Schimpft mich, schlagt mich, ich bin wieder da....
ABER! Lasst euch bitte erklären wie es dazu kam, danach urteilt!
Zur Vorgeschichte:
Letzte Woche Samstag-Früh um 2 Uhr bin ich gegen bei mir daheim im Badezimmer zusammengebrochen. Mein Kreislauf hat total versagt. Wurde dann ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem mich meine Mama im Bad bewusstlos gefunden hat. Mir wurden sofort Infusionen und das volle Programm verabreicht. Vor allem mein Kalium-Wert ging gegen Null und Nix mehr. Ich lag vier Tage auf der Überwachungsstation – und so lang glaub ich stand ich auch seelisch unter Schock. Ich bin zwar schon zweimal umgekippt, jedoch mit Vorwarnungen (wie Schwindelgefühle, zittrige Hände und Füße…) weil ich Unterzucker hatte, aber einen Kreislaufzusammenbruch kannte ich bis dato nur aus Erzählungen von anderen Leuten.
Zum Therapiebeginn:
Gestern sollte ich ja dann meinen stationären Klinikaufenthalt in Bad Neustadt antreten – was ich auch zunächst tat. Wir (meine Eltern und ich) fuhren mit der Bahn dort hin und kamen gegen Mittag an. Dann wurden meine Personalien aufgenommen und der ganze Papierkram erledigt. Danach kam eine Schwester, die mit mir und meinen Eltern zum behandelnden Arzt ging und wir hatten das Aufnahmegespräch.
Die Tür ging auf und dieser Mann war mir von der ersten Sekunde an unsympathisch. Dieser Arzt in Bad Neustadt kam mir vor wie ein Richter. Er sprach mit mir als ob ich ein Stück Vieh wäre, das man bewertet um seinen „momentan noch gültigen Verkaufspreis“ zu ermitteln. Er war irgendwie so kalt und arrogant mir gegenüber. Und nachdem ich alles von meiner Magersucht/Bulimie bekannt gegeben hatte fing er an über sich und die Klinik zu erzählen. Ich meine, mir war klar dass ich dort mit Einschränkungen zu leben hab. Das habe ich mit meiner Therapeutin und meinem Hausarzt
besprochen, aber in diesen Ausmaßen hatte mir das niemand beschrieben.
Der Klinik-Arzt meinte ich hätte vier Wochen komplettes Kontaktverbot. Weder Briefe noch Anrufe und auf keinen Fall Besuche von Eltern, Freunden, Bekannten…etc., des weiteren Sportverbot (darunter fallen auch leichte, ausgleichende, entspannende Sachen wie Gymnastik, Dehn-, Streck- und Atemübungen, Spazierengehen…etc.), außerdem musste ich sämtliche „Unterhaltungsmedien“ abgeben – auch Bücher, Zeitschriften. Außerdem hatten sie mir gesagt, dass ich jeden Tag ein Tablett mit Essen voll bekomme und das MUSS ich essen. Ich dürfe nicht eher aufstehen bis ich aufgegessen hab. Und danach komme ich mit „Gleichgesinnten“ in eine Art Ruheraum, wo wir eine halbe Stunde über das Essen nachdenken sollen und spühren sollen, wie das ist etwas im Magen zu haben aber wir dürfen nicht untereinander reden und uns austauschen! Also ich hab das alles überhaupt nicht verstanden. Man sollte sich doch in so einer Einrichtung mit Betroffenen austauschen können oder liege ich da so was von falsch?
Meine Eltern haben gebeten wenigstens noch mein Gepäck aufs Zimmer bringen zu dürfen und sich dann in Ruhe von mir verabschieden zu dürfen, doch sie wurden sofort einfach so „rausgeschmissen“. Man hatte mir ein „normales“ Zimmer (mit normaler Einrichtung, das man auch absperren kann…) zugesichert – anfangs. Als meine Eltern weg waren wurde ich sofort vier Stockwerke tiefer gebracht in die psychatrische Abteilung. Ich wurde in eine Art „Zelle“ gesteckt. In diesem Zimmer war nix weiter als ein Stuhl und ein Bett. Die Fenster waren abgesperrt und das Zimmer war videoüberwacht. Ich konnte nur noch heulen – zu mehr war ich nicht mehr in der Lage.
Dann wollten sie mir mein Handy wegnehmen und meine Koffer durchsuchen. Das war dann der Moment in dem sich wohl eine Art Selbstschutz in mir aktivierte, anders kann ichs nicht beschreiben. Ich schlüpfte aus meiner „Opferrolle“ vom weinen und verzweifelt sein in eine Art „letzter Ausbruchsversuch“.
Ich redete vernünftig, aber bestimmt mit den beiden Ärzten und sie versuchten mich ehrlich nur unterzubuttern. Ich wollte wenigstens in ein „normales Zimmer“. Der Chefarzt meinte dann allen Ernstes zu mir: „Wir haben kein anderes Bett frei!“ Ich dachte ich höre nicht recht! Ich mein Hallo? Die wissen seit einem Monat, dass ich komme da plant man doch wohl die Bettenbelegung oder seh ich das falsch? Das war der Punkt, der mich sicher werden ließ.
ich war noch nie eine Person, die selbst Entscheidungen trifft. Immer fragte ich meine Eltern oder meinen Freund was wohl richtig für mich wäre. Aber in diesem Moment hab ich zum ersten Mal gespührt: „Kim, du weißt jetzt verdammt noch mal haargenau selbst was für dich richtig ist – und diese Klinik hier ist es mit 100 %iger Sicherheit nicht!“ Und ich sagte dass dann auch so bestimmt wie ich es fühlte und wahrnahm – dann unterzeichnete ich dass ich wieder gehe und dann ging ich auch.
Der Feigling Kim ist zurück.
#1In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to
Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes
Eminem
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to
Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes
Eminem