GRUPPENPSYCHOANALYSE

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Gruppenpsychoanalyse

Begriff: Gruppenpsychoanalyse ist eine Form der Gruppenpsychotherapie, deren Ziel es ist, unbewusste seelische Prozesse im Rahmen einer (therapeutischen) Gruppe der bewussten Verarbeitung zugänglich zu machen und damit neue Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen.

Die theoretischen Grundlagen der Gruppenpsychoanalyse stammen vorwiegend aus der Psychoanalyse und aus den Sozialwissenschaften. Zur Formulierung einer eigenständigen gruppenanalytischen Theorie trugen nach dem zweiten Weltkrieg vor allem Sigmund H. Foulkes und Wilfried R. Bion in Großbritannien bei. Beide gelten heute als die wichtigsten Begründer der analytischen Gruppentherapie.

Vorgehensweise: Die analytische Gruppe findet entweder kontinuierlich, im Ausmaß von 1-2 Sitzungen pro Woche, oder in geblockter Form (mehrere Sitzungen über mehrere Tage hinweg) statt. Die Teilnehmerzahl beträgt üblicherweise 7-12 Personen.
Dem Einzelnen bietet sich die Möglichkeit, seine Beziehungsmuster in der Gruppe zur Darstellung zu bringen und Konflikte zu reinszenieren. Das Wiederherstellen der konfliktverursachenden Situationen macht die Konflikte einer direkten Bearbeitung im Hier und Jetzt der Gruppe zugänglich.
Der Gruppenleiter schlägt seinerseits keine Themen vor, sondern fordert die Teilnehmer auf, ihre Einfälle, Phantasien, Träume und Empfindungen möglichst spontan und freimütig zu äußern. Er bemüht sich, auf die Äußerungen der Mitglieder ohne Werturteile und Affekte zu reagieren, um möglichst wenig als reale Person, sondern als Übertragungsfigur wahrgenommen zu werden. Seine wichtigste Aufgabe ist es, die Fähigkeiten der Gruppe bei der Erforschung der unbewussten intra- und intersubjektiven Prozesse zu fördern. Wesentlich ist seine Arbeit an der Übertragung und am Widerstand. Die Analyse der Gegenübertragung ist für ihn ein wichtiges Instrument zum Verstehen des Gruppengeschehens.

Die gruppenanalytische Methode wird in der ambulanten und stationären Psychotherapie, in der Selbsterfahrung, der Supervision und der Beratung von Gruppen, Einzelnen und Organisationen angewandt. Neben Gruppen mit 7-12 Teilnehmern, den "Kleingruppen", gibt es auch "Großgruppen", die zumindest 25, aber auch mehrere 100 Personen haben können.




Quelle: ÖAGG (20.06.06)