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"Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 10:59
von Para
Ich war gestern Nachmittag das erste mal bei meiner (hoffentlich!!) künftigen ambulanten Psychotherapeutin (für nach der Klinik in ein paar Monaten).

Sie ist jetzt vielleicht die 12. (?) Psychologin der ich von mir und meinem bisherigen Leben erzählen musste, ich bin da also auch schon ziemlich geübt.

Es wird ja nachgefragt und dann erzähl ich halt wie das so war als Kind. Was meine Eltern so gemacht haben, wie die sich so verhalten haben, wie der Alltag so aussah, wie mein Bruder und ich so miteinander klar kamen, wies in der Schule war... und bla bla.
Und es war nunmal so, dass meine Mutter ständig besoffen war und gepöbelt hat, mein Bruder mich oft verkloppt und gedemütigt hat (was mich aber nie weiter gestört hat) und dass mein Vater dabei nur blöde zugeglotzt hat und ab und zu mal ausgerastet ist und meine Mutter verprügelt hat. So war das halt und so wars normal. Mich hats nie sonderlich gestört.

Meine Eltern trennten sich, mein B. und ich lebten dann bei meinem Papa. Alles war prima.
In der Jugend war ich dann halt meistens ziemlich aggressiv und dauer-übelgelaunt.

Naja, später wurde dann auch mal Tagebuch vor der Klasse vorgelesen (ich wusste davon aber 1/2 Jahr nichts, ich fands erst später raus - Schock) und ich wurde von meinen Eltern noch dafür ausgelacht - ich wäre ja "selbst Schuld".
2 Jahre lang musste ich mir täglich totalen Psychoterror in der Schule reinziehen, den ich für "angebracht" hielt (weil mir nie einer gesagt hat, dass ich keine Schuld hatte). Ich hab mich daraufhin völlig isoliert und hab seit dem auch kein Bedürfnis mehr nach Nähe oder Menschen oder sowas. Stört mich nicht weiter. Und ich komm damit mittlerweile auch schon ganz gut klar.



Die Therapeutin hat dann gefragt wer mich "geschützt" hätte. Und ich hab garnicht verstanden. "Geschützt" ?? Sowas kenne ich garnicht. Und sie fand das schlimm, dass ich sowas "selbstverständliches" nicht kenne (??).


Jedenfalls fand ich das alles (außer der Nummer mit dem Tagebuch) garnicht weiter schlimm. Das stört mich alles garnicht wirklich. So ist das halt gewesen, macht doch nix. Ich finds auch nicht traurig oder sonst was. Aber die Therapeutin hat irgendwas von Trauma geredet und davon, dass sies erstaunlich findet wie gut ich klar gekommen bin bei all dem Scheiß (wie bitte?) und dass ichs genau richtig mache jetzt in die Klinik zu gehen und dass sie danach mindestens 2-Stunden-Sitzungen mit mir machen will/muss, weil ja alles sooooo schlimm gewesen wär :roll: und ich solle mich auf eine "Revolution" einstellen.

Ich versteh garnicht was denn so schlimm gewesen sein soll. Ich fand nichts wirklich schlimm.


Ist das trotzdem ein "Trauma" ? Und wie gehen die da vor? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich davon jemals irgenwas "schlimm" finden würde/ könnte.



Ist das normal?? Ich versteh da nur Bahnhof.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:10
von Isa
Morgen Para,

also ich hab auch schon gehört, dass ich traumatisiert bin und konnte das damals nich nochvollziehen und hab nichts gemerkt. Ich war nich wirklich geschockt oder so, aber wenn ich meine Erlebnisse mit denen meiner Freunde verglichen hab wurde mir schon klar, dass das nich normal war, auch wenn ich es so nich begriffen hab. Mittlerweile weiß ich, dass ich wahrscheinlich als Kind traumatisiert wurde und deshalb vor ein paar Jahren eine PTBS entwickelt hab. Deshalb denk ich schon, dass man ohne s zu merken ein Trauma haben kann und dass es so schwer nachzuvollziehen is, weil man sich durch das arragieren mit der Situation schützt und es nich mitbekommt.


Liebe Grüße

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:12
von *Larissa*
Hallo Para,
naja (du weisst ja) dass ich dir da keine klare Antwort darauf geben kann, weil ich die Definition eines Traumas nicht haargenau kenne -auch keine Threapeutin bin! Aber dennoch möchte ich dir sagen was ich denke nach dem Lesen deines Beitrages:
Ich finde es schlimm...sehr schlimm wenn ich ehrlich bin was du durchmachen musstest. Erst jetzt habe ich zum ersten Mal etwas von deiner Vergangenheit lesen können, sonst war alles was ich von dir las verallgemeinert oder halt aktuell, bzw. gegenwärtig, aber aus deinen obigen Zeilen entnehme ich sehr viele Infos von dir und deiner Vergangenheit. Ich finde nicht dass das "nichts" ist was du erlebt hast. Ganz im Gegenteil, wie du es selber empfindest ist das mit dem Tagebuch vorlesen wohl wirklich ein Höhepunkt :shock: -das ist absolutes "No-Go" und ich will ja gar nicht erst wissen wie die dazu gekommen sind (ob sie dich beklaut haben etc.) und aus welchem Grund das jemand getan hat. Und ehrlich gesagt finde ich es genug schlimm wenn man ganze 2 Jahre in der Schule unter einem Psychoterror leiden muss (auch wenn es nur einige Monate oder ein Jahr wäre ist das mehr als genug!) Kann es sein dass du davon schon immun geworden bist? Dass du dich da so dermassen abgekapselt hast und das alles gar nicht mehr wahrgenommen hast? d.h. wahrgenommen (hoffentlich) scho noch, aber es nicht mehr so gewertet hast!? Para, ich finde das schlimm, und wenn ich ehrlich sein darf/soll würde ich das was du beschreibst als ein Trauma bezeichnen...ja.
Ich habe in meiner Vergangenheit (wir sind ja beide gleich alt) auch ähnliches erlebt, es gab aber auch welche in meiner Klasse denen es so ging wie dir, die immer ausgeschlossen wurden, dauernd irgendwelche fiese Redewendungen an den Kopf geworfen wurden, die beklaut wurden, ja... -totale Aussenseiter...schrecklich. Naja, da ich da auch dazugehörte, zu den Aussenseiter meine ich, war ich NEUTRAL (Gott sei dank) denn einige hatten (nachträglich betrachtet) Respekt -wieso auch immer :roll: :? :shock: - von mir, und deshalb MIR nichts getan was andere erleben mussten. Ich war diejenige die dann zu den anderen hielt, diejenigen die so hart gehänselt und schrecklich behandelt wurden "nahm ich in den Schutz"...riskierte dabei dass sie mich auch so behandeln, war aber nicht so...ich blieb einfach Aussenseiter. Dadurch war aber alles für mich immer sehr schwer und ist es heute noch.
Ich verstehe dich sehr gut, Para. Aber (wie oben schon gesagt) würde ich das auch ein Trauma (es gibt ja verschiedene Arten!!!) bezeichnen.

Liebe Grüsse, Larissa

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:15
von greta
najaaa... ich verstehe schon gut, was sie meint, finde es nur seltsam, dass sie dir das in den mund legt so quasi.
andererseits: wenn es schon deine 12. therapeutin ist :shock: :shock: scheint es ja wirklich eine hindernis zu geben: dass du selbst immer wieder abbrichst vielleicht?
ich meine, gegen deinen willen wird ja sowieso keine "revolution" stattfinden.
ich denkie das musst du für dich mal grundlegend entscheiden:
willst du dir deine vergangenheit anschauen, dich herantasten, an gefühle erinner, die du als kind hattest in solchen situationen?
weil du gesund werden willst?
oder weil es dir irgendwas anderes gutes bringen würde?
glücklicher werden irgendwie...? menschen wieder nahe kommen können?
tschuldigung, wenn ich jetzt nicht alles von dir lesen kann, deswegen frag ich kurz, was denn bei den ganzen anderen therapeuten los war, dass du erst jetzt gesagt bekommst, dass da was nicht ganz so locker lief in deiner kindheit und dass das für ein kind ÜBERHAIUPT nicht so locker und einfach ist.
oder öffnest du dich jetzt auch etwas mehr als zuvor??
ich wünsch dir, dass du dich einlassen kannst, soweit es dir guttut und du es willst.
lass dich nicht unter druck setzen... aber nutze es, dass die therapeutin sich beschäftigen will!
liebe grüsse, greta.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:23
von greta
aah, eben erst eure 2 beiträge gesehen..

ja das ist genau der punkt beim trauma,...
dass man "immun"machende verhaltensweisen entwickelt,
aus dem körper geht, das ganze geschehen für nihct real erklärt,
sich selbst wegbeamt quasi etc... das ist eine lebenserhaltungsmassnahme:
man würde sonst nicht klarkommen. zb einen menschen gleichzeitig zu hassen und zu lieben. (eltern)
und traumata sind eben nicht ausscliesslich kriegstraumata oder Se**M**b**ch oder physische gewalt:
auch psychoterror ist traumatisierend, auch vernachlässigt werden ist traumatisierend zb.
ich kenn mich ja auch nur so vom herumlesen aus, (und natürlich aus erfahrung!!!)...
aber ich hab auch ne weile gebraucht, meine verhaltensweisen mit eben den "naja also das überlebt man ja" ereignissen in meiner kindheit/jugend zu verbinden.
aber das musst du halt selber MACHEN in der therapie, mit EINER gleichbleibenden therapeutin.
damit das sinn macht: das ist die grundlage so einer therapie (föllt mir auch brutal schwer, das zu akzeptieren :D ):
kontinuität und beständigkeit... sonst wird immer hier was berührt und dort und alles versickert...
erstmal diese gedanken von mir...

und echt: würdest du andere menschen so behandeln, wie sie dich behandelt haben?
und wenn ja nein warum?

ps: wie lange wirst du denn in der klinik sein?

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:26
von aire
war das halt und so wars normal. Mich hats nie sonderlich gestört.
Das ist genau der Punkt. Für dich war es normal. Ich habe meiner Therapeutin auch ein paar Sachen erzählt, die für mich normal waren, wo sie die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen hat (na ja, sie ist da empfindlich, wenn jemand mit seinen Kindern nicht recht umgeht). Das war alles nicht so schlimm wie bei dir, aber so im Kleinen kenne ich das auch. ich denke auch, du kannst von einer Therapie echt profitieren! Allerdings sei gewarnt: Dein ganzes Weltbild wird erst mal auf den Kopf gestellt und du orientierungslos.

lg

aire

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:52
von Para
*Larissa* hat geschrieben:Kann es sein dass du davon schon immun geworden bist? Dass du dich da so dermassen abgekapselt hast und das alles gar nicht mehr wahrgenommen hast?
Ja, das kann sein. Also ich hab irgendwie nicht mehr viel gefühlt oder so. Mir war nur körperlich manchmal "anders". Mir war oft schwindelig, ich hab manchmal gezittert oder hab mich schwach gefühlt oder als ob ich schweben würde oder sowas... ganz komisch. Aber so rein emotional war da nich viel. Naja und in der Nacht hatte ich oft extreme Spannungszustände und Panikattacken.

Das in der Schule fand ich aber schlimmer, als die Sachen als ich noch Kind war.
Ok, da hab ich mich damals auch schon oft komisch gefühlt, ich hab mich ja nie nach Hause getraut und hab jeden Abend innerlich erfleht, dass meine Mutter in ihrem Suff relativ ruhig bleibt (weil sie ja meist immer geschrien und uns auch irgendwie "belästigt" hat) und vor allem am nächsten Tag auch wieder aufwacht (sie war ja manchmal im regelrechtem Sauf-Koma).
Wenn ich von der Schule kam, hab ich immer gehofft, dass sie wenigstens Zuhause geblieben ist und nich vom Balkon geflogen is oder so. Einmal kam die Feuerwehr, weil sie unten sturzbetrunken vor der Haustür lag. :oops: Ich musste sie dann wieder mit hochschleppen, mein 8-jähriger Körper hat das kaum geschafft (ich finde, die Idioten von der Feuerwehr hätte mir dabei ruhig helfen können!! :? )

Ach, alles son scheiß. Ich war glaube ich ständig mit Angst erfüllt.
Mein Bruder und ich haben uns derweil nur ständig gekämpelt und gegenseitig geschlagen und gequält. Mit den Jahren wurde er natürlich immer stärker und grober und wütender, bis er mir einmal fast die Rippen gebrochen und die Lunge zerquetscht hätte. Erst da hat mein Vater endlich mal was gesagt. :roll:
Wegen ihm wär ich schon mit 6 einmal fast gestorben, als durch seine Hand ein Stein mit voller Wucht an meine Stirn geknallt ist und ich ganz knapp nem Schädelbruch entkam. Ich musste behaupten, dass es n Freund von ihm war :roll:


Und ich hab vielleicht scheiße ausgesehen! Ich war voll abgemagert (gab oft nix zu essen), hatte riesen Augenringe (konnte ja nie richtig schlafen) und musste in gammeligen Fetzen rumlaufen (meine Mutter hat nix mehr auf die Reihe gekriegt).

Und dann hat man mich in der Grundschule bespuckt deswegen :roll: ... Als ich im Winter keinen Pulli hatte wurde ich von nem Lehrer noch total demütigend auf die Schippe genommen.
Manche Leute sind einfach nur bescheuert. Und weil mein Bruder ständig meine Mitschüler verprügelt hat, wurde ich von denen auch ständig angegangen... (ich war ja seine Schwester - super Logik)

Ich habs so gehasst.


Aber hey, das liest sich vielleicht schlimm oder so. Aber davon spür ich ja heute nix mehr. Ich kann darüber reden und fühl höchstens n bisschen Wut oder sowas. Aber das wars schon.


@greta:

Ich hatte bisher noch keine Therapie angefangen. Mit den anderen Psychologen hab ich aus verschiedenen anderen Gründen Gespräche geführt (teilweise auch führen müssen), das waren nicht alles Therapeuten oder so.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 11:56
von Para
Na in der Klinik bin ich dann mindestens 6 Wochen. Aber die Thera meinte: "MINDESTENS!! eher 12." :roll: (6 Wochen = mindestens , 12 Wochen = eben länger, und man kann glaube ich auch allerhöchstens auf 18 Wochen gehen hab ich gehört)

Wies bei mir ausfällt weiß ich nicht. Und die Thera meinte ja auch, dass sie nach dem Klinikaufenthalt nur Doppelstunden mit mir machen wollen würde.


Langsam krieg ich ernsthaft Schiss. Zumal man ja wahrscheinlich von mir erstmal erwarten wird, dass ich das SCHLIMM finde was passiert ist. Oder so...

Ich kann das nicht so realisieren, wahrscheinlich will ichs auch garnicht. Lebt sich so viel besser ;-)

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 12:09
von florina
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich davon jemals irgenwas "schlimm" finden würde/ könnte.

Und es war nunmal so, dass meine Mutter ständig besoffen war und gepöbelt hat, mein Bruder mich oft verkloppt und gedemütigt hat ... und dass mein Vater dabei nur blöde zugeglotzt hat und ab und zu mal ausgerastet ist und meine Mutter verprügelt hat.
Para - du bist von deinem Bruder verkloppt worden, deine Mutter hat getrunken, dein Vater hat sich entweder total passiv verhalten, oder wurde gewaltätig.
Deine Mutter, dein Vater, dein Bruder....
Das ist deine Familie!!!

Es ist überhaupt kein Wunder, dass du es als
Alles war prima.
...(was mich aber nie weiter gestört hat)..
empfunden hast und auch heute noch empfindest.
Wenn das aber tatsächlich so wäre, also dass es dich emotional nicht berühren würde, dann wäre das sicher anders gelaufen:
In der Jugend war ich dann halt meistens ziemlich aggressiv und dauer-übelgelaunt.

2 Jahre lang musste ich mir täglich totalen Psychoterror in der Schule reinziehen, den ich für "angebracht" hielt (weil mir nie einer gesagt hat, dass ich keine Schuld hatte). Ich hab mich daraufhin völlig isoliert und hab seit dem auch kein Bedürfnis mehr nach Nähe oder Menschen oder sowas.
So sehr normal scheint es für dich doch nicht gewesen zu sein, wenn du nochmal liest, was du geschrieben hast.

Das Bedürfnis nach Nähe und Menschen (Menschlichkeit???) ist ein existenzielles Grundbedürfnis, ohne das der Mensch (jeder!) gar nicht überleben kann!
Da du aber irgendwie das Gefühl bekommen hast, dass dieses Bedürfnis nicht erfüllt wird (üblicherweise ja erst mal durch die eigene Familie und/ oder die Eltern), hast du so eine Art Schutzmechanismus aufgebaut, der dich denken läßt: Nö - brauche ich nicht!
(Achtung: Das ist meine Interpretation - halt einfach mal so eine Vermutung, oder Behauptung von mir).


Weißt du - das ist ja das Fatale an einem Trauma: Du bekommst überhaupt nicht bewusst mit, was das sozusagen mit dir macht!
Das ist eine Schutzfunktion, damit du nicht wie ein weidwundes Reh durchs Leben rennst.

Aber es ist da - 'nur' unbewusst.
Für dich ist es bewusst normal, was du erlebt hast.
Aber wenn das alles so normal wäre - wenn es dir nicht schaden würde, bzw. geschadet hätte, dann wärst du hmja... gesund halt. Seelisch. Deine Seele sucht sich über die Bulimie ein Ventil, um all den Kram, den du da erlebt hast zu bewältigen. Weil sie nicht anders kann und weil es der verzweifelte Versuch ist, damit klar zu kommen.

Leider ist es aber eben kein 'gesunder' Weg -
manchmal hilft es eben nur, erst mal wieder in dieses Gefühl der Schutzlosigkeit und Verletzung hineinzugelangen (bzw. überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen), um es dann irgendwie so aufzuarbeiten, dass es überlagert wird (löschen kann man es nicht). Überlagert mit Empfindungen, mit denen du 'völlig normal' deinem Leben und deinem Alltag begegnen kannst.

Hach - wieder einmal extrem kompliziert ausgedrückt von mir.

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 12:17
von florina
Para hat geschrieben:Langsam krieg ich ernsthaft Schiss. Zumal man ja wahrscheinlich von mir erstmal erwarten wird, dass ich das SCHLIMM finde was passiert ist. Oder so...
Ich kann das nicht so realisieren, wahrscheinlich will ichs auch garnicht. Lebt sich so viel besser ;-)
Es ist ein supergutes Zeichen, dass du ein bischen Angst bekommst vor dem, was da auf dich zukommen könnte. Angst ist nämlich ein Gefühl! Und es ist das erste Zeichen, dass du doch nicht so dissoziiert bist, wie du dich wahrnimmst. (Also dass du dich selber eher von außen betrachtend und empfindend wahrnimmst).

Natürlich lebt es sich für dich erst mal so, wie du es kennst besser! Die Gefühle, die da hochkämen wären warscheinlich so schmerzhaft, dass du sie kaum aushalten würdest.
Wenn du dabei nicht gut begleitet würdest. Das ist das entscheidene und wichtige dabei!!!!!
Du brauchst jemanden, der dich abfängt und schützt.
Und sowas macht ein Therapeut - oder eben auch ein Psychologe (hoffentlich!!!!)

Schnapp dir deinen inneren Mut - und stell dich dem was vor dir liegt. Du wirst merken, wie gut dir das tut und wie sehr es dir langfristig damit richtig gut gehen wird!!!!
Auch wenn es erst mal weh tut - die Zeit danach wird viel viel besser werden, als du dir jetzt im Moment vielleicht vorstellen kannst!!!

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 12:34
von aire
florina hat geschrieben:Natürlich lebt es sich für dich erst mal so, wie du es kennst besser! Die Gefühle, die da hochkämen wären warscheinlich so schmerzhaft, dass du sie kaum aushalten würdest.
Wenn du dabei nicht gut begleitet würdest. Das ist das entscheidene und wichtige dabei!!!!!
Du brauchst jemanden, der dich abfängt und schützt.
Und sowas macht ein Therapeut - oder eben auch ein Psychologe (hoffentlich!!!!)

Schnapp dir deinen inneren Mut - und stell dich dem was vor dir liegt. Du wirst merken, wie gut dir das tut und wie sehr es dir langfristig damit richtig gut gehen wird!!!!
Auch wenn es erst mal weh tut - die Zeit danach wird viel viel besser werden, als du dir jetzt im Moment vielleicht vorstellen kannst!!!
Das ar so ungefähr das, was ich sagen wollte, aber die liebe Florina kann das eh besser. :wink:

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 12:35
von florina
aire hat geschrieben: Das ar so ungefähr das, was ich sagen wollte, aber die liebe Florina kann das eh besser. :wink:
Quatschkopp ;-)

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Fr Jan 30, 2009 22:54
von wanderin
hallo para...

habe gerade deinen beitrag gelesen und ich fühle mich gerade als ob ich noch klein wäre.
bei uns zu hause war es ähnlich. mein vater schlug meinen halbbruder immer windelweich mit fäusten füssen gürtel usw.
meine schwester und ich wurden von unserer mutter immer ins nebenzimmer gezogen und sie sagte nur zum vater "muss es der gürtel sein" oder so was. mein bruder wurde dann irgendwann ins heim gesteckt(dort ging es auch ziemlich nieder, hat er uns dann viel später erzählt)
als mein bruder fort war, ging mein vater auf meine schwester los. ich war zu dieser zeit im internat. als ich dann draufkam, was zu hause los ist, als ich nach hause kam und meine schw. ein blaues auge und eine aufgeplatzte lippe hatte, sagte ich und jetzt zieht er aus.
war mein ganzes leben lang eigentlich die mutter für mich und meine schwester.
meine mutter war eigentlich nie wirklich da für uns. sie war von meinem vater psych. fertig gemacht worden.
auf all diese sachen bin ich bei meiner thera. draufgekommen und habe immer die 2 stunden durchgeheult.
hatte extreme agres. meiner mutter gegenüber, obwohl ich mich total gut mit ihr verstehe.
es tut so weh, wenn man seine kindheit nochmals durchlebt, aber dann geht es bergauf. die bilder verlieren ihre schrecklichkeit.
es ist der selbsthass, den man sich gegenüber hat und weil keiner mehr da ist, der einen niedermacht, fängt man selbst damit an. es ist so schrecklich, dass man einfach sich selbst nichts gutes gönnt, weil schmerz das einzige ist, dass man erfahren hat. man entwickelt dann rollen um zu überleben. ist so was wie schitzophren. man weiss gar nicht wer man wirklich ist, man funktioniert nur.
das spiegelt sich im ganzen umfeld. man bringt sich selbst immer wieder in die gleichen situationen und gefühle. das schlimme daran ist, man macht das alles unterbewußt und man kann es nicht kontrollieren, erst wenn man alles aufgearbeitet hat.
ich habe erst einen teil aufgearbeitet und habe noch sehr viel zu bearbeiten, aber ich lebe heute schon viel glücklicher.

uns fehlt das urvertrauen.
du kannst dich auch nicht mit deinem inneren kind in verbindung setzen, weil du eigentlich nicht wirklich du bist und die ganze angst dich blockiert.

meine ausdrucksweise tut mir leid, aber ich bin einfach zu aufgewühlt :cry:

drück dich w

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Sa Jan 31, 2009 5:02
von Piggi
hallo para

Tut mir schrecklich leid, was du da mitmachen musstest und ja ich glaube, man nennt das Trauma, was du erlebt hast.

Schließe mich den Worten von wanderin an und wünsche dir alles Gute.
Mehr dazu nicht sagen kann, sorry

cogito

Re: "Trauma" was man als keines empfindet??

Verfasst: Sa Jan 31, 2009 10:11
von Para
Hallo Wanderin!

Gewalt und Unberechenbarkeiten und Ausweglosigkeiten in Familien sind echt der Horror!!!!

Aber wie ist das? Du wusstest das doch auch alles schon vor der Therapie, oder? Du konntest dich doch klar erinnern, auch wenn du die Dinge vielleicht nie wirklich an dich rangelassen hast, oder? Und du fandest es auch nie traurig oder so?

Und während der Therapie fandest du es plötztlich traurig? Oder wie?