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Therapie hilfreich oder für`n A****???

Verfasst: So Jun 19, 2005 22:21
von SusiSonnenschein?
Hallo zusammen,

mich würden mal Eure Erfahrungen interessieren, die Ihr mit Therapien gemacht habt. Seid Ihr der Meinung, Euch hat eine Therapie geholfen? Und wenn ja, in welchen Punkten hat sie euch weitergebracht? Und wenn Ihr keine Therapie macht...warum nicht?? Ich denke die ganze Zeit darüber nach, ob ich jetzt ne Therapie machen soll oder nicht. Eigentlich dachte ich immer, ich kann das auch alleine schaffen, aber das denke ich jetzt schon seit 5 Jahren...irgendwann sollte ich vielleicht auch mal aufhören mich selbst zu verarschen.... :( Heute ist wieder so ein bescheidener Tag....heute denke ich wieder es wäre einfach besser...

Ich wäre Euch echt dankbar, wenn Ihr mal Euren Senf dazu abgeben würdet!!!!

Liebe Grüße
Susi

Verfasst: Mo Jun 20, 2005 9:00
von wuzi
ich kann dir nur raten:

sprich mit deinen eltern darüber (auch wenns nicht einfach ist), oder wissen sie es schon?

auch wenn du schon 25 bist, du bist für deine eltern immer noch "ihr kind" und sie werden sicher helfen wollen und sich mit der situation auseinander setzen.

dann machst du bei einer psychologin die darauf spezialisiert ist einen termin für ein erstgespräch aus. da gehst du dann auch hin (ich hab da meine mama mitgenommen) und ihr redet über grundsätzliche dinge wie: seit wann, wie oft, suizidgedanken, svv und so. wenn sie dir sympathisch ist, wird ein termin ausgemacht und das ist der weg zur besserung.

ich hab auch 4 jahre lang geglaubt das legt sich schon wieder. aber seit meine eltern davon wissen kümmern sie sich mehr um mich und es geht mir besser. klar hab ich noch gedanken daran mich mit essen vollzustopfen: aber ich tus nicht.

mache seit ca. 6 wochen eine therapie und bin seitdem auch symptomfrei.
machs wirklich!

Verfasst: Mo Jun 20, 2005 9:18
von lady_in_black
ich kann dir auch nur dazu raten, eine Thera anzufangen. Ist doch keine Schande! Und weglaufen vor dir selbst kannst du eh nicht ;)
Ich hab etliche ambulante und auch stationäre hinter mir, aber ich konnte die Hilfe die mir angeboten wurde nicht für mich nutzen, bzw. die ambulanten haben oft auch aus dem Grund nichts gebracht, dass es zwischen den einzelnen Terminen zu lange Wartezeiten gab.. darauf solltest du schon achten, es bringt meiner meinung nach nichts, wenn man sich 1x im Monat mit seinem Therapeuten trifft..

Auch wenn ich es leider noch nicht geschafft hab, symptomfrei zu werden, so bin ich jetzt zumindest bis ins kleinste Detail ehrlich zu mir selbst und bescheiß mich nich mehr selbst..ich merk sofort, wenn ich wieder abdrifte und weiß auch dann, was ich tun muss. Und ich hasse mich für mein schändliches Verhalten, worum ich jedoch ganz froh bin, weil ich jetzt wenigstens wieder so etwas wie ein Gewissen habe. Das war jahrelang weg, da hat es mir nichtmal was ausgemacht Essen aus Mülltonnen zu stehlen oder sowas... ja, ich schäme mich total! :oops:

Also meiner Erfahrung nach hilft nur absolute Ehrlichkeit und die Verantwortung für das eigene Leben und Handeln zu übernehmen, und an diesem Punkt kann dir ein Arzt bestimmt weiterhelfen. Nach 5 Jahren wirds echtmal höchste Zeit!!!
Tschakka!!! :D

Verfasst: Mo Jun 20, 2005 9:28
von wuzi
Ja!! Tschakka!!!!!! du schaffst es!!! :P

Verfasst: Mo Jun 20, 2005 12:14
von SusiSonnenschein?
DANKE!!!!!!!! Ihr seid echt süß! :) Ja, Tschakka...WIR schaffen das!!!

Ich werde jetzt wohl wirklich mal ernsthaft über ne Therapie nachdenken.

@lady_in_black: Du schreibst, Du merkst wenn Du abdriftest und weißt dann, was zu tun ist. Was ist denn dann zu tun?? Hast Du vielleicht nen Tipp wie man diese Gedanken, die einem dann durch den Kopf gehen, irgendwie unter Kontrolle bekommt?? Mir geht es super oft so, dass ich den ganzen Tag überzeugt bin, dass ich das jetzt durchziehe und schaffe. Und dann aufeinmal, ohne dass ich wirklich weiß warum, haut es mich absolut um. Und ich kann mir noch so oft sagen, dass ich standhaft bleibe...in dem Moment ist mir einfach alles scheißegal :(( Wie ist das denn bei Euch? Geht es Euch auch so? Von einer Minute auf die andere ist alles hinfällig....

Aber: Tschakka...wir schaffen das...irgendwann... (Hoffnung ist doch das wichtigste, oder??) :)

Liebe Grüße und nochmal danke!!
Susi

Verfasst: Di Jun 21, 2005 9:11
von lady_in_black
Ja, wir schaffen das! Ist ein gutes Gefühl, zu wissen dass wir nicht alleine sind, dass es Frauen gibt, die den selben Mist durchmachen, auch wenn ich es meinem ärgsten Feind nicht wünschen würde, diese Krankheit zu haben!
@susi: Also ich würd dir schon raten, es mit ner Thera zu versuchen. Probier es doch einfach mal aus, indem du dir Hilfe holst, eh du es nicht probiert hast, weißt du ja nicht ob es dir eventuell doch ganz doll hilft? Ich bin auch immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, hab die Hoffnung noch nich ganz aufgegeben...

Zu deiner Frage: naja, ich schaffe es leider nicht immer, einen FA abzuwenden. "Versage" immer noch sehr oft. Aber meistens, wenn ich merke dass ich schon wieder kribellig werde und in alle Schränke reinguck, nehm ich meine Mom am Arm und frag, ob ich mal kurz mit ihr reden kann. Dann wissen es schonmal zwei und meistens sagt sie mir dann irgendwas, was ich (sinnvolles) tun kann , um mich abzulenken...
Und wenn grad keiner zur Stelle ist, geh ich raus, Hauptsache raus aus der Wohnung und weg von der Gefahrenquelle..das bringt mich meistens wieder auf andere Gedanken+Ideen!
Oder ich lese Bibel...oder ich leg mich ins Bett oder ruf ne Freundin an, Hauptsache was tun und am besten nicht allein.
Ich versuche mir schon morgens nen Plan zu machen, wie ich den Tag verbringen werde, was ich wann mache und wieviel Zeit ich dafür aufwende. Und ich versuche mich auch wirklich an geregelte Mahlzeiten zu halten. Es gibt bestimmte Nahrungsmittel, die bei mir unweigerlich nen FA auslösen, dummerweise mag ich die sehr, aber ich hab begriffen, dass ich nur fressfrei leben kann, wenn ich diese Dinge meide, also tu ich das und versuch auch dafür zu sorgen, dass so etwas nicht in der Wohnung rumsteht (hab aber nur bedingt Unterstützung....meine Mom kauft tonnenweise Süßigkeiten für meinen Bruder, der kaum was anderes isst, obwohl sie weiß, dass ich n Problem damit hab......AAAARGh!!! Aber über solche Dinge kann man reden, wenn die Mitbewohner so rücksichtsvoll sind dass sie auf solche Dinge achten, kann das schon einiges bewirken, bei mir jedenfalls.....).
Ich kämpfe aber auch oft mit dem Gedanken, dass es doch eh egal ist, ob ichs nun tue oder nicht, und oft siegt dieser Gedanke leider. Manchmal fang ich auch an, wenn ich essen sehe mir das ohne mir vorher nen Gedanken zu machen, einfach in den Mund zu stopfen und dann befinde ich mich auch schon mitten in nem FA, ehe ich das realisiere. Total scheiße!!! Also, es liegt auch auf meinem Weg noch ne Menge Arbeit vor mir...
Warst du denn schonmal bei nem Therapeuten?

Verfasst: Di Jun 21, 2005 14:12
von SusiSonnenschein?
Es ist wirklich ein gutes Gefühl zu wissen, dass man damit nicht alleine ist! Und dass die Gedankengänge sich oftmals so extrem ähneln! Das zeigt mir echt, dass ich damit nicht alleine dastehe, und es gibt mit auch echt Mut, wenn ich sehe, was hier einige schon so geschafft haben!!

@wuzi: Du schreibst ja, dass Du seit 6 Wochen symptomfrei bist (GLÜCKWUNSCH ÜBRIGENS :) ). Wie fühlt sich das denn für Dich an? Blöde Frage vielleicht, denn dass Du darauf stolz sein kannst, sollst und musst ist klar, aber wie sieht es in Deinem Inneren aus? Sind die Gedanken immer noch so schlimm oder kommst Du damit klar? Hast Du das Gefühl, dass es sich irgendwann mal bessert, und man sich nicht ausschließlich mit Gewicht, Figur...beschäftigt??

@ lady_in_black: Nein, ich war noch nie bei einem Therapeuten. Ich frage mich in letzter Zeit auch oft, warum ich das noch nie wirklich in Angriff genommen habe. Ich bin da vor 5 Jahren reingerutscht, aber hab nie wirklich was dagegen tun wollen. Verstehst Du was ich meine? Das ist krass, aber ich glaube ich wollte gar nicht wirklich damit aufhören. Weil es mir als die perfekte Lösung erschien...natürlich nicht bewusst, aber innerlich wohl schon. Denn sonst hätte ich ja wenigstens versucht, aktiv etwas zu ändern. Mittlerweile bin ich an einem Punkt, an dem ich weiß, dass es so nicht weitergeht. Immerhin etwas :) Meine letzte Beziehung ist daran kaputt gegangen, und das hat mir irgendwie die Augen geöffnet. Ich war einfach nicht mehr fähig zu dieser Nähe. Ich war aber auch nicht in der Lage, ihm davon zu erzählen, weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte. Aber damit kam ich dann auch nicht mehr zurecht, dass ich all diese Gedanken in mir habe und er nie wirklich wusste, was mich alles beschäftigt. Das hat mich irgendwann so sehr belastet, dass ich die Beziehung beendet habe. Es ging einfach nicht mehr anders, auch wenn ich mich dafür täglich in den A+++ beißen könnte, weil ich ihn immer noch liebe :x

Und trotzdem hab ich immer noch nicht die wirkliche Bereitschaft, in eine Therapie zu gehen. MANN...ich versuche echt jeden Tag mich aufzuraffen dahingehend was zu tun, aber schaffe es irgendwie noch nicht. Hoffe, der Zeitpunkt kommt bald :(

Ich finde es aber genial, wie Du mit Deiner Situation umgehst und Dir in solchen Momenten Hilfe holst! Dass Du Deine Mom in den Arm nimmst und redest...Bei mir weiß keiner davon bis auf zwei Freundinnen, aber die können da irgendwie nur schlecht damit umgehen. Das Thema wird irgendwie begraben. Durch diese Erfahrung habe ich auch nie irgendjemandem anderen davon erzählt. Mir ist das auch einfach so unendlich peinlich, dass ich das gar nicht erzählen will. Weil dann alle so ein anderes Bild von mir haben...und das dann kaputt wäre. Blöd, ich weiß :(

Ich finde es auch super, dass Du Dich an geregelte Mahlzeiten halten kannst!! Das klappt bei mir gar nicht. Ich esse total unregelmäßig, weil ich auch immer Angst habe, wenn ich dann was esse dass es wieder ausartet. Ich weiß, dass genau das falsch ist, ich versuche es ja auch zu ändern, aber mein blöder Kopf sagt mir dann immer was anderes. Ich kann das einfach überhaupt nicht steuern, ich esse was und dann hakt es bei mir aus, dann denke ich jetzt ist es eh egal und hau mir einfach alles rein was mir zwischen die Finger kommt. :oops: In dem Moment bin ich echt nicht fähig dass zu kontrollieren. Danach frage ich mich so oft, was jetzt wieder dazu geführt hat, denn oft geht es mir davor eigentlich gut und es ist auch nicht geplant...aber irgendwas übernimmt dann die Kontrolle und ich kann nichts dagegen tun. Mann, ist das bitter...deshalb sei echt stolz auf Dich dass Du schon so "weit" bist!!!! Auch wenn natürlich noch eine Menge Arbeit vor Dir liegt! Aber ich drück Dir ganz fest die Daumen dass Du das immer besser in den Griff bekommst!!!!!!!!!!! Tschakka ist schließlich das neue Motto :) :)

ganz liebe Grüße
Susi