ACHTUN: Uniklinik Essen

#1
Hi meine Lieben,

also, ich hab ja gelesen, dass einige mitglieder ebenfalls im uniklinikum essen zur behandlung gewesen sind. auch ich bin eine ehemalige patientin.
vor jetzt genau fast einem jahr (17.jan 2006) bin ich in essen aufgenommen worden. es war meine dritte stationäre thera. alles was pinar im erfahrungsbericht geschribene hat stimmtE. denn mittlerweile hat sich viel verändert. auch ich habe noch die ehemaligen regeln kennen gelernt und habe die thera sehr erfolgreich abgeschlossen, wie ich finde. jetzt ist es da allerdings nicht mal mehr annähernd wie es mal war und ich schreib einfach mal die veränderungen auf die mir einfallen. meine quellen sind sehr zuverlässig-meine infos kommen von schwestern (mit dnen ich immer noch in kontakt stehe), ehemaligen patienten, die noch navh mi da waren und meinen besuchen in der lvr (alle 2-3 monate bin ich nochmal da, habe nächste woche wieder einen termin).
nundenn

Mahlzeiten das buffet morgends und abends gibt es nicht mehr. aus kostengründen und personalmangel gibt es kein selbst hergerichtetes buffet mehr, das essen kommt jetzt auf rädern wie im kranknehaus. die mahlzeiten mittags werden nicht mehr in der mensa eingenommen, das essen kommt ebenfalls auf rädern. was ist schlecht daran??? nunja, die einkäufe mit den schwestern fallen weg-und ihr wisst, viele haben grade mit dem einkaufen ein riesiges problem...- und die konfrontation mit ganz "normalen menschen" in der mensa fällt ebenfalls weg. außerdem ist ie freude am essen eingeschränt, da man nichts mehr selbst zubereitet. achja, wie ihr lesen konntet gibt es demnach auch keine einkaufsgruppen mehr...
station die ehemalige "PP2", spezialisiert auf ES gibt es auch nicht mehr. da letztes jahr im sommer zu wenig patienten auf station waren ist die station jetzt gemischt. heißt, essgestörte sind mit allen anderen von arten von psychosomatischen störungen zusammen. man meint, das ist nicht weiter schlimm, aber dadurch geht das besondere konzept verloren. vor allem spielen sich jetzt richtigedramen auf station ab- essgestörte dürfen ja keine lebensmittel auf dem zimmer haben, keinen süßstöff benutzen etc (ist ja auch soweit vollkommen okay), ABER, die Nicht-Essgestörten dürfen alles nehmen, essen und auf den zimmern halten was sie möchten. es ist euch zu übelassen, ob dies wohl eher negati oder positiv ist...
pesonal die situation hat sich sehrverändert, es gibt bei weitem nicht mehr so viele schwestern wie fürher. diejenigen, die in rente gehen, kündigen oder aus anderen gründen nicht mehr da sind werden nicht ersetzt, sodass oft pro schicht nur eine schwester vor ort ist.

das sind die wesentlichen punkte die mir eingefallen sind. wirklich, bis zum letzten jahr war die klinik wirklich grandios und für menschen, die wirklich an sich arbeiten wollten eine großartige einrichtung, aber mittlerweile ist es einfach nicht mehr empfehlenswert.

sollte jmd. vor kurzem da gewesen sein würde ich mich freune mal einen aktuellen erfahrungsbericht zu lesen.

alles liebe
natascha
Flüchte nicht in deine Träume-sondern lebe sie!

#2
Hallo liebe Natascha,

ich war bis zum Di. 12 Wo. im Uniklinikum Essen. In den wesentlichen Punkten muss ich dir schon zustimmen. Auch bei mir hat sich vom Tag der Aufnahme bis zum Tag der Entlassung einiges geändert.

Als ich ankam waren wir noch eine reine ES Gruppe. An der Gruppentherapie nahmen max. 8 Personen teil - es gab 2 Gruppen. Somit hatte man die Möglichlichkeit in der Gruppe mehr von sich zu erzählen und konnte schneller Vertrauen fassen zu den einzelnen Gruppenmitgliedern.
Mit der Umstrukturierung kamen dann die Veränderungen...aus den beiden Gruppen wurde eine gemacht mit ca. 15 Teilnehmern. Die zeitl. Dauer der Gruppentherapie wurde zwar erweitert, aber dennoch ist es für viele nicht gerade leicht in so einer großen Runde zu sprechen.
Viele haben sich die kleinen Gruppen zurückgewünscht. Mich persönlich hat es nicht allzu sehr gestört, wobei je größer die Gruppe, desto gehemmter bin ich auch.

Dazu kam der Personalmangel. Dadurch, dass auch andere Patienten aufgenommen wurden, hatten die Schwestern gut doppelt soviel Arbeit. Oft hat man auch gemerkt, wenn sie gestresst waren und dann überlegt, ob man zu ihnen geht oder es besser lässt. Das soll keine Kritik an den Schwestern sein, da wirklich alle superlieb sind, sondern bei mir hat sich eher die Frage gestellt "bin ich jetzt so wichtig, dass ich ihnen den zusätzl. Stress antu..?" Manchmal war es auch schwer ohne feste Termine die Schwestern überhaupt mal zu erwischen...der Gesprächsbedarf war allgemein groß, die Anzahl und Zeit der Schwestern aber leider knapp...
Auch das morgendliche Qi-Gong musste oft ausfallen und die Nachruhe war meist nur in Eigenregie, sowie auch der Lesekreis.
Einmal pro Wo. hatten wir Kochgruppe. Es wurde dann meist zu zweit eingekauft - nach Absprache -, aber ohne Schwester.

Tja, was könnte man noch sagen?
Ich fand es ok, dass auch Patienten mit anderen Erkrankungen auf der Station waren. Ich habe mir mit einer Patientin aus dem anderen Setting das Zimmer geteilt und es gab überhaupt keine Probleme. Gut, man muss sicher auch tolerant sein, aber ich habe mich alles in allem doch sehr wohl gefühlt in der Klinik.

Leider habe ich mein Essverhalten nicht komplett umkrempeln können, aber ich habe ein paar sehr liebe Menschen kennengelernt und neuen Mut gefasst. Auch mit meinem Einzeltherapeuten war ich sehr zufrieden.

Fazit:
Auch wenn es in letzter Zeit wohl etwas drunter und drüber gegangen ist würde ich die Klinik in Essen trotzdem weiterempfehlen.
Wer ein Problem damit hat, dass es keine reine ES Gruppe ist, dem sei gesagt, dass es das im realen Leben auch nicht gibt. Sicherlich wird man von einigen beim essen vielleicht komisch angeguckt, aber ich kam mir doch öfter von anderen ES beobachtet vor als vom nichtbetroffenen Rest.
Ok, das wars erstmal.
Noch fragen? Ich antworte gerne.

LG
Sunshine