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Borderline - was hilft?
Verfasst: Mi Dez 14, 2005 4:18
von Mondwolf
Hallo ihr Lieben!
Lupus ist immer noch in der Klapse und versteht die Welt nicht mehr.
Verantwortung für mich zu übernehmen scheint im Augenblick völlig unmöglich. Absprachen werden von mir nicht eingehalten, agieren tue ich ausschließlich und übermächtig nach der momentan Stimmungslage...d.h. ich scheitere bereits bei der regelmäßigen Medikamenteneinnahme wenn ich schlecht drauf bin, gerne abends Kaffetrinken zwecks Schlafentzug, schaffe immer wieder neue Cutter ran, angebotene Handlungsalternativen werden von mir nicht wahrgenommen, Suizidimpulse kehren immer wieder - selbst wenn ich voll quirlig drauf bin - und wieder wird neues Material beschafft und wieder eingecasht...symptomatisch oder reine Bequemlichkeit?...und bei all dem Theater mache ich einen völlig normalen und gut sortierten Eindruck...
...ich komm mir langsam echt verdammt blöd und albern vor....ich benehme mich wie ein kleines Kind...verstehe ich nicht, ich bin ansonsten doch auch ganz gut beisammen...kann doch nicht so schwer sein, sich mal zusammenzureißen...wieder böse auf mich...wieder ritzen und damit wieder gegen Absprachen verstoßen...wieder böse...nicht verdient dass es mir besser geht...unterlasse Dinge, die mir helfen sollen dass es mir besser geht oder füge mir bewusst Schaden zu...
Ich wollte da nicht ewig bleiben aber ich wie ich Fortschritte machen soll weiß ich auch nicht und ob ich die überhaupt will weiß ich auch nicht. So geht es nicht, so will ich mich nicht in die "Freiheit" entlassen aber anders will ich auch nicht. Und ich zerfleische mich an dieser perversen Ambivalenz.
Was hilft wirklich? Wie kommt man aus der Situation, in der ich gerade stecke wieder raus?
Lieben Gruß
Lupus
Verfasst: Mi Dez 14, 2005 11:48
von Pinar
hi mondwolf...
also ich kann immer nur sagen, bei essstörungen und selbstverletzen stationäre therapie machen... diese über mind. 3monate und das als anfang nehmen... anfang, um sein leben zu verändern, mit dem man unzufrieden ist und anfang für regelmäßige therapie (mehrmals wöchentlich)...
weisst du, warum du dich imemr wieder slebst verletzt? spezielle gründe oder situationen oder "einfach nur so"?
Verfasst: Mi Dez 14, 2005 21:37
von lusy
Hallo Lupus
Mir kommen die Tränen wenn ich das lese....
Deine Worte sind meine Worte!
Wie kann das sein? wie kann ein fremder Mensch in mein Herz und meine Seele sehen?
Ich weis das du das nicht getan hast, will damit nur sagen das ich das Wort für Wort nachempfinden kann.
Bin übrigens auch Borderliner(in) und suche täglich nach der Lösund.
Ich kann dir keine bieten... aber ich fühle mit Dir!!!!
analoge Situation
Verfasst: Do Dez 15, 2005 20:18
von Omichle
Hi Lupos,
fühlte mich direkt berührt & habe das Bedürfnis zu antworten. Ebenfalls Borderline, ebenfalls in der Klapse gewesen, vor genau 1 Jahr, allerdings nur für 7 Wochen; dass das eine spezielle BL-Station war, davon hab ich nix gemerkt, denn das gesamte (angeblich auf BL geschulte) Personal hat sich bei meiner Ärztin darüber beschwert, sie könnten mit mir nicht umgehen... Also das kann's auch net sein.
Zu dir, Lupos: War in einer ziemlich ähnlichen Situation, nämlich genau damals, vor 1 Jahr. Jetzt geht es mir im Vergleich deutlich besser, es tut sich was & ich möchte wenigstens mitteilen, wie ich das geschafft habe.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Wenn deine Diagnose Borderline ist, müsste dir das sog. DBT-Programm angeboten werden (eine Verhaltenstherapie). Allerdings kann man das erst durchziehen, wenn man sich einigermaßen stabilisiert hat, weil das einem einiges abverlangt. Wenn du also das Gefühl hast, du bist ein bisschen weiter, dann versuch es. Versuch es auf jeden Fall. Ich werde es demnächst auch tun, weil man doch irgendwann Hilfe braucht & jede angebotene in Anspruch nehmen sollte. Sonst wird alles nur noch schlimmer.
Zweitens: Kümmere dich um eine gute ambulante Therapie, wenn du raus kommst, ich empfehle Analyse oder Psychotherapie. Das kann eine gute Lösung & ein Halt sein. Allerdings muss man damit rechnen, mehrer Therapeut(innen) auszuchecken, bevor man den richtigen findet, die meisten sind nämlicher leider Gottes Arschlöcher. Aber wenn man denn jemand Passenden findet, und das IST möglich, dann hilft es einem ungemein. Es gibt sogar welche, die sich auf BL spezialisiert haben & viel Erfahrung mitbringen. Man sollte auch bereit sein, sich mit seinen Problemen & Ursachen auseinanderzusetzen; es ist hart, aber mir hat es sehr geholfen.
Drittens: Ich weiß (& du wahrscheinlich auch), dass eines der Kernprobleme bei dieser Störung ist, dass es einem so unglaublich schwer fällt, sich etwas wirklich Gutes zu tun, etwas Gutes zuzulassen oder zu glauben. Das muss einem klar sein. Und mann muss willens sein, das zu ändern. Ich hab irgendwann einfach damit angefangen, mich zu zwingen, meine negativen Gedanken mir selbst gegenüber einzuschränken und Schritt für Schritt abzubauen. Das war ein massives Problem von mir & irgendwann merkt man, dass man mit Selbsthass einfach nicht weiterkommt. Am Anfang muss man sich dazu [i]zwingen[/i], sich gern zu haben & nicht gleich schlecht zu machen; wenn man es jedoch konsequent & verbissen durchzieht, fängt man irgendwann an, es zu fühlen. Ich bin mir ganz sicher.
Viertens: Sich auf Beziehungen konzentrieren, die einem GUT tun. Darauf achten, was einem GUT tut und sich ganz bewusst drauf einlassen.
Dazu gehört auch: Sich nicht fertig zu machen für ein SSV oder eine FA, weil das ein weiterer Schritt im Teufelskreis ist. Sich konsequent an jedes gute, im Sinne von: gesunde Gefühl klammern.
Felsenfest daran glauben, dass man es wert ist, es sich gut gehen zu lassen.
Ich weiß, das hört sich bestimmt alles total unrealistisch & gaga an & ist für dich in deiner momentanen Situation vielleicht gar nicht so realisierbar - aber es ist genau meine Erfahrung & mir hat das alles geholfen, was ich garatiert vor 1 Jahr auch nicht gedacht hätte. Die Frage ist immer, ob man rauskommen WILL. Und ich wollte anscheinend.
Dir wünsche ich dasselbe & hoffe, ich konnte wenigstens ein klitzekleines bisschen helfen.
Alles Liebe.
O.
Verfasst: Mi Jan 04, 2006 13:48
von Mondwolf
Liebe Omichle!
Bin leider erst jetzt dazu gekommen, Deinen Beitrag richtig zu lesen. Danke! Ich fand ihn sehr gut.
es einem so unglaublich schwer fällt, sich etwas wirklich Gutes zu tun, etwas Gutes zuzulassen oder zu glauben. Das muss einem klar sein. Und mann muss willens sein, das zu ändern. Ich hab irgendwann einfach damit angefangen, mich zu zwingen, meine negativen Gedanken mir selbst gegenüber einzuschränken und Schritt für Schritt abzubauen.
Das ist voll der logische Zirkel...warum sollte ich mir etwas Gutes tun, wenn ich mich selbst so doll hasse...und ich ärgere mich immens über meine Verantwortungslosigkeit mir gegenüber und belade mich mit Schuld, weil ich nicht wirklich gewillt bin mich auf Hilfe einzulassen, sie anzunehmen oder andere Perspektiven zu üben. Möglicherweise KANN ich das im Moment nicht, denn alles was ich ausprobiere ist wirkungslos...entweder weil es tatsächlich nichts wirkt oder weil ich mich nicht richtig, ehrlich und "tiefenwirksam" darauf einlassen KONNTE...vielleicht weil ich den letzten 11 Jahren soviel ernsthaft und ehrlich ausprobiert habe und auch das sich alles als uneffektiv erwiesen hat und ich einfach total frustriert bin..warum sollte ich zum zig-tausendsten mal etwas ausprobieren, was noch nie geholfen hat?
Aber ich denke immer, die Alternativen würden funktionieren wenn ich nur wollte und ich folglich nicht WILL, wenn ich wollte könnte ich meine Handlungen steuern, Dinge tun bzw. unterlassen.
All diese Frustration und Schuldgefühle führen wieder zu Selbsthass und daraus resultieren immer wieder die gleichen Rituale....
...es scheint nichts zu helfen bei diesen Zuständen totaler verantwortungslosigkeit in denen man nur noch auf selbstzerstörung fixiert ist, sich nicht zu helfen weiß und sich auch gar nicht helfen WILL geschweigedenn helfen LÄSST.
Das einzige, was hilft ist ritzen...eine in sich geschlossene ritualisierte handlung die halt eben irgendwann "vollendet" ist und dann kehrt ruhe ein....etwas zum Abschluss bringen...was ist soo wichtig daran?
ich hatte so suizidimpulse die sich ähnlich verhalten haben. ich wollte mir gar nicht das leben nehmen aber war so gedrängt und getrieben, dass ich erst ruhe hatte, wenn es "vollendet" war...es fehlte einfach etwas. kurz davor hatte ich träume, in denen es darum ging eben kurz noch unbedingt eine tasse zurückzustellen, einen stuhl wieder an seinen platz zu schieben...u.s.w. etwas abschließen, etwas in ordnung bringen....
das ist meist abends so und ich bin dann soo rappelig und habe so einen Druck, dass ich über stunden mit dem puls auf 130-140 bin...dem druck halte ich in der Regel nicht stand (angstzustände?? ich hab ja keine angst vor was bestimmten, ich steh nur total unter druck)...es läuft immer das gleiche Programm ab....suizidphantasien, erneute "materialsammlung", ritzen, ich ritze, mit dem kopf gegen die wand rennen... stühle durch die gegend treten... Medi-Compliance gleich null...Meine Arme sehen inzwischen schlimm aus....ich ritze nie wirklich tief...weil das aber in der letzten Zeit fast täglich vorkommt....
Das einzige was Wirkung zeigt ist die Notfallmedikation...also RECHTZEITIG zum Einsatz bringen? Die wirkt zwar gut, braucht aber leider 2 Stunden bis ich ruhgier werde und bis dahin kann ich dreimal Amoklaufen...also schon vorher prophylaktisch nehmen?
Lieben Gruß
Lupus
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Verfasst: Mi Jan 04, 2006 14:10
von Butterbrot
Hey du!
Dein Beitrag hat mich ziemlich mitgenommen, da ich sehr nachvollziehen kann, wie du dich fühlst.
Ich war vor 8 Wochen auch für 3 Monaten nach einem Suizidversuch in der Klinik. Es war mein nun 4. Aufenthalt in der Psychiatrie und ich dachte, dass ich nie wieder da raus kommen werde. Aber mein Zustand hatte sich stabilisiert und inzwischen mach ich eine ambulante DBT- Therapie. Es ist SEHR wichtig, dass du eine gute Therapeutin findest, der du wirklich über alles vertrauen kannst und du dich wirklich ernst genommen fühlst. Ich hab nach wie vor noch immer Suizidgedanken und SVV- Rückfälle, schwere ES... aber ich rede darüber, wir klären ab ob ein stationärer Aufenthalt sinnvoll oder besser wäre.... sie vertraut mir wenn sie mich wieder nachhause schickt, ich verspreche ihr, dass ich mich nicht umbringen werde, dass ich sie anrufe, wenn ich ganz verzweifelt bin.
Es ist schwer, mit all den Gefühlen, dem Selbsthass umgehen zu müssen.
Die Anspannungen, die zwischenmenschlichen Probleme belasten besonders mich sehr. Ich tu mir sehr schwer, Beziehungen aufzubauen, sei es jetzt unter Freunden, unter Bekannten, unter Männern...ich kann kein richtiges Nähe Distanz Verhältnis einhalten....breche Beziehungen vorher ab, bevor sie überhaupt richtig fruchten.....und leide darunter sehr.
Ich weiß nicht, was für Tipps ich dir geben könnte. Ich weiß nur, dass wir alle so sensibel ausgestattet sind und so gute Menschen sind und ich biete die gerne an, dass du immer reden kannst, wenn du willst mit mir.... melde dich bei mir!
Liebe Grüße