beratungsstellen, therapie etc. pp

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Von lu Am 19.06.2001

vor einigen tagen habe ich bei der beratungsstelle "dick & dünn" hier in berlin angerufen. die frau am anderen ende war weder freundlich noch sonderlich aufgeschlossen, sodaß ich wenig gewillt bin dort hinzugehen ; aber vielleicht kann mir eine von euch weiterhelfen.

der punkt ist der, daß viele von therapien und so schreiben. vielleicht bin ich einwenig unkreativ, aber ich weiß nicht genau wie ich es anstellen soll mir hilfe von außen zu suchen. eventuell könnt ihr mir erklären wie das funktioniert; wie findet man jemanden passendes? geht man erst zum hausarzt und läßt sich überweisen? werden die kosten von der krankenkasse übernommen?...

ich wäre sehr froh etwas darüber zu erfahren

lu

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bisherige Antworten:

Betreff: Re: beratungsstellen, therapie etc. pp
Von Neuling Am 19.06.2001


Hallo Lu!
Es ist schon gemein...hat man sich endlich einmal dazu durchgrunge, Hilfe zu holen....weiss man nicht wo und wie. Oder man wird abgewiesen.
Aber ich frage mich auch, muss man zuerst zum Hausarzt oder wie? Und wie ist das mit den Kosten?
Du schreibst, du bist wenig gewillt....da geht es mir ähnlich. Aber immer und immer wieder komme ich an einen Punkt, an dem ich nicht mehr mag. Das blöde jedoch ist, ich arbeite als Psychiatrieschwester....ja, bin in Ausbildung. Flog schon einmal quasie wegen der ES von einer anderen Schule - damals noch Krankenschwester. Aber jetzt, diese Schule...ich kann das nicht. Ich arbeite - fresse - kotze - fresse - kotze.... WAS SOLL ICH TUN?


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Betreff: Re: beratungsstellen, therapie etc. pp
Von Julia Am 19.06.2001


Also ich war beim Hausarzt, hab ihm alles erzählt ihn nach Kliniken gefragt und mir eine Überweisung geben lassen. Dort musste ich mich dann vorstellen, und 4 Wochen später war ich in Wien ( was seit damals meine Heimatstadt is) in der Psychosomatischen Abteilung des KH der Barmherzigen Schwestern. Dort lebte ich mit 10 anderen in einer"WG"( was unglaublich wichtig is, du kannst dort nächtelang durchquatschen, wirst endlich mal verstanden, kannst dich aber auch mal vom anstrengenden Therapiealltag erholen,rumblödeln, und man lernt unglaublich viel im Umgang mit anderen wie Big Brother) und machte zahlreiche Therapien ( Einzel- Gruppen-Bewegungs- Musik-Maltherapie) und autogenes Training mit. Die Therapie hat sicher einiges gebracht, aber nicht, was ich gehofft/ erwartet hab- "geheilt" bin ich nicht. Aber meine Krankheiten ( Bulimie, Depressionen, Selbstverletzungen) sind greifbarer geworden, nicht mehr der große Feind von außen, dem ich klein und nichtig gegenüberstehe, ich hab endlich ein kleines Stück vom Kuchen meines ICH kennengelernt und es wurde mir viel von meiner Angst genommen ( hatte Angst vor allem). Der Nachteil war, dass die T sehr darauf ausgerichtet war, in der Kindheit rumzuwühlen, Ursachen bei den Eltern zu suchen. Was nützts mir zu wissen, dass meine Eltern"schuld" sin, davon geht die Kotzerei auch nicht weg. Ich bin es, die den Finger in den Hals stecckt, und nur ich kann das ändern!! Fazit: Würd gern mal eine Verhaltenstherapie machen, wenn ich Zeit und Kohle dafür hab. In Deutschland hast dus eh gut, ihr seid in Sachen Essstörungen eh schon viel weiter: Ihr habt die Klinik Rosenegg am Chiemsee, das TCE in München, Die Cristoph-Dornier- Klinik...Aber traut euch hin!! Es is euer Leben!! Jeden Tag den ihr zuwartet wirds immer schwieriger, da wieder rauszukommen ( ich hab 6 Jahre gewartet). Es is klar, dass man sich in guten Phasen denkt, dass mans ja eh allein packt, und alles nicht so schlimm is. Aber in den schlechten..Ich weiß selbst, dass nicht alleZuständigen das nötige Feingefühl hatten ( aber vielleicht warn sie nur gestresst, es war irgendeine Empfangsdame dran...) und es kann auch sein, dass man von einem zum andern gehetzt wird,und seine Geschichte zehnmal erzählen muss. Aber lieber das, als in Kotze versinken! mfg Julia

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Betreff: beratungsstellen, therapie etc. pp
Von lu Am 21.06.2001


hej julia

ich habe mich sehr über deine antwort gefreut, nichtzuletzt vielleicht auch deshalb, weil du die ganze sache anscheinend ähnlich objektiv und selbstverantwortlich siehst wie ich. - sicherlich hätte manches positiver laufen können, aber schlußendlich zählt eigenverantwortung.

zur zeit habe ich eine recht gute phase... oder zumindest einen rundum angenhmen tag, sodaß in mir ebendiese gedanken vorgehen von denen auch du sprichst. "jaja, das schaff ich doch ganz alleine, so dramatisch ist das alles nicht und überhaupt ist das eigenen leben nicht wirklich eine tragödie auf die man immerzu mit hysterie reagieren muß. - darüberhinaus hat jeder traurige geschichten zu erzählen, aber deshalb muß man sich doch nicht permanent am boden wälzen."

jedenfalls hast du mir einwenig mut gemacht, sodaß ich fest entschlossen bin mir heute einen termin beim arzt geben zu lassen, denn auch in hochphasen sieht man doch insgeheim klar und weiß, daß sich nix ändert, wenn man nicht endlich definitiv wird.

deine erfahrungen in der wg scheinen recht gut gewesen zu sein; was mich interessieren würde ist jedoch, ob es tatsächlich so positiv ist, tagein tagaus mit quasi "gleichgesinnten" zusammen zu sein, und irgendwie nur diese thema in allen facetten zu diskutieren? bitte versteh mich nicht falsch, ich meine das weniger negativ, als es scheinen mag, es ist nur so,daß ich es mir fürchterlich anstrengend vorstelle und zweifel, ob man mit gleichgesinnten tatsächlich eine eigene veränderung herbeiführen kann, oder ob es nicht darauf hinaus läuft, daß man kollektiv weint. - ich kann das nicht wirklich gut in worte fassen, aber denke schon, daß du vielleicht verstehst was ich sagen möchte.

wie dem auch sei...
nur noch kurz zum schluß eine frage, wenn man sich an eine therapie beginnen möchte, kannst du mir sagen, ob man dazu schon diverse physische folgen aufweisen muß, oder ...?

liebe grüße
lu




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Betreff: Re: beratungsstellen, therapie etc. pp
Von Julia Am 21.06.2001


In meiner Therapiegruppe waren zum Glück Leute mit unterschiedlichsten Krankheiten ( Bulimie, Magersucht, Panikattacken, psychosomatische Schmerzen, Beziehungsprobleme) und unterschiedlichstenAlzers (16-42). Wir hatten zwar die unterschiedlichsten Symptome, aber die Hintergründe, die Gedanken, die uns beschäftigten, waren diesselben. Ich hätte genausogut Panikattacken oder Magersucht kriegen können! Ich glaub es war gut, dass nicht nur Essgetörte dort waren. Ich glaub ich hätt das ewige im Essen rumstochern und Gewicht vergleichen nicht ausgehalten. Die beiden Magersüchtigen waren zum Glück im anderen Zimmer, aber als dann 3 Wochen später die neue Gruppe, die hauptsächlich aus Skeleten bis dünnen bestand,gings mir schon recht scheiße, da hab ich mich zurückgeshnt nach den Zeiten, als ich noch dürr war, hab mich als Versagerin gefühlt, weil ich es nicht geschafft hab, magersüchtig zu sein. Aber da muss man durch, du wirst auf der Straße, in deinem Freundeskreis immer Leute haben, die dünner sind, beneidenswert aussehen..und in der Therapie hast du die Möglichkeit dich damit auseinanderzusetzen, kannst offendarüber reden, dass du auf Mitpatienten eifersüchtig bist. Und gemeinschaftliche Kotzorgien gabs auch nicht, dazu war der Konkurrenzdruck zu stark. Keiner will das die andern gesund werden, und man selbst nicht, aber wenns mal passiert, wirst du auch aufgefangen.
Therapie is anstrengend, is auch oft schmerzhaft, ich hab dort zum ersten Mal in meinem Leben geheult, oft die ganze Gruppe..du musst dich mit vielen Dingen auseinandersetzen, die dir unangenehm sind, dir wird plötzlich vieles bewusst, dass du nicht wahrhaben wolltest ( weils eben weh tun könnte)und meine Therapeuten warn auch sehr provokant, und im nachhinein find ichs gut so, sonst versteckt man sich gern hinter Lügen, Trotz.. Ich will mich auch nicht ständig nur mit "Psychopaten" unterhalten, will mich oft nicht dauernd mit Problemen befassen, wie ich aus der Therapie raus bin, wollte ich von Krankheit gar nix mehr hören, aber oft wünsch ich mir jetzt Leute, die mich verstehn, mit denen ich quatschen kann wie damals...
Du musst weder körperliche Schäden haben noch ein Skellett sein, um Anspruch auf Hilfe zu haben. Nur wenn du das "Sondengewicht" unterschreitest kommst du in eigee Zimmer , auf die Intensiv...und wirst künstlich ernährt. Aber die Bulimiker, die mit mir dort warn, warn alle normalgewichtig und nicht großartig krank. Ich musste schon vorher einige Untersuchungen (Blutbild, Lungen und Oberbauchröntgen) machen, alles andere ( *kg, Knochendichtemessung...) wurde dann im KH gemacht. Is aber alles reine Routine. Ich war bis auf vorübergehendes ( Speiseröhrenentzündung, leichter Kaliummangel und Sinusbradykardie= verlangsamter Herzschlag) völlig gesund.
LG Julia


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Betreff: Re: beratungsstellen, therapie etc. pp
Von dani Am 21.08.2001


Hallo!
Ich habe seit 6 Jahren Bulimie.
Vor ein paar Tagen habe ich mich dann entgültig entschloßen mir helfen zu lassen. Das Problem ist: Ich finde keine Einrichtung, die mir wirklich helfen kann!!!! In Graz ist da alles noch irgentwie nicht so ausgereift. Würde dringend!!! eine Klinik in Österreich brauchen. Bin im moment ziemlich am Ende und würd mich unheimlich um einen Tip freuen!
cron