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Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 20:49
von kleines Ich-bin-ich
"Ja, aber wie fühlen Sie sich?" - kennt ihr diesen Satz?

Ist bei mir total oft so, dass ich irgendwelche Probleme von anderen habe, die mich belasten und die erzähl ich dann in der Therapie - weil sie ja wirklich auch MICH belasten und dann schaut mich mein Thera immer an und meint, dass wir schon wieder über andere reden und wir über mich reden sollen. Über meine Gefühle. Und ich weiß dann nie was ich sagen soll, weil naja, auch wenn das das Leben der anderen ist betrifft es mich ja dann doch, wenn's z.B. meinem Patenkind schlecht geht, weil sich die Eltern dauernd streiten...

Und mittlerweile überlege ich dann immer schon, wie meine Gefühle sind, wenn ich in bestimmten Situationen bin, aber es ist dann meistens so, dass ich das dann in der Therapie sage und er wieder sagt "Ja, schon klar, aber wie fühlen sie sich?" Ich bin da irgendwie immer voll überfordert, ich tu mir extrem schwer dabei zu fühlen und diese Gefühle dann zu identifizieren und zu beschreiben. Mein Thera sagt zwar, dass man das (Gefühle beschreiben) lernen kann, aber irgendwie kann ich das nicht.

Kennt ihr das? Oder bin ich da ein Einzelfall?

gglg, Hörnchen

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 20:58
von aire
Ja, die Frage kenne ich auch. Leicht zu beschreiben ist es nicht. Aber wenn man mal ein bisschen nachdenkt, kommt man doch drauf. Ich zumindest. Du wirst doch wissen, wie du doch fühlst, wenn es deinem Patenkind schelcht geht, weil die Eltern ständig sich anschreien.

Also, ich schreib mal auf, wie ich mich so fühlen würde an deiner Stelle. Besorgt, was aus dem Kind wird, Mitleid für die ganze Familie? Wut auf die Eltern und auf der anderen Seite vielleicht auch Verständnis für ihre Argumantation? Oder vielleicht fühlst du dich auch übergangen, weil sie nur noch mit sich und ihrem Sch*+ beschäftigt sind und auf der einen Seite magst du beide, auf der anderen Seite könntest du sie für ihre Unvernunft an dei Wand klatschen. Vielleicht auch verzweifelt, weil du nicht siehst, wie sich das bessern soll. Außerdem habe ich imemr Angst, wenn Leute untereinander aggressiv werden. Auch wenn sich die Aggressionen nicht direkt gegen mich richten. Hin und her gezogen zwischen dem Bedürfnis, dn Kontakt zu der ganezn Familie abzubrechen, in der Hoffnung, sie sehen mal ein, was sie machen. Und um nicht mehr darunter zu leiden. Und dem Bedürfnis, zu bleiben und evt. positv Einfluss nehmen zu können. Dann würde ich mich überfordert fühlen, weil sie eine Lösung von dir/mir erwarten. Und unverstanden, weil alles, was ich/du sage, nicht anzukommen scheint.

So. Und wie ist es bei dir? Ganz anders, oder ungefähr so?

lg

aire

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 21:17
von kleines Ich-bin-ich
Hi Aire!

Danke für die rasche Antwort! :)
aire hat geschrieben:Du wirst doch wissen, wie du doch fühlst, wenn es deinem Patenkind schelcht geht, weil die Eltern ständig sich anschreien.
Naja, nein, ist oft so, dass ich mir denke, jetzt sollte ich das und das fühlen, aber ich spüre es einfach nicht... Schwierig zu erklären irgendwie...

aire hat geschrieben:Besorgt, was aus dem Kind wird, Mitleid für die ganze Familie?
Ja, das passt, hab ich auch gesagt, hat er aber nicht gelten lassen...
aire hat geschrieben:Wut auf die Eltern
...das würde er gerne hören, aber da ist keine Wut, ich bin so gut wie nie wütend, auf niemanden...
aire hat geschrieben:auf der einen Seite magst du beide, auf der anderen Seite könntest du sie für ihre Unvernunft an dei Wand klatschen. Vielleicht auch verzweifelt, weil du nicht siehst, wie sich das bessern soll.
Ja... Das passt, aber ob das als "Gefühl" durchgeht?
aire hat geschrieben:Außerdem habe ich imemr Angst, wenn Leute untereinander aggressiv werden. Auch wenn sich die Aggressionen nicht direkt gegen mich richten. Hin und her gezogen zwischen dem Bedürfnis, dn Kontakt zu der ganezn Familie abzubrechen, in der Hoffnung, sie sehen mal ein, was sie machen. Und um nicht mehr darunter zu leiden.
...nein, das spricht mich nicht wirklich an...
aire hat geschrieben:Und dem Bedürfnis, zu bleiben und evt. positv Einfluss nehmen zu können. Dann würde ich mich überfordert fühlen, weil sie eine Lösung von dir/mir erwarten. Und unverstanden, weil alles, was ich/du sage, nicht anzukommen scheint.
Ja, das würde passen... Aber ist das ein Gefühl???

Aber naja, irgendwie, er hat heute gemeint, ich soll mir eine bestimmte Situation vorstellen und sagen, was ich da fühlen würde. Hab sogar ein paar Gefühle aufzählen können, aber als er dann gefragt hat: "Spüren Sie diese Gefühle jetzt?", musste ich "Nein" sagen, ich hab gar nichts gefühlt - und das ist in total vielen Situationen so... :? Wär gern ein bisserl "gefühlsdusseliger"...

gglg, Hörnchen

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 23:10
von aire
Na, dein Therapeut ist ja anspruchsvoll. Was bei dem nicht alles kein Gefühl ist. Was soll's denn sonst sein? Rote Beete?

Und ich meine, ich fühle Gefühle auch, wenn ich mich an eine Situation erinnere. wenn es eine witzige Stuation ist, reicht es, wenn ich es mir bildlich vorstelle und ich fange an zu schmunzeln. Kennst du das nicht? Oder ich denke an eine Person, die ich lieb habe, und lächele.

Und wütend bin ich auch oft. Ist schon schwierig, weil ich dann immer das Bedürfnis bekomme, den Leuten die Kufe überzuziehen. :twisted: Oder sie quer über das Eis zu schleifen... Kann mich aber am Riemen reißen... :wink: Ich belasse es bei der Vorstellung und konzentriere michdann auf das, was ich eigentlich machen wollte.

lg

aire

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Mi Jan 28, 2009 23:53
von mortl
ich würd mir da ziewmlich unverstanden vorkommen.

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Do Jan 29, 2009 6:33
von Piggi
Hallo hörnchen

Möchte dir nur sagen, dass ich deine Situation auch kenne. Ich meine, mit dem nicht Fühlen können. Der Kopf sagt manchmal es ist so oder so, aber man fühlt es nicht.
Dies kommt daher, weil die Gefühle abgespalten sind und erst wieder zueinander geführt werden müssen. Soll zumindest bei mir so sein.
Wünsch dir einen schönen Tag

cogito

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Do Jan 29, 2009 12:28
von kleines Ich-bin-ich
Hallo ihr 3! :)

Danke für eure Antworten!

@aire:
aire hat geschrieben:wenn es eine witzige Stuation ist, reicht es, wenn ich es mir bildlich vorstelle und ich fange an zu schmunzeln.
Oja, das kenn ich schon, ist ja auch nicht immer so, dass ich mir beim fühlen so schwer tue und es sind auch meistens Situationen, in denen ich intensiver fühlen müsste, bei denen dass nicht "klappt".
aire hat geschrieben:Na, dein Therapeut ist ja anspruchsvoll. Was bei dem nicht alles kein Gefühl ist.
Naja, ich glaub er erwartet so "Grundemotionen" wie Wut, Trauer, Freude,... Und "Ich mache mir Sorgen" gehört da definitif nicht dazu...

@mortl: Oja, verstanden fühle ich mich schon, bin sehr froh, ihn jetzt als meinen Thera zu haben. Er versteht z.T. sogar schneller als ich es erwarten würde. Hab z.B. in der ersten Stunde ein bisschen über meine Beziehung zu meinem Schwager in spe erzählt und mich eigentlich bemüht auch die positiven Seiten einzubringen, als ich dann wieder einen Satz über ihn gesagt hab, meinte er ganz nüchtern "Ich weiß schon, sie mögen ihn nicht." Das hat mich ziemlich überrascht, denn so sehr diese Aussage stimmt: Das habe ich bis dato noch nicht mal mir selbst gegenüber zugegben gehabt...

@cogito:
Danke, dass du dich gemeldet hast, das ist nämlich so ziemlich der einzige Punkt, bei dem ich mich von meinen Thera wirklich nicht so recht verstanden fühle: Ich hab ihm das schon 2 mal geschildert und das eine mal hat er mich nur verständnislos angeschaut. Beim 2. mal hat er gesagt "Das nennt man Dissoziation, das kann auch ein Abwehrmechanismus sein", als ich ihm dann aber erklärt habe, dass das auch bei positiven Gefühlen passieren kann, hat er auf mein "Verstehen Sie was ich meine?" wieder mit "Nein" geantwortet... (obwohl er sonst eigentlich echt immer alles versteht.- finde ihn also trotz allem einen Super-Thera, der mich schon sehr weit gebracht hat...)

Bei mir war's z.B. so, dass ich, als mich jmd. gefragt hat, ob ich mit ihm ausgehen will, gesprungen bin vor "Freude", aber gleichzeitig diese "Freude" nicht gespürt habe. Oder dass ich letztens am Telefon beim Erzählen über mein Patenkind geheult habe, aber auch hier keine Trauer gespürt hab.

Ist das bei dir auch so? Dass die körperlichen Korrelate z.T. zwar da sind, aber die Gefühle selbst nicht? Und ist das bei dir immer so oder nur in manchen Situationen (bei mir ist's nämlich nicht immer so.) Und gibt's da irgendwas spezielles, was man innerhalb oder außerhalb der Tehrapie machen kann dagegen?

Fragen über Fragen - ich weiß, tut mir leid, du musst aber nicht antworten, wenn du nicht willst...

DANKE nochmal,
euer Hörnchen :)

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Do Jan 29, 2009 14:17
von aire
"es sind auch meistens Situationen, in denen ich intensiver fühlen müsste, bei denen dass nicht "klappt". "

Ich finde, dein Therapeut übertreibt es reichlich. Stelle dir vor, du wärst ständig von irgendwelchen intensiven Gefühlen übermannt, die du gerade hast, weil du dich an was erinnerst. Wärst ja gar nicht mehr in der Lage, deinen Alltag zu bewältigen.

"Naja, ich glaub er erwartet so "Grundemotionen" wie Wut, Trauer, Freude,... Und "Ich mache mir Sorgen" gehört da definitif nicht dazu"

Ach so, dein Therapeut erwartet die emotionale Bandbreite von einem Kaninchen.... "Besorgnis" fällt da raus, das kann sein...

lg

aire

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Do Jan 29, 2009 16:35
von kleines Ich-bin-ich
aire hat geschrieben:"es sind auch meistens Situationen, in denen ich intensiver fühlen müsste, bei denen dass nicht "klappt". "

Ich finde, dein Therapeut übertreibt es reichlich. Stelle dir vor, du wärst ständig von irgendwelchen intensiven Gefühlen übermannt, die du gerade hast, weil du dich an was erinnerst. Wärst ja gar nicht mehr in der Lage, deinen Alltag zu bewältigen.
...das kommt ja nicht von ihm, sondern von mir. Und gemeint sind ja auch nicht so überwältigende Gefühle, wo man sonst den Alltag nicht mehr packt (hab auch nie was Traumatisches erlebt, sowas gäb's also bei mir auch gar nicht), sondern halt intensivere Alltagsgefühle, wie z.B. Freude, wenn man zu einem Date eingeladen wird oder Angst vorm Erstgespräch...
aire hat geschrieben:"Naja, ich glaub er erwartet so "Grundemotionen" wie Wut, Trauer, Freude,... Und "Ich mache mir Sorgen" gehört da definitif nicht dazu"

Ach so, dein Therapeut erwartet die emotionale Bandbreite von einem Kaninchen.... "Besorgnis" fällt da raus, das kann sein...
Aire, es gibt in der Psychologie so "Grundemotionen", die ein Mensch schon als Baby empfinden kann, die restlichen entwickeln sich erst im Laufe des Lebens daraus. Ist wie bei der Farbenlehre: Grün ist die "Entwicklung" aus blau und gelb - und er will eben nicht grün (würde hier der Besorgnis entsprechen) hören, sondern das dahinter stehende blau und gelb...

Und noch was: Ich weiß, der Thread verleitet ev. ein bisschen dazu, aber bitte zieht nicht über meinen Thera her. Ich bin sehr froh, dass ich ihn "gefunden" habe und empfinde ihn als sehr guten Therapeuten, aber ich weiß, dass ich mich von Kritik an Leuten aus meinem Umkreis sehr beeinflussen lasse... Ich weiß, dass du es gut meinst, aire, aber ich bin da halt leider recht stark beeinflussbar und möchte nicht, dass mein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu ihm darunter leidet. Ich hoffe du verstehst das und fühlst dich nicht persönlich angegriffen?

gglg, Hörnchen

Re: Ja, aber wie fühlen SIE sich?...

Verfasst: Do Jan 29, 2009 17:35
von aire
Hörnchen hat geschrieben:Und noch was: Ich weiß, der Thread verleitet ev. ein bisschen dazu, aber bitte zieht nicht über meinen Thera her. Ich bin sehr froh, dass ich ihn "gefunden" habe und empfinde ihn als sehr guten Therapeuten, aber ich weiß, dass ich mich von Kritik an Leuten aus meinem Umkreis sehr beeinflussen lasse...
Ich hab nicht über deinen Therapeuten hergezogen. Das hast du jetzt so ausgelegt. Wenn das Konzept deines Therapeuten mir seltsam vorkommt, kann das drei Gründe haben. Erstens: Dein Therapeut hat ein komisches Konzept. Zweitens: Du hast es falsch verstanden/rübergebracht oder drittens: Ich habe es falsch verstanden. Oder eine Kombination aus zwei bis drei dieser Faktoren.
Aire, es gibt in der Psychologie so "Grundemotionen", die ein Mensch schon als Baby empfinden kann, die restlichen entwickeln sich erst im Laufe des Lebens daraus. Ist wie bei der Farbenlehre: Grün ist die "Entwicklung" aus blau und gelb - und er will eben nicht grün (würde hier der Besorgnis entsprechen) hören, sondern das dahinter stehende blau und gelb...
Hörnchen, du bist aber schon lange kein Baby mehr. Wie sollst du da Babyemotionen beschreiben können??? Ich meine, vermutlich kannst du hingehen, wenn du z.B. dich besorgt fühlst und dir überlegen, okay, könnte den Grundemotion Angst und Trauer entsprechen. Aber das ist ja dann nicht Gefühle ausgedrückt, sondern eine kognitive Leistung. Außerdem wissen wir alle, Angst fühlt sich anders an als besorgt sein. Besorgt sein quält einen auf eine ganz andere Art. Es kann einen beides wahnsinnig machen, aber auf eine andere Art und Weise. Zu der Definition von Angst gehört, dass man fliehen möchte. Wenn man besorgt ist, will man nicht wirklich fliehen. Eher aktiv werden und etwas überlegtes tun. Vielleicht eher noch so wie Hilflosigkeit. (Aber wer weiß schon genau, ob so ein quengelndes Baby sich hilflos fühlen kann, oder ob das aus den Grundemotionen wieder rausfällt?) Und Trauer haut auch nicht wirklich hin, Trauer hat etwas passiveres. Wäre mal gespannt, wei dein Therapeut das eigentlich meint. Und wenn ich im Erstgespräc keine Angst hätte, würde ich das bestimmt nicht therapieren lassen.
lg

aire