Der Feigling Kim ist zurück.

#1
Schimpft mich, schlagt mich, ich bin wieder da....

ABER! Lasst euch bitte erklären wie es dazu kam, danach urteilt!

Zur Vorgeschichte:

Letzte Woche Samstag-Früh um 2 Uhr bin ich gegen bei mir daheim im Badezimmer zusammengebrochen. Mein Kreislauf hat total versagt. Wurde dann ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem mich meine Mama im Bad bewusstlos gefunden hat. Mir wurden sofort Infusionen und das volle Programm verabreicht. Vor allem mein Kalium-Wert ging gegen Null und Nix mehr. Ich lag vier Tage auf der Überwachungsstation – und so lang glaub ich stand ich auch seelisch unter Schock. Ich bin zwar schon zweimal umgekippt, jedoch mit Vorwarnungen (wie Schwindelgefühle, zittrige Hände und Füße…) weil ich Unterzucker hatte, aber einen Kreislaufzusammenbruch kannte ich bis dato nur aus Erzählungen von anderen Leuten.



Zum Therapiebeginn:

Gestern sollte ich ja dann meinen stationären Klinikaufenthalt in Bad Neustadt antreten – was ich auch zunächst tat. Wir (meine Eltern und ich) fuhren mit der Bahn dort hin und kamen gegen Mittag an. Dann wurden meine Personalien aufgenommen und der ganze Papierkram erledigt. Danach kam eine Schwester, die mit mir und meinen Eltern zum behandelnden Arzt ging und wir hatten das Aufnahmegespräch.

Die Tür ging auf und dieser Mann war mir von der ersten Sekunde an unsympathisch. Dieser Arzt in Bad Neustadt kam mir vor wie ein Richter. Er sprach mit mir als ob ich ein Stück Vieh wäre, das man bewertet um seinen „momentan noch gültigen Verkaufspreis“ zu ermitteln. Er war irgendwie so kalt und arrogant mir gegenüber. Und nachdem ich alles von meiner Magersucht/Bulimie bekannt gegeben hatte fing er an über sich und die Klinik zu erzählen. Ich meine, mir war klar dass ich dort mit Einschränkungen zu leben hab. Das habe ich mit meiner Therapeutin und meinem Hausarzt
besprochen, aber in diesen Ausmaßen hatte mir das niemand beschrieben.

Der Klinik-Arzt meinte ich hätte vier Wochen komplettes Kontaktverbot. Weder Briefe noch Anrufe und auf keinen Fall Besuche von Eltern, Freunden, Bekannten…etc., des weiteren Sportverbot (darunter fallen auch leichte, ausgleichende, entspannende Sachen wie Gymnastik, Dehn-, Streck- und Atemübungen, Spazierengehen…etc.), außerdem musste ich sämtliche „Unterhaltungsmedien“ abgeben – auch Bücher, Zeitschriften. Außerdem hatten sie mir gesagt, dass ich jeden Tag ein Tablett mit Essen voll bekomme und das MUSS ich essen. Ich dürfe nicht eher aufstehen bis ich aufgegessen hab. Und danach komme ich mit „Gleichgesinnten“ in eine Art Ruheraum, wo wir eine halbe Stunde über das Essen nachdenken sollen und spühren sollen, wie das ist etwas im Magen zu haben aber wir dürfen nicht untereinander reden und uns austauschen! Also ich hab das alles überhaupt nicht verstanden. Man sollte sich doch in so einer Einrichtung mit Betroffenen austauschen können oder liege ich da so was von falsch?

Meine Eltern haben gebeten wenigstens noch mein Gepäck aufs Zimmer bringen zu dürfen und sich dann in Ruhe von mir verabschieden zu dürfen, doch sie wurden sofort einfach so „rausgeschmissen“. Man hatte mir ein „normales“ Zimmer (mit normaler Einrichtung, das man auch absperren kann…) zugesichert – anfangs. Als meine Eltern weg waren wurde ich sofort vier Stockwerke tiefer gebracht in die psychatrische Abteilung. Ich wurde in eine Art „Zelle“ gesteckt. In diesem Zimmer war nix weiter als ein Stuhl und ein Bett. Die Fenster waren abgesperrt und das Zimmer war videoüberwacht. Ich konnte nur noch heulen – zu mehr war ich nicht mehr in der Lage.

Dann wollten sie mir mein Handy wegnehmen und meine Koffer durchsuchen. Das war dann der Moment in dem sich wohl eine Art Selbstschutz in mir aktivierte, anders kann ichs nicht beschreiben. Ich schlüpfte aus meiner „Opferrolle“ vom weinen und verzweifelt sein in eine Art „letzter Ausbruchsversuch“.

Ich redete vernünftig, aber bestimmt mit den beiden Ärzten und sie versuchten mich ehrlich nur unterzubuttern. Ich wollte wenigstens in ein „normales Zimmer“. Der Chefarzt meinte dann allen Ernstes zu mir: „Wir haben kein anderes Bett frei!“ Ich dachte ich höre nicht recht! Ich mein Hallo? Die wissen seit einem Monat, dass ich komme da plant man doch wohl die Bettenbelegung oder seh ich das falsch? Das war der Punkt, der mich sicher werden ließ.

ich war noch nie eine Person, die selbst Entscheidungen trifft. Immer fragte ich meine Eltern oder meinen Freund was wohl richtig für mich wäre. Aber in diesem Moment hab ich zum ersten Mal gespührt: „Kim, du weißt jetzt verdammt noch mal haargenau selbst was für dich richtig ist – und diese Klinik hier ist es mit 100 %iger Sicherheit nicht!“ Und ich sagte dass dann auch so bestimmt wie ich es fühlte und wahrnahm – dann unterzeichnete ich dass ich wieder gehe und dann ging ich auch.
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem

#2
Nachwort:

Und nun bin ich wieder hier – Aber verändert!

Ich weiß es ist einer Schwerkranken wie mir schwer zu glauben, doch was ich dort erlebt habe und auch im Krankenhaus war ein „heilsamer Schock“ für mich. Ich habe jetzt endlich begriffen, dass mein UG lebensgefährlich ist (das sah ich vorher nicht wirklich ein bzw. hab es nicht begriffen) und ich weiß jetzt dass ich zunehmen MUSS um überleben zu können.

Der Arzt im Krankenhaus sagte mir dass es am goldenen Faden hing ob ich überlebe. Das hat mir sehr zu denken gegeben – und im Krankenhaus hatte ich verdammt viel Zeit zum Nachdenken.

War heute bereits bei meiner Therapeutin und ich hab mir eine Ernährungsberaterin empfehlen lassen und suche mir nun eine Selbsthilfegruppe zusammen mit meinen Eltern.
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Eminem

#3
Na, da fällt mir auch nur noch die Kinnlade runter. Ich meine, es ist ofensichtlich, dass du dringend in Behandlung gehörst. Ich bin echt froh, dass du noch lebst! Aber was da gelaufen ist mit Zelle, und Gefühlskälte bei de rAufnahme und alleine mit vollem Magen da sitzen und nciht mal lesen oder reden dürfen?? Wollen die die Leute heilen oder quälen. *Nicht mehr weiter weiß* Such dir bitte jne andere Klinik. Rede mit dem Kostenträger! DAs kann doch nciht angehen. :evil:

Also, mein Klinikaufenthalt war vielleicht nicht das erfolgreicheste, wenn man bedenkt, dass ich immer noch kotze.

Aber es war die schönste Zeit meines Lebens.

Außerdem kotze ich nciht mehr jeden Tag, kann besser mit Leuten reden, schäme mcih nciht mehr so für mich selber und hatte Kontakt mit anderen, denen es so wie mir geht, oder anders oder schlechter. Und abnehmen will ich auch nciht merh ums Verrecken. Also, es geth auch mit weniger Zwang, Es tut mir tierisch ledi, dass du so eine Erfahrung machen musst, das wird deiner Angst vor Klinikaufenthalten bestimmt nciht zuträglich sein, aber gib nciht auf, kümmere dich weiter um eine stat Therapie, bitte!

#4
Ich weiß, dass ich ein richtig kleiner Feigling sein kann aber ich glaube in diesem Moment war meine Angst mehr als begründet und ich bereue meine Entscheidung nicht - ich bin froh heute hier daheim bei meinen Lieben sein zu können und sagen zu können, dass ich heute schon zwei kleinere, leicht verdauliche Portionen gegessen und behalten habe! Und ich hab sogar schon eine Tasse Tee getrunken - ohne Angstzustände vor nem Wasserbauch.
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Eminem

#5
Meine liebe Kim,

dein Bericht erschüttert mich.
Nicht nur die Tatsache, dass du mit dieser Klinik leider nichts anfangen hast können, sondern eher mehr die Tatsache wo sich dein gesundheitlicher Status befindet.
Bisher hast du ihn nicht so drastisch geschildert.
Ich zweifle auch nicht, dass du den ernst der Lage nun auf Grund der Gespräche mit diesem Arzt erkennen könntest. Ich bin auch davon überzeugt, dass du nun versuchen wirst, an Gewicht zu zunehmen. Ob es dir gelingt ist eine andere Sache.
Ich kann mich noch erinnern, als meiner Tochter mit Zwangseinweisung gedroht wurde, wenn sie nicht zunimmt, dass sie damals auch sagte, sich nun „am Riemen zu reissen“.
Hmmm. Es wurde dann auch eine Einweisung in die Psychiatrie und künstliche Ernährung.
Erst als sie die Kanülen in der Nase hatte, begann sie zu essen um so schnell als möglich, das Gerät los zu werden. Und ich hätte nie gedacht, dass sie es schafft in nur ein paar Tagen vom kritischen Gewicht weg zu kommen.
Aber es gelang und von da an erst ging es in Richtung NG.
Ob der Ernst der Lage aber weiters bestand? Ich bin mir nicht sicher. Denn nach 1 Jahr Rückfall. Sie verlor zwar kein Gewicht, aber ihr Kaliummangel war dann ihr Todesurteil.

Hmmmmmmmmmm.
Mädel pass auf dich auf. Und nimm die Besorgnis des Arztes mehr als ernst, sonst geht es deiner Mutter einmal wie mir. Und ich habe bei dir immer das Gefühl, dass du deine Eltern sehr lieb hast.

Busserl
Hedi

#6
Kim - ich bin im totalen Stress, daher nur eine kurze Antwort:

Erstmal finde ich es sehr, sehr schön, dass du das mit der Klinik wirklich durchgezogen und dich dort angemeldet hast. Dass das Ganze so ein Horrorknast ist, konntest du ja nicht ahnen.

Jetzt hoffe ich nur, dass der Schock wirklich heilsam war...was du über deinen Gesundheitszustand sagst, ist mehr als beängstigend...bitte vergiss die Erfahrungen, die du jetzt gemacht hast, nicht, und nimm sie als Anreiz, um endlich, endlich gesund zu werden.

Und vor allem: Sieh dich nach einer gescheiten Klinik um! Den Weg alleine rauszufinden ist sehr schwer...ich hoffe, du bekommst die Hilfe, die du benötigst!

*drück dich*
Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist Essen nicht die Lösung!

#7
@hedi:

Keine Sorge - die Besorgnis meines Arztes, sowie meines gesamten Umfeldes nehme ich jetzt besser wahr denn je zuvor!
Ich habe begriffen dass ich nicht nur einfach so UG habe (was auch gesunde Menschen haben können) und für sich allein nicht sooo tragisch wäre -

Nein ich habe lebensbedrohliches UG und ich möchte nicht an Organversagen sterben. Und dass ich meine Eltern sehr lieb habe hast du vollkommen richtig erkannt und ich möchte ihnen kein Leid mehr zufügen - das hab ich schon zu oft getan!


@Lisa-Marie:

Ich nehme diese Ereignisse wirklich als "letztes Wachrütteln" wahr. Ich werde u. will nicht sterben. Ich habe jetzt endlich begriffen dass ich sehr sehr leichtsinnig mit meinem Leben umgehe und kurz davor stehe es über Bord zu werfen, sodass bald alle an meinem Grab stehen. Nein, Nein, Nein ich will u. werde jetzt kämpfen.


Wie gesagt: War heute bereits bei meiner Therapeutin und ich hab mir eine Ernährungsberaterin empfehlen lassen und suche mir nun eine Selbsthilfegruppe zusammen mit meinen Eltern.

Aber ich betone nochmals, dass ich meine Entscheidung nicht in die KLinik gegangen zu sein keineswegs bereue - auch wenn mich einige trotzdem weiterhin Feigling nennen werden.
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Eminem

#8
Liebe Kim
Aber ich betone nochmals, dass ich meine Entscheidung nicht in die KLinik gegangen zu sein keineswegs bereue - auch wenn mich einige trotzdem weiterhin Feigling nennen werden.
Also hier hat dich ganz bestimmt niemand einen Feigling genannt und es wird hier auch keiner tun.
Das war Deine Entscheidung.
Wir machen uns jetzt nur Sorgen um dich, ob du Dein "wachgerüttelt werden" auch wirklich voll und ganz durchziehen kannst.
Aber wie du ja schon geschrieben hast, du arbeitest jetzt brav mit deiner Therapeutin zusammen. Und Dein Wille ist stark, die liebe Deiner Eltern wird dich ebenfalls unterstützen. Alsoooooooooooooooooo ........los.

Alles liebe und viel Kraft wünsch ich dir
halte uns bitte auf dem Laufenden

Deine Hedi

#9
liebe kim,

tut mir wirklich leid, dass ich so lange zeit nichts mehr von mir hören lassen habe, zumal du ein wenig unterstützung sicher dringend nötig gehabt hättest.

was du schreibst, kann ich alles sehr gut nachvollziehen. ich verstehe dich, dass du wieder gegangen bist. doch in meinen augen bist du kein feigling. das war einfach eine spur zu hart für dich - verständlicherweise. ich weiß, wovon ich rede - ich war selbst in bad neustadt. ich war immer der meinung, dass diese klinik nicht für jeden geeignet ist, weil sie einfach extrem strenge regeln hat. manche, wie ich zum beispiel, kommen genau damit klar. mir hat es sehr geholfen, jeglichen kontakt zur außenwelt abbrechen zu müssen, sechs wochen lang das haus nicht verlassen zu dürfen. der sinn, der dahinter steht, ist nicht einfach zu durchschauen. in meinem fall hat er voll angeschlagen, weil ich in die klinik mit nur einem gedanken bin: entweder ich schaff die therapie oder ich geh wieder und bring mich um. mein leben war mir so gut wie egal. ich gab mir nur noch diese letzte chance. als ich in der klinik ankam, war ich sowieso schon abgestumpft durch diese gleichgültigkeit. es war mir zunächst egal, was ich alles nicht durfte. und genau das wollen die therapeuten mit diesen máßnahmen ändern. diese gleichgültigkeit. dieses gefühl der sinnlosigkeit. die suizidgedanken. bei mir haben sie es geschafft - durch den entzug all dieser dinge. weil ich nach und nach wieder das verlangen danach bekam. weil ich plötzlich merkte, wie schön das leben da draußen war, das ich zuvor so verachtet, so weggeschmissen habe. ich kam irgendwann an den punkt, an dem ich nur noch dafür kämpfen wollte. und mit jedem fortschritt bekommt man ein stück eigenverantwortung zurück. wie gesagt, für mcih war diese klinik super, ich kenne allerdings auch leute, die mit dieser härte und strenge nicht klarkamen. ich glaube, ich hätte es mit mehr lockerheit nicht geschafft.

ABER

was ich überhaupt nicht verstehe, ist, dass du in ein zimmer auf der ic ( so nennt man diese station, in der wirklich nur die "härtesten" fälle untergebracht sind) solltest. meine befürchtung ist, dass du schon lebensbedrohliches untergewicht hast. dein bericht über den zusammenbruch bestätigt dies ja nur noch. in diesem falle haben sie dir dieses zimmer als selbstschutz zugewiesen, dann musst du aber wirklich schon arg an der grenze sein und in diesem fall kann ich die therapeuten verstehen, dass du kein normales zimmer bekamst. was auch dafür spricht, dass es schon extrem schlimm um dich steht, ist die tatsache, dass du das tablett komplett aufessen musst. das ist normalerweise nicht so in bad neustadt, nur die heftigsten fälle, die eben schon in lebensgefahr sind, müssen das. kim, was ist los mit dir? wie weit bist du schon? ich kenne bad neustadt und die regeln. und ich weiß, zu wem sie solche dinge sagen. du musst krass abgemagert sein. DU BRAUCHST HILFE!!!

eine andere möglichkeit ist natürlich tatsächlich, dass sie kein weiteres zimmer mehr hatten. das wäre echt das letzte. in diesen falle würde ich es noch einmal versuchen, wenn du mit den anderen verboten klarkommen würdest. du hast das recht auf ein normales zimmer, wenn du nicht lebensbedrohlich untergewichtig bist. und es wird dich dann auch keiner zwingen, alles aufzuessen. meinen ersten abend habe ich auch nur eine halbe tomate heruntergebracht. und das ist meiner meinung nach auch wichtig. das eigene tempo zu entwickeln. fortschritte zu machen, aber im eigenen tempo. alles andere ist meiner meinung nach eine v*rg*wa*ig* des körpers und für bulimie das ungünstigste, was man tun kann.

dass man dann anschließend eine halbe stunde sitzen muss, hat den sinn, dass man das gefühl der nahrung im bauch ertragen lernt. viele lenken sich nach dem essen extrem ab und schaffen den sprung in die realität dann nicht, wenn sie dann einmal mit der situation konfrontiert sind, sich bewusst mit diesem gefühl auseinanderzusetzen. wie gesagt, bad neustadt ist da eben ziemlich radikal. doch hat auch eine extrem hohe erfolgsquote. wer es da schafft, hat schon vieles geschafft.

ach kim, lass dich mal in die arme schließen und ganz lieb drücken, solange du willst. du bist kein feigling, du hast nach deinem gefühl gehandelt, das war sehr verständlich und meiner meinung nach auch richtig. du warst überrumpelt und entsetzt. in diesem zustand hättest du keine therapie anfangen können. wer nach bad neustadt geht, sollte vorher wissen, was ihn erwartet, meiner meinung nach. all die, die es nicht wussten und mit diesem schrecken, den auch du erleben musstest, geblieben sind, haben irgendwann abgebrochen. das war leider so. ich hatte es schon vorher gewusst und konnte mich darauf einstellen. das macht enorm viel aus.

so. nun gibt es meiner meinung nach nur noch zwei wege:

1. entweder, du versuchst es nochmal in dieser klinik, wenn du es mit deinem schlechten erlebnis irgendwie vereinbaren kannst. sag ihnen, dass du ein normales zimmer willst und früher nicht kommst. haben sie allerdings grund, dich auf die ic zu schicken, dann wirst du damit leider keinen erfolg haben. dies sollte dir aber auch zeigen, wie weit du schon bist. du MUSST etwas tun. wenn du dein leben nicht wegschmeißen willst, wenn es noch menschen gibt, die dir etwas bedeuten, wenn du noch träume von einem schöneren leben hast, dann kämpfe! du kannst kämpfen, davon bin ich überzeugt. trete für dich ein.

2. du suchst dir eine andere klinik. geh zu deinem hausarzt, sprich mit ihm und erklär ihm die ganze situation. sucht gemeinsam eine andere klinik, die dir eher entspricht.

zur überbrückung könntest du vielleicht auch eine art kur machen, in der du dir aber das ziel setzen musst, gesund werden zu wollen. vielleicht auch ein bestimmtes gewicht.

weißt du, wo du dich gerade befindest? auf dem weg ins grab. entschuldige meine direktheit, aber es ist so. es ist nicht unabänderbar. du kannst es beeinflussen. dein leben, deine zukunft, deine träume - all das liegt in deiner hand.

bleib jetzt nicht liegen, liebe kim. das war ein frustrierendes erlebnis. doch du solltest weitergehen. jetzt erst recht weiterkämpfen. und du kämpfst nicht für andere, sondern für dich.

lass dir das alles noch einmal durch den kopf gehen. wenn du magst, dann schreib mir. jederzeit. aber bitte setze dich mit diesen gedanken auseinander. und dann steh auf - und tu was. du bist ein viel zu wertvoller mensch, um dich jetzt aufzugeben.

ich wünsche dir viel kraft und schicke dir schützende wärme

lg, deine jen

#10
ich bins nochmal...

ich habe deinen letzten kommentar erst jetzt gelesen. du sagst selbst, dass dein untergewicht lebensgefährlich ist. das heißt, die art der therapie war begründet. die wollten dich "nur" vor dem tod bewahren.

und weißt du, ich bin ehrlich gesagt gerade ziemlich entsetzt. ich weiß, dass sie nicht jeden dahin schicken. wie die patienten aussehen, die auf diese stationen kommen. so heftig die regeln sind, aber mit dem hintergrund kann ich es verstehen.

mein gott kim, so kanns nicht weitergehen. du hungerst dich wirklich zu tode... ich mache mir sehr große sorgen um dich. dein körper macht das nicht mehr lange mit.

du willst es alleine durchziehen. ganz ehrlich, kim. such dir eine klinik. schon allein dein gesundheitlicher zustand ist so bedenklich, dass du eine rund um die uhr betreuung dringend brauchst. für den fall der fälle jemand da ist, du medizinisch versorgt werden kannst.

wenn du es absolut nicht willst, dann zieh das jetzt konsequent mit dieser ernährungsberaterin durch. du musst wieder lernen, regelmäßig zu essen. von vielen der patienten, die auf der ic waren, haben die ärzte gesagt, dass sie es keine zwei wochen mehr überlebt hätten, wenn sie nicht in behandlung gekommen wären.

du musst handeln, kim - das ist alles, was ich dir dringend ans herz lege.

#11
Liebe hedi,

darauf kannst du dich verlassen dass ich jetzt wach bin - ich glaube so wachgerüttelt hab ich mich noch nie in meinem Leben vorher gefühlt!

Die Worte des Arztes im Krankenhaus haben sich in mir eingebrannt als er sagte : "Ein zweites Mal passiert ihnen das nicht - das überleben sie nicht. Da ist es dann sofort ein Herzversagen!".

Diese Worte ließen mich schaudern und ich vergesse sie bestimmt nicht!
Und ich möchte es meinen Eltern, meiner Schwester, meinem Freund u. seiner FAmilie nicht antun müssen an meinem Grab stehen zu müssen - dafür liebe ich sie zu sehr und dafür haben sie mir schon viel zu oft gezeigt wie schön das Leben auch sein kann. Sie haben mich "hungrig" auf mehr vom Leben gemacht!


Liebe jen,

erstmal bewundere ich dich wie du mit dieser Härte in Bad Neustadt klarkamst. Aber es freut mich natürlich sehr zu hören, dass es dir wirklich und anscheinend auch dauerhaft? geholfen hat! Du musst ein ausgesprochen starker Mensch sein! Dafür meinen vollen REspekt!

Aber wie du richtig erkannt hast kommt nicht jeder mit solch einer Strenge klar - ich gehöre dazu. Ich bin psychisch so labil und übersensibel dass es für mich einfach nur ein Trip in die Hölle und wieder zurück war.

Er ließ mich zwar aufwachen, aber ich denke ich werde mit meiner Therapeutin noch viel darüber reden müssen um es aufzuarbeiten. Ich hatte heut Nacht sogar einen Alptraum davon. Vielleicht hört es sich blöd an, aber als sie mich so schroff behandelten u. mich in diese Zelle steckten fürchtete ich wirklich um mein Leben.

So eine Angst hatte ich noch nie vorher gehabt, nicht so arg, nicht so schlimm. Ich hätte dort keine einzige Nacht ausgestanden.

Ich werde mich jetzt dahinter klemmen mit meiner Therapeutin, meinem Hausarzt u. der Ernährungsberatung einen Weg zu finden. Einen WEg aus dem ewigen Hungern. Und einen Weg um nach den Hungerperioden keinen FA mit anschließendem Toilettenbesuch zu haben.

Gestern war mein erster Tag - ein großer Tag für mich. Essen in kl. leicht verdaulichen Portionen ohne k*tzen. Das möchte ich fortführen - die Unterstützung aller hab ich und nach einer Selbsthilfegruppe hier in meiner Nähe suche ich momentan.

Habe dir auch noch eine PN geschrieben.

Liebe Grüße, Kim
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Eminem

#12
Liebe Kim!

Hab grad das alles hier gelesen!

FURCHTBAR WIRKLICH! ich bin froh, dass du überlebt hast!!!

Ich wollte fragen: wie konnte das passieren, dass dein kaliumwert derart abgesunken ist? hast du nicht regelmäßig blutabnahme?
ICH HOFFE, DASS DU JETZT EIN KALIUMPRÄPERAT VERORDNET BEKOMMEN HAST!

UND: wieso haben die dich, als du auf der überwachungsstation gelegen bist, überhaupt wieder heim gelassen? bei deinem gewicht ist jedes krankenhaus verpflichtet eine magensonde zu setzten!

Weißt du, ich hab sowas ähnliches erlebt wie du und mir hat der arzt auch gesagt: Sie sind jetzt nochmal davon gekommen, aber ein zweites mal packt das ihr herz nicht!

Ich hab damals so einen schock gehabt und so wie du war ich plötzlich voll auf in der ICHNEHMZU-PHASE! UNd ich total euphorisch und so, dass ich es jetzt schaffen werde...

leider ist es jetzt ein jahr her und ich hab kein gramm zugelegt.
von selber hab ich es noch nie geschafft zuzunehmen, dass hat immer die Magensonde für mich erledigt.

ICH WILL DIR DAMIT NUR SAGEN, ÜBERSCHÄTZE DICH NICHT! DIE KRANKHEIT IST STÄRKER, ALS DU DENKST!

ALLES GUTE!

#13
Hallo Kimberly,
ich finde, du bist nicht feige gewesen.
mir ging es mal ganz genauso wie dir. mir ist es auch grottenschlecht gegangen, so daß ich nicht mal mehr per zug dorthin fahren konnte, sondern gefahren werden mußte. bin dort sogar gleich mal abgeklappt, so daß die mir auch noch sofort fresubin hinstellten (was ich aber gar nicht trinken konnte, und deshalb für die gleich anlass war, mit mir rumzumotzen warum ich übehraupt hier bin und so..ey, es war die erste stunde erst!!). mir wurde auch 'ein einzelzimmer' zugesichert, weil die es auch für besser halten würden, wenn man ruhe hat und so...(ich kann doppelzimmer nicht so gut haben) aber als ich dann in dieses zimmer geführt wurde...auf der ic-station...schrecklich. kh-bett, nachttisch, stuhl. keine aussicht, weil da genau das andere haus im sichtfeld war.
dann mußte ich mit ein paar ärtzen und einer schwester zur besprechung (auf den weg dorthin konnte ich in manche zimmer blicken, und fand es traurig, da saßen mädels auf ihrem bett,die sahen so traurig aus..eine andere hockte noch am tisch, ganz alleine..), da wurde ich 'aufgeklärt'. daß alle sachen weggenommen werden, usw,...so wie es bei dir auch war. ich war sowas von entsetzt! und ich wußte, ich würde untergehen, ein wenig kenne ich mich ja auch schon von früher...da wurde etwas in mir wach, und ich wußte, ich darf auf keinen fall bleiben. Ich bekam also dann bedenkzeit, und teils, weil ich auch sagte, daß ich nicht will und so, und auch nur auf äußeren druck kam, konnte ich dann 'im gegenseitigen einvernehmen' gehen. wieder mit gefahren werden.
ich habe schon öfter gelesen, daß genau so eine methode für manche gut ist, aber für manche ist es eben genau gegenteilig. deshalb finde ich dich nicht feige!!
nur, du solltest dann nun wirklich etwas tun..es erstmal selber versuchen, auf jeden fall aber auf deine blutwerte achten!! und wenn das alles nicht klappt, vielleicht an eine andere klinik denken, es gibt ja verschiedene konzepte.
was mich an neustadt stört: diese infos bekommt man nicht, wenn man sich erkundigt, wie es dort abläuft.
ich selber, ich hatte es dann geschafft, daß es etwas besser wurde, zumindest, was das ganz akute betrifft. aber eigentlich nur vor lauter angst, und das finde ich eigenltich nicht so gut. und ich bin ziemlich abgeschreckt.
pass auf dich auf,
*tine*

#14
Liebe anna.sophie,

mein Hausarzt ist leider noch im Urlaub, aber das Geld war mir mein Leben wert dass ich mir die Kaliumpräparate aus der Apotheke selbst geholt hab.
Das letzte Mal war ich vor ca. 6 Mon. bei der Blutabnahme und meine Werte waren alle in Ordnung - das kam total plötzlich, praktisch "über nacht" wie man so schön sagt....

Es tut mir leid zu hören, dass du auch so eine "Schocktherapie" bekommen hast wie ich. Aber hat dir das denn nicht so zu denken gegeben, dass du dann gesagt hast "okay, jetzt bin ich wach - ich will gesund werden und dafür nehme ich wieder zu"???


Liebe Tine,

vielen Dank, dass du mich auch nicht feige nennst. Hatte wirklich große Angst als ich die Klinik wieder verlassen hatte....Angst alle enttäuscht zu haben wo sie doch so große HOffnungen gesetzt hatten in die Klinik.
Doch meine Mutter nahm mich Donnerstagmorgen in den Arm und meinte wenn ich nicht selbst nach Hause gekommen wäre, hätte sie sich heut wieder in den Zug gesetzt u. mich persönlich geholt....

Ich finde es ehrlich gesagt eine Sauerei, dass man Vornherein von Bad Neustadt so gelinkt wird. Man bekommt die tollsten INfo-Brochüren wie schön man es dort alles hat. Spazierengehen in den wunderschönen Wäldern, nettes Personal, komfortables Zimmer, tolle Entspannungsangebote...etc. und dann wird man in die Psychatrie eingewiesen obwohl man FREIWILLIG hinkommt.

Ich für meinen Teil werde einen Beschwerdebrief an die Krankenkasse schreiben. Mir hilft es zwar nichts mehr, aber ich möchte das anderen ersparen. Ich kanns nicht verstehen wie man Menschen mit so einer empfindlichen Psyche so behandeln kann - das grenzt an psychischer Folter. Und die Eltern werden zuerst auch noch so getäuscht. Man fährt in den vierten Stock hoch wo schöne, gemütliche Zimmer sind und dann kaum sind sie weg wird man in Zellen verfrachtet - eine Frechheit!

Wie gesagt, für mich war es eine ARt heilsame Schockbehandlung und ich möchte Zunhemen - es wird schwer für mich weil ich mit Zunehmen immer gleich dick und hässlich verbinde. Doch dafür habe ich meine Therapeutin, die mir mein verzerrtes Selbstbbild vor Augen hält u. mich einsehen lässt dass ich lebensgefährlich DÜRR bin.

Meine Mutter kommt am Montag mit zur Ernährungsberatung. Sie möchte auch genau wissen was sie tun kann. Mir wurden auch schon kleine "Zunehm-Ziele" gesetzt, also wieviel gramm pro Woche und so. Es soll ja auch nicht in Mästerei ausathen, wenn das Zunehmen zu schnell geht is ja auch gefährlich -> Jojo-Effekt und so....

Liebe Grüße, Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem

#15
Liebe Kim,l

ich möchte dich nur noch auf eine Sache hinweisen: Es ist wichtig, dass du die Kaliumpräparate aus der APOTHEKE holst, und nicht aus der Drogerie. Was die dort nämlich haben, ist ein anderer Wirkstoff, der DIR GAR NIX NÜTZT! Weiß ich von den praktischen und beinahe fatalen Erfahrungen einer Mitpatientin aus der Klinik....