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kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 6:29
von zornröschen
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Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 9:04
von nudel
hallo Psychobella,
ich denke schon ds unter gewissen Vorraussetzung eine Klinik durchaus #Sinn machen kann. Man hat die Möglichkeit sich wieder neu zu strukturieren und einen neuen Anfang zu wagen.
DAs Problem ist das man sich im Alltag auch wieder daran gewöhnen muss und das was man in der Klinik erlernt hat muss sich immer wieder im Alltag bewusst machen

LG pasta

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 9:40
von Caruso
Nehmen wir mal den Fall eines "klassischen" Klinikaufenthaltes. Ich habe irgendwo Schmerzen, es tut was weh. Mein Hausarzt erstellt eine Diagnose und weist mich in eine Klinik ein. Voruntersuchung, OP-Termin, es kommen eine Menge kleiner grüner Männchen mit weissen Masken und einem Skalpell, Narkose, aufschneiden, reparieren, zunähen, Rekonvaleszenz - fertig !! Alles gut.

Der Klinikaufenthalt in einer Suchtklinik (und dabei ist es egal, um welche Sucht es sich handelt) verläuft einen Tick abweichend. Die Grundzüge sind gleich. Es gibt Symptome, die ich wahrnehme und die mein tägliches Leben so beeinflussen, dass meine Lebensqualitität entscheidend darunter leidet. Der Hausarzt diagnostiziert meine Sucht und weist ein. Nun kommt der Unterschied. Es kommen nun keine kleinen grünen Männchen, es kommen Psychologen und Berater. Und die haben auch ein Skalpell. Ihre Worte sind das Skalpell. Und damit wollen sie nicht an die Organe, sondern an die Psyche. Und es gibt keine Narkose, sondern alles passiert unter vollem Bewusstsein. Diese "Chirurgen" haben nur dann eine Chance erfolgreich zu "operieren", wenn der Patient bereit ist, das Skalpell (die Worte) auch zuzulassen. Und da es ja, wie gesagt, ohne Narkose passiert, kann das richtig weh tun.

Der Erfolg des Besuches einer Suchtklinik hängt also nicht in erster Linie vom Können der Ärzte ab, sondern von der eigenen Bereitschaft, sich an der Psyche herumoperieren lassen zu wollen. Es ist eben nicht der Weg dort hin, ein Eingriff wird gemacht - alles ist wieder gut. Eine Suchtklinik ist nicht die "Quelle von Lourdes", wo man eben mal hingeht und geheilt wieder wegläuft. Es ist ein Baustein auf dem eigenen Weg, an dem eigenen Verhalten etwas ändern zu wollen. Wer diesen Willen mitbringt, der hat gute Chancen, in dieser Klinik Handwerkszeug an die Hand zu bekommen, mit dem später, sozusagen im "richtigen Leben", es leichter fällt mit Verhaltensmustern umzugehen, die man sich jahrelang antrainiert hat und nun ein Ende haben sollen.

Ein weiterer Vorteil (aber auch ein Nachteil, wie es Pasta schon beschrieben hat), ist die Funktion der "Käseglocke" einer solchen Klinik. Man ist für ca. 6 Wochen raus aus dem eigenen Umfeld. Bestimmte Stressfaktoren des eigenen häuslichen Umfeldes finden dort nicht statt, weil eben nicht existent. Auch sind alle Menschen dort mehr oder weniger mit dem gleichen Problem behaftet, man fühlt sich dort sicherer und geborgen. Das bedeutet, man kann sich leichter öffnen, weil man Zeit hat, sich mit dem zu beschäftigen, was man dort alles erfährt und lernt.
Die Gefahr ist die Rückkehr ins eigene Leben. Weil dort hat sich ja meistens gar nichts geändert. Das bedeutet, dass alle Probleme nach wie vor auf einen warten. Die "Käseglocke" der Klinik wird abrupt weg gezogen, das "richtige" Leben schlägt ungefiltert wieder zu.

Nun liegt es an der eigenen Person, das dort gewonnene "Handwerkszeug" erfolgreich umzusetzen. Manchen gelingt es, manchen aber auch nicht. Deswegen gibt es Rückfallquoten, weil der Besuch einer Suchtklinik eben nicht gleichzusetzen ist, mit dem einer Chirurgischen.

Der Erfolg oder Mißerfolg des Besuches einer solchen Klinik ist zu 90% an die eigene Person geknüpft, nicht in erster Linie an die Kunst der dortigen "Chirurgen".

lieber Gruss
caruso

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 13:20
von sasi
hallo psychobella,

ich war insgesamt 12 wochen in einer klinik dieses jahr.
mir hat es sehr geholfen meinen weg aus der b* hinaus anzufangen. ich habe mich auf alles dort eingelassen mit der zeit. habe in vielen bereichen die verantwortung abgegeben und vertraut.
habe intensive gespräche geführt und versucht an mir zu arbeiten. es war nicht leicht bzw. ist es heute auch nicht, immer wieder viele schmerzende punkte.
jetzt im nachhinein gesehen hätte ich keine bessere entscheidung treffen können als in diese klinik zu gehen! es ist ein so großes stück lebensqualität zurückgekehrt und ich kann sagen "ich lebe".

"geheilt" war/bin ich mit dem tag der entlassung nicht. wie schon gesagt die klinik war der der erste, aber auch unumgängliche schritt, auf meinem weg. ich muss weitermachen, hier in der realität.
und wie pasta und caruso auch schon sagten,es hängt von der person selbst ab da kann die klinik auch noch so gut sein.

lg

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 18:44
von Shy
ich war letztes jahr in einer klinik. ob es mir geholfen hat?! ich habe ne ganze menge zugenommen....weil ich angst hatte...ich hatte angst davor, dass mein gewicht weiter runter geht....ich hatte angst davor, zu sterben.....

ich habe dort zugenommen....sonst konnte ich leider nicht wirklich etwas mitnehmen....die therapeuten und ärzte dort haben mir ans herz gelegt, dass ich noch mindestens zweimal einen stationären aufenthalt machen müsse. ....ich werd´s nich tun....weil ich jetzt denke, dass es mir nichts bringen würde!

ich denke, dass ein stationärer aufenthalt nur etwas bringt, wenn man das programm dort mit macht! wenn man sich dagegen streubt und keinen bock darauf hat....angst davor hat und es nicht ausprobiert und sich fallen lässt ist ein stationärer aufenthalt absolute verschwendung.

es muss jeder für sich entscheiden.... :roll:

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 18:54
von *Larissa*
Shy hat geschrieben:ich denke, dass ein stationärer aufenthalt nur etwas bringt, wenn man das programm dort mit macht! wenn man sich dagegen streubt und keinen bock darauf hat....angst davor hat und es nicht ausprobiert und sich fallen lässt ist ein stationärer aufenthalt absolute verschwendung.
Das denke ich auch, Shy.
-ich war leider nich mit dieser Einstellung in all den Kliniken :? :shock: :roll:

Wenn man eine Mauer um sich aufbaut, das Gefühl hat es bringe eh nicht, oder man will ja gar nichts ändern, dann denke ich auch das ein stat. Aufenthalt nichts bringt. Wenn man hingegen sagt "so kann es nicht weitergehen" und man auch merkt dass viele Dinge nicht mehr gehen die man früher vielleicht mit leichtigkeit ausgeübt hat, dann denke ich dass es einen Sinn macht.
Ich meine, mann muss ja oft auch einen Therapievertrag unterzeichnen, wo man quasi zusagt man wolle etwas ändern und ist auch bereit dazu. Doch die Unterschrift ist leider zu leicht gesetzt als dann auch danach gehandelt... :roll:

Larissa

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 19:29
von bumble-bee
Ich habe noch keinen stationären Aufenthalt hinter mir, aber schon oft darüber nachgedacht. Manchmal denke ich, das ist die Lösung, dann pack ich es! Aber oft denke ich auch, wahrscheinlich schaffe ich es in der Klinik sehr gut etwas zu ändern (ist ja auch nicht anders möglich dort) aber sobald ich zuhause bin ist alles wie immer. Der Transfer gelingt einfach nicht.
Genauso wie ich im Urlaub einfach so ganz normal essen kann, sobald ich aber wieder daheim bin,ist alles unveändert.
Dennoch denke ich, dass es besser ist, als nichts tun, denn wenn die Chance besteht, dass dein Schalter im Kopf sich dort umlegt, dann ist es doch wert, die Zeit zu investieren, denn wieviel Zeit es dir dafür in der Zukunft erspart, die du ansonsten mit deiner Bulimie verbracht hättens ?!?

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 20:30
von Shy
in der klinik wurde ich ständig gefragt, ob ich´s wirklich ernst meine. die waren alle der meinung, dass ich net genug dagegen ankämpfen würde. ich hab gekämpft - und wie. andere haben es versucht - und ich hab gesehen, dass nur der versuch allein net ausreicht. es muss nen großer willen dahinter stecken, wenn der nicht da ist was willst du dann in einer klinik?

meine station war für essstörungen spezialisiert. die hatten nen programm und das musste durchgezogen werden. wenn du keinen willen gezeigt hast musstest du gehen. ich war ziemlich sauer und traurig, dass einige gehen mussten - einige, die ich sehr lieb gewonnen hatte. ich hab das einfach net verstehen können. jetzt verstehe ich´s. sie mussten gehen, weil sie es nicht wollten - entweder sie wollten es gar nich oder nur ein wenig. und das hat nicht ausgereicht. die therapeuten standen machtlos demjenigen gegenüber. wenn man niemanden an sich heran lässt und denkt, dass man an seiner einstellung nichts ändern möchte, dann keiner etwas tun - nur man selbst. sicherlich macht man kleine schritte. und es gibt rückschläge. aber wenn man nicht dafür kämpft, was man vorgibt zu wollen, dann bringt das ganze nichts. man muss sich wirklich bewusst darüber sein, was man will, man muss kämpfen. versuchen den therapeuten und pflegern zu vertrauen und sich auf das ganze einlassen. wenn man das nicht tut, dann bringt ne klinik nichts!

ich wollte es, und ich will es noch immer....nur nicht mehr so stark, wie es mal war. es nimmt immer mehr ab...meine willensstärke....meine kraft....ich bin mit einem gewicht entlassen worden - da wollte ich nie mehr hin. ich hab´s gehalten und ich hasse es. es ist ätzend, ich kann mich net anschauen....ich werde immer depressiver....prinzipiell gesehen hätte ich nochmal gleich 12 wochen hinten dran hängen müssen, um irgendwie damit zurecht zu kommen. das ging aber nicht.

....egal....mag mich hier net um kopf und kragen reden....

fakt ist, dass man es wollen muss und sich auf alles einlassen muss! - meiner meinung nach

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Mo Sep 22, 2008 21:12
von *Larissa*
bumble-bee hat geschrieben:Manchmal denke ich, das ist die Lösung, dann pack ich es! Aber oft denke ich auch, wahrscheinlich schaffe ich es in der Klinik sehr gut etwas zu ändern (ist ja auch nicht anders möglich dort) aber sobald ich zuhause bin ist alles wie immer.
Das kann man doch vor so einem Aufenthalt nicht sagen, jedenfalls nicht genau!
In der Klinik ist es in der Tat so dass einem alles viel viel leichter fällt, aber...ist ja auch kein Wunder mit all den Fachleuten die sich von oben bis unten mit diesem Thema befassen und auskennen.
Es heisst aber auch nicht dass es dann zuhause wieder total den Bach hinunter gehen muss. Man bekommt oder kann bekommen, in einer Klinik auch viele Tips für zuhause, Pläne nach denen man gehen kann. Oder, in der Schweiz gibt es z.B. auch sowas wie eine Tagesklinik, wo man anschliessend hingehen kann, wo man dann aber zuhause schläft, 2 Mahlzeiten zuhause einnimmt, aber trotzem Therapeuten den ganzen Tag um sich hat und auch Therapiestunden mit anderen Patientinnen weitergeführt werden.
-ich weiss halt nicht obs sowas auch gibt bei dir, bumble-bee?

ps: doch ich finde es falsch wenn man noch gar nie, oder nicht gehen will, weil man denkt dass es ja eh nichts bringen wird, oder wenn dann nur momentan. Das kann man ja gar nicht sagen wenn man es nie versucht hat.
Das ist nicht nur bei dem so sondern bei vielen anderen Sachen auch :wink:

Liebe Grüsse

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Di Sep 23, 2008 18:26
von aire
Bild
:shock: Den gleichen Avatar hatte Sonnenblume (Marisa) auch mal... :( Nur in Farbe... ich glaube, die Schuhe waren pink.... und beim Pullover waren grüne Streifen dabei....

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Di Sep 23, 2008 19:30
von Colourful
Ich stimme erstmal Caruso zu, wenn man bereit ist, dann kann man bestimmt etwas verändern. Auf der anderen Seite kenne ich so viele Leute, die in einer Klinik waren und wo der Erfolg nicht gegeben war. Ich habe sogar das Gefühl, dass es bei der Mehrheit der Leute so ist. Warum, kann ich nicht genau sagen. Aber das sind auch nur Beobachtungen, auf denen ich das gründe. War selbst in keiner Klinik und sehe da auch keinen Grund zu (ob das so gut ist, weiß ich nicht).

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass man, wenn man bereit ist etwas zu ändern und die Veränderungen auch zu tragen (Gewichtszunahme, andere Verhaltensweisen etc.) dann kann man gesund werden. Und dann ist der Weg, den man letztlich wählt auch eine persönliche Sache. Vielleicht kommt manch einer mit einer ambulanten Therapie besser zurecht, als mit einem stationären Aufenthalt. Dafür sind wir alle viel zu verschieden, um das so pauschal sagen zu können.
Wenn die Bereitschaft nicht gegeben ist, kann der beste Arzt und Therapeut ziemlich wenig tun. Anders als ein Chirug, der kann ja immer schneiden.

Ja.

Alles Liebe, Colourful

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Do Sep 25, 2008 8:34
von zornröschen
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Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Do Sep 25, 2008 8:37
von zornröschen
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Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Do Okt 02, 2008 10:19
von CoCoRiCo
kann ne klinik wirklich helfen
bestimmt irgendwie. dem einen mehr, dem anderen weniger. man wird ja intensiv therapiert, nicht wie bei der ambulanten thera nur 1 oder 2 mal die woche.

aber ich hab mir auch vom psychiater, dem klinikpersonal etc. sagen lassen, dass man auf jeden fall ambulante therapie danach machen muss.

aber die klinik seh ich ned unbedingt als zeitverschwendung. vllt. ist die situation dort anders als daheim und man erkennt, was man daheim ändern könnte um die b* hinter sich zu lassen..

naja, aber die gefahr is halt immer da dass das ganze chronisch wird.. :(

Re: kann ne klinik wirklich helfen?

Verfasst: Do Okt 02, 2008 10:35
von zornröschen
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