ich bin gerade echt geschockt... war gerade in einem anderen Forum und ich bin doch nicht so abnormal wie ich dachte
... ein Mädel da (auch in meinem Alter) hat GENAU dasselbe durchgemacht wie ich!!!!!!!!!!!!! GENAU das gleiche... und naja die Psychologen dort haben das gut erklärt und beantwortet.. man man das hat mir nochmal die Augen geöffnet
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Deine Anfrage und Deine Beschreibung ist so komplex und umfasst so viele Ebenen, dass wir beide Beraterinnen verschiedene Gedanken und Ideen dazu hatten. Löwenmäulchen hat Dir ihre geschrieben – jetzt schreibe ich Dir noch mal zu einem Aspekt, der sich mir beim Lesen als erstes aufgedrängt hat: Wie Du Dein Verhältnis zu Deiner Therapeutin und die ganze Geschichte dieses Verhältnisses beschreibst, erinnert es sehr an eine Liebesgeschichte. All diese Gefühle von Geborgenheit, Verstandenwerden, Aufgehobensein einerseits, von Sehnsucht, Vermissen und ununterbrochenes An-die-andere-Person-Denken andererseits: dies alles sind ja Elemente von Liebesbeziehungen. Und es ist ja nur zu verständlich und sogar naheliegend, dass man sich in eine Person verliebt, bei der man sich - wie Du es beschreibst - zum ersten Mal so richtig gemeint und wahrgenommen und aufgehoben fühlt. Und, wie Du es beschreibst, ist die Beziehung ja auch über lange Zeit gegangen; Deine Therapeutin hat Dich für lange getragen, aufgenommen, sie hat Dir immer wieder gesagt, dass Du ihr am Herzen liegst, so dass Du auch das Gefühl haben konntest, dass die Zuneigung auf Gegenseitigkeit beruht. Und es ist oft so, dass in Therapiesituationen, wo es um sehr persönliche Dinge geht und große Offenheit herrscht, Gefühle aufkommen - durchaus auch auf beiden Seiten - , die sonst in einer Liebesbeziehung zum Tragen kommen.
Nun ist es andererseits wiederum so, dass das Therapeutin-Patientin-Verhältnis, egal wie intensiv es ist, keine Liebesbeziehung sein darf und kann. In allen Ausbildungen wird immer wieder davor gewarnt, die “professionelle Distanz” zu verlieren; es ist eben, auf eine Art, nicht das “wirkliche Leben”, die Therapie. Da sie aber vorbereiten soll auf das “wirkliche Leben”, manchmal auch dieses unterstützen soll und kann, kommt es manchmal leicht zu Vermischungen. Auf alle Fälle darf Deine Therapeutin das Verhältnis zu Dir nicht weiter fortführen geschweigedenn intensivieren; das fällt unter das Thema “m*ssbr**ch von Minderjährigen”, wo jede Erzieherin, erst recht Psychiaterin, sofort ihren Job verliert. Es kann gut sein, dass Deine Therapeutin sich vor Deinen Gefühlen und Deiner Abhängigkeit zurückzieht; dass sie sieht, dass eine weitere Intensivierung Eures Verhältnisses für Euch beide nicht gut wäre, vor allem für Dich nicht. Sie kann und darf Dir keine Liebespartnerin sein – ja sogar hindert Dich die Bindung an sie, für Liebesbeziehungen im “wirklichen Leben” offen zu sein. So schafft sie einen Abstand zwischen Euch – und Du fühlst Dich abgelehnt und nicht (mehr) geliebt, ja verlassen.
Diese Gefühle sind ganz verständlich, und Du hast ja wirklich tiefe und aufrichtige Gefühle für sie. Aber ich fürchte, es bleibt Dir nichts anderes übrig, als Dich von ihr zu trennen, weil sie eben “nur” Deine Therapeutin ist. Gerade wenn Du ihr “am Herzen liegst”, und sie das Beste für Dich und Dein Gesundwerden will, muss sie Dich zurückweisen und von sich trennen. Deshalb schickt sie Dich zu anderen Therapeuten, was Dich natürlich – unter dem Gesichtspunkt der zurückgewiesenen Liebe – empört, verletzt, verängstigt.
Solche Gedanken kamen mir, als ich Deine Schilderungen las. Was ich, wenn das stimmt, was ich denke, aber für überragend wichtig halte ist, dass Ihr – Du und Deine Ex-Therapeutin – offen über all diese Dinge, bzw. Über Euer Verhältnis, früher und jetzt, von Dir und von ihr aus, redet. Du schreibst ja, dass Dich dieses Verhältnis die ganze Zeit beschäftigt, was ich verstehe, und dass es Dich ja tatsächlich vom “wirklichen Leben”, im Hier und Jetzt mit seinen (oft schwierigen) Herausforderungen, abhält. Deshalb wäre mein Rat: Dass Du noch mal versuchst, Dir klar zu werden über Deine Gefühle ihr gegenüber, Deine Hoffnungen, Deine Befürchtungen, Deine Sehnsüchte, und es dann wagst, mit ihr darüber zu sprechen (oder auch zu schreiben), damit ihr die Dinge klären könnt und Du, mit der Zeit, frei werden kannst davon, frei für vielleicht andere Beziehungen – im “wirklichen Leben”. Um Dich von ihr trennen zu können, musst Du aber wissen, dass es keine Zurückweisung von ihr ist, weil sie Dich nicht mehr mag, so dass Dein Vertrauen sozusagen m*ssb**ch* wäre, und Du nie wieder jemandem vertrauen willst. Sondern dass klar ist, dass sie Dich sehr wohl sehr mag, damals wie heute, aber als Therapeutin eine zu große Abhängigkeit verhindern muss, und auch verhindern muss, dass “echte Liebe” in therapeutischen Verhältnissen Raum gewinnt – weil sich diese Liebe nie erfüllen kann.
Es ist immer schmerzlich, sich von einer geliebten Person zu trennen, das kann Dir leider niemand abnehmen. Aber ich glaube, dass kein Weg daran vorbei führt, und dass es auch zu Deinem Gesund- und Erwachsenwerden dazugehört. Du hast schon so viel im “wirklichen Leben” geschafft – und die tiefen und guten Gefühle, die Du im Verhältnis zu Deiner Therapeutin sozusagen gelernt und gelebt hast, sind Dir eigen und gehen nie verloren. Und wenn es mit der Zeit gelingt, solche Gefühle in “realen” Liebesbeziehungen zu Menschen, die als Liebespartner in Frage kommen, zu empfinden, wirst Du gute, glückliche Beziehungen erleben und immer mehr im “wirklichen Leben” Fuß fassen. Sonst müsstest Du ja immer krank bleiben und regelmäßig in die Psychiatrie gehen, damit Du weiter zu Deiner Therapeutin gehen kannst...
Vielleicht hilft Dir diese Sicht der Dinge ein wenig – wenn nicht, verwirf sie, ich weiß ja nicht, ob ich Recht habe mit dem, was ich denke.
Liebe Grüße!
Mir schreiben Freundinnen genau solche Sachen, die ich von meiner Thera hören will und mir bedeutet das zwar was, aber nicht soviel, wie wenn es von ihr kommen würde...
P.S.: Das hat mir aber echt geholfen das jetzt nüchterner zu sehen alles...