helf dir doch gern
was meinst du, wieviel fragen ich hatte, bevor ich dahin gegangen bin...
ich weiß nicht, ob man dort kinder mitnehmen kann, befürchte eher nicht, zumindest hab ich sowas nicht mitbekommen. die haben gleich neben der klinik ein gästehaus, wo angehörige recht günstig übernachten können, aber ich weiß nicht, ob das dann auch möglich ist, dass du da ständig hinkannst. kommt natürlich darauf an, wie alt die kinder sind. also da kann ich dir leider nicht weiterhelfen, aber frag doch einfach mal dort an.
also ich hatte zumindest so stark bulimie, dass ich es alleine nicht daraus geschafft hätte. ich habe regelmäßig erbrochen, kaum was gegessen, und auch schon ziemliche gesundheitsprobleme, d.h. haarausfall, herzrythmusstörungen, kreislaufprobleme, etc. bekommen.
die klinik hat mir sehr, sehr viel gebracht. für mich war das ein großer einschnitt in mein zuvor meiner meinung nach verachtenswertes leben. ich bin als leichenblasses gespenst, wie mein arzt immer so schön gesagt hat, dort angekommen, das mit niemandem reden will und sehr in sich gekehrt ist, und als lebensfroher, kontaktfreudiger mensch wieder herausgekommen.
allerdings muss man immer dazu sagen, dass eine stationäre thera keine heilung garantiert. und es ist nicht die große wandlung, die sich da vollzieht,. sondern es ist der erste große schritt. die darauffolgenden muss man dann selbst gehen - was man auch mit hilfe der klinik tun kann. es gibt dort nämlich einmal im monat ein treffen der "ehemaligen anorexiepatienten ( darunter zählt sowohl bulimie als auch magersucht) ", wie eine art selbshilfegruppe, wo dann jeder kurz erzählen kann, wie es ihm im alltag so ergeht.
der tagesablauf ist einem vorgegeben. am anfang hat man noch sehr wenig therapie, aber das wird im laufe der zeit mehr. dazu gehören u.a. körperwahrnehmungsschulung, boxen, gesprächsgruppe, körperbezogene gruppe, kreatives gestalten, werken und später dann auch schwimmen, ergometer fahren und solche sachen. die ganze zeit über hat man zudem die möglichkeit, jederzeit - wirklich tag und nacht - mit jemandem zu reden, wenn es einem schlecht geht. seien es nun patiennten oder ärzte, es ist immer irgendjemand da.
ich muss zugeben, dass die regeln dort ziemlich hart sind. man bekommt kontaktsperre, ausgangsverbot, die persönlichen sachen abgenommen und so. ich fand das am anfang sehr schwer, weil man absolut nichts hat, womit man sich beschäftigen kann. doch genau das ist sehr positiv. weil man sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzen muss. manchmal saß ich an einem tag fast sechs stunden auf der couch und habe mich mit anderen unterhalten. währenddessen war es ziemlich schwierig, weil ich lieber raus wäre, doch heute weiß ich, dass mir genau solche gespräche geholfen haben.
mit dem essen ist das so, dass man ein tablett bekommt, auf dem eine bestimmte menge an essen ist. man muss das nicht alles aufessen und es wird auch nicht kontrolliert, aber man sollte so nach und nach wieder zu einem gesunden essverhalten finden. und immer wenn man etwas abgenommen hat, muss man auch sogleich mit konsequenzen rechnen.
meiner meinung nach war das ein super rahmen. nicht zu streng, aber auch nicht zu locker.
ich wohne etwa 60 km davon entfernt. ich hatte damals einen mitpatiennten direkt aus bad neustadt, das ist absolut kein problem, woher du kommst. und wie gesagt, du wirst anfangs eh "abgeschottet".
hast du die thera schon beantragt? wenn nicht, hätte ich noch den tipp, das über akuteinweisung zu machen. in dieser klinik gibt es keine wartezeiten. du kannst theoretisch schon morgen hin, wenn was frei ist ( und das wird es in der regel ständig). oder du kannst auch einen festen termin ausmachen. vielleicht eine zeit, wo jemand anderes auf die kinder aufpassen könnte?
ich habe das damals auch genauestens geplant, bin in den sommerferien hin und rechtzeitig zum schulanfang war ich wieder zu hause.
ui, das war jetzt viel. wenn du immer noch fragen hast - tu dir keinen zwang an, ja?
lg, jen