Tagesprotokolle - Beobachtung und FA-Vermeidung

#1
Hallo ihr Lieben!

Nachdem ich meine Therapiemotivation stark angezweifelt habe, weil ich es nicht geschafft habe, mich an die Vorschläge meines Therapeuten zu halten und etwas ungeduldig wurde, weil ich keine Fortschritte sah..(langer Satz...) habe ich beschlossen, dass ich mich etwas weniger unter Druck setze und akzeptiere, dass das alles sehr viel länger brauchen wird, als ich dachte und die (Fort-) Schritte wesentlich kleiner sind als ich dachte.

Ich habe gemerkt, dass ich mit der aktiven Veränderung meines Alltags und meines Essverhaltens noch überfordert bin. So weit bin ich einfach noch nicht.
Da meine Selbstwahrnehmung nicht besonders gut ist, hielt ich es für sinnvoll vorerst einen Schritt zurück zu gehen und mich auf die Beobachtung zu beschränken.

Seitdem schreibe ich abends Tagesprotokolle. Was habe ich an dem Tag gemacht, was ist vorgefallen, was habe ich gegessen, wie habe ich mich dabei gefühlt u.s.w.

Das war eine gute Idee! Mir helfen die Tagesprotokolle sehr.
Zum einen habe ich abends die Möglichkeit meine Bilanz über den Tag zu ziehen und gehe etwas ruhiger ins Bett.
Zum zweiten werde ich "genötigt" mich mit meinen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen, wenn ich die Protokolle schreibe und auch im Verlauf des Tages darauf zu achten, wie ich auf bestimmte Dinge reagiere und welche FA-Trigger mir über den Weg laufen.

Ich habe die ein oder anderen Erkenntnisse gewonnen, die mir in Zukunft helfen werden den ein oder anderen Fressanfall zu verhindern.
Ich glaube, das schrieb ich schonmal.
Oft werde ich - wie viele andere - abends von FA´s heimgesucht.
Ich hatte das Gefühl, dass irgendwas fehlt. Nachdem ich mir sämtliche Nahrungsmittel "angeboten" habe, stellte ich überrascht fest, dass es nichts Essbares war, was mir fehlte. Nach und nach habe ich festgestellt, dass dies bei vielen FA´s der Fall ist (leider nicht bei allen). Die Fressanfälle dieser Art, bei denen mir eigentlich gar nichts an Essbarem gelegen ist, konnte ich in der letzten Woche vermeiden.
Das Moment sich zu fragen, ob man wirklich etwas essen will und die FA´s dann vermeiden kann wenn dem nicht so ist, ist für mich ein riesen Fortschritt.

Die Tagesprotokolle habe ich mit meinem Therapeuten besprochen. Wir können gut damit arbeiten und ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.
Daher bin ich nun etwas geknickt, dass der weitere Verlauf der Therapie nun in den Sternen steht. Die nächsten zwei Wochen ist mein Therapeut im Urlaub. Danach bin ich zwei Wochen im Urlaub.
Und momentan ist nicht klar, ob mein Therapeut im Oktober noch in der Ambulanz tätig sein wird. Und das jetzt, wo sich endlich gute Wege aufgetan haben...;(
Was soll ich denn so lange ohne ihn machen? Mir wird die wöchentliche "Stütze" fehlen. Klar, ich muss nun allein am Ball bleiben. Ich habe Angst, dass ich noch nicht weit genug bin, um das nun in den nächsten Wochen eigenverantwortlich weiterzuführen.

Lieben Gruß
Lupus

#2
Hallo Wölfchen!!

Klar schaffst Du das auch 4 Wochen ohne ihn. Besonders in den 2 Wochen, in denen DU Urlaub hast! Fährst Du weg?

Das mit den Tagesprotokollen find ich ne super Sache. Hab ich Anfangs auch geschrieben. Sozusagen als Therahausaufgabe. Mir hat das auch viel geholfen, weil man tatsächlich gezwungen ist, sich damit auseinanderzusetzen. Oftmals hat man nämlich gute Vorsätze, vergisst diese aber auch schnell wieder, besonders wenns nicht so läuft, wie man es gern hätte.

Mir haben die Protokolle auch geholfen. Dazu hab ich über 3-4 Monate noch Essprotokoll geschrieben um die FA-Gefahren rauszufinden und al zu beobachten. Die Essprotokolle hab ich aber nur für mich gemacht. Waren keine Therapieaufgbe.

Ich merke auch, dass es mir mit den Fortschritten auch oft zu langsam geht, weil ich ein extrem ungeduldiger Mensch bin. Und am ungeduldigsten mit mir selbst....leider. Versuche mir das immer wieder bewusst zu machen, damit ich auch kleine Fortschritte sehe. Is nicht so einfach.

Manchmal fallen einem die Fortschritte bei sich selbst auch gar nicht so auf, find ich. Weil die sich einschleichen.. Meine Thera sagte gestern zu mir, dass ich seiner Meinung nach viel entspannter geworden bin, nicht mehr diese Megastrenge mit mir selbst habe und alles ein wenig weniger tragisch sehe. Das ist mir selber gar nicht so aufgefallen. Klar, ich hab Fortschritte gemacht, aber das was er gestern so sagte, wollte ich gar nicht recht glauben.

Nachdem ich mir im Laufe des Abends aber ein paar Gedanken gemacht habe, musste ich feststellen, dass er gar nicht so unrecht hat. Tja bescheuert wie ich bin, dachte ich als erstes, als er die Sachen zu mir sagte..."jaja...könnte aber besser sein..." Da spricht dann wieder die Ungeduld und die macht vieles kaputt oder fegt einfach über die Erfolge hinweg, ohne das diese von einem selbst mal ordentlich gewürdigt werden.

Als mein Thera 4 Wochen Urlaub gemacht hat, war ich auch erst ein bisschen unsiche aber glaub mir so schlimm ist es nicht!! Ich hatte zwar in der ersten Sitzung das Gefühl, ich könnte locker 5 Std was erzählen, aber es war ok! Und 4 Wochen gehen doch recht schnell um!

Ausserdem hast Du das Forum ja auch noch zum Quatschen und Beratschlagen! Ich finds immer spannend auch was von anderen Theras zu hören und darüber zu lamentieren.

In diesem Sinne wünsch ich Dir weiter viel Erfolg mit Deinen Protokollen! Lass mich wissen, wies weiter bei Dir läuft!

LG Nadine

#3
Liebes Krümelchen!

Das Bild ist neu! Du bist ja eine gaaanz Hübsche!! ;)

Danke für die Antwort!
Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass es ja noch das Forum gibt ;)

Ja, ich führe die Protokolle auch für mich weiter, es ist keine Therapieaufgabe, das habe ich eigenständig begonnen, weil ich es für sinnvoll halte - und das hat sich bestätigt!

Was den weiteren Therapieverlauf angeht habe ich nur Angst, dass mein Therapeut, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme (ich fliege nach Kreta) nicht mehr in Marburg sein wird weil er unterdessen ggf. einen Vertrag mit irgendeiner Klinik ausgehandelt hat. Ich komme mit ihm gut zurecht. Dann muss ich mich wieder an einen neuen Therapeuten gewöhnen, wo wir uns gerade aneinander gewöhnt habe und erste Fortschritte erzielt haben.
Ist schon klar, es ist ja "nur" ein Therapeut, aber ich habe das Gefühl, dass mir da eine wichtige Stütze wegbricht. Und ich war soo froh, einen männlichen Therapeuten bekommen zu haben, ich weiß nicht wie groß die Auswahl an freien Therapeuten ist, wenn er geht. Ich möchte keine Frau.
Ich weiß auch nicht, wie es in der Ambulanz generell mit freuen Therapeuten ausschaut, die mich übernehmen könnten, wenn meiner tatsächlich die Ambulanz verlassen sollte. Ich möchte die Therapie unbedingt fortführen (nachdem ich zwei Jahre lang in dieser Ambulanz zwar zu den Erstgesprächen erschienen bin, dann aber wieder gekniffen habe).
Das ist meine Sorge, wie geht es dann weiter. Ich weiß es nicht und das macht mich nervös.

Übrigens sehr schade, dass Du am Samstag arbeiten musst. Aber wir können ja zu einem späteren Zeitpunkt nochmal ein Treffen planen, an dem Du dann auch teilnehmen kannst! Das würde mich sehr freuen!

Lieben Gruß
Lupus (den echten Namen verheimliche ich hier mal)

#4
Schön von Dir zu hören Chris!

Ihr habt neuerdings alle so schöne Fotos von euch!
Ich will auch, aber irgendwie funktioniert das nicht, manno. Ich bekomme immer eine Fehlermeldung, obwohl Dateigröße, Format und Auflösung korrekt sind....grrrr....

Mir helfen die Protokolle auch, weil ich dazu neige immer überaus schnell zu vergessen, wie der letzte Tag eigentlich gelaufen ist, egal ob er gut oder schlecht war.
Ich habe jetzte eingeführt, dass ich mir immer Smilies an den Tag male, von gut über geht so bis grottenschlecht. Dann kann ich nochmal gezielt schauen, was an den besonders guten oder besonders schlechten Tagen los war.
Ich will endlich meine Trigger finden - sonst kann ich nicht effektiv eingreifen.
Einen Joker habe ich ja nun schon - und auf den bin ich stolz ;)
Nun muss ich nur immer wenn sich ein FA anbahnt auch distanziert genug sein um zu hinterfragen, ob ich denn grad wirklich was Essbares will oder doch etwas anderes fehlt. Manchmal vergesse ich das.
Und dann muss ich halt nach und nach mal herausfinden, was mir fehlt.
Ich weiß zwar, DASS etwas fehlt, aber noch nicht WAS genau es ist.
Wenn ich das weiß, dann habe ich auch gescheite Alternativen.

Ich hatte noch überlegt, ob ich eine weitere Spalte für den Gewichtsverlauf anlege - aber ich denke das lasse ich besser, der Schuss kann zu leicht nach hinten losgehen.

Habt ihr eigentlich noch irgendwelche bestimmten Methoden zur Entspannung, um ruhiger zu werden?
Ich habe grad auch von einem Freund neue Hörbücher bekommen - mich Hörbüchern hinzugeben bedeutet für mich die maximale Entspannung.
Mit aktiven Entspannungsübungen komme ich nicht so gut zurecht.
Für Traumreisen bin ich zwar sehr empfänglich, aber auch nur geleitet und dann bin ich von Hörbüchern auch nicht mehr weit entfernt ;)

Und in zwei Wochen geht es in den Urlaub...da kann ich meine verbrauchten Reserven wieder auffüllen...es kann also eigentlich nur besser werden!

Chacka...

Lieben Gruß
Lupus

#6
hallo lupus,

um ruhiger zu werden helfen mir ganz besonders spaziergänge im wald. ich kann dann meinen gedanken freien lauf lassen, ich beobachte die bäume, höre die vögel,... danach bin ich ein andere mensch :wink:
leider sind diese spaziergänge wetter- und vor allem zeitbedingt nicht immer möglich...
eine zeitlang hat mir autogenes training (nach cd-anleitung) recht gut geholfen.
hörbücher haben eine ganz spezielle wirkung auf mich: ich brauche keine viertel stunde und ich schlafe fest und seelig - auch eine möglichkeit zum entspannen. :wink:

du, ich habe eine frage wg. deiner tagesprotokolle:
wie schreibst du die? mehr als listen, so wie die vordrucke, die man in den meisten ratgebern findet oder eher in tagebuchform?
ich habe eine zeitlang versucht, essensprotokolle zu führen, aber durch den ständigen zwang, nach jedem essen alles peinlich genau einzutragen, habe ich mich zu sehr unter druck gefühlt. vor allem habe ich nach einem fa überhaupt keine ahnung was ich vorher gefühlt habe bzw. nachher fühle, da ich wirklich jegliche emotion das klo hinuntergepült habe. zum aufarbeiten brauche ich so meine zeit...
daher halte ich von diesen protokollen eher nichts.

aber am abend sich hinsetzen und alles niederzuschreiben, was einem so in erinnerung geblieben ist, das könnte ich mir eigentlich recht gut vorstellen.

liebe grüße, jill

#7
@chris: was bringt dir das protokoll in bezug auf deine gefühle?

ich weiß z.b., dass ich oft zu wenig esse... dazu brauche ich kein protokoll. ich verbiete mir eigentlich keine nahrungsmittel und so und ich versuche regelmäßig kleinigkeiten zu essen.... das protokoll hat mir schon geholfen, dass ich eine struktur in meinen essensalltag bekomme

aber wie kann ich mich durch das eintragen von der menge, was ich esse und trinke wirklich mit mir auseinandersetzen?

#8
Mondwolf hat geschrieben:....heeyyy...jetzt hab ich auch wieder ein Fotto ;)))
und was fürn schönes!!!!!!!!!!!!!!!!!

Hm...das mit Deinem Therapeuten wäre ja nicht so schön, man gewöhnt sich ja schon an die Person...besonders wenn man gut mit ihr auskommt. Mir ist übrigens ein Mann auch irgendwie lieber. Komisch...is mir bei Ärzten generell lieber...sogar beim Zahnarzt.

Wann weiß Dein Thera denn, ob er weggeht. Und wie läuft das denn mit seinen ganzen Patienten. Die können sich doch dann nicht alle was neues suchen müssen, oder??? Das wäre ja blöd. Kann man doch nicht machen...

Ich musste eben schmunzeln...das mit den Smilies hab ich in meinen Protokollen auch immer gemacht. Und das mit der Gewichtskurve hab ich auch gelassen, weil ich mich erstmal überhaupt nicht mehr wiege. Komme ich besser mit zurück, wiegen stört mich nur, weil ich mich damit glaub ich verrückt machen würd. Also wozu??

Das mit den Trigger rausfinden is echt nicht so einfach. Ich bin immer frohen Mutes und nehme mir immer vor, sollte ich FA-gfährdet sein, in mich reinzuhören, warum das jetzt ist und so weiter. Das ist dann, wenn es so weit ist aber immer soooo anstrengend und manchmal kommts halt zum FA, weil ichs nicht mache. Was mich hinterher natürlich wieder maßlos ärgert, weil ich ohne es zu versuchen, ja nicht weiterkomme in der Materie..! Aber ich hoffe ich lern dazu!

Entspannen kann ich auch gut bei Hörbüchern. Allerdings penn ich auch immer voll schnell ein. Manchmal mach ich mir vorm Schlafengehen ne Hörspielkassette der drei??? an oder so :lol: :lol: :lol: Is witzig.... ich hab dann jedenfalls keinerlei Einschlafprobleme!

Nehme mir auch immer wieder vor, endlich mal meditieren auszuprobieren, aber meist hab ich irgendwie dann nicht die nötige Ruhe (oder Geduld) dazu. Aber ich habs mir versprochen, also mach ichs bald endlich mal :wink:

LG Nadine

#9
Hmmm...wie mache ich meine Protokolle...

Es sind keine reinen Essprotokolle. Dass ich mehr essen müsste um physiologisch bedingte FA´s zu vermeiden weiß ich auch, dafür brauche ich auch kein Protokoll.
FA`s dieser Art kann man ja auch bekanntlich schwerlich bis gar nicht vermeiden, sondern höchstens um ein paar Stunden hinauszögern.
Da würde ich allerdings die Frage was fehlt mit "Essen" beantworten.
Das mit den Gefühlen unmittelbar vor und nach Fressanfällen klappt bei mir auch nicht, weil dann auch bei mir keine Gefühle vorhanden sind - oder ich merke es nicht. Jedenfalls gibt´s da nicht viel zu sagen.
Die Beschränkung der Protokolle auf FA´s finde ich daher sehr unproduktiv. Um irgendetwas herauszufinden muss ich schon den gesamten Tag einbinden. Bei mir setzt die Reaktion auf irgendwelche Ereignisse halt auch häufig mit einigen Stunden Verspätung ein oder es sind Kleinigkeiten, denen ich gar keine Beachtung geschenkt habe.

Das Protokoll schaut ähnlich aus wie die Vordrucke halt mit einer Spalte für Verhalten, Gedanken / Gefühle und Esssen...
Ich fülle den Bogen aber meist eher wie ein Tagebuch aus. Wenn ich was zu erzählen habe, dann schreibe ich halt auch schonmal Romane in die Spalten. Auch wenn oder gerade dann, wenn der Tag schön war - das vergisst man leicht und man übersieht auch allzu schnell Fortschritte die man gemacht hat - die möchte ich auch festhalten.

Vorrangig interessiert es mich Zusammenhänge zwischen Ereignissen des Tages, Stimmung und Essverhalten aufzudecken und Trigger zu finden.

Wie es mit meiner Therapie weitergeht weiß ich momentan nicht. Ob mein Therapeut der Ambulanz erhalten bleibt oder sie verlässt entscheidet sich wohl während ich im Urlaub bin. Wenn ich wieder zurück bin muss ich mich dann erstmal im Sekretariat erkundigen. Ich muss gestehen, dass ich auch vergessen habe zu fragen, wie es für mich weitergeht, wenn er tatsächlich die Ambulanz verlässt.
Ich werde ihm wohl gleich mal eine Email schreiben und die Frage nachholen. Das möchte ich doch gerne wissen bevor ich in den Urlaub fahre.

Lieben Gruß
Lupus

#10
Danke für die Auskunft :wink:

Ich habe mich gestern am Abend hingesetzt und meinen Tag in schriftlicher Form Revue passieren lassen. Ich habe einfach alles der Reihe nach aufgeschrieben, vom Aufstehen angefangen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich alles niedergeschrieben habe. Und weißt du was? Mir sind schon ein paar typische Situationen aufgefallen, die mich belasten (können).

Heute morgen bin ich das, was ich gestern geschrieben habe, noch einmal durchgegangen und ich habe mir die Situationen extra herausgeschrieben. Es sind z.T. Kleinigkeiten, die sich eigentlich locker verändern lassen...
Ich werde versuchen, mir öfter die Zeit für mein Tagebuch zu nehmen (ich werde mir sicher nicht vornehmen, jeden Tag zu schreiben - dann kann ich es wahrscheinlich gleich bleiben lassen :wink: ).

Ich habe Ende des Monats wieder eine Therapie-Stunde. Bis dahin möchte ich herausfinden, ob es auf diese Weise funktionieren kann, ob ich so einen Schritt weiterkomme.

Mir war es jetzt zuerst einmal wichtig, dass ich aus dieser Lethargie wieder herauskomme und da bin ich auf dem richtigen Weg. Die nächsten Wochen schauen gar nicht mehr so trostlos aus, wie es noch vor einiger Zeit den Anschein hatte.

Ich wünsche dir schon jetzt einen schönen Urlaub - genieße die Zeit einfach :wink:

liebe Grüße, jill

#11
Ich finde auch, dass es mehr sinn macht den ganzen Tag aufzuschreiben und sich nicht nur auf FAs zu beschränken.

Es ist häufig so, dass es tatsächlich kleinere Kleinigkeiten sind, die Mitauslöser sind. Bzw. eine Verkettung von "Kleinigkeiten".

Ich glaube bei mir macht sich das auch imnmer erst später in einem FA bemerkbar. Nur so kann ch mir erklären, dass ich´nach einem FA total oft nicht erklären kann, warum ich einen hatte. Manchmal denke ich, dass es auch Dinge der letzten Tage gewesen sind, die triggerten.

Oft stellte ich fest, dass ich in der Stresssituation selbst, dh, dann wenns Ärger gibt oder gab, gar nicht FA gefährdet war. Und Tage /Stunden später mir einfach nicht erklären konnte, warum ich jetzt nen FA hatte.
Ich denke bei mir verschiebt sich das dahin, wenn ich wieder "runterkomme" und das verarbeite, zB. durch nachdenken oder so. Oder dann, wenn ich schon nicht mehr so präsent in der Situation stecke. Naja und dann denk ich wohl, dass es ja wieder ok ist und verstehe gar nicht wies zum FA kommen konnte.

Daran arbeiten wird nicht unbedingt leichter, wenn man weiß, dass es sich verschiebt oder verschieben könnte, aber ich hoffe, dass ich darauf aufbauen kann, dass ich weiß und mir bewusst ist, dass Situationen Auslöser sein können, die mein Unterbewusstsein erst dann aufarbeitet, wenn ich glaube, dass es schon erledigt ist.

LG Nadine

#12
stimmt, bei mir sind es meistens die kleinigkeiten, die das sprichwörtliche fass zum überlaufen bringen. und die auswirkungen einer (oder mehrerer) stressiger tage oder wochen sind auch immer erst im nachhinein spürbar.
nach langen stress-phasen vor allem im winter werde ich dann meistens krank, weil ich dem körper dann die möglichkeit gebe sich mit einer erkältung oder mit leichtem fieber bemerkbar zu machen. warum sollte es mit der psyche anders sein?

ich bin in letzter zeit ein wenig weg gekommen von meinem denken in extremen. lange habe ich nur nach 'entweder - oder', 'schwarz oder weiß' gehandelt. mir hat es geholfen, dass ich mir in diesen situationen diese extreme denkweise bewusst gemacht habe und dadurch war es für mich viel leichter, einen geeigneten mittelweg zu finden.

vielleicht funktioniert es mit trigger-situationen ähnlich - ein versuch wäre es auf jeden fall wert...

lg :wink:

#13
@jill: Spazierengehen tut mir auch immer gut. Nur muß man sich auch dazu aufraffen. Ich glaube die letzten zwei Wochen waren für niemanden gut, der zu depressiven Verstimmungen neigt. Wir haben wohl alle in den Seilen gehangen.
Ich habe letzte Woche auch mit meinem Therapeuten darüber gesprochen. Ich habe auch zwei Wochen auf der Couch rumgelungert. Gut gefühlt habe ich mich dabei nicht. Ich hatte ein massiv schlechtes Gewissen, weil ich eigentlich gewußt hätte, was zu tun ist, damit es mir besser geht: zum Beispiel spazieren zu gehen. Aber zu diesen Dingen konnte ich mich nicht aufraffen.
Mein Therapeut meinte...auch diese Stimmungstiefs muss man akzeptieren und sich vielleicht einfach mal hingeben. Es ist in Ordnung wenn man sich mal schlecht fühlt und dementsprechend handelt oder eben nichts handelt. Wenn man eine Grippe hat geht man auch nicht arbeiten. Das ist leichter gesagt als getan...es gibt Alltagspflichten, denen muss man einfach nachkommen, sonst setzt es eine Reihe von Konsequenzen...Rechnungen bezahlen, spülen, Müll ausleeren u.s.w.
Wenn man die minimalsten Alltagspflichten erledigt hat, dann ist aber meist sämtliche Energie schon aufgebraucht, für sich selbst bleibt dann nicht mehr so wahnsinnig viel übrig.
Tja, schlechtes Gewissen abschalten, einfach liegenbleiben und warten bis es besser wird?


Ich finde es sehr schwierig, sich Dinge, die einem bewußt geworden sind auch bewußt zu machen, wenn sich ein FA anbahnt. Manchmal klappt es, häufig klappt es nicht. Ich glaube, das wird sehr sehr lange dauern bis die "Pufferzone" groß genug ist um diese Situationen abzufangen - wie war das doch gleich mit der partiellen Ich-Ausblendung bei Fressanfällen?!
Die Ausblendung muss man sich halt langsam und mühsam wieder abtrainieren, damit so ein FA nicht jedesmal ein vollautomatisiertes Programm ist auf das man wenig Zugriff hat.

Es gibt ja solche und solche FA´s. Die einen passieren einfach ohne dass man ein Moment hatte, indem man gezögert oder abgewägt hätte. Die will ich lernen zu vermeiden und solche Zöger-Momente einbauen.
Geplante FA´s sind was anderes, für die ist man in vollem Umfange verantwortlich. Wer eine Entscheidung für einen Fressanfall treffen kann hat Zugriff auf das Programm und könnte alternativ auch das Programm "ich-werde-mir-bewußt-warum-ich-das-jetzt-tun-will-und-wähle-lieber-eine-Alternative" aufrufen.
Wenn ich mich dann FÜR einen Fressanfall ENTSCHEIDE, dann möchte ich erreichen - so blöd das auch klingt - dann auch zu den Konsequenzen zu stehen und mich NICHT hinterher zu ärgern. Ärger führt zu nichts außer zum nächsten FA.

Ich habe jetzt zwei kotzfreie Tage hinter mir und fühle mich grade einigermaßen stabil. Ich möchte nun versuchen einen Schritt weiter zu gehen: unter der Woche möchte ich die FA`s vermeiden und mir dafür an einem ausgewählten Tag am Wochenende EINEN geplanten Fressanfall gönnen, als "Belohnung" oder prophylaktisches Druckventil.
Ich denke, mehr kann ich von mir noch nicht erwarten und ich bin auch nicht sicher, ob das nicht schon zu hoch gegriffen ist.
Wir werden es sehen, ansonsten muss ich den Plan eben meinen momentanen "Fähigkeiten" anpassen.
Hauptsache da kommt Struktur und Kontrolle rein, damit wäre schon viel erreicht.

Was habt ihr für euren weiteren Weg vor?
Wo steht ihr? Und wo wollt ihr hin? Was sind eure nächsten kurzfristigen Ziele? (die langfristigen sind klar).

Lieben Gruß
Lupus

#14
hi lupus!
gratuliere erstmal zu den 2 tagen!!
eine frage zu deinen geplanten "erlaubten" FAs, die hast du schon mehrfach angesprochen und eigentlich klingt das konzept ganz erfolgversprechend.... aaaaaaaaaaber: bei mir scheitert diese idee daran, daß ich sie mir doch nicht so ganz erlauben kann. schaffst du es, nach so einem FA nicht zu k*? ich nicht, kein gedanke. :oops:

ich habe für die nächste zeit 2 ziele: daß ich nicht mehr die cleanen tage sondern wieder mal wochen zählen kann, so weit war ich nämlich schon, bis vor kurzem :? jetzt bin ich wieder toll am hungern, und da bleiben die natürlich nicht aus...
nummer zwei: ich versuche, einen therapeuten zu finden, was sich leider als sehr schwierig erweist, weil ich es noch nicht schaffe, zu einer beratungsstelle zu gehn. also habe ich diverse mails losgeschickt, und bis jetzt (10 tage ist das her) noch keine einzige antwort bekommen... der erste schritt in richtung therapie ist eine riesige hürde, und es wird einem nicht leichtgemacht ihn zu gehen, leider...

einen schönen tag noch, bzw. schönen urlaub (wann gehts denn los, und wohin?)
pic
"Walk the dark path
Sleep with angels
Call the past for help
Touch me with your love
And reveal to me my true name"

#15
Liebe Pic!

Ich dachte an geplante FA´s MIT Erbrechen. Du magst jetzt entsetzt gucken, aaabberr ;) das hat durchaus seinen Sinn. Wenn man unter der Woche viele FA´s, die sich anmeldeten nicht auslebt, dann wird sich ein gewisser Druck aufbauen. Staut man den über längere Zeit, so wird man womöglich unkontrolliert rückfällig. Wenn man den Druck legitimiert in regelmäßigen Abständen und kontrolliert abbaut kann man das Risiko vermeiden.
Das ist NICHT kontraproduktiv und es hat auch nicht das geringste damit zu tun die Bulimie zu celebrieren!

Ich finde es wichtig, diese Fressanfälle zu legitimieren und zu kontrollieren. Sie dürfen stattfinden, aber eben nur zu diesen festgelegten Zeiten! Du weißt, wie nervenzehrend es ist, wenn man sich jeden Tag vornimmt FA´s zu verhindern und man wieder und wieder scheitert.
Man ärgert, fühlt sich schuldig, weil man mal wieder versagt hat. Und dem nächsten Tag gibt eigentlich nur der Moral halber eine neue Chance. Im Grunde hat man aber vor dem nächsten "Esstag" schon wieder soviel Angst vor dem altbekannten Scheitern, dass ein tatsächliches Scheitern vorprogrammiert ist. Das ist der Teufelskreis vieler Genesungswilliger.
Den gilt es zu durchbrechen, indem man diesen Druck durch schlichte kontrollierte Legitimation nimmt. Phänomen pubertierende Kinder: wenn man sich bei Verboten im Ton vergreift und zuviel Druck und Kontrolle ausübt werden die Halbstarken rebellieren und genau das Gegenteil von dem tun, was Eltern eigentlich erreichen wollten. Viele Bulimiker projezieren den Leistungsdruck, dem sie sich beständig in allen Dingen aussetzen auch auf ihren Genesungsweg, sind zu ungeduldig, wollen zu viele Stufen auf einmal nehmen. Genesung auf Teufel-komm-raus funktioniert nicht.
Ich kann nicht für alle sprechen, aber bei mir ist es so und bei vielen anderen auch.
Wer weit genug ist, dass er solche Tricks nicht braucht, dem gratuliere ich, bitte aber auch, diesen Weg nicht zu verurteilen. Für viele ist er ein wichtiger Meilenstein zur Genesung.

Diesen Weg der kontrollierten FA´s inkl. Erbrechen bin ich schon einmal erfolgreich gegangen. Ich bin so weit gekommen, dass ich eigentlich dachte, die Bulimie endgültig besiegt zu haben und war über ein Jahr fast völlig symptomfrei. Ich werde versuchen, den Weg ein weiteres Mal zu gehen. Den "Trick" mit den kontrollierten, geplanten FA´s schlug sogar mein Therapeut vor. Allerdings sollte ich die FA`s vorerst jeden Tag einplanen und das war mir zuviel. Glücklicherweise kann ich ja selbst entscheiden, wie ich das handhaben möchte und mit welcher Frequenz ;)
Wenn mit festen FA-Tagen in der Woche nicht zurecht kommt, weil z.B. irgendetwas passiert, was einen FA triggert und man merkt, dass man ihn nicht verhindern kann...dann kann auch bestimmte Anzahl von "Freifahrtscheinen" pro Woche oder Monat hilfreich sein. Man kann sich dann kleine Karten basteln und z.B. draufschreiben: Gutschein für einen Fressanfall mit allem drum und dran. Wenn man ihn eingelöst hat wandert er in den Müll.

Wenn es Dir soo schwerfällt geplante Fressanfälle ohne Erbrechen zu bewältigen, dann "erlaube" Dir das Erbrechen halt.
Vielleicht wird die bei geplanten FA´s irgendwann auffallen - wenn Du ansonsten wie Du schreibst schon ganz gut FA-frei über die Runden kommst - dass Du gar keine LUST auf einen geplanten FA hast!
Dann mach Dir ein fettes Kreuz in den Kalender!
Ich würde dann aber nicht überstürzt die geplanten FA`s absetzen, sondern sie mir weiterhin "anbieten". Wenn ich sie nicht brauche: um so besser!

Hat Dir das weitergeholfen und oder Deine Zweifel an dieser auf den ersten Blick etwas provokanten und unkonventionellen Methode behoben? oder gar verstärkt?

Lieben Gruß
Lupus