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Klinik trotz Ausbildung?

Verfasst: Di Mai 18, 2004 21:02
von sonnenregen
Hi!

Ich stecke gerade mitten in der Berufsausbildung und weiß echt nicht mehr weiter. Ich habe so viel stress auf der Arbeit, muss oft Überstunden machen und trage schon jetzt sehr viel Verantwortung. Der Betrieb erwartet sehr viel von mir. Konnte mir schon anhören, dass Flüchtigkeitsfehler absolut inaktzeptabel seien, da hier nur die Besten der Besten arbeiten und so weiter. Noch dazu kommt die Schule.
Ich hab so schlimme FAs, besonders am Wochenende. Montags habe ich immer starke Halsschmerzen. Ich fühle mich immer müde und schlapp. Kann mich nicht konzentrieren, Magen Darm Probleme, Übelkeit... ach meine Liste der Beschwerden ist sooo lang.
In der Berufsschule finde ich auch keinen Anschluss, weil ich immernoch sehr wenig Selbstbewusstsein hab. :cry:

Ich mache momentan zwar eine ambulante Therapie, die mir aber nichts bringt, würde gern wechseln aber es ist unheimlich schwer abends Termine zu bekommen. Noch dazu schaffe ich es oft nicht die Termine einzuhalten, weil ich wie gesagt oft Überstunden machen muss (die auch nicht mit Freizeit ausgeglichen werden).
Eine Ärztin riet mir nochmal in eine Klinik zu gehen (habe vor zwei J. eine vollstationäre Therapie gemacht) weil die ES noch da ist. Aber wie soll ich das mit meiner Ausbildung hinkriegen??? Ich brauche dringend professionelle Hilfe, den Druck der auf mir lastet halte ich einfach nicht mehr aus. Ich bin schon wieder so tief drin in dem Strudel aus essen...k*, essen...K*

Meine Ausbildung macht mir Spaß und ist mir wichtig, aber beides, B* und Job kriege ich momentan nicht auf die Reihe....

Therapie oder Zähne zusammenbeißen und durch???

Verfasst: Di Mai 18, 2004 21:28
von Hope
Hi Sonnenregen,

also bei mir ging das, dass ich ein Jahr meine Ausbildung unterbrochen habe wg. Thera und weil ich's einfach nicht mehr geschafft habe B* und Krankenpflegeausbildung unter einen Hut zu bekommen. Vor allem hab ich irrsinnig viel Praktikum und ich konnte das den Patienten gegenüber nicht verantworten. Hab zwar meine Arbeit immer gut gemacht, aber ich musste lernen, dass ich auf mich schauen muss. Ich weiß nich ob ich noch am leben wäre, wenn ich mich nicht für das Jahr entschlossen hätte...
Denk drüber nach - ist vielleicht besser als durchbeißen, denn aufhören wird nur noch und noch schwerer.
Alles, alles Liebe
- Deine Hope -

Verfasst: Mi Mai 19, 2004 21:21
von sonnenregen
Hallo Hope!

Ich würd mir gerne diese Auszeit gönnen, aber mir würde es schwer fallen diese Ausbildung "herzugeben", es ist nämlich mein Traumjob! Außerdem ist es schwer etwas neues zu finden, deswegen bin ich ziemlich hin und her gerissen.... :cry:
Heute lief wieder alles ganz leicht, aber meißtens ist es so, dass ich mich total überarbeitet und fertig fühle. Am Montag habe ich einen Termin bei einer Beratungsstelle, ich werde mich dort mal genau informieren welche Möglichkeiten ich habe.
Mich interessiert vor allem wie andere die Krankheit und berufliches unter einen Hut bringen können.
Das du ein Jahr Pause machen konntest finde ich richtig gut, aber ich glaube bei mir geht das nicht. Es ist ein sehr kleiner Betrieb.

Ich denke immer das ich mich nicht so anstellen brauche, sondern stark sein muss, also auch nicht mehr in eine Klink gehen darf...

Verfasst: Mi Mai 19, 2004 21:56
von Hope
Hi,

also ich glaube gar nicht, dass wir alles alleine machen müssen und uns bloß nicht
so "anstellen" brauchen - das ist ein Blödsinn, denn es IST anstrengend die Krankheit
und Beruf und Alltagsprobleme unter einen Hut zu bekommen. Vor allem dann wenn
man schon sehr Tief im Strudel der Krankheit unten ist. Dann ist es schwer wieder
hoch zu kommen und das ist okay Sonnenregen, denn das ist einfach schwer.
Vielleicht verlangst du zuviel von dir?! Darf ich dich fragne was du für ne Ausbildung
machst?!
Normalerweise gibt es so eine Art "Karenzjahr" - ich konnte das in Anspruch
nehmen und es half mir sehr gut weiter. Wie wäre es wenn du dir einfach mal Gedanken darüber machst was für DICH wichtig ist?!
Denk an dich Sonne :wink: Das ist das wichtigste!!!
Alles, alles Liebe und viel Kraft
- Deine Hope -

Verfasst: Do Mai 20, 2004 23:18
von sonnenregen
Hallo Hope!

Ich mache eine Ausbildung zur Bürokauffrau und bin froh das ich überhaupt eine Lehrstelle gefunden habe. Noch dazu kommt, dass meine Mutter seitdem sehr stolz auf mich ist und ich sozusagen wieder "vorzeigbar" bin.
Habe lange Zeit auf der faulen Haut gelegen und mich um nichts gekümmert. Ihr war es immer unangenehm das ich nicht gearbeitet habe und ich glaube sie hat sich ein bischen dafür geschämt. Seitdem ich die Ausbildung mache behandelt sie mich irgendwie anders.
Mein ganzes Leben lang habe ich alles dafür getan das mich meine Mutter richtig wahrnimmt, weil ich ihr um jeden Preis gefallen wollte, aber mir ist es nie geglückt! :( Jetzt habe ich es geschafft, dass sie mir wenigstens ein bischen Aufmerksamkeit schenkt...ich weiß nicht was sie davon halten würde wenn ich meine Ausbildung wegen "sowas" unterbreche.
Ich weiß genau das sie versuchen würde mir das auszureden und mir vorschlagen würde doch ambulant weiter zu machen oder zu irgendwelchen Beratungsstellen zu gehen. Da sie auch seit meiner Entlassung aus der Klinik kein Wort mehr über meine Essstörung verloren hat, glaube ich sogar sie denkt ich sei wieder gesund...

Es ist einfach so, dass von allen Seiten so ein Druck auf mir lastet, alle (einschließlich mir) erwarten das ich das jetzt hinkriege. Ich darf jetzt nicht schwach sein! Aber ich möchte so gern wieder richtig gesund werden, dann geht auch alles viel leichter mit dem lernen und so.
Vor allem will ich meiner Mutter gefallen... Genauso wie ich auch anderen Leuten immer gefallen möchte, an mich denke ich dabei immer zuletzt. :cry:
Was sagen denn deine Angehörigen zu deiner "Auszeit"?

Verfasst: Fr Mai 21, 2004 9:15
von Hope
Liebe Sonnenregen,

*gleichmitdirschimpf* Das ist nicht richtig was du scheibst und wenn du es
dir mit einem gewissen Abstand noch einmal durchliest, dann wird dir das
auch klar werden. Stell dir vor dir hätte jm. diese Zeilen geschrieben. Es ist
nicht richtig was du da schreibst, weil du musst dir wichtig sein!!!!
Du musst dir wichtig sein!!!

Ich hoffe, dass dir das klar ist Sonnenschein :wink:
Hmm, meine Eltern waren enttäuscht, dass ich überhaupt ne Essstörung habe und meinten, dass ich es ihnen doch bitte nicht hätte sagen müssen,
v.a. nicht vor der Hochzeit meiner Schwester, aber nach der Hochzeit wär
es ihnen auch schon zu spät gewesen, d.h. man kann es Angehörigen nie so
leicht recht machen, aber es geht darum, dass man selber ein gutes Lebens-
gefühl hat und sich wohl fühlt!!!!
Ist es dir wirklich so wichtig was deine Mutter über dich denkt?! Ich muss
dir ehrlich sagen, dass ich es schon längst aufgegeben habe meine Eltern
oder Geschwister glücklich zu machen. Wenn ich das noch nicht aufgehört
hätte, dann würd ich auch nicht versuchen meine Ausbildung zB in Köln
fortzuführen. Ich weiß, dass ich weit weg muss von meiner Familie, weil sie
mich krank machen - im wahrsten Sinne des Wortes. Darum hoffe
ich auch, dass das mit Deutschland klappt.
Schau - was ich dir sagen will ist, dass ich auf mich höre - auf das was meine
Seele mir sagt, was gut für mich ist. Das musst du auch tun.
Weißt du wahre Freunde sind die die einem auch in sehr schweren Zeiten
zur Seite stehen. Das gilt auch für Eltern und Geschwister und sämtliche Bekannte!!!
Es ist wichtig, dass du wieder lernst zu leben.
Die Entscheidung liegt bei dir, aber entscheide dich nicht wenn es zu spät ist.
zB Meine Freundin aus Deutschland wird bald sterben wenn sie nicht anfängt zu essen. Wenn sie nicht diese andere Stimme in ihrem Körper
besiegt die ihr sagt wie schlecht das ist. Warum macht sie das?! Sie hat sich für einen Zustand zwischen Leben und Tod entschieden und das ist
ihre Essstörung. Ich kenne den Zustand, aber es kommt die Zeit da muss
sie sich entscheiden ob sie leben oder sterben will. Die Zeit ist jetzt bei ihr
gekommen... Wenn sie sich nicht bald entscheidet muss ich dann zu ihrer
Beerdigung nach Deutschland fahren. *gleichzuweinenanfang*
Was ich dir damit sagen will ist, dass es immer besser ist sofort etwas zu tun
als wenn es schon sehr spät ist und man kurz vor dem Absprung in den Tod
ist. Ich weiß nicht wofür du dich entscheidest... aber überleg es dir nicht
zu lange, sonst entscheidet das dein Körper vor dir!!!
Alles, alles Liebe und *umärmel*
- Deine Hope -

zu essen

Verfasst: Sa Mai 22, 2004 11:09
von sonnenregen
Hallo Hope!

Ich bewundere dich dafür das du keine Angst vorm Leben hast!!! Damit meine ich das du dich überhaupt traust so weit weg zu gehen! Das du dich traust deine Ausbildung zu unterbrechen und so weiter.
Mein Kopf ist voll von Ängsten wie zum Beispiel die Angst das ich wenn ich diese Ausbildung unterbreche keine neue Stelle finden würde... oder die Angst wenn ich in eine fremde Stadt ziehen würde keine Freunde zu finden... Mein Traum wäre es nämlich auch mal einfach wegzugehen. Ich lebe in einer Kleinstadt, hier erinnert mich alles an meine Vergangenheit, würde gerne weit weg ziehen und nochmal ganz von vorn anfangen, aber dann wäre ich so weit weg von meiner Familie, die ich so brauche, aber die mich auch traurig macht, weil sie mir indirekt das Gefühl gibt nicht gut genug zu sein niemals gut genug zu sein, weil ich kein Abitur habe, weil ich nicht studieren kann, weil ich nicht die brave Tochter war die immer schön gelernt hat und aus der dann was ganz tolles wurde. Seitdem ich die Ausbildung mache ist meine Mutter stolz auf mich, vorher musste ich immer um ihre Aufmerksamkeit kämpfen. :cry:

Verfasst: Sa Mai 22, 2004 11:28
von Hope
Lieber Sonnenregen,

ach nein, du musst mich nicht bewundern. Ich hab genug Angst vor dem Leben.
Ich habe Angst, dass man mir weh tut und ich hab ständig Angst andere zu
enttäuschen, aber ich glaube das gerade diese Dinge mich zu so einer starken
Persönlichkeit machen.
Man muss einfach mal die Schritte wagen - ich habe eigentlich nichts zu verlieren
und das halte ich mir vor Augen. Ich kann nur gewinnen.
Ich sehe das nicht als Flucht, wenn ich hier weggehe, sondern als Bereicherung
und ich weiß, dass ich meien Probleme, Sorgen, Ängste überall hinnehmen
werde wo ich auch hingehe, aber ich seh es auch als Neuanfang.
Die Familie ist nicht der Maßstab aller Dinge Sonnenregen - das ist wichtig,
dass man das weiß.
Halt dir das vor Augen meine Liebe
Nen schönen Tag noch und viel Kraft
- Deine Hope -

Verfasst: Mo Mai 24, 2004 21:01
von sonnenregen
Hi Hope!

Ich war heute bei einer Beratungsstelle. Die Frau dort hat mir einige Adressen genannt mitdenen ich vielleicht auch ohne Klinikaufenthalt wieder gesund werden könnte. Wenn das nich klappt hat sie mir ans Herz gelegt die Ausbildung zu unterbrechen, weil mir meine Gesundheit wichtiger sein sollte und der Betrieb auch zu den Dingen zählt, die mich momentan krank machen.
Ich werde es jetzt selbst in die Hand nehmen alles versuchen was geht, und wenns nicht klappt, dann werde ich den Schritt wagen und mich noch mal in eine Klinik begeben!

Danke für deinen Rat du hast mir Mut gemacht und trotzdem bist du mutiger als ich. Auch wenn du das grade etwas herunter gespielt hast, finde ich deine Einstellung toll, mach weiter so!!!! :wink:

In welche Stadt in Deutschland würdest du denn am liebsten ziehen?

Bis bald
sonnenregen :D

Verfasst: Mo Mai 24, 2004 21:13
von Hope
Hallo Sonnenregen,

ich will nach Köln ziehen. Hab heut nen Brief von ner Krankenpflegeschule
bekommen, sie werden mein Ansuchen weiterleiten und sich dann mit
mir in Verbindung setzen - bin ganz schön nervös.

Ich bin stolz auf dich, dass du diesen Schritt gewagt hast und zu der
Beratungsstelle gegangen bist - das ist wirklich spitze. Du kannst auch stolz
auf dich sein.
Nein, ich will meinen Mut (oder wie man da sagt) gar nicht runter spielen.
Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man das tut was die Seele braucht.
Man muss mehr auf sein Herz hören - das führt einen dann schon auf
den richtigen Weg!!!
Alles, alles Liebe und viel Kraft
- Deine Hope -

...Sag mir wie sich alles entwickelt bitte, ich werd für dich beten!

Verfasst: Mo Mai 24, 2004 21:17
von sonnenregen
Hmmm, Köln?

So weit ist das ja gar nicht von mir weg. Kennst du dort schon ein paar Leute?

Verfasst: Mo Mai 24, 2004 21:22
von Hope
Nich sehr viele.
Eine kenn ich, die war mit mir in Wien in ner Klinik. Ne andere zieht wahrscheinlihc
dorthin und meine andere Freundin wohnt in Koblenz (ne Stunde von
Köln entfernt)... weiß nich ob sie bis dahin noch lebt, aber wenn ja, kenn
ich 3 Leute.
Wir können uns ja dann ma treffen :wink:

Verfasst: Mi Mai 26, 2004 12:55
von Sukkubus
Hey Sonnenregen,

ich hatte damals das gleiche Problem.
Thera oder Ausbildung?
Wir wär es mit beidem?
Ich habe meine Ausbildung angefangen, mußte dann jedoch unbedingt in Thera, da ich körperlich am Ende war.

Ich habe mir anfangs auch Gedanken gemacht, was andere sagen oder denken würden.
Mein Bruder hat mich direkt als total gestört bezeichnet, das ich nen Schaden hätte.
Mein Vater hat bis heute nicht verstehen können, was mit mir nicht stimmt.

Inzwischen kann ich sagen, daß mich das Gerede der anderen Leute nicht wirklich interessiert.
Wenns danach gehen würde, was andere über mich erzählen, dann hätte ich schon 5 Kinder und außerdem mind. 1 Beerdigung hinter mir.

Ich habe jedenfalls damals während meiner Ausbildung Ende 2. bis Anfang 3. Jahr meine Thera angefangen.
Stationär für insgesamt 14 Wochen.
Danach der reguläre Urlaub, wodurch ich also 17 Wochen nichts von meiner Ausbildung, weder vom paraktischen, noch vom theoretischen Teil (Berufsschule) was mitbekommen habe.

Ich bin knapp an der maximalen Fehlzeit vorbei, ab der ich nicht mehr an meiner ABschlußprüfung hätte teilnehmen dürfen (ich hatte jedoch auch schon vor meiner Thera schon einiges an Fehltagen angehäuft, das muss ich dazu sagen!)

Ich habe die Abschlussprüfung bestanden.
Trotz Thera.
Oder vielleicht besser: dank Thera!

Ohne hätte ich nicht die Kraft gehabt, diese Ausbildung hinter mich zu bringen.
(Ich mache jetzt übrigens gerade meine 2. Ausbildung und habe nächste Woche schriftliche Prüfungen...)

Ich habe es damals für mich gemacht, nicht für andere.
Ich habe es bis heute nicht bereut!
Es war eine tolle Zeit, in der ich dazu noch viele andere Menschen kennen gelernt habe, die genauso einen ,,Schaden" haben wie ich.

Außerdem macht mir mein Leben heute Spaß!

Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen, egal, wie du dich schlußendlich entscheidest.

Aber denk dran, daß das hier dein Leben ist.
Nicht das von deiner Mutter oder sonst wem.

Yours

Sukkubus