sie ist es sehr schwer damit zurecht zu kommen. Auch von meinem Nachbarn wissen sie nichts. Wir haben jedes Wochenende bei meinem Vater übernachtet und nach einer Grillparty halt auch beim Nachbarsjungen dort (er war ca 14 und ich 8 ).
Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich zu Hause bei Dr. X in Behandlung war und dass ich ihn von seiner Schweigepflicht lösen könnte, damit sie versteht, was mit mir los ist. Ich hätte nie gedacht, dass sie drauf anspringt. Jetzt hat sie für nächste Woche einen Termin dort vereinbart und mein ehemaliger Therapeut meinte, ich solle ihm ein Schreiben über die Befreiung von der Schweigepflicht schicken. Ich komme gar nicht mehr klar jetzt!
Sie wird es dann erfahren, soll sie es erfahren, ich bin doch ein schlechter Mensch und mache die komplette Familie kaputt, wenn sie es weiss, was ist, wenn sie sich danach was antut.....? Was würdet ihr denn machen? Und von meiner Bulimie, die nun 13 Jahre anhält, wird sie dann auch erfahren, ist das richtig?!
Bitte helft mir!
LG

Hi Du,

hast Du Dir schonmal die Frage gestellt wer denn Dein Leben für Dich lebt??? N-I-E-M-A-N-D ausser Du selbst, es geht hier nur um DICH auf diesem Planeten also ist es völlig richtig was Du hier angestossen hast! Sei stolz auf Dich, das dieser Mut in Dir steckt! Ich denke Deine Mutter wird sich mit Sicherheit nichts antun denn Sie scheint kraftvoll weil sie doch schon einen Termin mit Deinem ehemaligen Therapeuten vereinbart hat. Glaubst Du sie weiß nicht, das Ihr wahrscheinlich dort Worte zu Ohren kommen werden, die nicht so angenehm sein werden?? Ich denke das weiß Sie sehr genau!
Mit Sicherheit warst Du schon immer ein Mensch (zu urteilen nach Deiner Schilderung) der mit wenig immer schon viel gemacht hat und großes geschafft hat aber warum solltest Du verdammt nochmal nicht endlich auch viel annehmen und zwar die Rückenstärkung deiner Mutter!? Du bist kein schlechter Mensch, nicht schlechter und besser als wir alle da draussen. Du hast diese Rolle auf Erden bekommen und nun spiel sie auch zu Ende, was nicht heißen soll, das Du Dich aufgibst! Kämpfe so gut es geht und so schwer es auch sein mag und so hart wie es klingt aber versuche DIR zu verzeihen, was Dein Bruder bzw. Nachbar Dir angetan haben!!
Du machst das richtige, weiter so!! Eigne Dir einen gesunden Egoismus an denn wie gesagt, es geht hier nur um DICH!!!
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe für Dich...

Alles liebe
Amira

Huhu!

Ich finde JA! Du trägst das seit 13 Jahren mit Dir rum und tehst damit alleine. Da Dein Thera das ja offensichtlich auch befürwortet: Klares JA! icher wird das vielleicht erstmal ein Schock, aber dann ist die Wahrheit doch endlich ans Licht gekommen. Dein Thera wird auch sicher die richtigen Worte fdie Situation finden. Und Deine Mutter scheint doch sehr interessiert zu sein, die wirklichen Gründe/Probleme wissen zu wollen. Also spricht alles dafür finde ich. Wirst Du denn bei dem Gespräch dabei sein, oder wird Deine Ma da alleine hingehen und mit ihm reden?

Ich finde, dass Du definitiv den Schritt in die richtige Richtung machst. Sicher wäre es für alle anderen irgendwie bequemer, wenn nix rauskommt, aber erstens trügt der Schein ja schon seit Jahren und zweitens leidest Du weiter allein vor Dich hin und keiner weiß wieso und weshalb. Deine Mutter wills wissen, Du willst es losweren, Dein Thera findet es auch ok, also klaraes JA!!!

Liebe Grüße Nadine

Vielen Dank für eure Antworten, es bedeutet mir sehr viel.
Ich habe meinem Therapeut die Gedanken geschrieben, dass ich meine Mutter gerne zu ihm schicken möchte, damit er ihr einiges erklären kann. Bevor meine Mutter den Termin bei ihm gemacht hat, hat er sich dagegen ausgesprochen, weil er meinte, dass sich die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir sich womöglich nie ändern wird und dies sollte ich akzeptieren und "loslassen". Mit dieser Antwort bezog er sich aber eben eher auf die Beziehung zwischen uns beiden und nicht auf das, was passiert ist. Da er meiner Mutter den Termin gegeben hat, ich hatte ihr gesagt, dass sich mein Therapeut dagegen ausgesprochen hat, sehe ich es aber also Bejahung, denn er hätte sie ja auch auf nächstes Jahr vertrösten können, weil er soviel zu tun hat.
Also findet ihr, dass ich meinen Therapeuten wirklich von der Schweigepflicht befreien sollte? Ich habe so Angst, weil sich nach diesem Termin vielleicht was ändern könnte oder eben nicht. Ich habe das Gefühl, ich nehme meiner Mutter mit dieser Offenbarung die Chance, in ihrem Leben glücklich und unbeschwert leben zu können. Sie sieht meinen Bruder jeden Tag.
Meine Mutter wird alleine zu ihm hingehen. Ich bin weit weg und habe das Gefühl, dass es auch sehr gut ist, dass ich nicht dabei bin, ich sie danach nicht sehen muss und ich entscheiden kann, ob ich danach mit ihr Kontakt aufnehme (weil ich ans Handy gehe oder aber ihre Email/ihren Brief öffne).
Ich hab so Angst!

Ich habe meinem Therapeut die Gedanken geschrieben, dass ich meine Mutter gerne zu ihm schicken möchte, damit er ihr einiges erklären kann. Bevor meine Mutter den Termin bei ihm gemacht hat, hat er sich dagegen ausgesprochen, weil er meinte, dass sich die Beziehung zwischen meiner Mutter und mir sich womöglich nie ändern wird und dies sollte ich akzeptieren und "loslassen".

Hey,

also zu dieser Aussage von Deinem Therapeut kann ich nur sagen: (bitte jetzt nicht falsch verstehen) Woher nimmt er sich das Recht, einfach so eine Behauptung aufzustellen?? Sorry aber das kann weder er noch Du oder irgendjemand wissen, wie Euer Verhältnis danach sein wird!!! Ja, zugegeben könnte es so kommen bzw. nichts verändern aber traue Dich doch auch andere Gedanken zu denken! Vielleicht wird das Verhältnis zwischen Euch besser und inniger! Allerdings kann ich Dir nur auch noch den einen Tipp geben, womit Dein Therapeut nicht unrecht hat : LOSLASSEN! Einfach alles was so war und geschehen wird. Ich denke Du bist absolut auf dem richtigen Weg und dieses Angst die Du hast sind nur Gedanken, die daraus ein Gefühl machen! es ist nur ein Gefühl und tut Dir nichts! Hör tief in Dich rein und versuche Dich zu spüren und dann handle! Diese innere Stimme ist immer da und nur sie kann Dir sagen was für Dich richtig ist!!! Du machst das schon!!! Denke nur an Dich!

viele Grüße
Amira

Amira hat geschrieben:Woher nimmt er sich das Recht, einfach so eine Behauptung aufzustellen?? Sorry aber das kann weder er noch Du oder irgendjemand wissen, wie Euer Verhältnis danach sein wird!!!

ahm, amira - er ist ihr therapeut. psychologische ausbildung und ganz einfach auch erfahrung werden ihn wohl dazu befähigen. natürlich kann es sein, dass er falsch liegt. aber ich finde es GUT, dass er rockmylife vorgewarnt hat! denn nichts anderes ist es ja - ein aufmerksam-machen, dass es so sein kann.



liebe rockmylife,
ich bin auch der meinung dass es eine gute idee war, deine mutter zu ihm zu schicken. du hast was schlimmes durchgemacht, und vielleicht ist es teil des heilungs- und lösungsprozesses, das geheimnis welches du jahrelang nur mit dir selbst mitgeschleppt hast, auch mal "öffentlich" zu machen.

ich wünsch dir viel kraft! und DU bist kein schlechter mensch. und du brauchst auch kein schlechtes gewissen deiner mutter gegenüber zu haben! denkst du denn, sie hat gar nichts geahnt, dass zwischen deinem bruder und dir irgendwas vorgefallen sein muss?! kann man das vor seiner mutter überhaupt verbergen? vielleicht war sie zu feig, das anzusprechen - oder hat sie mal nachgehakt, was zwischen dir und deinem bruder war?

Liebe Felidae,

sichtlich ist es mir klar, das er Ihr Therapeut ist und auch eine Psychologische Ausbildung hat! Trotz dieser Ausbildung ist er auch nur ein Mensch wie Du und ich. Ich habe ja auch geschrieben, das er evtl. damit Recht haben könnte, hat Ihr aber anscheinend dennoch keine andere Gedankenmöglichkeit aufgezeigt! Sie damit, meiner Meinung im Regen stehen lassen, was Ihr wohl noch grössere Angst macht, diesen Schritt zu tun!

He Rockmylife,
hoffe Du hast das nicht auch in den falschen Hals bekommen, wollte Dir damit nicht sagen das dein Therapeut unfähig ist!

Gruß
Amira

Ihr gebt mir echt Mut die Schweigepflichtbefreiung zu unterschreiben! Danke dafür.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das was mich zum Teil ausmacht (eben DIESE Vergangenheit und die Bulimie), bald zu teilen. Es ist ein eigenartiges Gefühl.
Genau das, war auch die Spekulation meines Therapeuten, dass meine Mutter etwas ahnte, ich davon auch ausging, dass sie was ahnte, aber dass sie eben nicht eingeschritten ist. Ich muss ehrlich sagen, ich kann nicht in mich reinhorchen und mich fragen, was ICH darüber denke! Da bleiben mir einige Wege zum aktiven Bewusstwerden versperrt.
Es geht mir eigentlich nicht darum, dass die Beziehung zu meiner Mutter besser wird, sie war eiskalt, meine Mutter hat ihr bestes gegeben und ich habe hier in Holland mein Leben mit dem passenden Studium gefunden. Aber es geht mir darum, dass sie wissen soll, wer ich eigentlich bin und wie es mir ergangen ist.
Meine größte Angst besteht darin, dass sie mir nicht glaubt. Sie sagte mir mal, dass ich als kleines Kind schon immer im Mittelpunkt stehen wollte. Nach heutiger Sicht sehe ich das anders: sie hat meine natürlichen Bedürfnisse nicht befriedigt und ich musste dann halt lauter schreien, in der Hoffnung, sie würde sie dann verstehen. Es ist alles so abgelaufen (oberflächlich gesehen, wir sind auf keine Details eingegangen), wie ich es meinem Therapeuten gesagt habe.
Wenn ich mein Gefühl jetzt gerade beschreiben soll, dann ist es Scham, Scham dafür, dass es mir passiert ist.

Ich habe in der Tat Angst davor, dass mein Therapeut unfähig ist, es ihr entsprechend zu erklären, Dinge durcheinander wirft, wie er es bei mir manchmal getan hat und er einfach, weil selbst Mensch, diese Situation als schwierig und lieber meiden würdend, einstuft.

amira, stimmt schon - auch therapeuten sind nur menschen, da hast du recht.

und @ rockmylife - ich denke, du kannst schon drauf vertrauen, dass dein thera das schon lange genug macht und professionell genug ist, dass er deiner mutter das richtig rüberbringen kann. eigentlich bleibt dir ja auch gar nichts anderes übrig, als dieses vertrauen in deinen thera zu haben. ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber versuch deine angst loszulassen und darauf zu vertrauen, dass das alles schon seine richtigkeit so hat.

Donnerstag ist es dann soweit! Ich muss jetzt den Beiden vertrauen, das Beste daraus zu machen.

Danke für eure Meinung und für eure Hilfe

Ich drück Dir die Daumen!!!
Alles ist gut

Ganz lieber Gruß
Amira

Super! Schön, dass Du es gemacht hast! Schreib dann mal, wie es gelaufen ist!

LG Nadine

Rockmylife hat geschrieben:Ich habe in der Tat Angst davor, dass mein Therapeut unfähig ist, es ihr entsprechend zu erklären, Dinge durcheinander wirft, wie er es bei mir manchmal getan hat und er einfach, weil selbst Mensch, diese Situation als schwierig und lieber meiden würdend, einstuft.

ich würde das meiner Mutter selber erklären. Oder zumindest mit dem Therapeuten zusammen. Aber so? Na ja, muss jeder selbst wissen. Ich glaube auch immer noch nicht, dass der Therapeut begeistert ist von der Idee - bloß weil er's macht.

ja, würd uns alle interessieren, wies jetzt dann weitergeht