Wann ist es Zeit für eine ambulante Therapie?

#1
Hallo!

Ich leide seit längerem an Essstörungen, wann es wirklich angefangen hat, weiß ich nicht mehr. Seit ca. 7 Monaten habe ich mehrmals wöchentlich bulimische Anfälle. Vor 3-4 Monaten habe ich eine Psychotherapie begonnen, bzw. ich besuche eine künftige Therapeutin, die noch in Ausbildung ist. Ich mag sie sehr, ich fühle mich verstanden, sie hilft mir und im Grunde vertraue ich ihr. Allerdings sprechen wir mehr um das "Drumherum", was auch sicher Sinn und Zweck der Sache ist.
Allerdings... fällt es mir wirklich schwer, über meine Fressattacken selbst zu sprechen. Ich rede nicht gern darüber. Auch nicht darüber, wie sehr es mich belastet. Ich schäme mich so dafür.
Sie fragt mich natürlich nach meinem Essverhalten und ich antworte je nachdem "ich hatte wieder Fressattacken" oder "diese Woche ging's mir recht gut". Mehr will ich darüber auch nicht reden. Ich finde es hilft meinem Allgemeinzustand, über meine aktuellen Probleme oder Gefühle zu reden.
Aber meine Essgewohnheiten haben sich seit Beginn der Therapie kein bisschen verändert. Und es belastet mich immer mehr, diese Auswegslosigkeit. Wird es jemals besser werden?
Ich habe bereits ein paar Kilos zugenommen, durch die ungesunde Ernährung habe ich Cellulite bekommen und ich fühle mich einfach nicht mehr wohl in meiner Haut.
Aber auch wenn ich mir nach einer Fressattacke wiedermal noch so sehr vornehme, dass ich "einfach damit aufhöre" - es gelingt natürlich nicht.

Jetzt überlege ich... Wann ist es denn Zeit für eine ambulante Therapie?
Was kann ich sonst machen?
Meine Schwester hatte ebenfalls Bulimie, das ist allerdings schon viele Jahre her. Sie war in Therapie bei Dr. Weber in Klagenfurt. Ich habe gehört, er ist umstritten. Aber was soll's, sie ist geheilt. Und ich denke mir, vielleicht brauche auch ich solche Maßnahmen.
Was mich davon abhaltet, hinzugehen, sind die hohen Kosten. Und dass es meine Familie nicht weiß, dass ich Bulimie habe (ich wage es auch nicht zu sagen, da meine Schwester bereits diese Probleme hatte und machte - und jetzt auch noch ich!). Der stationäre Aufenthalt würde außerdem im Büro Aufsehen erregen... und und und.
Was soll ich tun?
Wann ist es Zeit, andere Schritte zu tun?

Bitte um eure Hilfe...

#2
Liebe Bibi,

ich denke, dass es zum Großteil an einem selbst liegt, ob eine Therapie wirkt oder nicht. Nun ist Bulimie ja nichts, was von heute auf morgen verschwindet. Ich denke, du hast eine gute Beziehung zu deiner Therapeutin und das ist schon mal wertvoll. Am besten redest du mal mit ihr, über das Gefühl, nicht weiter zu kommen, und was du noch machen könntest. Wie du das siehst, wie sie das sieht. Vielleicht gibt es ja kleine Erfolge, die du nicht siehst. Vielleicht denkt sie auch wie du.

Was für „umstrittene Methoden“ wendet der Herr Therapeut denn an? (Ich würde Anonymität wahren und den Namen und die Adresse editieren… deinetwegen. Ist besser.) Ich denke, jeder hat seinen eigenen Weg… dem einen hilft Analyse, dem anderen Verhaltenstherapie. Weißt du? Jedenfalls gut, dass du kämpfst und dir Gedanken machst.

Lg

aire

#3
Hallo aire!

Danke für die schnelle Antwort!
"Umstrittene Therapie" - das habe ich v.a. aus diesem Forum. Von meiner Schwester weiß ich hauptsächlich, dass er ein sehr "kühler" Mensch ist, vielleicht ein bisschen provokant!? Was weiß ich.
Aber ihr hat die radikale Therapie geholfen.
Man durfte keinen Sport betreiben, Bulimiker wurden vom Personal in's Bad oder auf's WC begleitet, man musste viel schreiben.
Grundsätzlich klingt das ja gut, aber es soll sehr hart gewesen sein.
6 Wochen dauert das glaube ich, danach ein halbes Jahr lang genau aufschreiben, was man wann gegessen hat, was man gemacht hat etc. Sport vorgeschrieben, aber in Maßen.

Naja, ich werde mal wieder versuchen, mit meiner Therapeutin darüber zu reden. Vielleicht sollte ich ihr auch schreiben. Nach außen hin will es mir einfach nicht gelingen, Schwächen zu zeigen. Über alles kann ich leichter reden. Wahrscheinlich bringt es genau das auf den Punkt: alles in sich hineinfressen. Und im Endeffekt wieder auskotzen, weil ich damit nich umgehen kann (sowohl Probleme als auch Essen).
Erkenntnisse habe ich ja so einige. :)

Danke jedenfalls nochmal!

Ich wünsch dir Alles Gute und schick dir Liebe Grüße!
Und ein schönes Wochenende!

Bibi