Re: Meine Therapie

#31
Hm. (zustimmend)
Da sind halt meine Eltern, die das überhaupt nicht gut finden würden. Aber vielleicht muß ich genau das (dieses 'Hindernis') mutig und entschlossen überwinden, ohne mich als einen Versager oder Lügner (ich kann es meinen Eltern ja nicht sagen bzw. könnte ich nicht) zu sehen, verstehen, fühlen, empfinden.

LG

Re: Meine Therapie

#32
Wer eine therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt, gleich welcher Art, ist weder ein Versager, noch ein Lügner. Ganz im Gegenteil, er erkennt, daß er an einem Punkt angekommen ist, an dem man sich helfen lassen sollte. Dieses zu erkennen ist eine Stärke, keine Schwäche.
Deine Eltern sind sehr dominant in Deinem Leben, Laona. Es würde aber auch keine zwingende Pflicht bestehen, sie über Schritte in Deinem Leben zu informieren, die DU für DICH erachtest, daß sie wichtig sind. Du mußt nicht über alle Schritte Deines Lebens ihnen Rechenschaft ablegen, noch haben sie eine Informationspflicht, was ihre Tochter denn so treibt.

Tritt mal ein bischen heraus aus diesem Schatten, den Deine Eltern über Dich werfen. Und Du wirst sehen, da scheint eine eigene Sonne für Dich !

lG
Caruso
Die Weisheit lief mir nach, doch ich war schneller .....

Re: Meine Therapie

#34
'Aus dem Schatten treten' ist ein gutes Stichwort.

Ich empfinde, dass ich gegenüber meinen Eltern nur versagen kann.
Habe immer im Kopf, ich müßte später mal was ganz tolles (beruflich) machen, bin aber gar nicht dafür geeignet.
Ich mag's mehr, wenn man mich für meine Offenheit und meinen Humor schätzt.

Ich will nicht irgendwo Karriere machen, ich will nur ich sein und leben, und dann: Naja, was es halt wird (beruflich), das wird es halt.


Ich weiß, ich könnte an meiner Abschlußarbeit schon jetzt mehr arbeiten. Aber ich 'kann' trotzdem und zugleich auch nicht.
Nicht, wenn irgendwie nicht klar ist (weil ich es nicht ausdrücke) welches meine Stellung in diesem ganzen 'Uni-Zirkus' ist. Heute habe ich dazu evtl. später noch ne Chance.

Ich glaube allerdings und zugegeben auch, dass ich immer einen Grund zum nicht Arbeiten finde.


V.a. aber nagt dieser Bruch an mir, den ich in meinem Leben hatte. (Mit 16 bin ich 'abgehauen'.)
Ich denke immer: Wenn das wieder heilen könnte oder würde, dann könnte ich mein Leben sehr viel einfacher fortführen.

Im Prinzip ist momentan alles okay außer dass ich ganz offenbar das Abfertigen meiner Arbeit bis zur tatsächlich letztmöglichen Chance hinausschiebe.
Ich mache ständig etwas dafür, aber ich sitze nicht konsequent an meinen Schreibtisch, um 'das Ding' hinzukriegen.

Wenn ich letzteres mache, dann strengt mich das nämlich auch sehr an, und diese Anstrengung möchte ich jetzt gerade noch 'von mir fernhalten'.
Irgendwie möchte ich erst wieder die 'heile Welt' von früher (vor meinem Bruch) deutlich und sicher genug in mir spüren. Damit sich bei mir die Verhältnisse zu so manchem wieder relativieren.

Am morgen oder so, ist mir oft klarer, was ich fühle, wie es mir geht, wo ich mich seelisch-moralisch gerade befinde usw.


Ich glaube auch ich habe meine Abschlußarbeit selber sehr komplex, um nicht zu sagen kompliziert, gemacht. Es ist jetzt inzwischen eine Art 'Riesenaufgabe'. (Sowas merke ich immer erst, wenn ich dann mal wieder die Maßstäbe von anderen Leuten mitbekomme oder höre. Da denke ich mir öfter mal: Okay, ich befinde mich mit meinem Denken auf einer anderen Ebene. Das kommt vielleicht, weil ich schon so viel verschiedenes gemacht habe im Leben.)
Ich glaube schon, dass ich präzise denke, aber ich kann es nicht immer artikulieren. Jedenfalls nicht so schnell, und nicht ohne einigermaßen anspruchsvoll akademisch zu werden. (Schlagabtäusche, schnelle Diskussionen usw. sind nicht mein Fall; aber vielleicht muß ich mich AUCH da mehr trauen)

Insgesamt habe ich aber auch einfach keine Lust präzise zu denken. Ich sehe darin keine mögliche oder erstrebenswerte Aufgabe meines Lebens oder für mein Leben oder als etwas Überdominantes in meinem Leben.
(Vielleicht rede ich anders, wenn ich die Arbeit geschrieben habe. Aber bislang gehe ich davon aus: So besonders gut wird die nicht werden.)

LG

Re: Meine Therapie

#35
'Die heile Welt' - v.a. das muß ich gerade lernen.
Weil jeder eine heile Welt braucht, um recht leben zu können.

Und diese heile Welt jedenfalls, hat rein gar nichts zu tun mit angestrengtem Denken usw. Gerade das braucht man in der heilen Welt überhaupt garnicht.


Ich habe es glaub schön öfter gesagt: Ich mag meinen Chef. Einfach nur so mögen, sympathischer Mensch.
Aber das heißt nicht - und das checke ich manchmal selber nicht - dass ich dann auch das werden müßte (so beruflich), was er ist.

Ich glaube er ist mir sogar in manchem ähnlich oder ich ihm - egal wie herum. Und das finde ich halt gut, das habe ich selten gesehen.
Und das irritiert aber halt auch, weil man denkt: Muß ich dann auch ähnliche Wege gehen?

Tatsächlich ist es aber glaub einfach nur Zufall, dass ich ihn mag, und mit dem Beruf oder auch nur dem Fach hat es rein gar nichts zu tun.

Habe noch nie jemanden getroffen, der mir - evtl., weil sooo abartsgut kenne ich den ja nun auch wieder nicht - so ähnlich ist. Habe eigentlich auch gar nicht gedacht, dass man das mal trifft.
Mich verwirrt das halt. Aber ich kann es jetzt auch nicht gerade mal eben sozusagen beim Chef ansprechen. Das wäre wohl eher etwas komisch.
Ist ja auch nur in manchen winzigen Bereichen, vielleicht. Also jetzt nicht allumfassend ähnlich oder so.

Naja, und so jemanden würde man halt gerne fragen: Wie ist es denn, so das alles mit dem Leben usw.?



Ich habe halt jedenfalls das Gefühl: Ehe ich nicht wieder normal bin, mit der heilen Welt usw., kann ich auch nicht wirklich meine/ eine Arbeit schreiben.
Aber das kommt schon.

Laona

Re: Meine Therapie

#36
Ich warte immer auf diese Momente, in denen ich mich (also nun eher innerlich, charakterlich) zeigen kann. Das ist ein Zeigen vor anderen, aber auch vor mir selber.
Und solche Momente sind bei mir eher rar, aber heute könnte ich mal wieder eine Chance dazu haben.

Das wäre halt wahrscheinlich auch so etwas, was mir evtl. ein Therap. bieten könnte.

Ich bin meistens recht nervös vor solchen Momenten.

Re: Meine Therapie

#38
Ne, ne, ist nur ne Uni-Veranstaltung. Also ein Seminar quasi, und das sind halt so die Leute, da ich mich nie so richtig wohl fühle, oder da ich denke, dass ich falsch bin, die mich nicht verstehen und ich sie nicht usw.

Ist die einzige Personenrunde, die mich in den letzten Jahren begleitet, und in solchen Gruppen kann man sich ja selber am besten austesten usw. oder lernen stark zu werden, selbstbewußt, teils auch unbekümmert, wie man sich einbringen kann, wie man seine Frau steht usw.

Halt das - all das wesentliche - was man in solchen Gruppen lernt. Wie gehe ich mit denen um, wie gehen sie mit mir um und was meint das usw.
V.a. aber geht es mir darum mich nicht schlecht, klein, dumm, in irgendeiner Form minderwärtig oder eingeschüchtert usw. zu fühlen.

Das sind halt alles so Uni-Freaks, ich bin das nicht, und ich will da aber trotzdem bestehen (bleiben).
Ich verstehe ihre Witze nicht, ich verstehe oder weiß vieles von dem, was sie sagen nicht, aber ich freue mich prinzipiell in Gesellschaft zu sein, auch wenn ich eben kein 'uni-Freak' bin.

LG,
Laona

Re: Meine Therapie

#39
Naja.
Ne andere, eher private Runde, wäre vermutlich besser um mich zu erproben.

Aber man muß nehmen, was man kriegt.
Ich werde Euch berichten, wie ich mich geschlagen habe, und dann oder dabei oder überhaupt fühlte.

Davor fühle ich mich jedenfalls wie: Oh Gott, jetzt geht's gleich wieder in die Runde.

Re: Meine Therapie

#41
Also ich finde ich habe mich wacker geschlagen.
Es ist ein bißchen schade, dass ich mich nicht dauerhaft und permanent wacker schlagen kann. Das ist das, was mir fehlt. Dieser Austausch mit anderen.

Weil: Wenn ich dann zurückkomme (von solchen Runden), verfalle ich wieder in alte Muster. Das ist das Problem.

Ich genieße es einfach nur, da, in diesen Runden, so ein bißchen aufzugehen. Aus mir herauszugehen. (was ich genau sage, spielt gar keine Rolle. eher (also für mich) dass ich überhaupt etwas sage, mich mit anderen 'messe' bzw. halt wir da schlichtweg diskutieren)

Ich bin nicht sehr gut in Geschichte. Aber das ist mir egal. Das stört mich nicht, und ich glaube das stört auch niemanden in dieser Runde. Man kann mit mir reden (meint: ich lasse mir Dinge sagen, aber ich kann auch selber etwas von mir aus zusammenfassen oder erklären). Und das ist wichtig.
Ich hocke nicht da wie ein schweigender Fisch, ich bin beteiligt, präsent und aktiv. (auch wenn ich nicht immer die goldenen Worte oder sowas hervorbringe).

Und ich will de facto auch nicht mehr. Ich will keine Historikerin werden, ich will nichts sein, was ich halt nicht bin. (viele sind vieles nicht)

Und die dort - das habe ich heute gelernt - schätzen mich auch so. Egal, was ich bin oder werde. Ich muß halt nur (wie heute geschehen), zeigen: Ich kann schon mitmachen, kann da sein, kann - so, wie ich es halt kann, und so, wie ich halt "nur" bin - mich beteiligen.



Unabhängig davon, wie meine Arbeit momentan gelingt, habe ich das Gefühl, es richtig zu machen.
Es ist wichtig, auf die Beine zu kommen, mich nicht so von Schwere erdrückt oder alleine zu fühlen. Und auch - vielleicht gar v.a. - zu lernen, dass meine Sympathie bei anderen nicht von Leistung abhängig ist. Ich muß keine Einsen haben, damit die mich akzeptieren und oder mögen. (Ich habe keine Einsen, und sie scheinen mich zu mögen.)

Das zu lernen, das ist mir momentan wichtig. Nämlich damit es nicht einfach immer so weitergeht, dass ich mich eben unfrei, ungemocht, in der Ecke, bedrängt usw. usw. fühle.

Ich glaube nämlich: Ich muß mich erstmal wieder wohl und integriert fühlen, und dann können auch alle anderen Dinge gelingen.

Re: Meine Therapie

#42
Dieses Lebensgefühl, also ein und mein Lebensgefühl, das darf halt nicht weggehen. Deshalb fahre ich auch zu meinen Eltern.

Ich darf nicht wieder 'einschlafen' oder abwesend werden usw.
Und ich will Euch das erklären:

Als ich ein Jahr im Ausland war, da hatte ich genau das. Dort bin ich 'abwesend' geworden. Und zwar aufgrund der äußeren Umstände, der (Un-)Möglichkeiten und Situationen. Es war dort ein Selbstschutz, 'abewesend' zu werden.
Abwesend heißt: nach außen was anderes machen, halten, sagen, denken, meinen, als im Innern. Weil der Druck zu groß ist, weil die Last zu groß ist, weil man (in einer Gastfamilie) nicht darüber zu entscheiden hat, wie das Leben funktioniert. Man muß sich anpassen.

Ich habe gemerkt, dass das so ist und dass das quasi 'passierte', aber ich dachte: wenn ich dann in meiner Welt (der welt meiner eigenen Familie usw.) zurück bin, dann würde sich all das ja eh wieder auflösen.
So war es nicht. Es hatte mich verstört, auf eine Art eingeschüchtert und in jedem Falle sehr unselbständig, sehr ängstlich, sehr alleine und auch sehr traurig gemacht.

Es war für mich - ist es noch immer - sehr anstrengend da heraus wieder echten Kontakt zu meiner Familie zu halten und zu pflegen.
Ich hatte das Gefühl bekommen, alles würde sich so schnell auflösen. Liebe, Freundschaften, Verwandte - einfach alles.
Die Welt war ein dunkles etwas und zerissen. Und ich war - durch diesen Prozess des sich zurücknehmens und zurückziehens - zerissen.


Das klingt nun gleich sehr dumm, vielleicht klingt es auch arrogant, aber ich habe den Prozess des 'Zurückkommens' (in doppeltem Sinne) nun einige Jahre lang erlebt und 'durchgenommen':
Das alles war eine sehr lange, und auf eine Art auch 'lebensweise' Geschichte.

Ich hatte nicht die Begabung oder Fertigkeit darüber zu reden. (Dafür war ein Jahr einfach auch zu viel gewesen.)
Ich habe gemalt. Und ich habe mich vertieft in diesen Gemälden. Es war immer ein Kampf, zu schauen, was man in sich trägt (indem man sich vor dem Malen kein Motiv überlegt), es dann auf dem Papier als Bild zu sehen, und sich dann wiederrum dieser ganzen Sache zu stellen, sich quasi damit auseinanderzusetzen.
Beispiel: Ein extrem düsteres Bild. (gemalt im Halb"dellierium", also rein geistes mäßig, keinerlei Drogen oder irgendsowas) Und dann steht man da, wenn es fertig ist, sieht es sich an, und fragt sich: Das fühle ich? Wirklich so schrecklich? Es tut dann nämlich noch mehr weh, als wenn man es einfach nur so in seinem Verborgenen hätte. (Das ist wie wenn man weint, weil man mal anfängt irgendwas trauriges zu erzählen.)

Und so erzählen diese Bilder eben meine innere Geschichte. Das, was in diesem einen Jahr nicht da war. Das, was nicht da sein durfte.

Aber ein höllischer prozess, denn man ist sich dessen nicht bewußt.

Laona

Re: Meine Therapie

#43
Ich würde gerne mehr Leute an meinen Entwicklungen teilhaben lassen. Aber das ist nicht so einfach.
Dennoch werde ich versuchen, bei dieser nächsten Runde da (also wir gehen manchmal noch was trinken) mal so manches von mir (und ES) zu erzählen und auch erklären. V.a. auch erklären, in welchem Stadium des Prozesses ich mich jetzt gerade befinde, einfach damit ich dass Gefühl habe, dass Leute um mich herum wissen. Damit sie wissen, und vielleicht auch mal nachfragen usw.

LG,
Laona

Re: Meine Therapie

#44
Laona hat geschrieben:Hm. (zustimmend)
Da sind halt meine Eltern, die das überhaupt nicht gut finden würden. Aber vielleicht muß ich genau das (dieses 'Hindernis') mutig und entschlossen überwinden, ohne mich als einen Versager oder Lügner (ich kann es meinen Eltern ja nicht sagen bzw. könnte ich nicht) zu sehen, verstehen, fühlen, empfinden.

LG
Hallo Laona,

bist du noch bei deinen Eltern mitversichert?

Das wäre z.B. gleich ein Thema für deine Therapie: Emanzipation von deinen Eltern. Für dich das tun, was du willst, brauchst,...
Es wird in unserem Leben immer Menschen geben, die nicht gut heissen, was wir tun.

Ist auch die Frage, wie deine Eltern reagieren. Meine zB. haben vielleicht skeptisch nachgefragt (nicht in Bezug auf die Therapie, doch bei anderen Themen), aber im Endeffekt haben sie mich tun lassen, was ich wollte.
Wie reagieren deine, wenn du etwas machst, was sie nicht gut heissen?

Was ich mich ausserdem frage, ist: Willst DU wirklich eine Therapie machen? Ich habe beim durchlesen deiner Zeilen manchmal das Gefühl, dass du dir in dir selbst auch noch uneinig und skeptisch bist. Könnte da was dran sein?

Lieben Gruß,

Lebensfreude

Re: Meine Therapie

#45
Hi Lebensfreude,

Du hast im Grunde Recht in und mit allen Diagnosen.

Ich weiß nicht, wie meine Eltern reagieren - habe es noch nie versucht. Ich denke: es wird sich ergeben.

Bin grad noch mit was anderem befasst, kann/ mag deshalb grad nicht näher auf Fragen von Dir eingehen. Habe mich aber über Antwort sehr gefreut!

Laona