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Angst vor der Therapie
Verfasst: Di Jan 16, 2007 22:10
von dasWuschelchen
Bei mir ist es in rund einer Woche soweit und ich werde stationär eine Therapie beginnen und momentan würde ich die Therapie am liebsten absagen, weil ich so große Angst davor habe, aber letzendlich weiß ich, dass ich das Richtige mache. Ich habe Angst davor zu scheitern, Angst meine Eltern, meine Freunde, meinen Freund, meine Arbeitskollegen, meinen Chef zu enttäuschen, Angst 2 Monate umsonst in Therapie zu gehen, Angst davor meinen momentan sehr schönen Alltag zu verlieren. In mir sträubt sich auch alles dagegen die Bulimie loszuwerden, weil ich dann auf einmal so viel Zeit zur Verfügung hätte, mit der ich vielleicht nichts mehr anzufangen wüsste und mich dumme Gedanken andauernd wieder einholen würden und natürlich habe ich wie jede Bulimikerin die große Angst dick zu werden

Ich habe auch Angst, dass mir sozusagen eine Freundin, die mir in den letzten Jahren geholfen hat selbstbewusst zu werden, die mich aber auch zerstört hat zu verlieren und ich weiß wirklich nicht, ob mir die Therapie helfen wird...
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 11:17
von Fridolinchen
Hallo Wuschelchen!
Es KANN sein dass du was verlierst wenn die Therapie scheitert - wenn du erst gar nicht hingehst hast du schon verloren! Und die Therapie machst du für DICH und sonst niemanden, somit kannst du auch niemanden enttäuschen.
IST DEIN ALLTAG JETZT SO SCHÖN??? Willst du nicht daran was ändern? Warum hast du dich für eine Therapie entschlossen?
Warum hast du Angst eine Freundin zu verlieren die dich zerstört hat? Was wäre schlimm daran? Vielleicht hättest du die Gelegenheit wirklich gute Freunde zu finden.
Alles Gute - du schaffst das
TOI TOI TOI
Frido
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 12:43
von dasWuschelchen
Mein Alltag ist im Moment wirklich sehr schön, weil ich mich so gut mit meinen Arbeitskollegen verstehe und ich gerne ins Büro gehe und mein Chef mir einges zutraut, die Wochenenden wirklich schön mit meinem Freund sind, ich einige neue Freunde kennengelernt habe. Als ich die Therapie beginnen wollte, litt ich sehr stark unter Panikattacken und "schlechten" Gedanken...
Dank jedenfalls für die liebe Antwort! Es kann sein, dass mich die Therapie weiterbringt und mir hilft mich selbst zu akzeptieren, aber ich weiß´nicht ob ich es schaffe von der Bulimie loszukommen...

Verfasst: Mi Jan 17, 2007 18:37
von sonnenregen_
Hallo Wuschelchen!
Deine Angst kenne ich. Bei mir ist es auch in ein paar Wochen soweit. Ich habe auch große Angst, weiß nicht was auf mich zukommt, habe Angst vor einer Gewichtszunahme und davor zu scheitern.
Aber es hängt alles von dir ab. Wenn du willst, dann wird die Therapie nicht scheitern. Auch wenn du danach noch nicht ganz Symptomfrei bist, wirst du dennoch etwas Wichtiges aus dieser Therapie für dich mitnehmen können.
Ich wünsch dir viel Erfolg. Allein der Entschluss die Thera zu machen und mit allen (Chef etc.) darüber zu sprechen finde ich sehr mutig von dir und zeigt auch deine Willenskraft.
Alles Gute
sonnenregen
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 19:54
von dasWuschelchen
Hallo sonnenregen!
Schön wieder einmal von dir zu lesen

Wie geht es dir denn derzeit?
Ich kann deine Angst nur so gut nachvollziehen. Ich denke momentan wirklich andauernd darüber nach ob ich wirklich in Therapie gehen möchte und bereit dazu bin. Eigentlich würde ich viel lieber im Sommer in Therapie gehen, da es mir dann wohl viel leichter fallen wird davon loszukommen. Ich weiß auch, dass der Therapieerfolg letzendlich nur von mir abhängt und das ist ja gerade besonders schwierig für mich...
Ich wünsche dir wirklich das Allerbeste und denke an dich!
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 20:21
von faith
ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich zu meinem ersten Therapiegespräch für eine Aufnahme gefahren bin.
mutig aus meiner wohnung raus, ebenfalls noch mutig in die U6 gestiegen, richtung AKH gefahren und mit jeder stadtion mehr, meinen mut verloren.
Vergessen all die durchgemachten Fress-und Brechanfälle, den Druck, den Zwang, die Tränen, die Hoffnungslosigkeit und das unendliche tal des leidens.
je näher ich der STadtion AKH kam, desto sicher war ich mir, das alle anderen viel kränker wären als ich.
der eine hatte die hand gebrochen, der andere kam mir mit vielen schläuchen an sich entgegen und und und.
ich sah in den Spielel, war relativ schlank, gesunde gesichtsfarbe, äußerlich nicht wirklich krank.
hätte eigentlich wieder umdrehen können.
Therapie? ich würde das nicht brauchen....
Fast schon wieder am ausgang, traf ich mein gutes gewissen, eine freundin, die mich begleiten wollte.
wo willst du denn hin?
ähm, mmh, tja,....ich brauche keine therapie, mir geht es doch gut!!
Dann sagte sie, schau in diese Spiegel....
ich tat wie mir geheißen und sah in ein völlig ausdrucksloses gesicht, mit toten augen, die das leben schon lange verliesen.
und ich sah diese Angst, die Angst zuzunehmen, wenn ich die Essstörung beiseite lassen würde.
ich sah mich um zu meiner freudin und sagte, ich bin noch nciht so weit.
was würde ich denn ohne sie machen?
die Essstörung hatte mein ganzes leben beinhaltet.
ich hatte Angst ohne sie zu sein, aber ich hatte auch angst vor dem weiteren leben.
Erbrechen, hungern, AFM, hände aufschneiden, fressen- ja, das war mein ganzer lebensinhalt.
ich war gut darin mich zu hassen, meinen körper zu hassen, ihm leid zuzufügen, ihn für alles verantworlich zu machen.
und die Essstörung war eine verdammt gute Art das auch auszudrücken.
ich ging dann zu diesem erstgespräch, sah mir dann die stadtion an und bin mit tränen in den augen wieder rausgegangen.
War ich wirklich eine von denen??
sah ich wirklich so aus?
und muss ich wirklich das ganze essen essen behalten, was sie mir hier geben???
und wieder diese Angst- ich werde zunehmen!!!
und ich hatte panische Angst zuzunehmen.
Wäre viel lieber so dünn, wie all die anorektischen Patienten hier......-mit diesen Gedanken ging ich nach hause.
doch der Supermarkt und seine anziehungskraft waren stärker- rein- essen kaufen-packungen schon im supermarkt aufreisen- wie eine drogensüchtige ihren Stoff in sich hinein stopfen.
Noch im supermarkt auf das wc rennen- normalerweise unerlaubt, aber ich sagte, mir wäre so schlecht. Sah wohl furchtbar aus, denn es wurde mir gestattet.
dann sah ich in den Spiegel, sah ein völlig aufgelöstes Gesicht, verzerrt von der Gier, heimgesucht von dem Drang sich zerstören zu müssen.
Am nächsten Tag sagte ich im AKH zu.......
Nein, so ein leben wollte ich nicht!!!!!!!
willst du es mein liebes wuschelchen???????
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 20:31
von dasWuschelchen
Danke Sonja für deinen ausführlichen Bericht. Ich habe beinahe geweint als ich ihn gelesen habe...Ich habe einfach nur so viel Angst, dass ich 2 Monate umsonst in die Therapie gehe, meinen momentan sehr schönen Alltag verliere und die Erwartungen der anderen nicht erfülle...Wenn ich dein Schicksal lese, denke ich nur, dass ich sehnlichst hoffe die Bulimie aufzugebe, da du ja dadurch richtig krank geworden bist

Verfasst: Mi Jan 17, 2007 20:39
von faith
mein liebes wuschelchen,
jede Art des mit sich selbst beschäftigen in einem gesunden Aspekt, kann und darf keine verlorene Zeit sein.
NIchts rennt dir in dieser zeit davon, ehre solltest du aus diesen 2 monaten viel für dich gewinnen.
Denn nur dann bist du vielleicht gestärkt für jene neuen sitautionen, die du bis dato mit freßanfällen und ähnlichem kompensiert hast.
eine therapie ist nich leicht, ist kein Spaziergang auf dem schneeweisen strand in der Karibik, aber
man kann keinen einzigen spaziergang auf dem schneeweisen Strand in der Karibik genießen, wenn man in der einen hand eine Tafel schokolade und in der anderen ein laib brot hat.
Verstehst du was ich meine?
die zeit danach kann genauso schön,wenn nicht schöner werden, mit all deinen neuen erkenntnissen und erfahrungen.
den warme sommerregen kann man viel mehr genießen, wenn er nicht begleiter in den nächsten supermarkt ist.
die welt steht dir heute wie nach 2 monaten weit geöffnet gegenüber, aber wie du die schwelle des lebens betrittst, hängt davon ab ob die esstörung weiter bei dir sein soll oder nicht!!!
denn was ist wenn du die therapie absagst, nicht hingehst und in drei tagen, drei wochen oder drei monaten, geht es dir nicht mehr gut und vor der WC-Schüssel denkst du dir dann, hätte ich doch meine Ängste überwunden.....
alles liebe ,sonja
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 20:46
von dasWuschelchen
Danke für deine liebe Antwort und dafür, dass du mir Mut machst

Das finde ich toll! Ich war mir eigentlich total sicher, dass ich die Therapie machen will und auch, dass ich es schaffe wieder normal zu essen. Jetzt sind die Gedanken weg, die Panikattacken, die Depressionen, es geht mir wieder gut und ich vergesse all die Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind...
Gerade das viele mit sich selbst beschäftigen, empfinde ich als so schwierig, weil ich mich gar nicht mit mir beschäftigen will. Ich hasse es ja auch alleine zu sein und es fällt mir wirklich schwer mich andauernd mit mir zu beschäftigen. Da geraten all meine Gedanken wieder durcheinander
Vielleicht muss ich auch erst so richtig am Boden sein wie du, ehe ich die Bulimie aufgebe, wobei ich eigentlich aufs Leben stehe, momentan mehr denn je

Verfasst: Mi Jan 17, 2007 20:51
von faith
diesen Ansatz
"ich stehe auf das leben, mehr denn je!", diesen ansatz
darfst du nie aus den augen verlieren!!!!
das ist das wichtigste was wir haben!!!
was du hast!!
denn diese ängste, depressionen und panikattacken kehren wiedern, wenn man ihnen nicht vorher den wind aus den segeln nimmt.
Begebe dich auf die reise in dein inneres, vielleicht nimmt es dir die angst davor, dich mit dir selbst beschäftigen zu müssen, nur dann ist nämlich ein fortschritt möglich!!!!
und wie bei jeder reise mit dem segelboot, können hohe wellen aufleben, der Sturm kann wehen und der regen niederprasseln, aber mit und in einem team, welches mit dir gemeinsam diesen weg geht, wird mit bestimmtheit nach dem sturm die sonne scheinen- und für diesen sonnenaufgang lohnt es sich zu leben.
dickes bussi,sonja
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 20:56
von dasWuschelchen
Du schreibst gerne in Bildern, hmm? Das finde ich aber total schön und eine außergewöhnliche Begabung, aber ich weiß ohnehin welch schlaues Mädchen du bist
Ich habe eigentlich immer gerne gelebt. Ich war zwar oft sehr verzweifelt, aber Suizid ist mir bisher niemals in den Sinn gekommen, weil es schon so viele schöne Momente in meinem Leben gab und jeder Tag beinhaltet immer etwas Schönes, auch wenn vielleicht nicht jeder Tag wunderschön ist.
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 21:08
von faith
jeder tag wunderschön???
das wäre wie jeden tag ein eisessen und am strand sitzen- irgendwann sehr eintönig!!! denn wer will das schon??
und schon die alten Neandertaler wussten schon, dass nach der erfolgreichen Jagd, nach langem maschieren und vielen tagen der einsamkeit, das große Fest stattfinden würde!!!
aber mal im ernst, mein liebes wuschelchen,
du wirst diese therapie machen,
du wirst diese zeit sinnvoll nützen und für dich das Beste draus machen!
und du wirst gestärkt dort heraus kommen.
PUNKT!!!

Verfasst: Mi Jan 17, 2007 21:16
von dasWuschelchen
Ich werde diese Therapie zumindest probieren! Wenn ich nach einer Woche weiß, dass sie mir nicht gefällt, werde ich sie wohl oder übel aufgeben müssen, aber ich muss es zumindest probieren wieder gesund zu werden. Gestärkt herausgehen werde ich auf alle Fälle, da die Bulimie sowieso nur ein Problem von vielen ist....
Du hast wie immer Recht

, dass ein Leben, das ausschließlich aus aneinandergerehten wunderschönen Tagen langweilig erscheinen würde..Probleme gehören auch zum Leben hinzu, wenngleich sie in Form kleinerer Alltagssorgen für uns alle wohl besser wären.
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 21:24
von faith
junge dame!!!!
eine therapie probieren, das geht nicht!!!
Ganz oder gar nicht.
Regen oder sonne
im schnee skifahren oder auf dem strand liegen-
nichts geht mehr-
weiß oder schwarz??
du musst dich entscheiden......
Verfasst: Mi Jan 17, 2007 21:27
von dasWuschelchen
Weshalb denkst du, dass das nicht funktionieren kannst? Ich möchte mir die Therapie ansehen, wie es mir ergeht, wie ich mich in der Gruppe wohlfühle, wie ich mich in der Klinik wohlfühle und dann sehe ich ohnehin ob sie mir gut tut und werde dann natürlich weitermachen, wenn sie mich persönlich weiterbringt.