Therapie? | 7 Antworten

#1
Von Sophia am 30.12.2001

Hallo,

ich hab mal eine Frage an alle die schon Erfahrungen mit Therapien gemacht haben.

Ich hab nämlich furchtbare Angst davor.
Angst das man von früh bis abends voll gestopft wird mit Essen. Keinen Sport mehr machen darf. usw.

Und wie sieht es mit der Ausübung des Berufes aus?

Muss,glaub ich entlich was machen. Denn als ich noch mehr gewogen habe ging es mir wesentlich besser und ich konnte mehr unternehmen, was mir jetzt ziemlich schwer fällt.

Ich kann nicht einmal mehr richtig tanzen (Ballett)und das ist für mich sehr schlimm, war mein großer Traum.

Bitte antwortet mir bald.

Sophia

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Therapie?
Von Hella am 31.12.2001


Ich finde es gut, daß du eine Therapie in Erwägung ziehst. Und glaub mir, die Ängste sind normal und gehören wohl auch dazu.
Möchtest du stationär auf Thera gehen oder ambulant?
Wie es mit dem Essen / Sport aussieht, hängt von deinem Gesundheits-, und Gewichtszustand ab. Und davon, wie die Therapeuten arbeiten. Ich kenne es so, daß stark Untergewichtige schon erstmal zunehmen "müssen", um aus der "Gefahrenzone" rauszukommen. Dementsprechend ist exessiver Sport in der Phase nicht erwünscht.
Frag ruhig, wenn dir konkrete Fragen einfallen. Ich (und bestimmt auch andere hier) helfe dir da gerne.
Hella


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Betreff: Re: Therapie?
Von Sophia am 31.12.2001


Also ich bin so ziemlich im unteren Bereich mit meinem Gewicht. Wird man da schon mit einer Sonde ernährt oder wie siehts da aus?

Ich hab ja schon mal letzes Jahr, als das mit der Magersucht noch nicht aktuell war eine ambulante Therapie gemacht. Diese hat mir aber nicht all zu viel gebracht. (War eine Verhaltenstherapie)
Würde zwar gerne in eine stationäre Therapie gehen, aber dass wird mit meinem Job nicht funktionieren.

Wisst ihr wie es aussieht, ob man noch Kinder bekommen kann, wenn man seit längeren (5 Jahre seine Regel nicht mehr hat)?

Was macht ihr gegen die trockene Haut?

Sophia


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Betreff: Re: Therapie?
Von Hella am 31.12.2001


Was für einen Job hast du? Kannst du denn überhaupt noch arbeiten gehen?
Glaub mir eins, Sophia, deine Gesundheit geht vor! Das mit der Arbeit läßt sich immer (!) irgendwie regeln. Das ist kein wahrer Hindernisgrund für eine stationäre Therapie! (Ich spreche aus eigener Erfahrung.)
Ich war in der Klinik Roseneck in Prien/Chiemsee. Das wäre ja fast in deiner Nähe, wenn du in München wohnst. Dort wird man nicht durch eine Sonde ernährt. Auch bei den stark anorektischen Mädels war das nicht der Fall. Allerdings wirst du dort zunehmen müssen durch das geregelte Essen: Frühstück, Mittag, Abendessen und gegebenenfalls vereinbarte Zwischenmahlzeiten. ...

Hella


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Betreff: Re: Therapie?
Von Sophia am 31.12.2001


Ich bin Fotografin. Allerdings momentan krank geschrieben. Aber in der Freizeit mach ich noch Fotos, die ich dann vorstelle.

Wie läuft denn dort die Therapie ab?
Wie ist das Pflege- und Therapeutenteam?
Wie läuft da Essen ab? Ich glaub damit hab ich große Probleme, weil mein Körper das gar nicht mehr gewöhnt ist.
Darf ich dann wahrscheinlich keinen Sport mehr bzw. Tanzen nicht mehr machen? Ich werd nämlich sonst wieder total ungelenkig.
Wie siehts mit Besuch aus? Gibts da Eingrenzungen?
Wie lange dauert dort eine Therapie?
Wo stellt man einen Antrag?
Ist das egal mit welchen Aufnahmegewicht man kommt?

Wie alt bist du eigentlich und wielang hast oder hattest du eine Essstörung?

Viele Grüße und Danke für deine Briefe

Sophia


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Betreff: Re: Therapie?
Von Hella am 31.12.2001


Okay, hier sind die Antworten auf deine Fragen:
Es ist eine sehr große psychosomatische Klinik mit speziellen Stationen nur für Essgestörte. 1x/Woche findet ein Einzelgespräch (bei Bedarf auch öfter), ansonsten hat man Gruppentherapie, Gestalttherapie, Anti-Diät, Lehrküche, Bewegungstherapie, Entspannung, Depressions-Kurse, Essprotokollgruppe, ...

Man hat einen Bezugstherapeuten und einen Bezugsarzt. Die Schwestern auf Station haben alle eine Zusatzausbildung zum Co-Therapeuten, d.h. sie sind speziell psychologisch geschult.
Die, die ich hatte, waren okay.

Essen: Die Teilnahme an den Mahlzeiten ist Pflicht. Man kriegt einen Essensplan, wo drauf steht, was du essen sollst/solltest. Es gibt bestimmte Regeln während des Essens, die z.T. einfach nur lästig sind, aber doch irgendwo Sinn machen, wenn man lange genug darüber nachdenkt. Bei den Untergewichtigen wird vereinbart, wie viel zu den jeweiligen Mahlzeiten gegessen werde muß. An einigen Tischen sitzen Mittags Therapeuten/Co-Therapeuten mit dabei. Einmal die Woche wird besprochen, wie man gegessen hat, was man anders machen könnte...

Wenn du sehr untergewichtig bist, wirst du keinen Sport machen dürfen. Besser gesagt, du darfst nur soviel Bewegung haben, dass du trotzdem genügend zunimmst. Ein-, zweimal/Wo wird gewogen.

Das Aufnahmegewicht ist, soweit ich weiß, egal. Eine untere Grenze gibt es nicht.

Besuche kannst du so viele bekommen, wie du willst und wie es dir guttut.

Die Dauer der Therapie richtet sich nach deinem Zustand und der Krankenkasse. In der Regel sind es 8-12 Wochen. Kürzer oder länger kommt auch vor - je nach dem.
Die Antrag für eine stationäre Therapie stellst du bei der Krankenkasse. Am besten du forderst die Unterlagen bei der Klinik an (hab ich per I-Net gemacht: www.schoen-kliniken.de); dort steht auch noch mal drin, wie du´s machen musst. Die Klinik Roseneck hat Reha- und Krankenhausstatus, d.h., dass du mit einer Überweisung hin kannst und die Kasse die Kosten eigentlich übernehmen muß. Die Wartezeiten, um in die Klinik zu kommen, liegen bei einigen Wochen/Monaten.

Ich bin 25 und hab seit 8 Jahren Bulimie.
Und ich freu mich, wenn ich dir damit weiterhelfen kann!

Wünsch dir einen guten Jahreswechsel,
Hella


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Betreff: an hella
Von silke am 01.01.2002


hallo!

ich wollte dich nur mal fragen, ob dir die therapie was gebracht hat.

ich mein ich habe bulimie seit 6 jahren. und ich glaub ein ziemlich großer teil, dass ich bulimie habe ist, das mir der sport abgeht.

aber als ich wieder mit dem sport anfing, wurde es auch nicht besser, darum brauche ich eine andere hilfe.

ich kann es mir einfach ohne dem nicht vorstellen, ich habe solche tabletten zuhause die den hunger stillen. sie helfen wirklich, aber ich kann doch nicht immer tabletten nehmen.

welche sportarten kann man dort ausüben, wo du warst? silke


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Betreff: Re: Therapie?
Von Hella am 02.01.2002


Hallo Silke,

ja, die stationäre Therpie hat mir schon geholfen. Es fällt mir zwar unendlich schwer, die Theorie praktisch umzusetzen und ich bin nach wie vor fast täglich "damit" beschäftigt, doch - und das hat mir schon geholfen - ich weiß jetzt, daß ich noch in der Lage bin, die Kontrolle über mein Essverhalten zu übernehmen. Es ist tierisch anstrengend und oft klappt es nicht, aber - und das dachte ich vor dem Klinikaufenthalt - ich habe die Kontrolle nicht verloren. Es ist immer und jedesmal eine Entscheidung für oder gegen das Fressen und Kotzen. Und ich habe dort deutlich spüren können, wo meine Grenzen liegen und welchen Preis ich bereit bin zu zahlen, wenn ich die Bulimie aufgeben möchte. Und zum jetztigen Zeitpunkt bin ich nicht bereit, die Bulimie um jeden Preis aufzugeben.

Zum Sport: In der Klinik wurde Badmington, Volleyball, Walking angeboten. Ansonsten war noch ein kleines Hallenbad und eine Turnhalle, die zur Verfügung standen. Den stark Untergewichtigen wurde allerdings Sport und übermäßige Bewegung jeder Art (also auch das kilometerweite in-der-Gegend-rumlaufen) verboten, damit die Gewichtszunahme nicht noch schwieriger wird, als sie für die meisten Anorektischen sowieso schon ist.

Hella