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wenn man nicht mehr gesund werden will?

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 7:27
von ja,ne,is klar
Hallo,
was ist eigentlich, wenn man Therapie macht und hier im Forum schreibt und garnicht gesund werden will.
Wenn man es schon aufgegeben hat?
Hat man dann das Recht vertan?
Also ich mache zur zeit keine Therapie, aber schreib halt in Selbsthilfeforen.
Sollte ich das besser auch lassen?
Wie würdet Ihr handeln, wenn Ihr nicht mehr wirklich gesund werden wolltet?
Sich ganz zurückziehen?

B&Rdanke schonmal für Antworten...

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 8:43
von momo
nein, bitte bleib im forum. vielleicht helfen ja die einträge, dass du wieder mut findest. im moment bist du vielleicht so tief unten, da kann ma sich eben nicht aufraffen. aber irgendwann kommen wieder a bißi bessere zeiten! nicht aufhören mit forum, bitte! denk ja selber, dass i mi voll belüg, sitzt am computer, schreib im forum und mampf nebenbei. aber jetzt haben einige so k*freie tage gestartet und irgendwann möcht ich auch dazuschreiben können: yes - heute nicht! alles brauch zeit und wenn es einem grad total schlecht geht, dann helfen die autoagressionen wenigsten, am leben zu bleiben. nicht gehen!! nicht gesund werden - ich will mal schaffen leben zu wollen. dein recht vertan? hier gibt es keinen kläger!! lg momo

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 13:56
von ritzeratzekatze
Gibt es einen Grund warum du nicht mehr gesund werden wollen solltest? Ich meine, du hast jetzt echt viel dazu getan damit es besser wird und dass das hart für dich war habe ich gesehen. Du kannst nicht behaupten, dass du das alles getan hast um letztendlich nur mal allen deinen Zustand gezeigt zu haben. Und selbst wenn, damit hast du Hilfe eingefordert. Hättest du die nicht nötig, dann hättest du nicht die ganzen Hebel in Bewegung gesetzt. Vielleicht bist du nur zu ungeduldig :wink: . Schreib doch weiter in das Forum, ich bin auch noch jeden Tag im Suizid Forum, obwohl sich mittlerweile ein bisschen was geändert hat. Anspruch auf Unterstützung hat man immer, inwieweit man den natürlich nutzt ist jedem selbst überlassen. Ich kann mir aber nicht ernsthaft vorstellen, dass du nicht gesund werden willst, vielleicht hast du nur Bedenken, dass sich einiges ändert was dir vielleicht momentan eher Angst macht. Oder? Aber im Ernst, du bist doch jetzt schon ziemlich weit unten, wieviel beschissener kann es denn werden?

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 14:27
von kendra_pad
Liebe Black & Red,

Ich glaube, dass es für eine Person immer wieder neue Hoffnung gibt. Hierzu gibt es genug Beispiele von Menschen, die nach traumatischen Lebensereignissen wieder zum Leben zurückgefunden haben.
Über Jahre konnte ich die Bulimie nicht loslassen, weil sie für mich der Zufluchtsort geworden war. Alle meine negativen Emotionen, die ich nicht ertragen konnte, wurde von ihr zugedeckt. Diese negativen Emotionen sind sicher von Person zu Person unterschiedlich, bei mir waren es einfach nur die Defizite in meiner Persönlichkeit wie Unsicherheit, mangelndes Selbstvertrauen, Neid usw., wobei es eigentlich keine Rolle spielte, wodurch sie verursacht worden sind. Die Angst, diese Aspekte könnten zum Vorschein kommen und nicht ertragbar sein, war auch bei mir so groß, dass es Phasen gab, wo ich die Bulimie einfach nicht loslassen konnte. Dies wird auch der Grund sein, warum ich in der ersten Zeit nach der Bulimie verstärkt mit Depressionen zu kämpfen hatte. Aber heute geht es mir gut und ich bin unheimlich zufrieden darüber, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Die Bulimie ist keine Dauerlösung und das Leben ist einfach zu schade, als das dieser Schritt nicht gewagt werden sollte.
Bezüglich Therapien bin ich der Meinung, dass man selbst mitbestimmen sollte, woran gearbeitet werden soll, denn dies weiß ich eigentlich nur selbst, auch wenn es tausende von Studien gibt, die versuchen die Bulimie in eine Norm zu zwingen. Viele Aspekte sind allgemeingültig, aber auch viele Aspekte sehr individuell. Letztendlich geht es um die Änderung der eigenen Persönlichkeit, und die gibt es nur einmal auf der Welt, ist nicht ersetzbar und von höchstem Wert.
Ich wünsche mir (und Dir :-)), dass Du Dich nicht zurückziehst. Natürlich hast Du weiterhin ein Recht und ein Anspruch auf Hilfe. Nach mehreren Therapien weißt Du vielleicht jetzt genauer, was Dir nicht weiterhilft. Und kommst auf eigene Ideen, was Dir weiterhelfen könnte. Es gibt heute sehr viele ganz unterschiedliche Therapie-Möglichkeiten, sie können sehr viel bewegen, aber helfen musst Du Dir selbst, das kann kein Therapeut.

Wünsche Dir alle Kraft und Mut, den Du brauchst!!

Viele liebe Grüße Kendra

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 14:33
von ja,ne,is klar
Hallo,
vielen Dank für eure antworten :D
ich glaub, ich bin in einer Phase, wo ich nicht mehr kämpfen will.
Mich ausruhen, da muss ich aber jetzt auch sehr auf meine Stimmung achten, weil ich ja ausruhen als Schwäche und kämpfen als Stärke sehe. dann bin ich momentan nicht sehr zufrieden mit mir.
Im grunde will ich schon gesund werden, ja, aber...
das kommt trotzdem immer hinterher.
Mich ärgert das und ich hau mir noch mehr Beruhigungsmedis rein, ich hab inzwischen drei verschiedene ich mach dadann ne "bute Mischung" draus :twisted:
So kommt man auch über den tag :?

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 15:02
von kendra_pad
Ja, wir Bulimiker sind alle sehr kampferfahren, ich glaube, dieses Wort wird mit am häufigsten hier im Forum benutzt. Gegen uns ist Don Quichote ein Waisenknabe....
Aber wogegen kämpfen wir eigentlich, gegen uns selbst ? Spätestens hier muss uns doch ein Licht aufgehen, dass das unsinnig ist. Wer ist denn der Verlierer, wenn wir gewonnen haben? Wir selbst? Aber das können wir doch nicht zulassen, gerade weil wir doch gewinnen wollen!
Diese Innehalten in dem ewigen Kampf ist für mich ein wichtiger Schritt gewesen. Dieses Innehalten, Ausruhen habe ich mir zugestanden. Auf einmal war dieses andere Ich, gegen das ich gekämpft habe, gar nicht das Ungeheuer, wie ich mir das immer vorgestellt habe, sondern ein Teil meiner tief verletzten Persönlichkeit, dass gar keine andere Wahl hatte, sich anders Gehör zu schaffen als durch das bulimische Verhalten, weil ich es immer unterdrückt habe, weil ich dachte, ich könnte es nicht ertragen. Vor lauter Kampf hatte ich vergessen, den Feind einmal zu betrachten, verstehen und letztlich auch akzeptieren zu lernen. Heute sind wir Freunde geworden. Wir hören uns zu, akzeptieren und lassen uns zu. Unterdrückung findet nicht mehr statt. Bulimische "Trotzreaktionen" auch nicht :-)

Viele liebe Grüße Kendra

Verfasst: Sa Mai 21, 2005 17:00
von gertl
hi,
wie der Italiener sagt: la prima cosa è la salute!!!(die erste/wichtigste Sache ist die Gesundheit);
wenn die nicht mehr vorhanden ist, verliert das Leben die Qualität. Wir alle haben den einen oder anderen Knacks, körperlichen und geistigen/seelischen Defekt. Die Frage ist, wie jeder einzelne damit umgeht. Es kann auch vorkommen, dass eine Krankheit/Störung chronisch wird, deswegen ist es immer noch eine Krankheit. Auch wenn ich gelernt habe, mich darauf einzustellen.
Dass Du müde bist, dagegen ständig anzukämpfen, kann ich dir sehr gut nachempfinden.
Dass Du Dich mit Tabletten zuschüttest, um das leichter zu ertragen überhaupt nicht.
Die Handlungen, die Du setzt, sind meiner Meinung nach Ausdruck von Überforderung. Willst du Pillen schlucken, nur damit Du funktionierst, so wie es die anderen wollen, Dich Deiner Umgebung anpasst, bis zur Selbstaufgabe?!
La prima cos è la salute!!!!-ohne Gesundheit funktioniert nichts wirklich. Sie ist mein höchstes "Gut". Ich bin bereit, sie gegen Angriffe anderer(auch gliebter Menschen) zu verteidigen!!!
Wäre schön, wenn Du in diesen Ausführungen irgendwas entdecken könntest, was Du brauchen kannst, um aus dem Teufelskreis auszubrechen. Ich hab´s jetzt seit über einem Jahr geschafft, es geht zur Zeit schon so gut, dass sich der Gedanke ans Erbrechen überhaupt nicht mehr stellt. Ich wüsch Dir so sehr, dass Du auch dorthin kommst.
Wie schon Kendra gesagt hat: Das Beherrschen, Kämpfen gegen Dich selbst hilft Dir nicht weiter. Du mußt die Umstände in Deinem Leben ändern, die Dich zum Kotzen bringen.
lg, Gert

Verfasst: So Mai 22, 2005 7:58
von ja,ne,is klar
Hallo,
ja, irgendwie leb ich garnicht mein Leben, das ich gern hätte.
ich leb ein Leben , das unauffällig und angepasst ist.
Ich hab nie eine Große Rolle in meinem Leben gespielt.
Ich reagiere nur auf meine Mittmenschen.
Ich dümple so vor mich hinn.
Da ist aber in mir ein Vulkan, der ausbrechen will und den unterdrück ich ständig aus Angst erkönnte was vernichten.
Meine Gewohnheiten , meine Sicherheit einfach zerstören........

B&R :cry:

Verfasst: So Mai 22, 2005 8:29
von ja,ne,is klar
verdammt, ich will gesund werdenauch wenn ich dafür ein Jahr in eine Klinik müsste.....

Verfasst: So Mai 22, 2005 8:38
von gertl
hi,
den meiner meinung nach richtigen ansatz hast du ja eh schon. ich würd ihn gerne einwenig mit einem zitat aus "Münchhausens Zopf" von Paul Watzlawick, Seite 241 verstärken:
"...Wie schon erwähnt, neigt man immer zur Annahme, daß komplexe Probleme mindestens ebenso komplexe Lösungsstrategien erfordern. Die Natur aber lehrt uns eines besseren. Leben entwickelt sich bekanntlich in kleinsten Schritten, während alle großen Änderungen katastrophisch sind. Auch im Leben des einzelnen scheint es nicht anders zu sein: Es sind kleine Schritte, nicht selten sogar unvorhergesehene Zufallsereignisse, die zum Ausgangspunkt wichtiger Notwendigkeiten werden können. Diesen Zusammenhang von Zufall und Notwendigkeit festgestellt zu haben, ist Verdienst der modernen Biologie, auf ihm bauen sich Lösungsstrategien auf, die ihre Nützlichkeit sowohl im kleinen Rahmen der Psychotherapie als auch in der Interaktion großer Systeme bereits bewiesen haben. ....."
in diesem sinne: du hast die wahl, wie du etwas veränderst. in ganz, ganz kleinen schritten, oder mit vulkanausbruch, wie du oben geschrieben hast. es ist dir überlassen. nur mut, leben ist veränderung. du spielst die hauptrolle in deinem leben, auch wenn du dir dessen nicht ganz bewußt bist.
lg, Gert

Verfasst: So Mai 22, 2005 8:55
von ja,ne,is klar
ich kann nur sagen: WOW :wink:

Verfasst: So Mai 22, 2005 9:39
von kendra_pad
Wenn man sich immer selbst zugunsten anderer zurücknimmt, verliert man sich selbst. Es ist auch nicht so, dass andere dies von einem erwarten. Im Gegenteil, eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten ist viel interessanter und wird von den anderen insgesamt besser akzeptiert. Das bedeutet ja nicht, dass man überhaupt keine Rücksicht mehr auf andere nimmt, denn damit wird man auch nicht glücklich. Aber es ist sehr wichtig für eine Person, dass sie die Grenzen bestimmt: bis hier und nicht weiter, denn dieser Selbstschutz ist auf Dauer lebensnotwendig.
Die Menschen, für die Du Dich zurücknimmst, erwarten dies wahrscheinlich garnicht so, wie Du das meinst. Ich jedenfalls möchte nicht, das irgendjemand sich bis zur Selbstaufgabe für mich zurücknimmt. Bei diesem Gedanken würde ich mich sehr unwohl fühlen.
Mir sind viele kleine Schritte im Leben immer leichter gefallen als der große Umbruch. Aber auch dieser war manchmal notwendig und hat mich immer voran gebracht, wenn auch vielleicht manchmal in Richtungen, die ich vorher nicht absehen konnte.

Viele liebe Grüße Kendra

Verfasst: Mo Mai 23, 2005 8:54
von ja,ne,is klar
ja, ich fang jetzt an kleine Schritte zu machen, die mich nicht gleich überfordern.
Ich hatte immer so das Perfekte vor Augen 120%ige Leistung.
Ne :x nicht mehr.

B&R :D

Verfasst: Mo Mai 23, 2005 17:01
von kendra_pad
Liebe Black&Red,

Dein Avatar erinnert mich genau an diesen 100% Perfektionismus, den ich über Jahre als erstrebenswert betrachtet habe. Er erinnert mich an diese enorme Selbstkontrolle, dieses Bedürfnis, alles im Griff haben zu wollen. Wenn ich mich heute damit vergleiche, so bin ich weicher geworden, nicht mehr so starr, nicht mehr so 100%. Das ist ein ganz wichtiger Punkt gewesen, ich kann heute mehr Dinge auf mich zukommen lassen, mich selbst mehr akzeptieren. Dadurch bin ich menschlicher geworden, und nicht nur mir selbst gegenüber sondern auch meinen Mitmenschen gegenüber. Der Mensch ist nicht 100% und dies ist auch gut so.

Auch bei kleinen Schritten sind bei mir immer wieder auch Rückfälle aufgetreten, die ich aber immer mehr akzeptieren konnte. Die Bekämpfung der bulimischen Symptome darf kein Selbstzweck werden, denn die Ursachen müssen angegangen werden, will man auf Dauer die Bulimie loswerden. Die eigene Gesundheit ist natürlich ein wichtiger Aspekt. Wenn ich anfange, für mich selbst zu sorgen, mich zu akzeptieren und letztendlich auch zu lieben, ist die Konsequenz offensichtlich, aufzuhören, mir mit den bulimischen Symptomen zu schaden.

Ein ganz wichtiger Punkt ist, anzufangen, das Leben mehr und mehr von den positiven Seiten zu sehen. Wir Bulimiker neigen dazu, nur das halbleere Glas zu sehen, aber nicht das halbvolle. Dies kann man wirklich üben! Und es hat nicht mit Schönfärberei zu tun, als das ich es über Jahre betrachtet habe.

Viele liebe Grüße Kendra

Verfasst: Di Mai 24, 2005 7:42
von ja,ne,is klar
Hallo,
ich möchte wieder amb. Therapie machen, ich will wieder kämpfen, aber allein schaff ich das noch nicht :roll:
Ich hoffe, ich finde die Kraft, das in Angriff zu nehmen.
Ich werde es schaffen verdammt :twisted: